Monat: November 2016

Siem Reap

Zusammen mit ca. 10 Khmer in einem Bus fuhren wir am Morgen nach Siem Reap. Es war alles dabei: eine Familie, die in den USA lebt, ein paar Jüngere und eine heiße Truppe von Senioren, die uns ständig getrocknete Bananen anbot. Beim obligatorischen Stopp ergatterte Paul das beste Club Sandwich seit einem halben Jahr und insgesamt ging es recht zügig in die Tempelstadt. Eingecheckt haben wir in einem Guesthouse, das auf nachhaltigen Tourismus spezialisiert ist und so war es entsprechend Hippie-angehaucht – dennoch eine sehr nette Unterkunft. Eigentlich wollten wir uns erst am nächsten Tag in Richtung Tempel aufmachen, aber weil der Sonnenuntergang beim Kauf des Tickets für den nächsten Tag um 17h for free ist, stiegen wir doch ins Tuk Tuk, fuhren zum Ticketschalter und besorgten uns einen 3-Tages-Pass für die Tempel von Angkor. Schon auf dem Hinweg fing es an zu regnen und das nicht zu knapp. Gut, dass wir unsere Regenponchos aus Vietnam dabei hatten. Auch wenn die Sicht dadurch nicht besser wurde, hatte der Regen einen großen Vorteil: Die Touristenmassen verkleinerten sich schlagartig und sie machten sich schnell auf den Heimweg, sodass wir einen kurzen Augenblick fast allein vor den Türmen von Angkor Wat genießen konnten. Überhaupt war die Stimmung beim Sonnenuntergang im Regen, während die Wolkendecke am Horizont doch aufbrach, ganz besonders schön. Mit diesem Willkommensgruß der Tempel fuhren wir durch den abendlichen Stau in Siem Reap wieder heim.

Am nächsten Tag standen wir um 4:30h auf, um nun den Sonnenaufgang an gleicher Stelle nur mit dem Blick in die andere Richtung zu verfolgen. Mit dem Ticket bereits im Gepäck waren wir glücklicherweise verhältnismäßig früh dran und konnten uns einen Platz in einer der ersten Reihen sichern. Wir wussten ja von dem Touristenansturm, aber es war erstaunlich, wie viele Menschen dann doch überrascht waren, dass soooooo viele andere mit ihnen zum Sonnenaufgang kamen – ein Geheimtipp ist das tatsächlich schon lange nicht mehr. Erfreulicherweise hielten sich in „unserer Ecke“ viele an die Etikette und so wurde uns ein ruhiger, bedächtiger und recht schöner Sonnenaufgang geboten. Um den Massen dann aber zu entgehen, haben wir uns Angkor Wat nicht direkt im Anschluss angeschaut, sondern sind kurz vor dem Aufbruch aller anderen mit dem Tuk Tuk zu einem verlassenen See gefahren, wo wir unser Frühstück aus dem Guesthouse in aller Ruhe und ganz alleine genossen. Die einzelnen Tempel (mit Ausnahme von Angkor Wat) öffnen erst um 7:30h, wir hatten also Zeit. Kurz vor halb acht näherten wir uns dem ersten Tempel gegenüber des Sees und siehe da – sogar fünf Minuten vor der Öffnung durften wir die heiligen Hallen betreten. Nur ein anderes Pärchen war mit uns vor Ort und so hatten wir eine herrliche Stunde in dem kleinen Tempel (fast) ganz allein. Solche Momente sind rar in Angkor, weil Millionen von Touristen pro Jahr die Tempelstätte anpeilen. Dadurch sind auch einige Bauten vom Einsturz bedroht, die dann von Holzgerüsten gestützt werden müssen. Ebenso sind Pfade gebaut worden, auf denen die Besucher durch die Tempel gehen. Auf unserem letzten Besuch 2006 gab es all diese Dinge noch nicht, über die Tempel konnte man sogar klettern. Zudem war die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, zu bestimmten Zeiten mit wenigen Touristen in einem Tempel zu sein. Heute ist das fast nicht mehr möglich. So waren auch wir in den übrigen Tempeln in Begleitung anderer, aber das ändert natürlich nichts daran, dass die alte Stadt weiterhin sehr beeindruckend ist (und wir haben sogar ein Dinosaurier-Mosaik gefunden, woher die vor gut 800 Jahren wohl von den Dinos wussten?) und die benannten Maßnahmen sind notwendig, um die Bauten zu erhalten. Auch die Insektenwelt zeigte sich mal wieder von ihrer großen Seite, nach den Kolibri-großen Faltern in Vietnam gab es diesmal einen gut 20cm langen Tausendfüßler.

