Monat: Dezember 2016

Thakhek

Die Fahrt nach Thakhek verlief so unspektakulär, dass wir gerade Probleme haben, sie zu erinnern. Die ganzen Busfahrten der letzten Wochen verschwimmen etwas in unseren Köpfen. Am Ende landeten wir auf jeden Fall an einem der etwas außerhalb liegenden Busbahnhöfe von Thakhek. Da wir keinen Plan hatten, wo wir sind, haben wir uns in ein Songtheo (Sammeltaxi oder ein etwas größeres Tuk Tuk) laden und für 1$ pro Person zu dem Hotel chauffieren lassen, das wir uns aus dem Lonely Planet herausgesucht hatten. Ein anderer der ausschließlich laotischen Passagiere machte laut „Huui“ und als wir nach 5 Minuten Fahrt wieder herausgeschmissen wurden, war uns auch klar, dass wir zu viel bezahlt hatten. Dies ist uns schon lange nicht mehr – zumindest so offensichtlich – passiert.

Das Hotel lag 3km vor der Stadt und war leider schon ganz schon heruntergekommen, unser Lonely Planet ist 3 Jahre alt und da kann viel passieren. Endlich bekamen wir auch eine Idee davon, warum einige Hotels, denen man ansieht, dass sie wirklich mal schön waren, so vernachlässigt aussehen. Der Rezeptionist sagte, es gibt auch neue Bungalows, die vom gleichen Tresen gemanagt werden, aber 5$ mehr kosten und „same same“ sind. Eigentlich lohnt sich der Aufpreis also gar nicht. Die Räume und Bäder waren tatsächlich ähnlich groß, damit hatten sich die Gemeinsamkeiten aber auch schon erledigt. Eine Variante war sauber, neu gestrichen, es hab keinen Schimmel, stattdessen eine schöne Holzdecke ohne Flecken, Spiegel im Bad etc. So richtig zum Wohlfühlen. Die andere Variante war das Gegenteil, aber für den laotischen Portier gab es einfach keine wirklichen Unterschiede, die die Preisdifferenz gerechtfertigt hätten. Beim Bier am Pier in der Stadt während des obligatorischen überwältigenden Sonnenuntergangs am Mekong lernten wir dann auch noch 2 Reisende kennen, die uns von Bettwanzen in den alten Zimmern erzählten. Alles im allem war das Extra-Geld also weise ausgegeben.

Auf dem Rückweg zu unserem Hotel kamen wir an einem Songtheo vorbei, welches offensichtlich Probleme hatte. Zumindest lag der Fahrer unter dem Führerhaus und versuchte mit seinem Handy etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Als gut ausgerüstete Traveller hatten wir natürlich eine Taschenlampe dabei („typical Germans, they are prepared for everything“), die wir herausholten und Miri leuchtete dem Fahrer beim Suchen des Problems. Nachdem er den Beifahrersitz ausgebaut hatte, um an den Motor etc. zu kommen, wurde Miri die Taschenlampe abgenommen und in den Mund gesteckt, um sich selber leuchten zu können. Während Paul sich ein Bier kaufte und es sich auf dem Bordstein gemütlich machte, lernte Miri von den Damen (früher hätte man politisch unkorrekt Waschweiber gesagt), die als Passagiere in dem Songtheo saßen, das Zählen bis 1.000 auf laotisch. Nach 30 Minuten bekamen wir eine nasse Taschenlampe (wir hätten ihm die Stirnlampe anbieten sollen – ja auch sowas haben wir dabei) wieder und schlenderten von dannen. Leider hatten wir einen anderen Heimweg als die Route des Songtheos, sonst wäre eine Fahrt umsonst wohl kein Problem gewesen.

In Thakhek macht man eigentlich „den Loop“: eine Rollertour durch das Hinterland mit 2-4 Übernachtungen auf dem Weg. Da uns aber irgendwie die Zeit wegläuft, wir zu Weihnachten in Vientiane sein wollten und wenn man den Loop in 2 Übernachtungen durchzieht, es einen Tag mit dem Roller nur über den eher unattraktiven „Highway“ geht, haben wir uns dagegen entschieden. Man muss ja auch noch ein paar Aktivitäten für den nächsten Laosbesuch übriglassen. Stattdessen mieteten wir uns den Roller nur für einen Tag und machten uns in die nähere sehr beeindruckende Umgebung auf. Auch hier gibt es schöne Höhlen zu besichtigen (inklusive Höhlenschwimmen), einen klaren Fluss zum Baden, der sich spektakulär durch die Landschaft schlängelt und einen Berg mit herrlicher Aussicht und so steilem Aufstieg, dass einem bei den derzeitigen Temperaturen der Schweiß aus allen Poren läuft. (Wären die Reisfelder noch grün und nicht schon abgeerntet und braun, wäre der Anblick vor Schönheit sicher nicht auszuhalten gewesen.)

