Kategorie: Kambodscha

That’s Cambodia

Auch für Kambodscha gibt es Punkte, die noch erwähnt werden müssen, weil sie vorher keinen Platz bekommen haben:

  • Die Autos und Motos parken, wo immer sie Platz finden und damit schlimmer als in Eppendorf. Jeder nimmt sich den Raum, den er in dem Moment für sich braucht. Allerdings: Das Fußvolk ist nicht anders und wenn eine Hochzeit gefeiert wird, baut man das Zelt direkt auf der Straße vor dem Haus auf – ganz egal, ob sie befahren ist oder nicht. Die Autos müssen dann sehen, wie sie die Festgesellschaft umfahren. Oder aber die Ernte muss getrocknet werden. Dann heißt es: Matten ausbreiten – auch auf größeren Landstraßen –, Früchte darauf verteilen und warten, bis die Sonne ihre Arbeit getan hat. Umfahren ist für alle Pflicht.
  • Bei Schulschluss (oder in der 2-stündigen Mittagspause) herrscht Verkehrschaos. In Phnom Penh sind es wieder die Eppendorf-gleichen SUV-Mamis, die alles blockieren, damit der rundliche Nachwuchs auch sicher nach Hause kommt. Auf dem Land sind es Hunderte in Schuluniformen gesteckte Kinder, die die Landstraße (so etwas wie Gehwege gibt es nicht) auf ihrem Heimweg zu Fuß, auf dem Rad oder Mofa verstopfen.
  • Die Küche ist eher bescheiden. Es gibt in der Regel Reis mit einem Stück Fleisch, das alles vom Tier sein kann, kaum gewürzt ist und sehr, sehr lange auf dem Grill lag. Die Khmer bedienen sich zurückhaltend der Gewürze, die ihre Nachbarn gekonnt einzusetzen wissen.
  • Im Gegensatz zu Vietnam sind die Supermärkte hier spitzenmäßig ausgestattet. Neben frischem asiatischen Gemüse findet man (fast) alles, was das Westler-Herz begehrt und so liegen hier anstatt von Flug-Mangos Flug-Philadelphia-Packungen im Regal. Weil aber eben diese Produkte auch extrem teuer sind (500ml Häagen-Dasz-Eis kosten 16,50$, für ein normales Glas Nutella werden 14,50$ verlangt), haben sich unsere Supermarkt-Besuche extrem in Grenzen gehalten.
  • Wenn man einen Arzt sehen möchte, der englisch kann (oder zumindest so tut), kostet das erstmal 90$. Die eigentliche Behandlung kommt dann noch on top.
  • Der Minibus ist erst voll, wenn beim Reinstopfen irgendwo wieder etwas herausfällt. Ein- und ausgeladen wird sowieso überall und so ziemlich alles: Pakete, Menschen, Geld, Säcke mit Muscheln, Tiere, Früchte und Motorräder.
  • Es war ganz wunderbar, wieder hier zu sein!

 

 

Banlung

Die neue Straße nach Banlung ist erst diesen Frühling fertiggestellt worden, vorher war eine direkte Fahrt zwischen Sen Monorom und Banlung mit dem Auto gar nicht möglich. Mit dem Crossmotorrad dauerte sie zwischen 2 und 4 Tage, je nach Talent und Wetterbedingungen. Die alte Straße existiert aber noch – wer also mal ein bisschen Abenteuer sucht, wird auch glücklich. Wir sind dann doch mit dem Bus gefahren und konnten nach 3 Stunden in unserem neuen Guesthouse einchecken. Von unserer telefonischen Reservierung vom Vortag wusste man nichts, eine schöne Hütte haben wir trotzdem bekommen. Es ist eine sehr entspannte Atmosphäre hier im Guesthouse. Bezahlen? Später. Was zu trinken? Bitte aus dem Kühlschrank nehmen und Bescheid geben. Ihr wisst nicht, wie lange ihr bleibt? Kein Problem, wir blocken die Hütte. Ihr wollt einen Roller leihen? Wir hängen den Schlüssel an die Rezeption, nehmt ihn euch einfach. Ausweis? Nee, brauchen wir nicht.

Am Ankunftstag haben wir nur ein bisschen entspannt und überlegt, wie es weitergehen soll. Unser Visum hatte nur noch 3 Tage Gültigkeit und die Frage war, ob wir einen Tag Puffer einplanen. Wir sind dann zu dem Schluss gekommen, dass man Puffer am besten mit Apfelmuss isst und haben uns dazu entschieden, das Visum auszureizen.

Am nächsten Tag ging es auf eine Dschungel-Tour. Miri hatte dem Tourorganisator (Mr. Smey) gesagt, dass sie sich mal wieder auspowern möchte und dies wurde wohl weitergegeben. Nachdem wir 30 Minuten per Moto über rote Sandpisten pflügten, hielten wir in einem Dorf und unser Guide wurde uns vorgestellt. Der Vorteil der Trockenzeit: Die lehmigen Straßen sind durch den Regen nicht seifig und spiegelglatt. Der Nachteil: Sie sind knochentrocken und staubig. Das Englisch des Guides war spärlich (das wussten wir aber schon vorher, er sollte uns ja nur gut durch den Dschungel bringen), aber sein Trekking-Tempo hoch. Dicht am Laufschritt ging es los Richtung Dschungel. Erst über Maniok- und Sesam-Plantagen, durch Gestrüpp und Flussläufe und dann wechselten sich Dschungelabschnitte mit gerodeten Landschaften ab. Bis dann endlich nur noch Wald um uns war. Die Wege waren verschlungen und Büsche und Sträucher kratzten an Armen und Beinen. Zwischendurch hörte man immer wieder Motorsägen heulen. Einige Khmer dringen auf ihren Motos tief in den Wald ein, fällen und zerlegen dort einzelne Bäume und schaffen diese auf den Motos wieder heraus. Laut unserem Tourorganisator ist dies kein großes Problem, da meist nur für den Eigenbedarf gefällt wird. Ein ganz anderer Schnack ist es, wenn große Unternehmen dahinterstehen, dann wird der Wald komplett hektarweise vernichtet.