Am Nachmittag hatten wir dann auf unserer „small circuit“-Tour genug alte Steine gesehen und fuhren zurück ins Guesthouse. Ziemlich geplättet von der Sonne, den Eindrücken, dem frühen Aufstehen und der Kletterei gab es nur ein kleines Abendessen im Guesthose und dann ging es fix auf’s Zimmer zur Nachtruhe. Am nächsten Tag schliefen wir aus und ließen die Tempel Tempel sein. Das Drei-Tagesticket muss nicht zwingend an drei Tagen hintereinander genutzt werden, gut für Reisende mit großem Zeitbudget. Wir schlenderten ein bisschen durch die Stadt, die zwar größer geworden ist, aber (zumindest wirkte es auf uns so) keine wirklichen Fortschritte macht (wie z.B. Kampot oder Phnom Penh). Der alleinige Wirtschaftsfaktor ist Tourismus, es gibt quasi nur Hotels, Restaurants und Bars. Diese wachsen zwar aus dem Boden, der Rest der Infrastruktur wächst aber nicht mit. Abends wartete ein leckeres Essen beim Franzosen und dann ein Livestream zum Pauli- Düsseldorf-Spiel auf uns. Die mitgeschleppten Stadion-Becher haben leider nichts gebracht, Pauli hat verloren, inklusive Eigentor. Herrje, der Klassenerhalt wird jetzt richtig schwierig.

Das mussten wir mit ein paar Bieren verkraften und so ging es am nächsten Tag erst gegen Mittag zurück in die Tempel, dafür aber mit dem Rad. Diese Art, Angkor zu erkunden, war super: eigenes Tempo, spontanes Anhalten, Flexibilität und die Ruhe, den Dschungel auf sich wirken zu lassen. Als erstes haben wir Angkor Wat genauer unter die Lupe genommen. Die ungewöhnliche Zeit (alle anderen aßen Mittag) bescherte uns auch hier teilweise leere Gänge und ruhige Momente. Wie voll es sonst ist, lassen Schilder erahnen, wie man sie aus Vergnügungsparks kennt: „Ab hier warten Sie ca. 45 Minuten.“ Da ist man froh, einfach vorbei spazieren zu können. Das Wetter hat auch mitgespielt und am späten Nachmittag war die Stimmung in der langsam untergehenden Sonne, besonders im Bayon, ganz zauberhaft. Wir schauten noch einmal kurz den Sonnenuntergang an und bevor es ganz dunkel war, radelten wir nach Siem Reap zurück. Abends waren wir zum Essen wieder mal mit Rob und Liz verabredet, die wir vor ihrem Trip gen Südkambodscha nun zum letzten Mal ihrer Reise gesehen haben. Anfang Dezember fliegen sie nach England zurück, wo wir sie bestimmt einmal besuchen werden.

Am dritten Tempeltag fuhren wir wieder mit dem uns bekannten Tuk Tuk-Fahrer durch Angkor („big circuit“) und besichtigten Tempel, die wir bisher noch nie gesehen hatten. Wie in den Tagen zuvor war es sehr schön und beeindruckend. Doch zugegebenermaßen waren wir mittlerweile ein wenig Tempel-müde und fuhren mit wahnsinnig vielen imponierenden Bildern im Kopf am frühen Nachmittag zurück. Wir mussten auch noch packen, weil am nächsten Morgen der Bus um 7:45h für uns nach Phnom Penh losfuhr. Dachten wir zumindest.