Dass es mit der Gleichberechtigung nicht so weit her ist, konnte man gut daran erkennen, dass die Reaktionen der Laoten von belustigt bis zu entsetzt reichten, weil Miri fuhr und Paul hinten drauf saß. Der Vorteil am nicht-Loopen war, dass wir etwas später losfahren konnten und so die meisten anderen Touristen schon wieder auf der Straße waren, als wir an den Sehenswürdigkeiten ankamen. Auf diese Weise hatten wir die Höhlen für uns und beim Baden mussten wir uns den Fluss nur mit einem anderen Pärchen teilen. Am Abend ging es noch kurz zur Busstation, um Tickets nach Vientiane für den nächsten Tag zu besorgen.

Da unsere Bleibe ja etwas außerhalb lag und es abends in Thakhek sowieso nicht viel zu unternehmen gibt, blieben wir am zweiten Abend in unserem Zimmer, versuchten ein wenig Netflix zu schauen (das Internet ist in Laos allerdings nicht so richtig stabil) und nach 1,5 Folgen können wir sagen, „Designated Survivor“ macht Lust auf mehr.

Savannakhet

Eher spontan und weil wir keine Lust auf eine ewig lange Busfahrt hatte, strandeten wir in Savannakhet, der zweitgrößten Stadt von Laos – und was war das für eine schöne Überraschung! Dieser Ort ist (noch) geprägt von einer extrem entspannten Stimmung, die unglaublich gut zu den alten kleineren Kolonialbauten passt, die wiederum nach und nach zu stylischen, schönen Cafés umgebaut werden. Dies alles fügt sich zusammen mit dem Mekong und einem Flussufer, hinter dem die Sonne abends untergeht, zu einer liebenswerten Stadt, die bisher noch nicht von den Touri-Bussen angesteuert wird. Wenn die Entwicklung aber so weitergeht, dauert das nicht mehr lange – zu Recht.

Diese Stimmung mussten wir am Tag unserer Ankunft erst einmal auf uns wirken lassen und so spazierten wir durch die Abendsonne zum Mekong und genossen dort ein Bier pünktlich zum Sonnenuntergang. Danach suchten wir für noch ein paar weitere Beer Lao eine coole Bar neben dem Night Market auf. Andernorts sind diese Bars und besonders die Night Markets häufig auf Touristen oder zumindest Expats ausgelegt, hier aber ist die einheimische Jugend das Zielpublikum, was schön ist und sich natürlich auch auf die Atmosphäre auswirkt.

Am nächsten Morgen wurde es dann etwas später und wir erkundeten die Stadt zu Fuß. Unser erstes Ziel war es, irgendwo Frühstück zu bekommen, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Dabei sollte es kein Problem sein, dass es schon fast Mittag war und kein Frühstück mehr angeboten wurde, sondern vielmehr am Sonntag ein Café o.ä. zu finden, denn fast alles hatte geschlossen. Am Ende wurden wir dann doch fündig und genossen einen relativ ordentlichen Brunch. Der Rest des Tages floss irgendwie so vorbei. Abends zeigte sich wieder die Herausforderung, etwas Essbares aufzutreiben. Am Ende landeten wir in Laos in einem französischen Restaurant, aßen italienische Speisen, wurden bedient von thailändischen Kellnern und es schallte „Dschingis Khan“ auf deutsch aus den Boxen (was wir uns NICHT gewünscht hatten).

Am nächsten Morgen liehen wir uns Fahrräder und waren gespannt darauf, was die Stadt am Montag für uns bereithielt. Nun hatten zwar die Cafés geöffnet, ansonsten war aber nicht viel mehr los als am Sonntag, langsam verstanden wir den Spitznamen „Lazy-town“. Erst waren wir verwundert, da es sich um einen Handelsknotenpunkt zu Thailand handeln soll, aber mittlerweile verstehen wir: Wenn man geographisch so gut liegt, kann man auch mit geringem Aufwand ein gutes Einkommen erreichen – also kann man das Ganze auch relaxt angehen.

