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Hamburg II

So, nun sind wir wieder in „Hamburg“ und werden uns am Samstag, den 25.03. ab 20pm im Bacana ein Bier genehmigen. Wer unseren Teint bewundern möchte oder einfach nur mal ganz fest wieder gedrückt werden will: Vorbeikommen!

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Chiang Khong

Das Boot das uns nach Huay Xai an die latoische Grenze bringen sollte, legte schon um 8:30h ab, daher holten wir uns nur ein paar Sandwiches auf die Hand, um an Board zu frühstücken. Leider bestellte die Dame vor uns acht Sandwiches auf einmal, was etwas dauerte. Im Boot waren dann nur noch Plätze in den letzten Reihen, was eine Platzierung dicht beim Motor bedeutete und recht laut war. Aber nach ein paar Stunden hat man sich auch daran gewöhnt.

Der Lärm konnte nichts daran ändern, dass die Fahrt auf dem Mekong sehr, sehr schön war. Zunächst begleiteten uns malerische Nebelschwaden im Dschungeldickicht rechts und links, die sich langsam auflösten, sodass wir den Ort Huay Xai mit blauem Himmel und Sonnenschein erreichten. Auf Bootsfahrten wie diesen kann man stundenlang einfach auf den Dschungel schauen, die Gedanken schweifen lassen und es erschien uns nach der Ankunft fast unwirklich, dass die Tour neun Stunden gedauert hat.

Am Ziel der Bootsfahrt angekommen, wollten wir gerne noch die Grenze nach Thailand passieren. Der kleine Grenzübergang im Ort hatte schon geschlossen, einen etwas weiter weg gelegenen Checkpoint zu erreichen, war mit einem der offenen Sammeltaxis, dem Songtheo, aber kein Problem. Auch einige andere (mehrheitlich westliche) Reisende hatten diesen Plan, die das Gefährt sehr eilig bestiegen. Am Ende passten wir drei dann nicht mehr mit hinein, auch weil die Eiligen das Gepäck, statt es auf dem Dach zu verfrachten, einfach mit in das Songtheo genommen hatten. In solchen Situationen sind wir es eigentlich gewohnt, dass man als Touris, auch wenn man sich nicht kennt, gemeinsam eine Lösung sucht. Hier wurden wir von den schon im Songtheo befindlichen Reisenden aber einfach nur doof angeschaut und dann ignoriert. (Um unsere Vorurteile zu bestätigen handelte es sich auch eher um die Fraktion Wir-fliegen-nach-Luang-Prabang-und-zwei-Tage-Bootsfahren-reicht-dann-als-Abenteuer, denn danach geht es zurück in das Resort in Phuket).

Wir kamen dann noch in einem Songtheo mit einer thailändischen Familie unter. Auf dem Weg zur Grenze überholten wir zu unserer Freude das andere „Taxi“. Es war mit dem Gepäck und den (dicken) Westlern leicht überladen und schlich auch die kleinsten Anstiege nur noch sehr langsam hoch.

Das Ausstempeln verlief relativ problemlos, auch wenn eine Wochenend-/Verspätungsgebühr von 1$ verlangt wurde. Danach mussten wir auf einen Shuttlebus warten, der uns über den Mekong durchs Niemandsland zur thailändischen Seite brachte. Unsere „Freunde“ waren mittlerweile auch angekommen und kaum ging es ans Beladen des Busses, wurde sich nach vorne gedrängelt, um das Gepäck loszuwerden. Beim Ausladen nach fünf Minuten wurde unser Gepäck natürlich mit als erstes herausgereicht (denn was als letztes eingeladen wird, kommt als erstes wieder heraus), was die Hyänen (so Sarahs Spitzname für diese spezielle Truppe) nicht daran hinderte, das Gepäckfach so lange zu belagern und dabei im Weg zu stehen, bis sie ihre Taschen bekamen. Im Gänsemarsch ging es dann zur Einreise. Ganz Herdentier-gleich sind wir auch einfach (nun wieder ganz hinten) der Masse gefolgt, leider war der Anführer wohl nicht die hellste Kerze am Baum, denn plötzlich kam ein freundlicher Thai, um alle zum Umdrehen aufzufordern und uns an den richtigen Schalter zu führen. Und zack: Aus den Letzten wurden die Ersten. Und zack: Stempel bekommen. Und zack: Zu dritt den kleinen Shuttletransporter in die Stadt gefüllt. Und zack: Der Rest durfte auf den nächsten warten. Und obwohl wir weder gehässig noch nachtragend sind, war doch ein bisschen Genugtuung dabei.

Pak Beng

Nach Pak Beng ging es mit einem kleineren Localbus, den wir erneut als einzige Touristen bestiegen. Ohne Klimaanlage fühlte sich das alles schon sehr viel besser an und der Ausblick aus den Fenstern ließ erahnen, welche schöne Landschaft sich unter den Nebelschwaden und Regenwolken in dieser Region verbirgt. Wir werden in jedem Fall zurückkommen.