Gegen 1:00h fing Pauls Magen auf einmal zu randalieren und ihm wurde schlecht, was in einer sechsstündigen Brech-Durchfall-Dauerschleife mündete. Eventuell war das die asiatische Rache für das leicht belustigte Beschreiben der Seekrankheit einiger Passagiere auf unserer Überfahrt nach Phu Quoc hier im Blog. Um 8:00h war dieser Kampf erstmal vorbei (die Fahrt nach Phnom Penh hatte Miri längst gecancelt), dafür begann das Fieber, das partout nicht aufhören wollte und sich bei 38°C einpendelte. Am Nachmittag, Paul hatte mutig 2 Cracker gegessen und sich dazu dekadent 3 Schlucke Wasser gegönnt, begann dann wieder die Übelkeit und es stand fest: Wir mussten ins Krankenhaus. In Siem Reap sind so viele Touristen, dass man sich auf eine ordentliche medizinische Versorgung verlassen kann. Wir landeten im Angkor International Hospital, das mit dem renommierten Bangkok Hospital zusammenarbeitet. Die Patientenaufnahme, die Blut- und Stuhlgangtests und erste Sofortmaßnahmen wurden ziemlich rasch durchgeführt und nach 1,5 Stunden stand fest: Paul hatte Amöbenruhr. Weiter stand fest, dass wir über Nacht bleiben sollten, weil er schon so dehydriert war, dass es neben dem Antibiotikum weitere Infusionen geben musste. Nachdem Miri ein paar Sachen aus dem Guesthouse geholt hatte, startete die angekündigte Behandlung allerdings immer noch nicht und das Zimmer durften wir auch nicht beziehen. Der Grund: Zwecks Bezahlung stand eine Antwort unserer Versicherung, mit der wir mittlerweile geskypt und für die wir sämtliche Formulare ausgefüllt hatten, noch aus. Um 22:30h hatten wir genug und fragten, ob es eine Alternative gäbe. Nachdem 500$ Kaution von uns gezahlt wurden, hing Paul sofort am Tropf und wir konnten in das Zimmer. Money rules the world.

Die Nacht war im Vergleich zu der komplett schlaflosen davor besser, aber aufgrund einer sehr lauten AC im Zimmer dennoch unruhig. Paul war zudem ein wenig geschwächt und das Sofa, auf dem Miri schlief, ein bisschen schmal. Aber immerhin gab es dafür keinen Aufpreis. Mehrere NSS- und Antibiotikum-Infusionen später ging es Paul besser und auch die Mahlzeiten musste er nicht wieder erbrechen. Der Doc bot Paul am Nachmittag an, das Krankenhaus zu verlassen und in den folgenden Tagen Tabletten zu nehmen. Das nahm er dankend an. Jetzt musste allerdings noch der Papierkram erledigt werden. Drei Stunden und einige Unterschriften später wurden wir vom Krankhauschauffeur ins Guesthouse gefahren, der wohl in den 850$, die der ganze Spaß gekostet hat (und die von der Versicherung ohne Vorleistung von uns übernommen wurden), inbegriffen war.

Im Guesthouse begrüßte man uns herzlich, ohne Probleme konnten wir unseren Aufenthalt um weitere zwei Nächte verlängern. Der anschließende Tag war sehr ruhig, wir spazierten ein wenig durch Siem Reap und beobachteten kontinuierlich Pauls sich bessernden Gesundheitszustand. Der stellte sich glücklicherweise als stabil heraus, sodass wir die Fahrt nach Phnom Penh mit dreitägiger Verspätung erneut in Angriff nahmen. Jetzt sitzen wir im Bus und sollen in 1,5 Stunden in der Hauptstadt ankommen. Weil wir immer noch ein wenig groggy sind, haben wir ein etwas besseres Hotel gebucht, auf das wir uns sehr freuen.

Phnom Penh I

Noch vor dem Erreichen der Busstation in Phnom Penh schmissen wir uns selbst aus dem Bus, weil wir das Hotel so zu Fuß erreichen und den Tuk Tuk-Fahrern, die bei der Ankunft immer ziemlich nervig sind, entgehen konnten. Von Sonntag bis Dienstag fand das Wasserfest statt, einer der wichtigsten Nationalfeiertage Kambodschas. In den letzten Jahren wurde es ausgesetzt, da es 2010 ein Unglück gab, bei dem ca. 100 Menschen ums Leben gekommen sind (außerdem ist es der Regierung ganz recht, große Versammlungen nicht zu genehmigen – sie könnten ja schnell in Proteste umschlagen. Es wird wohl regelmäßig über die Medien verbreitet, wie schlecht es den Syrern jetzt doch geht, nur weil ein paar Deppen den Aufstand probten und man sich doch vergegenwärtigen sollte, wie gut man es mittlerweile in Kambodscha hat. Im Anschluss daran werden in den Berichten die neusten Waffen der Eliteeinheiten vorgeführt um die Entschlossenheit zu demonstrieren.).