Mit den Rädern fuhren wir zu einem 10km entfernten See, erst über etwas bessere Straßen, die dann zu einer Sandpiste wurden, auf der wiederum die Schlaglöcher immer größeren Raum einnahmen. Googlemaps war erneut nicht ganz präzise, der Weg wurde immer schmaler und schmaler und schließlich standen wir inmitten von trockenen Reisfeldern, einer Kuhherde und zwei aggressiven Hunden. Der Bewohner des einzigen Hauses in Sichtweite signalisierte uns, in welche Richtung wir unsere Räder schieben sollten und zehn Minuten später standen wir an der Hauptstraße, die uns dann auch erfolgreich zum See führte. Dorthin fahren die Laoten zum Mittag oder Feierabend mit ihren Motos, lassen sich dort in Hütten am Ufer nieder und sind dann auch dem Bier nicht abgeneigt. Für uns war es etwas früh für Bier, also bestellten wir in einer der Hüttchen eine Pepsi, die allerdings nur in der 1,5-Liter-Flasche verfügbar war. Nun gut, wir hatten ja keine Wahl, austrinken konnten wir sie dennoch nicht. Nach einer Partie Schach schwangen wir uns wieder auf unsere (bisher schlechtesten) Drahtesel und fuhren auf der Belag-technisch sicheren Route wieder zurück in die Stadt. Wir konnten mit unseren Rädern fast die Tour de France imitieren: Paul mimte den Armstrong in einem durchgängig niedrigen Gang und Miri machte einen auf Ullrich mit einer nur halb so hohen Trittfrequenz. Da der Weg über Hügel und Abfahrten führte, hatte jeder einmal den Vorteil des jeweiligen fixierten Gangs (Hamster im Rad vs. Aus-dem-Sattel-Müssen beim Anstieg). Weil es an diesem Tag extrem warm war, schwitzten wir beide ordentlich. Da kam die Abkühlung in einem Pool, den ein größeres Hotel auch für externe Besucher geöffnet hatte, genau richtig. Also hinein ins kühle Nass! Hier wurden wir noch Zeugen eines Weittauchkontests zwischen laotischen Bauarbeitern, die plötzlich als 10er Gruppe den Pool stürmten. Miri hätte locker gewonnen, wollte den Männern aber keine Schmach zufügen. Eine Dusche und ein leckeres Dinner im Hotel rundeten diesen schönen Tag ab.

Am nächsten Morgen mieteten wir uns ein Moto, weil wir den Umkreis von Savannakhet erkunden wollten. Es war nicht ganz einfach, ein Moped-Verleih zu finden und so waren wir froh, als wir nach einer Dreiviertelstunde endlich fündig wurden. Während der kurzen Probefahrt wurde uns schnell klar, dass das Moped das bisher schlechteste unserer Reise war. Da wir aber endlich eines gefunden hatten und ohnehin nur einen halben Tag damit unterwegs sein wollten, fuhren wir damit los. Schnell noch tanken und Luft aufpumpen und auf ging’s. Unser erstes Ziel war ein alter Tempel, der hinter dem See von gestern lag. Die Strecke kannten wir ja und so war es ein Leichtes, die heilige Stätte zu erreichen. Doch wir kamen nicht weit. Miris Schultern waren zwar bedeckt, aber dass eine Frau in einer Hose zu dem Tempel wollte, wurde (zum ersten Mal auf unserer Reise) nicht geduldet. Ein gewöhnlicher Rock hätte aber auch nicht gereicht, es musste der traditionelle laotische Rock sein, den man praktischerweise gleich am Stand nebenan kaufen konnte. Das war nun doch etwas zu viel des Guten und so fuhren wir nach ein paar von außen aufgenommenen Fotos weiter. Nächstes Ziel war der Turtle Lake. Aufgrund der Trockenheit war der Lake schon etwas geschrumpft und Schildkröten haben wir auch keine gesehen, aber glücklicherweise ist ja der Weg das Ziel. Danach mussten wir auch schon wieder den Heimweg antreten, da wir nicht zu spät ins Hotel kommen wollten; es sollte ja noch gepackt werden. Aber Pustekuchen: Paul fragte Miri noch, ob sie nicht auch den Eindruck habe, dass sich der Roller komisch anfühle, da machte es schon „Peng!“ und der Schlauch war im Eimer. Ventil rausgerissen. Da standen wir nun, wie bestellt und nicht abgeholt, mit unserem Gefährt in der sengenden Hitze. Kennt noch jemand den Song „Schön war die Zeit“? Also: „Breeeeeeenend heißer Wüstensand…“. Hilft ja nichts, wer seinen Roller liebt, der schiebt.