Der Weg führte durch das laotische Hinterland, vorbei an zahlreichen Dörfern, in denen unterschiedliche Minderheiten leben, über Berge und Hügel hinweg, mal auf matschigen Passagen, mal auf sehr guten Straßenabschnitten. Wie es sich bei einem Localbus gehört, wurde vielfach gestoppt und Mensch und Ware ein-, um- und ausgeladen. Es war fast so, als sollte Sarah ein vielfältiger Eindruck gegeben werden – es war wirklich viel los während der Fahrt. Von dem Fahren in die falsche Richtung (was nach gut 300m gemerkt wurde und großen Tumult auslöste), über ein sehr ärmliches, barfüßiges und matschverklebtes Ehepaar (das umsonst fahren durfte), nackte Kinder, Plastikhocker im schmalen Gängchen bis zu den wohl am längsten bleibenden Eindrücken: einer Familienkrise. In einem kleinen Dorf wurde der Bus angehalten, eine ältere Frau hievte hektisch einen großen Sack Reis und eine Tasche in den Bus, hintendrein kam eine jüngere Frau mit drei kleinen Kindern. Anschließend wurde krampfhaft versucht, die Bustür zu schließen. Leider funktionierte die Türhydraulik noch (haben wir bisher auch noch nicht erlebt) und die Tür konnte nur vom Fahrer geschlossen werden. Warum die ganze Hektik ausgelöst wurde, offenbarte sich Sekunden später, als ein besoffener (Ehe-?)Mann in der Tür stand und diese blockierte. Erst folgte ein großes Gezeter, dann wurde der Herr langsam ungemütlich. Er versuchte, die (einfach apathisch im Gang hockende) Frau erst zu packen und als das nicht klappte, zog er die Jacke aus und machte Anstalten loszuprügeln. Die Männer im Bus waren schon in den Startlöchern, um einzuschreiten, sie hätten nur über Oma, Mutter und drei Kinder steigen müssen. Wir saßen nun leider direkt neben der Tür links und rechts vom Gang, verstanden kein Wort, hielten unsere Hände vor Frau und Kind und versuchten, ein beruhigendes Ho-ho-ho (klappt ja auch bei Pferden), wenn mal wieder ausgeholt wurde. Am Ende blieb es bei ein paar Luftschlägen und angespannten Minuten. So plötzlich wie der Typ eingestiegen war, stieg er auch wieder aus. Der Busfahrer schloss dann schnell die Tür und weiter ging’s.

Als wir in Pak Beng ankamen, fing es natürlich wieder an zu regnen (Sarah hat uns nicht nur Hamburger Lakritz, sondern auch Hamburger Wetter mitgebracht). Dafür ist es aber ein bisschen wärmer. Der Ort liegt leicht abfallend an einem Berghang am Mekong, ist unspektakulär, aber sehr schön und entspannt. Eine touristische Infrastruktur ist auch vorhanden, da viele Touristen ihn als Übernachtungsstopp nutzen, wenn es von Thailand nach Luang Prabang per Boot geht. Wir werden auch eine Tagesetappe auf dem Mekong verbringen und Laos mit einem Bootstrip verlassen.

Luang Prabang

Von Vang Vieng nach Luang Prabang führen zwei Straßen, wobei man auf der neueren gut zwei Stunden weniger braucht, dafür ist diese allerdings so steil, dass normale Busse nicht hinaufkommen. Also saßen wir mal wieder in einem Minibus, weil wir die zwei Stunden gerne sparen wollten. Der Bus war glücklicherweise nicht überbelegt, sondern entsprach genau dem Kriterium „one seat, one person“. Die Umgebung, die an unseren Fenstern vorbeizog war malerisch und die Straße größtenteils neu asphaltiert, der Fahrer umsichtig und wir wurden mit wirklich tollen Ausblicken belohnt. Nach der Hälfte der Strecke wurde der Bus getauscht und jeder Fahrer konnte wieder mit neuen Passagieren in seinen Heimatort zurückkehren. Soviel planerische Leistung hatten wir den Logistik-Laoten gar nicht zugetraut.

In Luang Prabang hatten wir telefonisch ein Hostel vorbestellt, das uns von unserem Guesthouse „Pilgrim’s Kitchen“ in Savannakhet wärmstens empfohlen worden ist. Es dauerte eine Weile, dieses zu finden, weil es im kleinsten Gässchen der kleinen Gassen beheimatet war. Ansonsten war es zwar nichts Besonderes, aber tadellos.

Die Mönchsstadt mit ihren zahlreichen Wats ist wunderschön anzuschauen und wirklich toll gelegen. Allerdings ist sie auch komplett auf den Tourismus ausgelegt, sodass es außer Hotels, Restaurants und Souvenirläden eigentlich nichts gibt. Uns kam diese, auf die „westlichen“ Bedürfnisse ausgelegte, Stadt aber gerade recht, immerhin war es der 31.12. und wir hofften trotz Sperrstunde um 23h noch irgendwo ins neue Jahr feiern zu können. Einen Tag vorher hatten wir, einer Eingebung Pauls folgend, noch kurz Katie, die zur Laos-Bordercrossing-Gang gehörte und schon Miris Geburtstag mit uns gefeiert hatte, angeschrieben und gefragt, wo sie zurzeit ist. Eigentlich war sie uns schon seit Don Det immer einige Stationen voraus, aber hier sollten sich unsere Wege wieder kreuzen. Wir trafen uns also mit Katie zum Abendessen am Mekong und zum Glück verweilte Katie schon länger in Luang Prabng und wusste, wo „die Party“ stieg. Wir machten uns mit ihr also auf zum Utopia, wo wir um 00:00h zumindest ein Feuerwerk hörten. In diese Mischung aus Bar und Freiluftdisco zog es an diesem Abend alle, die nicht nur gut essen gehen wollten. Das Publikum war zwischen 20 und 40 und international. Dabei waren Nationaltäten aus Europa, Süd- und Nordamerika, Korea, China, Japan, Australien und Neuseeland – leider fehlten die Laoten, sie gab es nur hinter der Bar. Um 2h war dann doch Schicht im Schacht und wir gingen zufrieden nach Hause.

Am nächsten Tag begrüßte uns Laos, um ja kein Heimweh aufkommen zu lassen, ganz hamburgisch. Es war frisch und grau und es nieselte in einem durch. So konnten wir ohne schlechtes Gewissen lange im Bett bleiben, den Tag über Netflix schauen und uns nur zum Essen rausbewegen.