2016 ist das Fest aber wieder erlaubt worden und es wurde bei zahlreichen Straßensperren durchgeführt. Diese dienen dazu, die Massen zu steuern und Präsenz zu zeigen, aber vor allen Dingen Autos und Roller aus den Straßen nahe des Flusses fernzuhalten (was sehr angenehm ist). Beim Wasserfest kommen aus ganz Kambodscha die Leute zusammen und fahren Wettrennen in Drachenbooten (mit bis zu 80 Mann), Dorf gegen Dorf. Am Ende sind gut 400 Boote und 25.000 Paddler in 3 Tagen den Fluss Tonle Sap (der um diese Zeit seine Fließrichtung ändert) rauf und runter gejachtet. Insgesamt sollen ca. 2 Millionen Besucher in Phnom Penh gewesen sein, wieder war das ganze Land auf Reisen und wir mittendrin.

Zwei Tage haben wir das Spektakel inklusive Feuerwerk und beleuchteten Schiffen bestaunt, am letzten Festtag sind wir aber in ruhigeren Gegenden der Stadt geblieben. Zufällig lag unser Hotel 200m entfernt von dem Haus, in dem Miri 2006, als sie hier gearbeitet hat, wohnte. Im Vergleich zu damals ist drum herum ein neues Viertel entstanden. Viele NGOs sind dorthin gezogen, was Restaurants, Bars, Supermärkte usw. mit sich bringt. Das gab es vor 10 Jahren alles nicht. Überhaupt wird in Phnom Penh wahnsinnig viel und hoch gebaut. In den letzten 5 Jahren haben sich die Quadratmeterpreise für Wohneigentum teilweise vervierfacht. Gleichzeitig kann man in den Zeitungen lesen, dass der Wohnungsmarkt gesättigt ist und die Neubauten nun alle Hotels werden sollen. Mal sehen, wohin das noch führt.

Im Allgemeinen ist das Kostenniveau in Phnom Penh relativ hoch. So hat die neu entstandene Mittelschicht, trotz eines Einkommens von ca. 1.500$ (bei double income und entsprechender Ausbildung) kein Geld für große Sprünge. Da die Bedürfnisse nach Flat-TV, Roller/Auto, Laptop etc. trotzdem da sind, wird fast alles über Mikrokredite finanziert. Dennoch hat es Spaß gemacht, das neue Viertel zu entdecken und sich durch die Straßen treiben zu lassen. Ein Besuch des Russian Markets (wo so gut wie kein Handeln mehr möglich ist und die Preise extrem angezogen haben) und bei der Familie, bei der Miri gewohnt hat, durften natürlich nicht fehlen. Aus den geplanten 15 Minuten wurde dort eine Stunde und als Geschenk bekamen wir eine STAUDE Bananen. Man hielt uns wohl für Minions. Auch ein Treffen mit einer ehemaligen Kollegin von Miri hatten wir arrangiert. Um 8h morgens mussten wir dazu in einem Khmer-Restaurant zum Frühstück aufschlagen und dann haben wir mit 4 Kindern, dem Schwager und Sok Kunthy (Kollegin) asiatische Suppen gegessen. Sehr local und sehr lustig. Wie einige schon auf Facebook gesehen haben, gab es natürlich manchmal kleine sprachliche Schwierigkeiten (so wurde Paul einfach mal fix zu Mr. Poll). Unsere To-do-Liste für Phnom Penh, auf der viele Orte stehen, die insbesondere Miri wiedersehen mag, ist sehr lang. Dabei sparen wir schon die allgemeinen touristischen und kulturellen „Highlights“ aus, weil wir diese bei vorherigen Reisen des Öfteren besucht haben. Dadurch sind die Tage zwar voll, aber es wird trotzdem nicht stressig.

Am letzten Tag bemerkten wir beim Frühstück, dass wir uns noch gar nicht um die Visa für Laos und Burma gekümmert hatten. Dies wollten wir bei unserem nächsten Aufenthalt in Phnom Penh machen, doch wurde uns gewahr, dass es pro Visa 3 Werktage dauert, wir aber übers Wochenende wiederkommen wollten und unser zweiter Aufenthalt dann in der Konsequenz sehr lang werden würde. Also: ab zur Laotischen Botschaft, was war zeitlich noch möglich? Siehe da: Es gibt Expressvisa (10$ Aufschlag). 20 Minuten später wanderten wir glücklich mit den neu erstandenen Visa zurück ins Hotel, um dort ein bisschen über Laos zu lesen und festzustellen, dass man mittlerweile an jeder Grenze Visa on arrival bekommt…

Am letzten Abend besuchten wir noch einen der neuen Supermärkte, kauften Käse, Wein, Oliven und frisches Körnerbrot und machten uns ein „französisches Abendbrot“ auf dem Balkon.