Auf dem ersten Abschnitt unserer „Lauferung“ waren die einzigen Tiere, die wir zu Gesicht bekamen, ein paar wilde Hunde, die plötzlich aus dem Unterholz sprangen und uns ankläfften, aber von unserem Guide mit dem Stock im Zaum gehalten wurden. Nach guten zwei Stunden erreichten wir einen sehr kleinen Wasserfall, in dessen Becken wir ein erfrischendes Bad nehmen konnten. Danach gab es kalten Bratreis und schon ging der wilde Lauf wieder los. Zurück nahmen wir eine andere, etwas längere Route, die sich lohnte. Nach ca. einer Stunde wurde unser Guide etwas langsamer und sehr aufmerksam. Wir erwarteten schon die nächste Hundeattacke (ca. 5 Minuten vorher gab es entferntes Gebelle), aber zu unserem Erstaunen zeigte er plötzlich hoch in die Baumwipfel. Entweder hatten wir eine Affenfamilie aufgeschreckt oder sie suchten nach dem Kokosnussdieb. Wie auch immer – wir sahen eine ganze Horde von Gibbons (glauben wir, am Ende haben wir vergessen zu fragen, was für Affen da so ein Theater gemacht haben), die in den Baumwipfeln kletterte, sich von Ast zu Ast, Baum zu Baum schwang und sprang und ab und an mal rumbrüllte. (Wer als erstes den Affen auf dem viel zu leichten Suchbild findet und im Kommentar beschreibt, wo genau, bekommt eine Postkarte – weder Miri noch Paul noch der Guide zählen als Affen.) Nach 10 Minuten war dann der letzte Affe aus unserem Sichtfeld entschwunden und wir wollten uns gerade wieder auf den Weg machen, als ein Reh entlang unseres Pfades hüpfte. Leider ging das Ganze so schnell, dass wir nicht in der Lage waren, ein Foto zu schießen. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Schweinehirsch (Hog Deer). Nach diesen Erlebnissen liefen sich auch die restlichen 2 Stunden einfach und die am Ende der Wanderung wieder näher der Zivilisation auftauchenden, domestizierten Baby-Schweine/Hunde/Enten/Ziegen/Büffel konnten kaum unser Interesse wecken. Erschöpft, aber glücklich erreichten wir gegen 17:00 Uhr wieder unser Guesthouse und Mr. Smey (der hier ständig rumhing) lächelte nur und sagte: „You will have a good sleep tonight“. Er sollte Recht behalten.

Am nächsten Tag machten wir uns mit dem Roller auf, die Umgebung auf eigene Faust zu erkunden. Oder vielmehr die Sehenswürdigkeiten von Banlung mit dem eigenen Gefährt anzufahren. Da Mr. Smey uns irgendwie ins Herz geschlossen hatte (nach unserer Dschungeltour setzten wir uns noch für 2 Stunden zusammen in das Guesthouse-Restaurant und redeten über die positiven und negativen Veränderungen in Banlung im Speziellen und in Kambodscha im Allgemeinen), durften wir seinen relativ neuen privaten Schaltroller (der hatte erst knapp 3.500km runter und der Tacho funktionierte) haben und konnten so seine auseinanderfallenden Automatik-Mietroller links liegen lassen (wir haben andere Touris getroffen, denen auf den von Schlaglöchern übersäten Nebenstraßen die Verkleidungen von den Rollern fielen). Als erstes ging es zu einem Kratersee, dessen Entstehung noch nicht ganz geklärt ist. Die wohl wahrscheinlichste Variante ist ein Meteoriteneinschlag vor langer Zeit. Das Wasser ist kristallklar und der See umgeben vom Dschungel. Wir genehmigten uns ein ausgiebiges Bad, bevor wir den ersten Wasserfall ansteuerten. Dieser fällt gute 30 Meter über einen Vorsprung und man kann einmal hinter dem Wasserfall durchlaufen. Miri entschloss sich, ihre bisher größte Dusche zu nehmen und kletterte in das herabfallende Wasser. Schön war, dass wir hier ganz alleine waren, denn in Banlung tummelten sich an die 30 Touristen, sodass man an den Hotspots meist nicht alleine war. Als nächstes folgte (welch Überraschung) wieder ein Wasserfall, nicht ganz so spektakulär, aber mit großem Becken, in das Miri natürlich prompt hineinhüpfte. Da der Rückweg doch etwas länger war und aufgrund der Straßenverhältnisse auch nicht besonders schnell vonstattengehen konnte, wurde der letzte größere Wasserfall nicht besucht, sondern der Heimweg angetreten. Entlang eines herrlichen Sonnenuntergangs ging es auf der staubigen Piste durch Dörfer zurück in die Stadt.

Nachdem wir gepackt und gegessen hatten, tranken wir noch einen Abschiedslongdrink auf der Terrasse des Guesthouses. Gegen 22:00 Uhr tauchte nochmal Mr. Smey auf und schlug vor, mit ihm eine Reiswein-Tour durch die Bars der Stadt zu machen. Da es am nächsten Tag aber um 7:00 Uhr nach Laos gehen sollte, dies eine lange Reise werden würde und das Verschieben des Aufbruchs nicht drin war (wer braucht schon Puffer), lehnten wir schweren Herzens ab. Mr. Smey setzte sich dann noch für eine Stunde zu uns und der Abend wurde auch so sehr schön. Am nächsten Morgen ging es dann früh los und wer stand am Bus? Mr. Smey – mit 2 Flaschen selbstgebranntem Reisschnaps. Nachdem er uns das Versprechen abgenommen hatte, zusammen wiederzukommen („only Miriam, not good, only Paul, not good, only together is good“) und eine längere Crossmotorradtour mit ihm zu machen, bei der er uns das wahre Kambodscha zeigt, konnten wir mit dem Reisschnaps im Gepäck Richtung Laos aufbrechen.