Erholt ging es am nächsten Tag früh los auf eine Mountainbike-Tour. Wir hatten den „Chicken-Run“ gebucht, um mal wieder unsere fahrerischen Grenzen austesten zu können. Das Wetter war bedeckt, aber trocken und wir erhielten erstaunlich gute Räder. Erneut waren wir alleine mit unserem Guide unterwegs, der uns erklärte, die Tour macht er meistens nur einmal im Monat, weil sie vielen zu anspruchsvoll und anstrengend ist. Generell war der Guide eher von der gesprächigen Sorte und schlug uns schon auf der ersten Fährüberfahrt vor, die geplante Tour leicht abzukürzen und noch auf den Hmong Neujahrsfeierlichkeiten vorbeizuschauen. Nach kurzer Überlegung stimmten wir der Planänderung zu, was sich als richtige Entscheidung herausstellen sollte. Erstens war die Abkürzung der spaßigste Teil der ansonsten schon guten Tour: Hier ging es richtig über Trampelpfade und durch ausgetrocknete Flussbetten. Zweitens war das Neujahrsfest ein Spektakel. Wir hatten erwartet, dass es eine Art „Vorführung“ für Touristen ist (ganz Luang Prabang ist ja darauf ausgelegt), aber weit gefehlt. Es glich eher einem kleinen Volksfest. Es gab Darts (wir haben eine Cola gewonnen), eine Art Roulette (mit unglaublich schlechten Quoten – sind trotzdem mit +/-Null rausgekommen), Miri probierte den Schießstand aus und verfehlte – zum Glück! – knapp den Hauptgewinn (sonst müssten wir uns jetzt mit einem riesigen Kuschelbären herumschlagen). Das eigentliche Ziel des Festes ist aber das Verkuppeln von Unverheirateten. Dazu kommen die Hmong (eine von ca. 50 Minderheiten in Laos) aus ihren umliegenden Dörfern, meist in schöner Tracht, manchmal aber auch ganz leger, um sich auf einen großen Platz zu begeben, lange Reihen zu bilden und Bälle hin und her zu werfen. Das Ganze dient nicht nur der Hand-Auge-Koordination, sondern soll auch zum Schäkern anregen. Dabei wird grob nach Alter getrennt und es gibt auch die „Sektion“ Geschiedene und Verwitwete. Unser Guide, selber ein Hmong, erklärte uns die Bräuche und am Ende liefen wir noch seinen zurechtgemachten Töchtern über den Weg.

Ausgepowert wieder im Hotel machten wir uns schnell frisch, denn Sarahs Flieger sollte bald landen und wir wollten sie frisch in Empfang nehmen. Pünktlich zur Landung fing es wieder an Bindfäden zu regnen. Es dauerte dann doch noch eine Weile, bis Sarah bei uns im Hostel ankam, da es wirklich versteckt lag und die freundlichen Laoten, die gefragt wurden, sie in unterschiedlichste Richtungen schickten. Am Ende hat sie kurz angerufen und wir konnten sie keine 100m von unserem Hotel entfernt aufgabeln. Ob des langen Fluges/der anstrengenden Fahrradtour und des schlechten Wetters gab es nur einen schnellen Gang über den Nachmarkt und ein fixes Essen, bevor die Nachtruhe angetreten wurde.

Am nächsten Tag wurde endlich mal wieder ausgeschlafen und ein langes Frühstück genossen. Anschließend schauten wir uns die kulturellen Highlights von Luang Prabang an, erkundeten die kleinen Gassen der Stadt und nahmen einen kleinen Snack am Mekongufer zu uns. Als Abendessen gab es Verschiedenes vom laotischen Tischgrill und in langen Gesprächen neuste Updates aus Hamburg. Um Sarahs Magen-Darm-Festigkeit zu prüfen, wurde am nächsten Morgen ein laotisches Frühstück (Suppe) an einem Straßenstand, an dem sich größtenteils Tuk-Tuk-Fahrer stärken, eingenommen (Sarah hat es gut überstanden, Paul eher weniger), bevor es mit drei Rollern losging, den schönsten Wasserfall Nord-Laos zu besichtigen. Sarah, die das erste Mal selber einen Roller fuhr, spulte die 35km pro Richtung durch kurvige Hügellandschaften bravourös ab und hatte einen Heidenspaß. Der Wasserfall war voll und toll und am Ende gab es noch eine kleine Wanderung zu einer Höhle. Im leichten Nieselregen ging es zurück in die Stadt. Da sowohl Sarah als auch Miri leicht erkältet sind, werden wir Luang Prabang morgen verlassen und hoffen auf besseres Wetter im Norden. Ziel ist Muang Xay, eine Handelsstadt in der Nähe der chinesischen Grenze, die auch für (nicht-chinesische) Touristen recht attraktiv sein soll und noch dem „echten“ Laos nahekommt.

Vang Vieng

Als wir vor zehn Jahren in diesem Örtchen waren, befanden sich dort ca. 15 Hostels, zahlreiche laotisch-indische Restaurants/Bars und keine einzige Reiseagentur. Die meisten Touristen verbrachten damals ihre Zeit damit, zugekifft in einer der Bars Filme oder Serien in Dauerschleife zu schauen. Eine Trekkingtour, wie wir sie damals unternahmen, war relativ unüblich.

Vang Vieng ist umrundet von einer wahnsinnig schönen Landschaft mit Höhlen und Wasserfällen, die in Becken enden, in denen man schwimmen kann, und mit herrlichen Karstfelsen, durch die sich malerisch ein blauer Fluss schlängelt. Dieses kleine Paradies wurde dem Ort bis 2012 zum Verhängnis. Hinzu kam das sehr offensiv angebotene „Tubing“: In einem aufgeblasenen Traktorreifen-Schlauch ließ man sich den seichten Fluss hinuntertreiben, wobei prima Cocktails geschlürft, Bier getrunken und diverse Drogen konsumiert werden konnten. Das sprach sich herum. Zwischen 2006 und 2012 stürmten Massen an Backpackern und Partytouristen nach Vang Vieng und verwandelten den Ort nach und nach in einen Ballermann, in dem (ihrer Ansicht nach) alles erlaubt war. Dresscodes, Anstand, Rücksicht auf Anwohner gab es nicht mehr, laute Musik dröhnte ununterbrochen aus diversen Bars am Fluss und im Dorf, Vang Vieng galt als DER Partyort schlechthin. Leider gab es nicht nur vermehrt Knochenbrüche von betrunkenen Touristen, die an zu flachen Stellen ins Wasser gesprungen oder mit den Tubes umgekippt waren, sondern 2011 auch ca. 30 Bade-Unfälle, die tödlich endeten.