Kampot

Vor dem Einstieg ins Boot, das uns zurück auf das Festland Vietnams bringen sollte, standen zu unserer Überraschung auf einmal Liz und Rob hinter uns, mit denen wir auf der sehr ruhigen Fahrt an Deck einen kleinen Plausch halten und uns über unsere Tage auf Phu Quoc austauschen konnten. Die beiden wollten auch nach Kampot. Nach 1,5h legten wir in Ha Tien an, wo sich unsere Wege wieder trennten, denn die beiden hatten nicht wie wir ein Ticket direkt bis nach Kampot gebucht und wurden entsprechend in einen anderen Bus verfrachtet. Nachdem wir drei Mal im Kreis gefahren sind, um andere Touris ein- und wieder auszuladen, wurden wir an einer Travel Agency herausgeschmissen, wo wir wiederum 2 Stunden auf die Weiterfahrt zur Grenze warten mussten, derweil wir uns mit griechischem Salat (!) und Thunfischsandwich stärken konnten.

Noch in Phu Quoc hörten wir wilde Geschichten über den Grenzübergang nach Kambodscha, inklusive Gepäckaus- und -einräumung, Gesundheitscheck, Bestechungsgeld an diversen Stellen usw. Im Verhältnis dazu lief unser Länderwechsel allerdings harmlos ab. Auch wir kamen um 7$ Extragebühren an die Travel Agency nicht herum, aber Dank des Impfausweises und ein paar Worten auf Khmer wurde uns der Gesundheitscheck erspart, wir mussten keinerlei Gebühr für das Ausfüllen des Gesundheitspasses bezahlen und unser Gepäck hat absolut niemanden interessiert. Wir kennen nur den nördlichen Grenzübergang zwischen Kambodscha und Thailand und im Vergleich dazu war die Grenze hier im Süden friedlich, ruhig und sehr leer. Warten mussten wir dann auf zwei Damen, die auf eigene Faust versuchten, ohne Extragebühr das Visum zu bekommen. Nach lauten Auseinandersetzungen hatten sie schließlich keine Wahl, zahlten den Aufpreis und gesellten sich ca. 40 Minuten später in unseren Bus.

Kambodscha hatte uns nun wieder! Und es ist ganz fantastisch, hier zu sein!

Als wir Kampot erreichten, mussten wir feststellen, dass sich dieses Örtchen seit unserem letzten Aufenthalt 2013 sehr positiv entwickelt hat. Viele alte koloniale Gebäude wurden und werden restauriert, es ist extrem sauber und ruhig und die Straßen sind gut ausgebaut. Nach dem Bezug unseres Hostels (diesmal ganz spartanisch ohne AC und Warmwasser) genossen wir in einer uns bekannten Bar am Fluss den sehr schönen Sonnenuntergang bei erfrischenden Cocktails. Am nächsten Tag fuhren wir mit einem geliehenen Motorbike in den nahegelegenen Nationalpark und auf die Bokor Hill Station, die wir bisher stets ausgelassen hatten. Die Straße schlängelte sich in Serpentinen durch Dschungellandschaften auf 1.050m Höhe (für Rolf wäre es ein Fest gewesen), wo es dann auch ziemlich kühl wurde. Ziel war ein Wasserfall, der sich zwar ganz nett anschauen ließ, der Weg dahin war letztlich aber imposanter und spannender. Und nicht nur Kampot wird gut ausgebaut, sondern auch die umliegenden Straßen. Vom Asphalt hätte es sich ebenso um eine deutsche Landstraße handeln können, nur der Wildwechsel besteht hier aus Affen und nicht aus Dammwild.

Zurück in Kampot tigerten wir wieder zu der benannten Bar, weil wir uns dort um 17h mit Rob und Liz, die nun auch erfolgreich hier angekommen waren, zum Sunset-Cocktail verabredet hatten. Der darauffolgende Tag war sehr ruhig. Nach einem gemütlichen Morgen-Kaffee entspannten wir auf unserem Balkon, erledigten ein paar E-Mail-To-Dos und landeten in einer Tapasbar, wo Miri (endlich mal bei einem Rotwein) weiteren Orgakram bewältigte. Bei wunderschönem Mondschein spazierten wir ins Hostel zurück. Kampot hat es sehr gut mit uns gemeint.