Sen Monorom

In Vietnam haben wir gelernt, dass es stressig sein kann, wenn die Busse 15 Minuten vor der angekündigten Abfahrt vor der Tür stehen. In Kambodscha merken wir wieder, dass verspätete Busse zwar keinen Stress auslösen, dennoch sehr nervig sind. Vor allen Dingen, wenn man ab 6:20h wartet und es dann erst um 7:00h endlich losgeht.

Auch wenn wir uns wiederholen, müssen wir noch einmal die Entwicklung des Landes ansprechen. Letztes Mal als wir von Phnom Penh nach Sen Monorom gefahren sind – zugegeben: dies war vor 8 Jahren – hat der Trip 2 Tage gedauert mit Zwischenstopp in Kratie. Allein die Tour aus Kratie nach Sen Monorom hat damals einen Tag gedauert. Wir sind anno dazumal mit einem Pick-Up über eine rote, matschige Piste geeiert, teilweise mit blockierenden Reifen die Abhänge auf Flüsse zugerutscht und wir mussten bei steilen Anstiegen raus aus dem Wagen und zu Fuß hoch, um das Auto zu entlasten. Heute ist man sechs Stunden mit dem Minibus auf Asphaltstraßen unterwegs und landet in einem Ort mit mehr als zwei Guesthouses.

Untergekommen sind wir etwas abseits der Stadt in der Nature Lodge. Auf einem leicht abfallenden Gelände sind hier um die 20 Hütten auf Stelzen verstreut. Diese bestehen eigentlich nur aus einem Bett und einem kleinen „Badezimmer“. Zwischen den Hütten laufen Kühe und Pferde herum (streicheln auf eigene Gefahr). Mehr Bio-Fleisch geht nicht. Dass so ein Bioleben, besonders für kleineres Getier, auch seine Tücken hat, wurde uns praktisch dargeboten. Ein Huhn wurde aus einem Gebüsch attackiert und ließ einige Federn. Pech für das Huhn, Glück für uns: Wir konnten eine Bengalkatze in Aktion sehen. Das wäre dem Huhn bei Wiesenhof nicht passiert. Hier herrschte also eine eigentlich sehr entspannte und naturnahe Umgebung. Dies bewiesen uns auch der Frosch am Moskitonetz (den wir zwar raussetzten, der uns am nächsten Tag aber an selber Stelle wieder begrüßte), eine über Handteller große Spinne vor der Hütte, eine etwas kleiner als Handteller große Spinne, die nachts das Bad bewachte, sowie ein Gecko, der immer pünktlich um ein Uhr nachts geräuschvoll den Mülleimer untersuchte.

An unserem Ankunftstag organisierten wir noch einen Roller in der Stadt, den wir erst zum Morgen des Abfahrtags zurückbringen mussten.

Mit diesem machten wir uns am nächsten Morgen auf zum wahrscheinlich spektakulärsten Wasserfall Kambodschas (laut Guesthouse). Auch hier (was letztes Mal eine Tagestour war, bei dem Matschpfützen in Tennisplatzgröße durchquert werden mussten und wo nicht selten der Roller bergauf geschoben wurde, um überhaupt vorwärts zu kommen) war diesmal eine schöne, glatte, geteerte Straße an nur einem Vormittag zu erledigen. Manchmal ist das ein bisschen schade, aber das Land wird eben mit uns zusammen älter. Der Ausflug war wirklich schön und es war gut, um drei Uhr wieder im „Hotel“ zu sein, denn 5 Minuten später fing es erst einmal für 2 Stunden ordentlich an zu regnen. Nach dem Schauer wurde noch kurz losgedüst, um den höchsten Aussichtspunkt der Stadt zu erkunden. Leider sah man neben dem erwarteten Urwald von oben auch viel abgerodete und mittlerweile brache Flächen.

Die Nacht war dann etwas kürzer, weil es ganz schön stürmte, was wiederum einen ordentlichen Lärm verursachte. Dazu gesellte sich ein kontinuierliches Ächzen, was Paul erst für eine schnarchende Kuh unter der Hütte hielt. Am Ende war es ein Baum, der sich im Wind geräuschvoll an der Terrasse rieb. Am nächsten Morgen ging es mit gesamtem Sack und Pack auf dem Roller ab in den Ort, um unseren Bus nach Banlung zu bekommen. Da schauten die Khmer nicht schlecht – denn auch Westler können völlig überladen Roller fahren.