Als erstes kamen wir an den Hütten vorbei, in denen wir gestern unseren gemütlichen Pepsi-Mittag am See verbracht hatten. Leider konnte man uns dort nicht helfen und wir wurden ins nächste Dorf verwiesen. Noch schnell ein Wasser gekauft (dieses Mal gab es auch Wasser in großen Flaschen) und weiter ging die wilde Fah… ach nein, die langsame Schieberei. Als wir 15 Minuten später den „Ort“ (bestehend aus fünf Hütten) erreichten, gab es das nächste Problem: Der Mechaniker war nicht da. Trotzdem machte sich ein junger Laote in der benachbarten Mechaniker-Hütte daran, unser Hinterrad abzubauen. Allerdings sah er nicht so aus, als wüsste er, was er tut. Eher nach dem Motto: Einfach mal alles abschrauben, bis man das Hinterrad herauswürgen kann. Dabei fielen etliche Schrauben, Muttern und alle möglichen anderen Teile in den Sand und blieben dort auch liegen. Den Schlauch bekam er noch aus dem Reifen, den neuen aber nicht wieder hinein. Er würgte dabei so mit seinen Schraubenziehern rum, dass wir beide sowie eine anwesende Oma (zumindest ihren Gesten nach zu urteilen) schon meinten, dass der neue Schlauch jetzt wohl auch kaputt sei – und so sollte es auch kommen. Der Mechaniker Nummer 1 bekam dies jedoch nicht mehr mit, denn plötzlich fiel ihm ein, dass er seine Wasserbüffel impfen musste und weg war er. Allerdings nicht ohne einen Freund einzuweisen, den er vorher noch schnell angerufen hatte. Dieser erledigte das Einsetzen des Schlauches mit Bravour, als zur Probe aber aufgepumpt wurde, stellte sich heraus, dass der Schlauch tatsächlich kaputt war – dank Mechaniker Nummer 1. Mechaniker Nummer 2 holte den Schlauch also wieder aus dem Mantel, krampfte einen zweiten neuen Schlauch hinein und nach weiteren 20 Minuten war wieder Luft im Reifen. Der Reifen befand sich allerdings noch neben und nicht an dem Roller. Nachdem Mechaniker Nummer 2 das Chaos von Mechaniker Nummer 1 sah, wurde er kurz still und musste leider auf der Stelle weg. Wohin, wissen wir nicht. Glücklicherweise kam nun Mechaniker Nummer 3, dem die Werkstatt auch gehörte. Das erste Mal hatten wir das Gefühl, jemand weiß, was er tut und keine 30 Minuten später konnten wir mit einem geheilten Moto Richtung Stadt aufbrechen. Das Früh-im-Hotel-wieder-Ankommen konnten wir zwar nicht einhalten, das Packen für den Bus am nächsten Tag nach Thakhek haben wir aber trotzdem noch gut hinbekommen.

Tat Lo

Nachdem wir Miris Rucksack zum Reiseutensil erklärten, wurde alles, was wir auf einer kurzen 2-Tagereise nicht gebrauchen konnten, in den Rucksack von Paul gestopft. Heraus kam ein mannshoher Kollos, der kaum zu tragen war. Glücklicherweise war es nur ein kurzer Weg vom „Stinke-Guesthouse“ zum Motoverleih, wo wir das nicht benötigte Gepäck lagern konnten. Wir hatten uns dafür entschieden, beide ein eigenes Moto zu leihen. Bei Pärchen wird sich oft eines geteilt und dann fährt IMMER der Mann. Um Streitereien über den Fahrer aus dem Weg zu gehen, investierten wir die extra 6€ pro Tag – außerdem macht es so viel mehr Spaß. Unsere Mitreisenden teilten sich einen Roller, wohl eher nicht aus Kostengründen, sondern weil Christie nicht fahren wollte. So konnte sie ausgiebiger die Landschaft bestaunen. Unser Tagesziel war Tat Lo, ein kleines Dorf am Anfang des Bolaven Plateaus. Dieses hat nichts mit Bolivien zu tun (obwohl auch hier exzellenter Kaffee hergestellt wird), sondern bedeutet „Heimat der Laven“, einer ethnischen Minderheit von Laos.