Um 10:30h am nächsten Tag, um genau zu sein: um 10:50h – hier zeigen sich nun endlich die wahren asiatischen Abfahrtszeiten, wurden wir vom Bus abgeholt, um nach Phnom Penh zu fahren. Bisher hatten wir immer „one person, one seat“, aber auch das änderte sich nun. Gemeinsam mit zwei Khmer nahmen wir Platz auf 3 Sitzen, deren Rückenlehnen senkrecht standen, damit dahinter noch Platz für Gepäck war. Dies ist auf einer Fahrt von vier Stunden irgendwann doch ein bisschen unbequem. Aber was soll’s: das ist Asien und das kennen wir ja auch zu genüge (und irgendwie haben wir es auch ein bisschen vermisst).

That’s Vietnam

Was noch zu Vietnam gesagt werden muss und bisher noch nicht untergekommen ist:

  • Von Asien sind wir gewohnt, dass man immer mindestens 15 Minuten, eher 30 Minuten zu spät vom Bus abgeholt wird. Nicht in Vietnam: Dort war der Bus immer mindestens 15 Minuten, manchmal auch 30 Minuten FRÜHER da. Pünktlichkeit at its best.
  • Der extrem dichte Verkehr in den größeren Städten und vor allem das wahnsinnige Hupen der abertausenden Motorbikes gehören hier einfach zur Tagesordnung.
  • Dennoch: Freilaufende Hühner stört dieser Verkehr auf den Straßen auch in Saigon keineswegs.
  • Es gibt unzählig verschiedene Begriffe für „Suppe“, dazu hat jede Region ihre Spezial-Suppe, „always the best soup in Vietnam“ – of course.
  • Krebsessen, das sehr oft empfohlen wird, lohnt sich eher nicht. Zuviel Aufwand für zu wenig Fleisch.
  • Dem Prinzip Vor-, Haupt- und Nachspeise wird dadurch Rechnung getragen, dass die einzelnen Bestellungen immer nacheinander kommen und man die Hauptgerichte selten gemeinsam genießt.
  • Nenne das Südchinesische Meer niemals „Chinese Sea“, wenn böse Blicke der Vietnamesen vermieden werden sollen.
  • Rolf hat es hier auch bei 32°C immer mal wieder gefröstelt (fingers crossed in Hamburg).
  • Grischa tat gut daran, sein neues Telefon zu Hause zu lassen, um es nicht zu verlieren, und stattdessen ein älteres Gerät mitzunehmen, weil er es gleich am zweiten Tag schaffte, seine Kreditkarte zu verbummeln. Wir haben aber sehr gut als Privatbank funktioniert und kennen nun Grischas Reisebudget. Randnotiz: Wenn Grischa nicht mit sechs wachsamen Augen unterwegs gewesen wäre, hätten Vietnams Restaurants und Bars mindestens noch seine Kamera und Brille einbehalten.

Phu Quoc

Vor der Abfahrt der Schnellfähre frühstückten wir schnell ein paar Schokopops (auch am Tag vorher bei Coop erstanden – Planung ist alles) aus Minitassen. Auf dem Schnellboot waren die Sitze zugewiesen und auch sonst ähnelte das Interieur eher einem Zug oder Flugzeug. Ganz Vietnam-like wurden aber auf großen Bildschirmen in voller Lautstärke Soaps und Spielshows gezeigt. Die See war nicht sonderlich unruhig, ein bisschen geholpert hat es aber schon, als das Boot mit voller Geschwindigkeit durch die Wellen pflügte. Zumindest so doll, dass es ca. 10% der an Bord befindlichen Asiaten auf den Magen schlug. Nun machte sich die schlechte Toilettensituation bemerkbar (2 Stück für 370 Passagiere). Von den uns zugewiesenen Plätzen konnten wir in der letzten Stunde der ca. 2,5 Stunden langen Fahrt eine wahre asiatische Kotzofonie bewundern – von dort hatten wir den besten Blick auf die Toiletten. Es wurde verzweifelt an Türen gerüttelt, sich brüderlich zu viert ein Mülleimer geteilt oder ganz professionell ein kleines Tütchen nach dem nächsten gefüllt. Paul fühlte sich sehr an die Blaubeerkuchenwettessen-Szene aus „Stand by Me“ erinnert.