Phnom Penh II oder: Krank in Kambodscha

Aus dem Tuk Tuk-Hassel am Busbahnhof flüchteten wir rasch, um 100 Meter weiter mit der Ansage, dass wir nur 3$ und nicht 5$ zahlen, einen nicht ganz so unentspannten Fahrer zu finden und mit ihm zum Hotel zu fahren. Mittlerweile sieht man uns wohl an, dass der Ripp-off schwer wird. Dort angekommen, bezogen wir das Zimmer, aßen eine Kleinigkeit vor Ort und fielen recht früh ins Bett. Am nächsten Tag suchten wir den Pool auf (der mit ausschlaggebend bei der Hotelwahl war), Miri sportelte in dem recht ordentlich ausgestatteten Gym und Paul erholte sich vollständig an diesem sehr entspannten Tag. Damit wir wenigstens ein bisschen aus den „eigenen vier Wänden“ herauskamen, gingen wir abends in den kambodschanischen Ableger des Restaurants, in dem wir in Saigon mit Volker und Veronika waren. Leider war das absolut kein Vergleich zu dem vietnamesischen Pendant, sodass sich Paul, der sein nicht wirklich genießbares Fleisch (das Hack war sehr grob und knorpelig) liegen lassen musste, im Hotel noch einmal stärkte. Endlich war dann Montag – und das hieß, dass die Botschaften wieder geöffnet hatten und wir unser Burma-Visum morgens beantragen konnten. Zum Glück hatten wir vorher im Hotel eine Nacht verlängert, denn abholen durften wir unseren Reisepass erst am Donnerstag ab 14h. Die eigentlich notwendige Arbeitgeberbescheinigung hatten wir nicht dabei, aber das war kein Problem, da laut Firmenwebseiten, die wir angeben mussten, beide noch in Lohn und Brot stehen. Danach gingen wir in die neu gebaute Mall um die Ecke der Burma-Botschaft und entdeckten die ersten „kleinen“ Weihnachtsdekorationen. Aufgrund der Hitze hätten wir das Fest der Liebe hier fast vergessen. Dem Konsumrummel sei Dank, dass Phnom Penh Anfang Dezember dann aber geschmückt wurde und wir regelmäßig an Weihnachten erinnert wurden. Nachmittags machten wir mit den kostenlosen Hotelfahrrädern, von denen eines das eines Mitarbeiters war und wir das andere erst im Schwesterhotel abholen mussten (manchmal hätte man lieber etwas bezahlt für ein wenig bessere Qualität), Phnom Penhs Straßen unsicher. Der Vorteil des Rads gegenüber dem Mofa ist, dass man sich langsamer bewegt und währenddessen rechts und links schauen kann, selbst wenn das bei dem Verkehr manchmal eine Herausforderung ist. Wir besuchten den mittlerweile zugeschütteten See, an dem früher das Backpacker-Viertel lag und wo wir sonst gewohnt haben. Kleine Überreste des ehemaligen Viertels trotzen den Investoren, sie haben es aber sehr schwer, weil von der Idylle rein gar nichts mehr übrig ist. Statt auf den See schaut man derzeit auf eine riesige Baustelle. Sehr schade (aber auch erwartbar) ist, dass es unseren Sandwich-Mann, der 2013 noch vor Ort war, mittlerweile auch nicht mehr gibt. Er war eine Institution bei Leuten, die in den letzten 20 Jahren Phnom Penh aufgesucht oder dort gelebt haben. Aber auch schon letztes Mal erzählte er uns von den Kompensationsangeboten der Regierung, die zwar in keinem Verhältnis zum Grundstückwert standen, er aber aufgrund seines Alters ernsthaft darüber nachgedacht hatte, sie doch in Anspruch zu nehmen und vor einer möglichen Zwangsräumung umzuziehen. Danach fuhren wir zum alten Postamt, das es nach wie vor gibt, kauften Karten und Briefmarken und zum Abendessen ging es zu einem leckeren Inder.

Das Abendessen war zwar extrem lecker, aber wir wissen nicht ganz genau, ob es auch gut war, denn tags darauf befielen Miri die Darmbakterien. Auch wenn die Symptome nicht 1:1 die von Paul waren, suchten wir dieses Mal schneller einen Doktor auf. Eine Stuhlprobe später war klar, dass es sich, wie gesagt, „nur“ um Bakterien handelte und drei Tage Ciprobay (ein Antibiotikum, das Miri schon aus Marokko kennt) angesagt waren. Dieses Intermezzo veranlasste uns, die beiden folgenden Tage mit Pool, Sport (Paul) und Tatort zu füllen und den Phnom Penh-Aufenthalt nochmals zu verlängern. Dies allerdings in einem anderen Hotel.

Weil wir zu früh im neuen Hotel waren, mussten wir uns für ein paar Stunden die Zeit vertreiben, bis unser Zimmer gereinigt war. Wir wussten bereits, dass es nachmittags in der nicht weit entfernten Mall ein neues Kino gab. Wir schwangen uns auf die vom Hotel zur Verfügung gestellten Räder (keineswegs besser als die Räder des anderen Hotels) und kamen zehn Minuten vor Filmbeginn am Kino an. Also schnell Tickets geschnappt und rein ins VIP-Filmtheater (mit deutschen Preisen, aber undeutschem Komfort) mit Riesensessel zum Herunterfahren und Popcorn + Softdrink for free. Wir mussten nehmen, was geboten wurde: Underworld – Blood Wars. Kein Meilenstein der Filmgeschichte, aber eine gute Nachmittagsunterhaltung. In dem Stamm-Supermarkt von damals kauften wir noch Brot und Käse, wonach wir selig ins Bett fielen. Am Samstag versuchten wir etwas bessere Räder gegen Geld zu leihen, blieben dabei erfolglos und radelten mit der gewohnten (diesmal aber bezahlten) Nicht-Qualität wieder durch Phnom Penh, dieses Mal auf die andere Seite des Flusses Tonle Sap, die jetzt stark bebaut ist. Mit der Fähre, auf die wir zufällig stießen, fuhren wir zurück und nahmen einen Snack im berühmten FCC – eine Bar/ein Café/ein Hotel, das während des Vietnam- und Kambodscha-Krieges eine feste Institution bei Journalisten war. Im Verkehr bewegen wir uns mittlerweile flüssig, auch das Überqueren einer 4-12-spurigen Straße (je nachdem, wie viele sich gerade nebeneinander quetschen) stellt kein Problem mehr dar und wird schlafwandlerisch auf den Rädern vollzogen (inklusive des obligatorischen Geisterfahrens). Abends haben wir endlich einmal die Bar-Szene Phnom Penhs unsicher gemacht, was sehr lustig war. In der Street 308 ist eine komplett neue Bar-Kultur entstanden, die atmosphärisch sehr cool und stylisch ist. Zwischendurch wussten wir nicht genau, ob wir in New York oder doch Berlin sind. Auch hier hat eine positive Entwicklung stattgefunden. Sonntag haben den Versuch gewagt, einen deutschen Weihnachtsmarkt zu besuchen, aber 3$ für vier Buden waren dann doch etwas schräg und so drehten wir wieder ohne Glühwein ab (was absolut nicht schlimm war). Abends wollten wir eigentlich Miris Kollegin noch einmal treffen, aber aufgrund einer „very busy week with lots of live radio shows“ war sie zu müde und wir verabredeten uns für den nächsten Besuch in 2-3 Jahren. Dafür konnten wir in Ruhe packen, „Love actually“ wie jedes Jahr schauen und den Wecker auf 5:15h stellen, weil es am nächsten Morgen um 6:20h nach Sen Monorom ging. Ein ganz fantastisches Licht nach einem Regenschauer abends und ein Sonnenaufgang am Morgen tauchte Phnom Penh zum Abschied noch einmal in eine wunderbare Stimmung – bevor wir hier festwachsen und womöglich eingebürgert werden, war es nun Zeit, wieder aufzubrechen.