Das alles passte überhaupt nicht zu dem ansonsten so ruhigen, entspannten Laos. Dies sah eine Delegation von Offiziellen ähnlich, als sie 2011 nach zahlreichen Beschwerden Vang Vieng besuchte und entsetzt von den dortigen Zuständen war. Sofort wurden am Tag darauf alle illegalen Bars (und damit die Mehrheit) geschlossen, es wurde eine Sperrstunde eingeführt und für die verbliebenen Bars und Tubing-Anbieter galten strenge Auflagen. Dies hatte auch einen massiven Rückgang der Touristen zur Folge, denn Party machen konnte man nun nicht mehr in Vang Vieng. Ab 2012 haben die Tour-Anbieter versucht, ihr Angebot in Richtung Outdoor-Touristen und Familien anzupassen, die heute mehrheitlich in Vang Vieng zu sehen sind. In diese Transformationsphase sind nun auch wir zehn Jahre später wieder zurückgekommen und wir sind ziemlich froh, die jüngste Geschichte von Vang Vieng nicht live miterlebt zu haben. Allerdings sind wir uns nicht sicher, wohin Vang Vieng steuern wird und will, es waren einige Baustellen sichtbar, die stark nach neuen Bars und Vergnügungspontons am Fluss aussahen, aber auch solche, die eher an Resorts erinnerten.

Nach unserer Ankunft am späten Nachmittag suchten wir uns ein Hostel, das von seinem Laubengang einen grandiosen Blick auf den Fluss mit den dahinterliegenden Felsen hatte. Das lud sofort zum Bier beim Sonnenuntergang ein, bei dem wir beobachten konnten, wie sich einige LKW in Ermangelung einer Brücke einfach durch den Fluss den Weg bahnten. Für den nächsten Tag hatten wir eine Kajaktour gebucht und uns graute ein bisschen vor den vielen Touristen, die mit uns auf dem Fluss schipperten. Aber Pustekuchen: Wir waren mit dem Guide alleine und auch während der Tour war von anderen Gästen fast nichts zu sehen. Der Vorteil war, dass wir nur Kajak fahren wollten und nicht eine der üblichen Tubing-, Ziplining-Touren (an Drahtseilen durch den Dschungel gondeln), Dorfbesuche oder Kayak-Kombis gebucht hatten und dann sollte unsere Tour auch noch 15km lang den Fluss hinunter führen (das ist den meisten dann doch zu anstrengend). Eine Gruppe (6 Leute) überholten wir auf dem Wasser und eine andere (ca. 30 Personen), bevor sie in den Fluss gestiegen war. Ansonsten waren wir nur für uns. Es war herrlich. Zwei Stunden paddelten wir in einer friedlich morgendlichen Stimmung den Fluss hinunter durch die sensationelle Landschaft um Vang Vieng. Unsere Bootfahr-Skills konnten wir auch zur Schau stellen: An einer der wenigen anspruchsvolleren „Stromschnellen“ sagte unser Guide noch: „Safe all your belongings“, schipperte die Halbe-Meter-Stufe hinab und kippte um. Wir hingegen meisterten auch dieses Hindernis ohne Probleme und konnten ihm sein Boot retten, welches, glücklich seiner neu gewonnenen Freiheit, mit der Strömung davoneilte. Sehr zufrieden kehrten wir gegen Mittag in unser Hostel zurück, erledigten ein paar organisatorische Dinge am Nachmittag und wiederholten unser Sonnenuntergangsbier vor der Haustür.

Tags darauf mieteten wir uns mal wieder Motos und erkundeten die Landschaft auf eigene Faust. Ziel waren ein paar Höhlen, ein 300m hoher Aussichtspunkt, den wir erklommen und auf dem wir eine tolle Sicht geboten bekamen, sowie zwei Lagunen, in denen man schwimmen konnte. Eine der Lagunen kannten wir von unserem Trip vor zehn Jahren. Damals war sie nur mithilfe von Wegweisungen der Bewohner zu finden, sie konnte lediglich auf einer Schotterpiste erreicht werden und die An- und Abfahrt nahm einen ganzen Tag in Anspruch. Auch deshalb waren wir damals fast die einzigen Touristen, die von den Bäumen ins kühle Nass sprangen (und eine Stunde ganz für sich hatten). Heute führt eine geteerte Straße dorthin, wir mussten am Parkplatz (!) anstehen, Eintritt zahlen und die Lagune mit ca. 200 weiteren Besuchern teilen. Das wäre vielleicht alles nicht so dramatisch gewesen, wenn sich dieser Ort nicht gänzlich in einen kleinen Vergnügungspark verwandelt hätte, der mit einem deutschen Freibad vergleichbar ist, Wasserrutsche, Imbisse, Kioske, Rasenliegeplätze, Umkleiden inklusive, nur anstatt Schwimmflügel gibt es Schwimmwesten. Das Wasser ist immer noch so wunderschön blau und auch das Hineinspringen macht weiterhin Spaß, doch die Atmosphäre ist nur schwer zu ertragen. Paul war so geschockt, dass er das Schwimmen in dieser Lagune auslassen musste, mit einigen Tränen in den Augen saß er nur fassungslos am Rand. Dafür wurde er mit dem Baden in einer 10km weiter entfernten Lagune bei sehr viel geringerem Menschenaufkommen belohnt. Die Vorteile des zunehmenden Tourismus konnten wir aber postwendend erfahren: Der Aussichtspunkt, den wir ebenfalls auf unserer Tour ansteuerten, war nur zu erreichen, weil dort eben für die Touristen so etwas wie ein Pfad angelegt worden war (definitiv nicht TÜV-gerecht), der den meisten aber zu mühselig ist. So durften wir dort unsere Ruhe genießen. Zusammen mit dem Sonnenuntergang ging es zurück nach Vang Vieng, wo wir zum Abendessen bei einem Thai-Deutschen einkehrten, der uns mit ein paar Geschichten an seinem Leben in Laos teilhaben ließ und einen super Kartoffelsalat zubereitete (natürlich ohne Mayo). Unseren Vang Vieng-Aufenthalt beendeten wir am letzten Tag mit einem ausgiebigen Spaziergang ins Grüne, der uns zu einem kleinen Aussichtspunkt und einer weiteren Höhle führte. Am Abend haben wir einen Franzosen, mit echtem Steinofen, Pizza für uns backen lassen und noch einmal den Sonnenuntergang (dieses Mal ohne Bier) genossen, bevor die Rucksäcke wieder gepackt wurden und am nächsten Tag der Bus nach Luang Prabang startete.

