Monat: Februar 2017

Bangkok II

Aus unterschiedlichen Ecken haben wir jetzt vernommen, dass zwar die Natur und Kultur in unseren Berichten und Fotos Anklang finden, aber den Großstädten nichts abgewonnen werden kann. Aufgrund des Verkehrs können wir das durchaus nachvollziehen, aber wir genießen die Zeit in den Metropolen immer sehr und sind glücklich, dann vom Großstadt-Flair umgeben zu sein. Vielleicht kann ja dieser Eintrag den einen oder anderen ein bisschen umstimmen, aber möglicherweise ist dafür auch das eigene Erleben notwendig.

Abends in Bangkok angekommen, ließen wir uns am Hauptbahnhof aus dem Bus schmeißen und fuhren mit der Metro zu unserer Unterkunft. Dieses Mal hatten wir uns ein Appartement mit Küchennische gemietet und das war: herrlich. Einfach mal wieder selbst Frühstück zubereiten oder eine banale Brotzeit kredenzen (zwar mit Käse, der nicht im Ansatz so gut ist wie in Europa, aber immerhin). Wir fühlten uns ganz schnell sehr heimisch. Auf dem Fußweg dorthin stolperten wir an dem Restaurant „El Mercado“ vorbei, das wir nach Abladung unserer Rucksäcke gleich aufsuchten. Bei Cidre, Käse und Wurst war das ein schöner Willkommensabend in Bangkok.

Unser zweiter Aufenthalt in Thailands Hauptstadt war tatsächlich von so etwas wie Alltag geprägt. Supermarkt-Einkäufe, Videoabend, Pizzabestellung oder Organisatorisches im Appartement erledigen standen auf dem Plan. Und weil wir jetzt schon fast assimiliert waren, und uns niemand ein Bus-, sondern nur Flugtickets nach Burma verkaufen wollte, besorgten wir unser Ticket wie alle anderen Bangkoker direkt an der Busstation, 45 Minuten außerhalb der Stadt. Per Metro und Boot (à la HVV-Fähre den Fluss Chao Phraya entlang) machten wir in Chinatown Halt und wurden Zeugen von den Verbrennungsritualen der Chinesen an ihrem New Year’s Day, der zu dieser Zeit stattfand. Schon als wir aus der Metro stiegen, fiel uns auf, dass es sehr verbrannt roch und nicht etwa nach grillen, wie durch die überall verbreiteten Foodstalls üblich. Für die Verstorbenen werden sämtliche Dinge verbrannt, die ihnen in ihrer Welt Glück, Wohlstand, Liebe oder was auch immer bringen sollen. Dafür werden kleine Autos, Hemden, Schmuck oder Geld aus Papier gekauft und angezündet. Chinatown war durch die zahlreichen Tonnen (oder wahlweise auf die Seite gelegten Waschmaschinentrommeln), die an jeder Ecke standen und rauchten, in eine ganz besondere Stimmung inklusive dem damit verbundenen Duft gehüllt.

Auf dem Rückweg von der quirligen und trubeligen Busstation liefen wir durch den riesigen Chatuchak-Park, wo es tatsächlich sehr ruhig war – eine angenehme Abwechslung zum sonstigen Bangkoker Verkehrs-Wahnsinn. Hier wurden wir Zeuge des allabendlichen Königshuldigungsrituals: Auf einmal schallte aus den überall installierten Lautsprechern die Königshymne und alle Personen verharrten sofort in ihren Bewegungen. Die Jogger blieben stehen, die Radfahrer stiegen ab und wenn jemand gerade sein Picknick einpackte, wurde die Tätigkeit unterbrochen und es galt stillzustehen. Ein wenig wie ein umgekehrter Stopp-Tanz, allerdings nach nur einem Durchgang bereits beendet. Überrascht wurden wir dann noch von einer Mail von Volker und Veronika, die beide an dem Nachmittag in Bangkok zwischengelandet waren, um nach Burma weiterzureisen. Sie fragten an, ob wir spontan (und innerhalb von einer sportlichen Stunde) mit ihnen essen wollten. Wir sagten zu, mussten nur aufgrund der Distanzen, die dafür zurückzulegen waren, von einer Stunde auf zwei verlängern, aber auch das war für die beiden kein Problem. Also schnell zurück zum Appartement (was etwas länger dauerte bei nur zwei Fahrkartenschaltern und damit zwölf Minuten Wartezeit bis zum Ticket – in einer Bangkoker Metrostation einfach zu wenig), kurz unter die Dusche und zurück in den Skytrain zu einem süßen Restaurant am Fluss, wo wir schließlich aufeinandertrafen. Das Essen war sehr lecker (Paul konnte sogar ein Steak von einer von Hand massierten Kuh essen), der Weißwein sehr gut und danach zeigten Volker und Veronika uns noch ihr imposantes Hotel – eines der besten Häuser am Platz inklusive privatem Flusstransfer per Fähre. Alles sehr geschmackvoll gestaltet.

Weil unser Nachtbus zur burmesischen Grenze am Abfahrtstag um 21:20h losfuhr, Check-out aber um 12h war, tingelten wir den Tag über von Café zu Café, mit einem Zwischenstopp im Park, bevor wir uns abermals zur Busstation aufmachten. Dort kamen wir überpünktlich an, aber dank der neuen Technik, über die wir auch Volker und Veronika so spontan treffen konnten, vertrieben wir uns gut die Zeit beim Radio-Livestream des Pauli-Spiels gegen Stuttgart. Nur das Gegentor in der 84. Minute hätte wirklich nicht sein müssen – mal sehen, ob das mit dem Klassenerhalt noch was wird.