Siem Reap

Zusammen mit ca. 10 Khmer in einem Bus fuhren wir am Morgen nach Siem Reap. Es war alles dabei: eine Familie, die in den USA lebt, ein paar Jüngere und eine heiße Truppe von Senioren, die uns ständig getrocknete Bananen anbot. Beim obligatorischen Stopp ergatterte Paul das beste Club Sandwich seit einem halben Jahr und insgesamt ging es recht zügig in die Tempelstadt. Eingecheckt haben wir in einem Guesthouse, das auf nachhaltigen Tourismus spezialisiert ist und so war es entsprechend Hippie-angehaucht – dennoch eine sehr nette Unterkunft. Eigentlich wollten wir uns erst am nächsten Tag in Richtung Tempel aufmachen, aber weil der Sonnenuntergang beim Kauf des Tickets für den nächsten Tag um 17h for free ist, stiegen wir doch ins Tuk Tuk, fuhren zum Ticketschalter und besorgten uns einen 3-Tages-Pass für die Tempel von Angkor. Schon auf dem Hinweg fing es an zu regnen und das nicht zu knapp. Gut, dass wir unsere Regenponchos aus Vietnam dabei hatten. Auch wenn die Sicht dadurch nicht besser wurde, hatte der Regen einen großen Vorteil: Die Touristenmassen verkleinerten sich schlagartig und sie machten sich schnell auf den Heimweg, sodass wir einen kurzen Augenblick fast allein vor den Türmen von Angkor Wat genießen konnten. Überhaupt war die Stimmung beim Sonnenuntergang im Regen, während die Wolkendecke am Horizont doch aufbrach, ganz besonders schön. Mit diesem Willkommensgruß der Tempel fuhren wir durch den abendlichen Stau in Siem Reap wieder heim.

Am nächsten Tag standen wir um 4:30h auf, um nun den Sonnenaufgang an gleicher Stelle nur mit dem Blick in die andere Richtung zu verfolgen. Mit dem Ticket bereits im Gepäck waren wir glücklicherweise verhältnismäßig früh dran und konnten uns einen Platz in einer der ersten Reihen sichern. Wir wussten ja von dem Touristenansturm, aber es war erstaunlich, wie viele Menschen dann doch überrascht waren, dass soooooo viele andere mit ihnen zum Sonnenaufgang kamen – ein Geheimtipp ist das tatsächlich schon lange nicht mehr. Erfreulicherweise hielten sich in „unserer Ecke“ viele an die Etikette und so wurde uns ein ruhiger, bedächtiger und recht schöner Sonnenaufgang geboten. Um den Massen dann aber zu entgehen, haben wir uns Angkor Wat nicht direkt im Anschluss angeschaut, sondern sind kurz vor dem Aufbruch aller anderen mit dem Tuk Tuk zu einem verlassenen See gefahren, wo wir unser Frühstück aus dem Guesthouse in aller Ruhe und ganz alleine genossen. Die einzelnen Tempel (mit Ausnahme von Angkor Wat) öffnen erst um 7:30h, wir hatten also Zeit. Kurz vor halb acht näherten wir uns dem ersten Tempel gegenüber des Sees und siehe da – sogar fünf Minuten vor der Öffnung durften wir die heiligen Hallen betreten. Nur ein anderes Pärchen war mit uns vor Ort und so hatten wir eine herrliche Stunde in dem kleinen Tempel (fast) ganz allein. Solche Momente sind rar in Angkor, weil Millionen von Touristen pro Jahr die Tempelstätte anpeilen. Dadurch sind auch einige Bauten vom Einsturz bedroht, die dann von Holzgerüsten gestützt werden müssen. Ebenso sind Pfade gebaut worden, auf denen die Besucher durch die Tempel gehen. Auf unserem letzten Besuch 2006 gab es all diese Dinge noch nicht, über die Tempel konnte man sogar klettern. Zudem war die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, zu bestimmten Zeiten mit wenigen Touristen in einem Tempel zu sein. Heute ist das fast nicht mehr möglich. So waren auch wir in den übrigen Tempeln in Begleitung anderer, aber das ändert natürlich nichts daran, dass die alte Stadt weiterhin sehr beeindruckend ist (und wir haben sogar ein Dinosaurier-Mosaik gefunden, woher die vor gut 800 Jahren wohl von den Dinos wussten?) und die benannten Maßnahmen sind notwendig, um die Bauten zu erhalten. Auch die Insektenwelt zeigte sich mal wieder von ihrer großen Seite, nach den Kolibri-großen Faltern in Vietnam gab es diesmal einen gut 20cm langen Tausendfüßler.