Siem Reap

Zusammen mit ca. 10 Khmer in einem Bus fuhren wir am Morgen nach Siem Reap. Es war alles dabei: eine Familie, die in den USA lebt, ein paar Jüngere und eine heiße Truppe von Senioren, die uns ständig getrocknete Bananen anbot. Beim obligatorischen Stopp ergatterte Paul das beste Club Sandwich seit einem halben Jahr und insgesamt ging es recht zügig in die Tempelstadt. Eingecheckt haben wir in einem Guesthouse, das auf nachhaltigen Tourismus spezialisiert ist und so war es entsprechend Hippie-angehaucht – dennoch eine sehr nette Unterkunft. Eigentlich wollten wir uns erst am nächsten Tag in Richtung Tempel aufmachen, aber weil der Sonnenuntergang beim Kauf des Tickets für den nächsten Tag um 17h for free ist, stiegen wir doch ins Tuk Tuk, fuhren zum Ticketschalter und besorgten uns einen 3-Tages-Pass für die Tempel von Angkor. Schon auf dem Hinweg fing es an zu regnen und das nicht zu knapp. Gut, dass wir unsere Regenponchos aus Vietnam dabei hatten. Auch wenn die Sicht dadurch nicht besser wurde, hatte der Regen einen großen Vorteil: Die Touristenmassen verkleinerten sich schlagartig und sie machten sich schnell auf den Heimweg, sodass wir einen kurzen Augenblick fast allein vor den Türmen von Angkor Wat genießen konnten. Überhaupt war die Stimmung beim Sonnenuntergang im Regen, während die Wolkendecke am Horizont doch aufbrach, ganz besonders schön. Mit diesem Willkommensgruß der Tempel fuhren wir durch den abendlichen Stau in Siem Reap wieder heim.

Am nächsten Tag standen wir um 4:30h auf, um nun den Sonnenaufgang an gleicher Stelle nur mit dem Blick in die andere Richtung zu verfolgen. Mit dem Ticket bereits im Gepäck waren wir glücklicherweise verhältnismäßig früh dran und konnten uns einen Platz in einer der ersten Reihen sichern. Wir wussten ja von dem Touristenansturm, aber es war erstaunlich, wie viele Menschen dann doch überrascht waren, dass soooooo viele andere mit ihnen zum Sonnenaufgang kamen – ein Geheimtipp ist das tatsächlich schon lange nicht mehr. Erfreulicherweise hielten sich in „unserer Ecke“ viele an die Etikette und so wurde uns ein ruhiger, bedächtiger und recht schöner Sonnenaufgang geboten. Um den Massen dann aber zu entgehen, haben wir uns Angkor Wat nicht direkt im Anschluss angeschaut, sondern sind kurz vor dem Aufbruch aller anderen mit dem Tuk Tuk zu einem verlassenen See gefahren, wo wir unser Frühstück aus dem Guesthouse in aller Ruhe und ganz alleine genossen. Die einzelnen Tempel (mit Ausnahme von Angkor Wat) öffnen erst um 7:30h, wir hatten also Zeit. Kurz vor halb acht näherten wir uns dem ersten Tempel gegenüber des Sees und siehe da – sogar fünf Minuten vor der Öffnung durften wir die heiligen Hallen betreten. Nur ein anderes Pärchen war mit uns vor Ort und so hatten wir eine herrliche Stunde in dem kleinen Tempel (fast) ganz allein. Solche Momente sind rar in Angkor, weil Millionen von Touristen pro Jahr die Tempelstätte anpeilen. Dadurch sind auch einige Bauten vom Einsturz bedroht, die dann von Holzgerüsten gestützt werden müssen. Ebenso sind Pfade gebaut worden, auf denen die Besucher durch die Tempel gehen. Auf unserem letzten Besuch 2006 gab es all diese Dinge noch nicht, über die Tempel konnte man sogar klettern. Zudem war die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, zu bestimmten Zeiten mit wenigen Touristen in einem Tempel zu sein. Heute ist das fast nicht mehr möglich. So waren auch wir in den übrigen Tempeln in Begleitung anderer, aber das ändert natürlich nichts daran, dass die alte Stadt weiterhin sehr beeindruckend ist (und wir haben sogar ein Dinosaurier-Mosaik gefunden, woher die vor gut 800 Jahren wohl von den Dinos wussten?) und die benannten Maßnahmen sind notwendig, um die Bauten zu erhalten. Auch die Insektenwelt zeigte sich mal wieder von ihrer großen Seite, nach den Kolibri-großen Faltern in Vietnam gab es diesmal einen gut 20cm langen Tausendfüßler.

Am Nachmittag hatten wir dann auf unserer „small circuit“-Tour genug alte Steine gesehen und fuhren zurück ins Guesthouse. Ziemlich geplättet von der Sonne, den Eindrücken, dem frühen Aufstehen und der Kletterei gab es nur ein kleines Abendessen im Guesthose und dann ging es fix auf’s Zimmer zur Nachtruhe. Am nächsten Tag schliefen wir aus und ließen die Tempel Tempel sein. Das Drei-Tagesticket muss nicht zwingend an drei Tagen hintereinander genutzt werden, gut für Reisende mit großem Zeitbudget. Wir schlenderten ein bisschen durch die Stadt, die zwar größer geworden ist, aber (zumindest wirkte es auf uns so) keine wirklichen Fortschritte macht (wie z.B. Kampot oder Phnom Penh). Der alleinige Wirtschaftsfaktor ist Tourismus, es gibt quasi nur Hotels, Restaurants und Bars. Diese wachsen zwar aus dem Boden, der Rest der Infrastruktur wächst aber nicht mit. Abends wartete ein leckeres Essen beim Franzosen und dann ein Livestream zum Pauli- Düsseldorf-Spiel auf uns. Die mitgeschleppten Stadion-Becher haben leider nichts gebracht, Pauli hat verloren, inklusive Eigentor. Herrje, der Klassenerhalt wird jetzt richtig schwierig.