Auf der Insel angekommen nahmen wir erst einmal den Bus nach Duong Dong, der einzig wirklichen Stadt auf der Insel. Von dort aus geht es die Küstenstraße entlang nach Norden und Süden und ein Hotel und/oder eine Baustelle reiht sich an das/die nächste. Wir stiefelten Richtung Süden los und suchten nach einer Unterkunft. Schnell mussten wir feststellen, dass die Strandseite (wenn es denn überhaupt Zugang zum Strand gab) weit von unserem Budget entfernt war und dass im Allgemeinen ein Doppelzimmer unter 30$ fast nicht zu bekommen war und wenn in einem erbärmlichen Zustand (zumindest für den Preis). Am Ende fanden wir dann doch – etwas versteckt und abseits – ein recht neues Hotel mit Pool und tollen Zimmern, das unsere Reisekasse nicht allzu sehr sprengte. Unser Domizil wurde also bezogen und das obligatorische Mückennetz aufgebaut. Das passiert mittlerweile in einer schlafwandlerischen Sicherheit, egal, welche (Befestigungs-)Voraussetzungen das Zimmer hierfür bietet.

Am ersten Tag schauten wir uns den Strand an, spazierten ein wenig durch die Gegend, stemmten ein paar Gewichte im Gym des Hotels und aalten uns auf unseren Liegestühlen am Pool. Mit dabei die Vorfreude auf den nächsten Tag, an dem wir endlich wieder tauchen wollten.

Als wir morgens von Gewittergrollen gegen 6:00h geweckt wurden, es Bindfäden regnete und die Prognose keine Änderung in Aussicht stellte, buchten wir unseren Tauchtrip kurzfristig auf den nächsten Tag um und fielen noch einmal in die Federn. So sollte sich unsere lange Suche nach einem schönen Hotel bezahlt machen, da wir den Tag nur dort verbrachten. Es standen also wieder Fitness und planschen im Regen auf dem Programm.

Am Montag ging es dann, bei herrlichstem Sonnenschein, um 7:30h auf das Tauchboot. Aufgrund der Vorsaison wurde nur der Norden der Insel angesteuert, mit Tauchtiefen nicht über 10m, zum Wiedereinstieg perfekt und für die Nerven eigentlich auch (dazu später mehr).

Nach dem obligatorischen Briefing sprangen wir ins gar nicht so kühle Nass (angenehme 29°C), Luft aus dem Jacket und runter ging’s. Die Sicht war aufgrund des Regens am Vortrag mit 4-6 Metern und bei beschlagener Brille so um die 2 Meter eher bescheiden, trotzdem war es ein super Tauchgang und die 45 Minuten unter Wasser vergingen wie im Flug (finde den Fisch auf dem 3. Tauchbild). Einen weiteren Tauchgang später relaxten wir um 15:30h bei einem kühlen Bier schon wieder am Pool. Als wir beim Abendessen waren, fingen Pauls Hände und Arme an zu kribbeln und einzuschlafen, dies hatte er auch auf Ko Tao 2013 schon nach dem Tauchen gehabt, nur nicht so stark. Und noch wichtiger: damals ohne Google in Reichweite. Als er diesmal die Symptome googelte, war nur eine Diagnose möglich: Dekounfall mit nahem Tod oder zumindest schweren neuronalen Schäden. Etwas beunruhigt (zumindest Paul) sind wir zur Tauchschule zurückgegangen, die sich glücklicherweise direkt neben dem Restaurant befand, in dem wir zu Abend aßen. Aufgrund den geringen Tiefen wurde dort ein Dekounfall so gut wie ausgeschlossen und eigentlich beruhigend vermittelt, dass es bei dem Wetter (keine Wolke am Himmel) wohl eher ein leichter Sonnenstich und Überanstrengung sind. Zur Sicherheit bekamen wir für eine Verschlimmerung der Symptome die Nummer vom Chef der Tauchschule und des Krankenhauses mit. Nur leicht beruhigt ging es danach ins Bett. Am Morgen war zwar das Kribbeln auf der rechten Seite weg, die linke Seite war aber völlig verspannt – wohl eine Mischung aus Stress, den 3 Sätzen à 15 Wiederholungen mit 40 KG beim Bankdrücken (man wird älter) und einer unruhigen Nacht. Als Konsequenz gab es für Paul aber nur noch einen Tauchgang und nicht deren zwei (wie für Miri). Trotz des von Miri auferlegten Googleverbots brachte Paul die nächsten zwei Tage alle Wehwehchen mit einem vielleicht doch vorhandenen Dekounfall in Verbindung. Um trotzdem noch etwas Entspannung zu bekommen, verlängerten wir unseren Aufenthalt um 2 Tage, in denen nichts getan wurde, außer Strandbesuche und ein paar Bahnen-Ziehen im Pool.