Am Nachmittag hatten wir dann auf unserer „small circuit“-Tour genug alte Steine gesehen und fuhren zurück ins Guesthouse. Ziemlich geplättet von der Sonne, den Eindrücken, dem frühen Aufstehen und der Kletterei gab es nur ein kleines Abendessen im Guesthose und dann ging es fix auf’s Zimmer zur Nachtruhe. Am nächsten Tag schliefen wir aus und ließen die Tempel Tempel sein. Das Drei-Tagesticket muss nicht zwingend an drei Tagen hintereinander genutzt werden, gut für Reisende mit großem Zeitbudget. Wir schlenderten ein bisschen durch die Stadt, die zwar größer geworden ist, aber (zumindest wirkte es auf uns so) keine wirklichen Fortschritte macht (wie z.B. Kampot oder Phnom Penh). Der alleinige Wirtschaftsfaktor ist Tourismus, es gibt quasi nur Hotels, Restaurants und Bars. Diese wachsen zwar aus dem Boden, der Rest der Infrastruktur wächst aber nicht mit. Abends wartete ein leckeres Essen beim Franzosen und dann ein Livestream zum Pauli- Düsseldorf-Spiel auf uns. Die mitgeschleppten Stadion-Becher haben leider nichts gebracht, Pauli hat verloren, inklusive Eigentor. Herrje, der Klassenerhalt wird jetzt richtig schwierig.

Das mussten wir mit ein paar Bieren verkraften und so ging es am nächsten Tag erst gegen Mittag zurück in die Tempel, dafür aber mit dem Rad. Diese Art, Angkor zu erkunden, war super: eigenes Tempo, spontanes Anhalten, Flexibilität und die Ruhe, den Dschungel auf sich wirken zu lassen. Als erstes haben wir Angkor Wat genauer unter die Lupe genommen. Die ungewöhnliche Zeit (alle anderen aßen Mittag) bescherte uns auch hier teilweise leere Gänge und ruhige Momente. Wie voll es sonst ist, lassen Schilder erahnen, wie man sie aus Vergnügungsparks kennt: „Ab hier warten Sie ca. 45 Minuten.“ Da ist man froh, einfach vorbei spazieren zu können. Das Wetter hat auch mitgespielt und am späten Nachmittag war die Stimmung in der langsam untergehenden Sonne, besonders im Bayon, ganz zauberhaft. Wir schauten noch einmal kurz den Sonnenuntergang an und bevor es ganz dunkel war, radelten wir nach Siem Reap zurück. Abends waren wir zum Essen wieder mal mit Rob und Liz verabredet, die wir vor ihrem Trip gen Südkambodscha nun zum letzten Mal ihrer Reise gesehen haben. Anfang Dezember fliegen sie nach England zurück, wo wir sie bestimmt einmal besuchen werden.

Am dritten Tempeltag fuhren wir wieder mit dem uns bekannten Tuk Tuk-Fahrer durch Angkor („big circuit“) und besichtigten Tempel, die wir bisher noch nie gesehen hatten. Wie in den Tagen zuvor war es sehr schön und beeindruckend. Doch zugegebenermaßen waren wir mittlerweile ein wenig Tempel-müde und fuhren mit wahnsinnig vielen imponierenden Bildern im Kopf am frühen Nachmittag zurück. Wir mussten auch noch packen, weil am nächsten Morgen der Bus um 7:45h für uns nach Phnom Penh losfuhr. Dachten wir zumindest.

Gegen 1:00h fing Pauls Magen auf einmal zu randalieren und ihm wurde schlecht, was in einer sechsstündigen Brech-Durchfall-Dauerschleife mündete. Eventuell war das die asiatische Rache für das leicht belustigte Beschreiben der Seekrankheit einiger Passagiere auf unserer Überfahrt nach Phu Quoc hier im Blog. Um 8:00h war dieser Kampf erstmal vorbei (die Fahrt nach Phnom Penh hatte Miri längst gecancelt), dafür begann das Fieber, das partout nicht aufhören wollte und sich bei 38°C einpendelte. Am Nachmittag, Paul hatte mutig 2 Cracker gegessen und sich dazu dekadent 3 Schlucke Wasser gegönnt, begann dann wieder die Übelkeit und es stand fest: Wir mussten ins Krankenhaus. In Siem Reap sind so viele Touristen, dass man sich auf eine ordentliche medizinische Versorgung verlassen kann. Wir landeten im Angkor International Hospital, das mit dem renommierten Bangkok Hospital zusammenarbeitet. Die Patientenaufnahme, die Blut- und Stuhlgangtests und erste Sofortmaßnahmen wurden ziemlich rasch durchgeführt und nach 1,5 Stunden stand fest: Paul hatte Amöbenruhr. Weiter stand fest, dass wir über Nacht bleiben sollten, weil er schon so dehydriert war, dass es neben dem Antibiotikum weitere Infusionen geben musste. Nachdem Miri ein paar Sachen aus dem Guesthouse geholt hatte, startete die angekündigte Behandlung allerdings immer noch nicht und das Zimmer durften wir auch nicht beziehen. Der Grund: Zwecks Bezahlung stand eine Antwort unserer Versicherung, mit der wir mittlerweile geskypt und für die wir sämtliche Formulare ausgefüllt hatten, noch aus. Um 22:30h hatten wir genug und fragten, ob es eine Alternative gäbe. Nachdem 500$ Kaution von uns gezahlt wurden, hing Paul sofort am Tropf und wir konnten in das Zimmer. Money rules the world.

Die Nacht war im Vergleich zu der komplett schlaflosen davor besser, aber aufgrund einer sehr lauten AC im Zimmer dennoch unruhig. Paul war zudem ein wenig geschwächt und das Sofa, auf dem Miri schlief, ein bisschen schmal. Aber immerhin gab es dafür keinen Aufpreis. Mehrere NSS- und Antibiotikum-Infusionen später ging es Paul besser und auch die Mahlzeiten musste er nicht wieder erbrechen. Der Doc bot Paul am Nachmittag an, das Krankenhaus zu verlassen und in den folgenden Tagen Tabletten zu nehmen. Das nahm er dankend an. Jetzt musste allerdings noch der Papierkram erledigt werden. Drei Stunden und einige Unterschriften später wurden wir vom Krankhauschauffeur ins Guesthouse gefahren, der wohl in den 850$, die der ganze Spaß gekostet hat (und die von der Versicherung ohne Vorleistung von uns übernommen wurden), inbegriffen war.