Das mussten wir mit ein paar Bieren verkraften und so ging es am nächsten Tag erst gegen Mittag zurück in die Tempel, dafür aber mit dem Rad. Diese Art, Angkor zu erkunden, war super: eigenes Tempo, spontanes Anhalten, Flexibilität und die Ruhe, den Dschungel auf sich wirken zu lassen. Als erstes haben wir Angkor Wat genauer unter die Lupe genommen. Die ungewöhnliche Zeit (alle anderen aßen Mittag) bescherte uns auch hier teilweise leere Gänge und ruhige Momente. Wie voll es sonst ist, lassen Schilder erahnen, wie man sie aus Vergnügungsparks kennt: „Ab hier warten Sie ca. 45 Minuten.“ Da ist man froh, einfach vorbei spazieren zu können. Das Wetter hat auch mitgespielt und am späten Nachmittag war die Stimmung in der langsam untergehenden Sonne, besonders im Bayon, ganz zauberhaft. Wir schauten noch einmal kurz den Sonnenuntergang an und bevor es ganz dunkel war, radelten wir nach Siem Reap zurück. Abends waren wir zum Essen wieder mal mit Rob und Liz verabredet, die wir vor ihrem Trip gen Südkambodscha nun zum letzten Mal ihrer Reise gesehen haben. Anfang Dezember fliegen sie nach England zurück, wo wir sie bestimmt einmal besuchen werden.

Am dritten Tempeltag fuhren wir wieder mit dem uns bekannten Tuk Tuk-Fahrer durch Angkor („big circuit“) und besichtigten Tempel, die wir bisher noch nie gesehen hatten. Wie in den Tagen zuvor war es sehr schön und beeindruckend. Doch zugegebenermaßen waren wir mittlerweile ein wenig Tempel-müde und fuhren mit wahnsinnig vielen imponierenden Bildern im Kopf am frühen Nachmittag zurück. Wir mussten auch noch packen, weil am nächsten Morgen der Bus um 7:45h für uns nach Phnom Penh losfuhr. Dachten wir zumindest.

Gegen 1:00h fing Pauls Magen auf einmal zu randalieren und ihm wurde schlecht, was in einer sechsstündigen Brech-Durchfall-Dauerschleife mündete. Eventuell war das die asiatische Rache für das leicht belustigte Beschreiben der Seekrankheit einiger Passagiere auf unserer Überfahrt nach Phu Quoc hier im Blog. Um 8:00h war dieser Kampf erstmal vorbei (die Fahrt nach Phnom Penh hatte Miri längst gecancelt), dafür begann das Fieber, das partout nicht aufhören wollte und sich bei 38°C einpendelte. Am Nachmittag, Paul hatte mutig 2 Cracker gegessen und sich dazu dekadent 3 Schlucke Wasser gegönnt, begann dann wieder die Übelkeit und es stand fest: Wir mussten ins Krankenhaus. In Siem Reap sind so viele Touristen, dass man sich auf eine ordentliche medizinische Versorgung verlassen kann. Wir landeten im Angkor International Hospital, das mit dem renommierten Bangkok Hospital zusammenarbeitet. Die Patientenaufnahme, die Blut- und Stuhlgangtests und erste Sofortmaßnahmen wurden ziemlich rasch durchgeführt und nach 1,5 Stunden stand fest: Paul hatte Amöbenruhr. Weiter stand fest, dass wir über Nacht bleiben sollten, weil er schon so dehydriert war, dass es neben dem Antibiotikum weitere Infusionen geben musste. Nachdem Miri ein paar Sachen aus dem Guesthouse geholt hatte, startete die angekündigte Behandlung allerdings immer noch nicht und das Zimmer durften wir auch nicht beziehen. Der Grund: Zwecks Bezahlung stand eine Antwort unserer Versicherung, mit der wir mittlerweile geskypt und für die wir sämtliche Formulare ausgefüllt hatten, noch aus. Um 22:30h hatten wir genug und fragten, ob es eine Alternative gäbe. Nachdem 500$ Kaution von uns gezahlt wurden, hing Paul sofort am Tropf und wir konnten in das Zimmer. Money rules the world.

Die Nacht war im Vergleich zu der komplett schlaflosen davor besser, aber aufgrund einer sehr lauten AC im Zimmer dennoch unruhig. Paul war zudem ein wenig geschwächt und das Sofa, auf dem Miri schlief, ein bisschen schmal. Aber immerhin gab es dafür keinen Aufpreis. Mehrere NSS- und Antibiotikum-Infusionen später ging es Paul besser und auch die Mahlzeiten musste er nicht wieder erbrechen. Der Doc bot Paul am Nachmittag an, das Krankenhaus zu verlassen und in den folgenden Tagen Tabletten zu nehmen. Das nahm er dankend an. Jetzt musste allerdings noch der Papierkram erledigt werden. Drei Stunden und einige Unterschriften später wurden wir vom Krankhauschauffeur ins Guesthouse gefahren, der wohl in den 850$, die der ganze Spaß gekostet hat (und die von der Versicherung ohne Vorleistung von uns übernommen wurden), inbegriffen war.

Im Guesthouse begrüßte man uns herzlich, ohne Probleme konnten wir unseren Aufenthalt um weitere zwei Nächte verlängern. Der anschließende Tag war sehr ruhig, wir spazierten ein wenig durch Siem Reap und beobachteten kontinuierlich Pauls sich bessernden Gesundheitszustand. Der stellte sich glücklicherweise als stabil heraus, sodass wir die Fahrt nach Phnom Penh mit dreitägiger Verspätung erneut in Angriff nahmen. Jetzt sitzen wir im Bus und sollen in 1,5 Stunden in der Hauptstadt ankommen. Weil wir immer noch ein wenig groggy sind, haben wir ein etwas besseres Hotel gebucht, auf das wir uns sehr freuen.