Phu Quoc an sich ist eine schöne Insel, allerdings ist der Strand schon sehr vermüllt und die Hotels kümmern sich exakt nur um ihren eigenen Strandabschnitt. Es wird unglaublich viel gebaut und es existiert kein wirkliches Zentrum, es verläuft einfach alles an der Küstenstraße. Es gibt wahnsinnig viele russische Touristen (die sehr wenig englisch und natürlich gar kein vietnamesisch sprechen), so dass einige Speisekarten nur auf russisch waren, wie wir es bisher nur von Berichten aus Na Thrang kannten. Insgesamt war Phu Quoc sehr schön, eigentlich genau richtig zum Entspannen (abgesehen von Pauls Deko-Trauma) und wir hoffen, dass die Insel nicht zu einem Mallorca mit Ballermann verkommt – die ersten Anzeichen sind leider schon sehr ersichtlich.

Rach Gia

Obwohl der Rezeptionist in Tra Vinh fast kein englisch sprach, hat es irgendwie geklappt, dass wir ihm noch abends unseren Reiseplan inklusive Taxi-Notwendigkeit zum Busbahnhof verklickern konnten und am nächsten Morgen um 6:00h klopfte er an unsere Tür, um auch sicherzugehen, dass wir bald auschecken. Gesagt, getan. Wir packten schleunigst zu Ende, sprangen ins Taxi zum Busbahnhof, hüpften schnell in den Bus und ab ging es nach Rach Gia (das [Yak Ya] ausgesprochen wird – das herauszufinden war nicht ganz einfach). Ohne Stoßdämpfer, mit vielen Vietnamesen, keinen anderen westlichen Touristen, aber einem laut krähenden Hahn im Karton (was eigentlich das Gleiche ist wie Touris) ging es innerhalb von 5 ½ Stunden nach Rach Gia.

Zu unserer Überraschung waren wir so pünktlich, dass wir sogar noch die Fähre nach Phu Quoc um 13h bekommen hätten. Weil wir aber nicht gut und nur kurz geschlafen hatten und wir auf der Fahrt ordentlich durchgeschüttelt wurden, blieben wir über Nacht in dem Ort in einem sehr netten Hotel in der Nähe des Piers. Dort wurden sogar 8 Taxifahrten pro Tag in die Stadt für die Gäste angeboten, die wir für einen Restaurantbesuch auch gleich nutzten. Wir wurden zwar nicht vor dem von uns gewünschten Lokal abgesetzt, aber so spazierten wir ein bisschen weiter, um es zu Fuß ausfindig zu machen. Vier Versuche, ein geöffnetes, noch existierendes oder mit Essen ausgestattetes Restaurant zu finden später, suchten wir erneut einen Coop auf und statteten uns für den Rest des Tages mit Brot, Kiri und Dosenthunfisch aus. Unser Abendessen konnten wir dann immerhin bei einem schönen Sonnenuntergang auf dem Balkon genießen. Es ging dann früh ins Bett, um 8:00h am nächsten Morgen wartete schon wieder die Fähre nach Phu Quoc auf uns.

Die meisten Touristen kommen per gebuchter Tour aus Saigon in das Mekongdelta, nächtigen dann in einem der zahlreichen Resorts, werden von A nach B begleitet und sind nur selten autark hier unterwegs. Die Konsequenz daraus ist, dass sich keine andere touristische Infrastruktur als diese in der Gegend entwickelt, was wir schon in Ben Tre und Tra Vinh bemerkt haben. Für Individualtouristen ist es hier nicht ganz einfach, wie überall sonst in Vietnam zu reisen: es gibt wenig bis keine Restaurants, fast niemand spricht ein paar Wörter englisch, die Verkehrsanbindungen sind nur über Umwege herauszufinden und das Streckennetz ist schlecht ausgebaut. Alles nicht schlimm, aber wir hatten es anders erwartet. Mal sehen, was Phu Quoc für uns bereithält.