Im Guesthouse begrüßte man uns herzlich, ohne Probleme konnten wir unseren Aufenthalt um weitere zwei Nächte verlängern. Der anschließende Tag war sehr ruhig, wir spazierten ein wenig durch Siem Reap und beobachteten kontinuierlich Pauls sich bessernden Gesundheitszustand. Der stellte sich glücklicherweise als stabil heraus, sodass wir die Fahrt nach Phnom Penh mit dreitägiger Verspätung erneut in Angriff nahmen. Jetzt sitzen wir im Bus und sollen in 1,5 Stunden in der Hauptstadt ankommen. Weil wir immer noch ein wenig groggy sind, haben wir ein etwas besseres Hotel gebucht, auf das wir uns sehr freuen.

Phnom Penh I

Noch vor dem Erreichen der Busstation in Phnom Penh schmissen wir uns selbst aus dem Bus, weil wir das Hotel so zu Fuß erreichen und den Tuk Tuk-Fahrern, die bei der Ankunft immer ziemlich nervig sind, entgehen konnten. Von Sonntag bis Dienstag fand das Wasserfest statt, einer der wichtigsten Nationalfeiertage Kambodschas. In den letzten Jahren wurde es ausgesetzt, da es 2010 ein Unglück gab, bei dem ca. 100 Menschen ums Leben gekommen sind (außerdem ist es der Regierung ganz recht, große Versammlungen nicht zu genehmigen – sie könnten ja schnell in Proteste umschlagen. Es wird wohl regelmäßig über die Medien verbreitet, wie schlecht es den Syrern jetzt doch geht, nur weil ein paar Deppen den Aufstand probten und man sich doch vergegenwärtigen sollte, wie gut man es mittlerweile in Kambodscha hat. Im Anschluss daran werden in den Berichten die neusten Waffen der Eliteeinheiten vorgeführt um die Entschlossenheit zu demonstrieren.).

2016 ist das Fest aber wieder erlaubt worden und es wurde bei zahlreichen Straßensperren durchgeführt. Diese dienen dazu, die Massen zu steuern und Präsenz zu zeigen, aber vor allen Dingen Autos und Roller aus den Straßen nahe des Flusses fernzuhalten (was sehr angenehm ist). Beim Wasserfest kommen aus ganz Kambodscha die Leute zusammen und fahren Wettrennen in Drachenbooten (mit bis zu 80 Mann), Dorf gegen Dorf. Am Ende sind gut 400 Boote und 25.000 Paddler in 3 Tagen den Fluss Tonle Sap (der um diese Zeit seine Fließrichtung ändert) rauf und runter gejachtet. Insgesamt sollen ca. 2 Millionen Besucher in Phnom Penh gewesen sein, wieder war das ganze Land auf Reisen und wir mittendrin.

Zwei Tage haben wir das Spektakel inklusive Feuerwerk und beleuchteten Schiffen bestaunt, am letzten Festtag sind wir aber in ruhigeren Gegenden der Stadt geblieben. Zufällig lag unser Hotel 200m entfernt von dem Haus, in dem Miri 2006, als sie hier gearbeitet hat, wohnte. Im Vergleich zu damals ist drum herum ein neues Viertel entstanden. Viele NGOs sind dorthin gezogen, was Restaurants, Bars, Supermärkte usw. mit sich bringt. Das gab es vor 10 Jahren alles nicht. Überhaupt wird in Phnom Penh wahnsinnig viel und hoch gebaut. In den letzten 5 Jahren haben sich die Quadratmeterpreise für Wohneigentum teilweise vervierfacht. Gleichzeitig kann man in den Zeitungen lesen, dass der Wohnungsmarkt gesättigt ist und die Neubauten nun alle Hotels werden sollen. Mal sehen, wohin das noch führt.

Im Allgemeinen ist das Kostenniveau in Phnom Penh relativ hoch. So hat die neu entstandene Mittelschicht, trotz eines Einkommens von ca. 1.500$ (bei double income und entsprechender Ausbildung) kein Geld für große Sprünge. Da die Bedürfnisse nach Flat-TV, Roller/Auto, Laptop etc. trotzdem da sind, wird fast alles über Mikrokredite finanziert. Dennoch hat es Spaß gemacht, das neue Viertel zu entdecken und sich durch die Straßen treiben zu lassen. Ein Besuch des Russian Markets (wo so gut wie kein Handeln mehr möglich ist und die Preise extrem angezogen haben) und bei der Familie, bei der Miri gewohnt hat, durften natürlich nicht fehlen. Aus den geplanten 15 Minuten wurde dort eine Stunde und als Geschenk bekamen wir eine STAUDE Bananen. Man hielt uns wohl für Minions. Auch ein Treffen mit einer ehemaligen Kollegin von Miri hatten wir arrangiert. Um 8h morgens mussten wir dazu in einem Khmer-Restaurant zum Frühstück aufschlagen und dann haben wir mit 4 Kindern, dem Schwager und Sok Kunthy (Kollegin) asiatische Suppen gegessen. Sehr local und sehr lustig. Wie einige schon auf Facebook gesehen haben, gab es natürlich manchmal kleine sprachliche Schwierigkeiten (so wurde Paul einfach mal fix zu Mr. Poll). Unsere To-do-Liste für Phnom Penh, auf der viele Orte stehen, die insbesondere Miri wiedersehen mag, ist sehr lang. Dabei sparen wir schon die allgemeinen touristischen und kulturellen „Highlights“ aus, weil wir diese bei vorherigen Reisen des Öfteren besucht haben. Dadurch sind die Tage zwar voll, aber es wird trotzdem nicht stressig.