Hoi An

In Hoi An war in der Woche, bevor wir ankamen, sehr schlechtes Wetter mit Sturm und Regen. Laut Vorhersage sollte sich dies aber ändern und es hieß, dass es richtig heiß werde. Also buchten wir noch während wir in Hue unseren Kaffee schlürften und auf den Bus warteten, ein Hotel mit Pool. Rolf, der schon wieder on tour war, wurde der Standort per Hangout mitgeteilt. Da wir nicht nur später los sind als Rolf, sondern der Bus noch einen Umweg über Da Nang fuhr, um dort in kleinen und kleinsten Straßen im Feierabendverkehr Leute abzusetzen, saßen wir noch lange im Bus, als von Rolf schon die Nachricht kam: “Happy Hour, 2 für 1, sitze mit Long Island am Pool“. Dafür konnten wir uns wenigstens beim Durchqueren die in den letzten fünf Jahren am meisten gewachsene Stadt Da Nang anschauen: Sehr aufgeräumt, sehr westlich und mit muscle beach im Miami-Style.

Als wir dann endlich ankamen, sind wir auch direkt in die Badesachen und den Pool gehüpft, dann aber schleunigst losspaziert, denn der Magen knurrte. Heute durfte es auch mal etwas Deftigeres sein und zufällig stolperten wir über ein etwas gehobeneres Grillrestaurant. Für Miri gab es sogar eine Gemüsegrillplatte, Paul und Rolf mussten das Beef Brisket aus dem original vietnamesischen Räucherofen probieren und Grischa gönnte sich ein Glas Wein, bei dem die Qualität leider nicht mit dem Preis mithalten konnte.

Nach der ganzen Kultur und Geschichte in Tam Coc und Hue haben wir uns in Hoi An stark dem Relaxen gewidmet. Am ersten Morgen ging es nach dem obligatorischen Bad im Pool mal wieder mit geliehenen „Single-Speeds“ erst zum Divecenter, wo wir leider feststellen mussten, dass die Saison aufgrund von schlechten Bedingungen (um genau zu sein: eigentlich, aber dazu später mehr) beendet ist, und dann zum Strand. Wir haben herrlich bei ein paar Bier entspannt und uns in der zum Nachmittag aufkommenden, heftigen Brandung ausgetobt und von ihr durchschütteln lassen. Da Rolf uns am nächsten Tag schon wieder verlassen musste (ihn sehen wir erst in Saigon wieder), gingen wir danach noch ordentlich einen heben (Buy 4 cocktails, get 4 cocktails for free and a Shisha and a bottle of Wodka).

Der nächste Tag startete entsprechend langsam, aber Rolf schaffte wirklich noch den Absprung und machte sich gegen 14h auf den Weg. Wir brachen erst am späten Nachmittag zur Nahrungssuche auf und endeten mal wieder in einem local food store mit nur einem Gericht. So kann dann wenigstens keiner neidisch auf das Essen der anderen sein. Zum Abschluss bestellte sich Miri noch etwas Pudding-Ähnliches am Stand gegenüber. Als die Verkäuferin fragte, ob Miri auch Kaffee möchte, bejahte sie dies freudig, nur um zu sehen, wie kalter Kaffee auf ihren Pudding gegossen wurde. Andere Länder, andere Sitten. Danach schlenderten wir durch die unglaublich touristische, aber auch hübsche und mit unzähligen Lampions dekorierte Altstadt von Hoi An und waren sehr angetan von der Fußgängerzone (!): endlich mal wieder schlendern, ohne das permanente Gehupe. Dabei ging es zufällig wieder am Divecenter vorbei, wo nun eine Ausfahrt in 2 Tagen angekündigt wurde; allerdings war ein Verantwortlicher erst am nächsten Tag gegen 11:00h zu sprechen. Abends ereilte uns ein kleiner Schock, weil Paul plötzlich sehr starke Schmerzen im Brustbein hatte, die wellenartig kamen und sich in den Rücken ausdehnten. Nach 15 Minuten wurde das Ganze langsam besser und wir gehen mittlerweile davon aus, dass die Ursache ein eingeklemmter Nerv war. Trotzdem haben wir es an diesem Abend sehr ruhig angehen lassen.

Am nächsten Morgen wurde die Tauchfahrt gebucht, ein weiterer Strandtag eingelegt, noch einmal der Markt besucht und eine Menge einheimischer Kram probiert. Dann ging es schnell ins Hotel, da wir am nächsten Tag einen engen Zeitplan hatten. 7:00h Frühstück fassen, 8:00h auschecken, 8:15h abholen zum Tauchen, gegen 17:00h zurück sein im Hotel und um 17:30h Start des Nachtbusses nach Da Lat. Beim Packen viel Paul auf, dass Da Lat in 1500 Metern Höhe liegt und bei etwas konservativer Einstellung nach Wiederholungstauchgängen eine 24-Stunden-Frist verstreichen muss, bevor man sich in größere Höhen begibt, um keine Dekompressionskrankheit zu riskieren. Also Tauchgang in Schnorcheltag umgebucht, wenigstens konnten wir so unsere Unterwasserkamera ausprobieren. Es war dennoch wirklich toll, auch wenn wir den Blasen der Taucher bei deren Abstieg etwas wehmütig hinterher geschaut haben. Es werden sich aber noch genug Gelegenheiten zum Tauchen, ganz ohne Stress, bieten. Den Stress hatten wir auch so, weil der Fahrer uns nach dem Schnorcheln (bei einem Zeitpuffer von 10 Minuten) zum falschen Hotel gefahren hatte. Als wir dann endlich bei unserem ankamen, stand der Nachtbus schon davor – 20 Minuten zu früh. Die Fahrt nach Da Lat war leider auch nicht so entspannt wie die nach Hue, dazu dann mehr beim nächsten Mal (gut angekommen sind wir aber).