An diesem Reisetag ging es eher um das Fahren und Bestaunen der vorbeiziehenden Landschaft. Es stand zwar ein Stopp an einem Wasserfall an, dieser war aber doch eher unspektakulär und von Thais überlaufen. Wir schauten ihn uns trotzdem pflichtgemäß an. Ansonsten gab es nur noch einen Halt, um an einer Plantage einen frisch geernteten und gerösteten Kaffee zu genießen. Der hiesige Kaffee zeichnet sich durch die Abwesenheit der Bitterkeit und eine leichte Kakao-Note aus. Unseren Ami-Begleitern war er aber zu stark, wie eigentlich jeder Kaffee in Südostasien. Auf Miris Nachfrage, ob die beiden ihren Kaffee sonst so trinken, wie amerikanisches Bier schmeckt – wässrig –, kam als Antwort nur eine Wasserflasche geflogen.

Die Fahrt verlief ansonsten Zwischenfalls-frei auf fein geteerten Straßen ohne viel Verkehr. Einem kurzen Regenschauer wurde getrotzt, indem Miri ihre Regenjacke das erste Mal in diesem Urlaub herausholte und Paul endlich ein 2006 bei Globetrotter erstandenes Regen-Cape ausprobieren konnte. Beide Utensilien taten ihren Dienst, wobei Miri weiterhin schick aussah. Paul glich eher einem verunglückten Zwitter aus Ninja-Turtle und Batman und steigerte seinen Benzinverbrauch durch sein flatterndes Gewand enorm.

In Tat Lo suchten wir ein Guesthouse direkt am ortseigenen Wasserfall auf. Wie oft hat man schon die Chance, beim Rauschen des Wasserfalls einzuschlafen, diesen morgens beim Aufwachen durch die Dschungellandschaft zu sehen und die Aussicht auch noch von der eigenen Terrasse aus zu genießen.

Ansonsten ist Tat Lo ein verschlafenes Örtchen mit ein paar Guesthouses, die alle auf „Mofa-Touris“ wie uns spezialisiert sind. Allerdings wird zwischen den beiden Wasserfällen im Ort gerade ein Resort hochgezogen, Elefanten-Schauen inklusive. Mal sehen, ob sich dieses durchsetzt, die Location ist zumindest einmalig!

Nach dem Auspacken ging es zu Fuß kurz etwas essen, Jason und Christie abholen (die beiden sind in einem anderen Guesthouse abgestiegen) und dann los Wasserfälle anschauen und bebaden. Da unsere Bikes noch in unserem Guesthouse standen, haben wir uns zu viert auf den Roller der beiden gequetscht und den Kilometer zu unserem Domizil so zurückgelegt – zum Amüsement des ganzen Dorfes. Abends teilten wir uns noch einige Biere und lauschten gespannt den Farmgeschichten unseres Texas-Boys.

Am nächsten Morgen ging es zeitig los (das Frühstück dauerte allerdings etwas – kann ja keiner ahnen, dass einfach Brot bestellt wird, das dann erstmal eingekauft werden muss). Wir entschieden uns dazu, eine Abkürzung zu nehmen, die als Bonus noch nicht geteert war. Die ersten 20 Minuten vergingen wie im Fluge und es machte richtig Spaß. Nach und nach wurde die Straße aber immer schlechter und bald reihte sich ein faustgroßer Stein an den nächsten und die Straße war ein einziges Schlagloch. Das Tempo wurde entsprechend langsam und als wir die ersten liegengebliebenen „Busse“ passierten, entschieden wir kurz Googlemaps zu Rate zu ziehen. Eine Straße gab es laut Karte nicht, was nichts heißt (das Kartenmaterial ist nicht wirklich doll. Wir waren auch schon auf Trampelpfad-großen „Landstraßen“ unterwegs, die einfach im Nichts endeten). Aber auch die zurückgelegte Strecke war erst ein Bruchteil von der Distanz, die bewältigt werden musste. Also umgedreht und wieder auf die „Hauptstraße“.

Hier wurden schnell Kilometer gemacht und es zeigte sich, dass es gar nicht so schlecht war, umgedreht zu sein. Paul fiel, trotz mittlerweile gutem Untergrund, ein Teil seiner Verkleidung vom Moped ab. Am Ende mussten wir, nach längerer zäher Verhandlung, noch 7$ dafür berappen. Ansonsten waren die Bikes in tadellosem Zustand.