Am letzten Tag bemerkten wir beim Frühstück, dass wir uns noch gar nicht um die Visa für Laos und Burma gekümmert hatten. Dies wollten wir bei unserem nächsten Aufenthalt in Phnom Penh machen, doch wurde uns gewahr, dass es pro Visa 3 Werktage dauert, wir aber übers Wochenende wiederkommen wollten und unser zweiter Aufenthalt dann in der Konsequenz sehr lang werden würde. Also: ab zur Laotischen Botschaft, was war zeitlich noch möglich? Siehe da: Es gibt Expressvisa (10$ Aufschlag). 20 Minuten später wanderten wir glücklich mit den neu erstandenen Visa zurück ins Hotel, um dort ein bisschen über Laos zu lesen und festzustellen, dass man mittlerweile an jeder Grenze Visa on arrival bekommt…

Am letzten Abend besuchten wir noch einen der neuen Supermärkte, kauften Käse, Wein, Oliven und frisches Körnerbrot und machten uns ein „französisches Abendbrot“ auf dem Balkon.

Kampot

Vor dem Einstieg ins Boot, das uns zurück auf das Festland Vietnams bringen sollte, standen zu unserer Überraschung auf einmal Liz und Rob hinter uns, mit denen wir auf der sehr ruhigen Fahrt an Deck einen kleinen Plausch halten und uns über unsere Tage auf Phu Quoc austauschen konnten. Die beiden wollten auch nach Kampot. Nach 1,5h legten wir in Ha Tien an, wo sich unsere Wege wieder trennten, denn die beiden hatten nicht wie wir ein Ticket direkt bis nach Kampot gebucht und wurden entsprechend in einen anderen Bus verfrachtet. Nachdem wir drei Mal im Kreis gefahren sind, um andere Touris ein- und wieder auszuladen, wurden wir an einer Travel Agency herausgeschmissen, wo wir wiederum 2 Stunden auf die Weiterfahrt zur Grenze warten mussten, derweil wir uns mit griechischem Salat (!) und Thunfischsandwich stärken konnten.

Noch in Phu Quoc hörten wir wilde Geschichten über den Grenzübergang nach Kambodscha, inklusive Gepäckaus- und -einräumung, Gesundheitscheck, Bestechungsgeld an diversen Stellen usw. Im Verhältnis dazu lief unser Länderwechsel allerdings harmlos ab. Auch wir kamen um 7$ Extragebühren an die Travel Agency nicht herum, aber Dank des Impfausweises und ein paar Worten auf Khmer wurde uns der Gesundheitscheck erspart, wir mussten keinerlei Gebühr für das Ausfüllen des Gesundheitspasses bezahlen und unser Gepäck hat absolut niemanden interessiert. Wir kennen nur den nördlichen Grenzübergang zwischen Kambodscha und Thailand und im Vergleich dazu war die Grenze hier im Süden friedlich, ruhig und sehr leer. Warten mussten wir dann auf zwei Damen, die auf eigene Faust versuchten, ohne Extragebühr das Visum zu bekommen. Nach lauten Auseinandersetzungen hatten sie schließlich keine Wahl, zahlten den Aufpreis und gesellten sich ca. 40 Minuten später in unseren Bus.

Kambodscha hatte uns nun wieder! Und es ist ganz fantastisch, hier zu sein!

Als wir Kampot erreichten, mussten wir feststellen, dass sich dieses Örtchen seit unserem letzten Aufenthalt 2013 sehr positiv entwickelt hat. Viele alte koloniale Gebäude wurden und werden restauriert, es ist extrem sauber und ruhig und die Straßen sind gut ausgebaut. Nach dem Bezug unseres Hostels (diesmal ganz spartanisch ohne AC und Warmwasser) genossen wir in einer uns bekannten Bar am Fluss den sehr schönen Sonnenuntergang bei erfrischenden Cocktails. Am nächsten Tag fuhren wir mit einem geliehenen Motorbike in den nahegelegenen Nationalpark und auf die Bokor Hill Station, die wir bisher stets ausgelassen hatten. Die Straße schlängelte sich in Serpentinen durch Dschungellandschaften auf 1.050m Höhe (für Rolf wäre es ein Fest gewesen), wo es dann auch ziemlich kühl wurde. Ziel war ein Wasserfall, der sich zwar ganz nett anschauen ließ, der Weg dahin war letztlich aber imposanter und spannender. Und nicht nur Kampot wird gut ausgebaut, sondern auch die umliegenden Straßen. Vom Asphalt hätte es sich ebenso um eine deutsche Landstraße handeln können, nur der Wildwechsel besteht hier aus Affen und nicht aus Dammwild.

Zurück in Kampot tigerten wir wieder zu der benannten Bar, weil wir uns dort um 17h mit Rob und Liz, die nun auch erfolgreich hier angekommen waren, zum Sunset-Cocktail verabredet hatten. Der darauffolgende Tag war sehr ruhig. Nach einem gemütlichen Morgen-Kaffee entspannten wir auf unserem Balkon, erledigten ein paar E-Mail-To-Dos und landeten in einer Tapasbar, wo Miri (endlich mal bei einem Rotwein) weiteren Orgakram bewältigte. Bei wunderschönem Mondschein spazierten wir ins Hostel zurück. Kampot hat es sehr gut mit uns gemeint.

Um 10:30h am nächsten Tag, um genau zu sein: um 10:50h – hier zeigen sich nun endlich die wahren asiatischen Abfahrtszeiten, wurden wir vom Bus abgeholt, um nach Phnom Penh zu fahren. Bisher hatten wir immer „one person, one seat“, aber auch das änderte sich nun. Gemeinsam mit zwei Khmer nahmen wir Platz auf 3 Sitzen, deren Rückenlehnen senkrecht standen, damit dahinter noch Platz für Gepäck war. Dies ist auf einer Fahrt von vier Stunden irgendwann doch ein bisschen unbequem. Aber was soll’s: das ist Asien und das kennen wir ja auch zu genüge (und irgendwie haben wir es auch ein bisschen vermisst).