Yangshuo

Weil wir Grischa und Rolf am 9.10. in Hanoi treffen wollen, mussten wir uns nach 3 Nächten schon wieder auf den Weg machen. Ziel war Yangshuo, das per Boot angesteuert wurde. Ähnlich wie ein Besuch der Reisterrassen ist eine Fahrt auf dem Li River Pflicht eines jeden Touristen hier. Und auch wenn die Golden Week ihrem Ende zugeht, waren wir hier mit einer unüberschaubaren Menge Gleichgesinnter unterwegs. Ähnlich einem Gänsemarsch schipperten wir mit 8 Booten (alle ungefähr der Größe einer HVV-Hafenfähre) den Fluss hinunter. Und auch hier lässt sich festhalten: Gelohnt hat es sich trotzdem. Der Fluss schlängelt sich durch die mit Karstbergen gespickte Landschaft und gibt nach jeder Biegung wieder spektakuläre Ansichten preis. Da die Fahrt allerdings gut 4 Stunden dauert, hatte man sich nach einiger Zeit satt gesehen und ist vor der Sonne ins Schiffsinnere geflohen. Von Zeit zu Zeit stürmten dann alle Chinesen wieder auf das Deck. Ein freundliches taiwanesisches Pärchen erklärte uns mit Augenzwinkern, dass einige Berge wichtiger sind als andere (man kann auf Ihnen Affen sehen, die auf Eseln reiten, Mütter die auf die Heimkehr des Mannes warten und vieles mehr). Unseres, vom uneingeschränkten Zugang zum Internet verdorbenes Vorstellungsvermögen, reichte dazu leider häufig nicht aus. Die Felsformation, die auf dem 20 Yuan-Schein abgebildet ist, konnten wir dann aber doch erkennen.

Yangshuo selbst ist sehr touristisch geprägt und entsprechend warteten eine Menge Souvenirverkäufer, Motobikefahrer etc. nach dem Ausstieg auf dem Pier. Wir hatten uns für eine Nacht ein Hostel etwa 1,5 km nördlich der Stadt herausgesucht und haben uns in der Mittagshitze zu Fuß auf den Weg gemacht. Da wir uns irgendwann nicht mehr ganz sicher waren, noch auf dem richtigen Weg zu sein, hielt Paul ein zufällig vorbeifahrendes Auto an. Zugegeben, Paul war sehr verschwitzt, aber dass ihm als erstes eine Wasserflasche entgegengehalten wurde und dann in einem Englisch, welches mit rudimentär noch wohlwollend umschrieben ist, erklärt wurde, sie würden ihn mitnehmen, egal wohin er wolle, war sehr nett, aber doch etwas übertrieben. Am Ende stellte sich heraus, dass das Hostel nur noch 250m entfernt war, welche wir dann doch noch zu Fuß zurückgelegt haben.

Am Nachmittag liehen wir uns Räder, radelten in die Stadt, zum Busbahnhof (Tickets nach Nanning kaufen), ein bisschen durch die Landschaft, um schlussendlich bei Sonnenuntergang ein Bier am Fluss zu trinken und ein paar Einheimische beim Baden zu beobachten.

Guilin

Schnell konnten wir erst einmal feststellen, dass Google, Facebook, Youtube, Netflix etc. in China nicht funktionieren. Keine der Seiten war aufrufbar. Nach einer kurzen Recherche (mit Bing) und fünf Klicks später hat Paul aber flux einen VPN-Service einrichten können, sodass wir wieder Anschluss an die digitale Welt hatten. Der ist insofern nicht ganz unwichtig, als dass die Reiseplanung heute sehr stark vom Online-Buchen geprägt ist. Die alten Zeiten (in einen Ort fahren, verschiedene Hostels anschauen, verhandeln, entscheiden) sind vorbei. Ohne Onlinereservierung vorab, ist es manchmal schwer, ein passables Zimmer zu bekommen.

Der Ort Guilin liegt sehr idyllisch in einer Landschaft voller Karstberge – das wissen auch die Chinesen und in ihrer Feiertags-Woche genießen sie wie wir diese schöne Gegend. Also befanden wir uns als Touristen inmitten von unzähligen chinesischen Touristen. Das ist auch eine interessante Erfahrung, wir sind auch überhaupt nicht aufgefallen. Am ersten Tag haben wir uns durch die Stadt treiben lassen und sind am Fluss entlangspaziert. Auf dem Night Market konnten wir in einem typisch chinesischen „Restaurant“ sehr stilecht essen, auch wenn wir kein Wort verstanden haben. Allerdings wird seit China auch die vegetarische Ernährung immer schwieriger. Was soll’s…

Am zweiten Tag haben wir uns (zunächst mit großer Skepsis) das komplette Touri-Programm gegeben. Motos sind hier generell nicht ausleihbar und mit dem Rad hätten wir 100km pro Richtung fahren müssen. Buchbar war allerdings nur eine Tour zu den Reisterrassen (zu denen man unbedingt fahren sollte, denn dafür sind wir und die ganzen Menschenmassen schließlich hier), die vorher einen Besuch in einem Minderheiten-Ort beinhaltete. Diese Menschenzoos gehen uns ziemlich ab (besonders Miri), aber es stellte sich heraus, dass in diesem Fall der Ort mit deutschen Museumsdörfern vergleichbar ist und insofern war die Darbietung halbwegs erträglich. Was den Menschenzoo angeht, war es dann eher anders herum. Miri wurde mit auf Selfies gebeten oder als Exot in die Mitte von zwei Kindern gestellt und fotografiert. So ist zumindest Miri jetzt auf mindesten 1502 Selfies zu sehen. Die Reisterrassen waren wunderschön und weil die Felder kurz vor der Ernte stehen, leuchteten sie fantastisch gelb in der Sonne. Es hat sich also alles gelohnt. Auf dem Rückweg staute es sich teilweise „etwas“, aber in Anbetracht der Tatsache, dass vor 2 Tagen eine Gruppe jeweils 8 Stunden für die 100km gebraucht hat (und sich nur 30 Minuten die Terrassen anschauen konnten), war dies aber ertragbar.

Noch etwas zu den „westlichen“ Touristen hier: Es gibt kaum Backpacker; die Reisenden, die man trifft, arbeiten zu 80% in China (davon tatsächlich viele Deutsche) und die verbleibenden 20% besuchen Freunde oder ihre Partner. Erstaunt hat uns auch ein Leihradsystem, das dem StadtRad-System in Hamburg sehr ähnelt. Außerdem sind fast alle Roller, und das sind einige, mit Elektromotor ausgestattet. Und: es gibt überall deutsches Bier.