Schnell erreichten wir eine Höhe von 1.200km und es wurde zunehmend kälter, dazu gesellte sich ein ordentlicher Regen. Unsere Kluft hielt uns zwar trocken, aber nicht warm. Als wir dann endlich einen Suppenstand gefunden hatten, um uns aufzuwärmen, waren Miris Lippen schon ganz blau. Gestärkt und gewärmt ging es dann, bei mittlerweile blauem Himmel, weiter in Richtung der eigentlichen Ziele, eine Reihe von spektakulären Wasserfällen: mit Möglichkeiten zum Baden, 120m tieffallend in ein Dschungelbecken oder mäandernd entlang von Wiesen wie bei Herr der Ringe. Bei so viel Schönheit vergaßen wir etwas die Zeit, sodass am Ende noch ordentlich der Gashahn aufgedreht wurde, wir den Einheimischen mal zeigten, was man auf deutschen Autobahnen lernt und erst im Dunkeln (und wieder ganz vorsichtig) in Paksé eintrafen.

Hier wurde das Hotel gewechselt und noch ein Tag gechillt. Wir waren kurz in Versuchung, uns für die nächste Zeit einen Hilux zu mieten, für unverschämt günstige 45$ pro Tag. Leider übersteigt das leicht unser Budget (das hätte man durch das Mitnehmen anderer Touris eventuell noch ausgleichen können) und ohne internationalen Führerschein (den wir beide nicht beantragt hatten) ist man zusätzlich noch komplett versicherungsfrei unterwegs. So sitzen wir nun wieder im Bus zu unserer nächsten Destination und können eingequetscht, inspiriert von unterschiedlichsten Gerüchen, bei offener Tür und Schlaglochweitspringen Blogartikel verfassen.

 

Paksé

Am Pier, kurz bevor wir auf das Boot zum Festland stiegen, trafen wir Jason und Christie aus Alaska sowie die Irin Kathy, mit denen wir die Grenze nach Laos überquert hatten. Zusammen mit ihnen nahmen wir den Weg nach Paksé auf uns und stiegen nach dem Boot in den Bus. Unsere Reisegruppe umfasste ca. 40 Personen, die zunächst alle denselben Bus nehmen sollten, auch wenn dieser eigentlich nur für 30 Passagiere ausgelegt war. Macht nichts, die Touris haben ganz in laotischer Busreisetradition Plastikhocker, die praktischerweise schon am Eingang bereitstanden, in den Gang gestellt und sich daraufgesetzt. Die Logistik-Laoten waren von ihrer Hocker-Idee dann aber doch nicht so angetan und nachdem alle Platz genommen hatten, wurde der Plan wieder geändert: Die Mitfahrer im Gang sollten samt Hocker nun wieder aussteigen und in einem Minivan nach Paksé fahren. Also alles wieder rückgängig, das gesamte Gepäck ausladen, auseinandersortieren und wieder einladen. Danach ging es aber wirklich los und fünf Stunden später erreichten wir unser Ziel.

Die Zimmersuche in Paksé gestaltete sich etwas schwierig, weil es meist schlechte Zimmer zu hohen Preisen gab. Nachdem wir eine Nacht in einem streng riechenden Bungalow hausten, entschlossen wir uns für die weiteren Übernachtungen in ein sauberes, geruchfreies, dafür aber fensterloses Zimmer zu ziehen. Die Stadt ist ein Durchgangsort, in dem viele Touristen kurz Halt machen, bevor sie mit schmalem Gepäck und geliehenen Mopeds für ein paar Tage in das Hinterland abdüsen. Daher ist Paksé nicht sonderlich spannend, wir blieben dennoch einen Tag länger dort. Denn Cafés mit leckerem französischen Gebäck, kleine (noch meist heruntergekommene) Kolonialbauten und zwei Flussufer hat die Stadt dennoch zu bieten. Bezeichnend ist, dass die Bankgebäude hier am besten in Schuss sind und an jeder Ecke eine Hammer-und-Sichel-Flagge weht.

Nach unserer Ankunft organisierten wir uns zwei Mopeds für die kommenden Tage und weil wir uns gut verstanden haben und in der Stadt ohnehin ständig über den Weg gelaufen sind, fuhren wir zusammen mit Jason und Christie am nächsten Tag gen Bolaven Plateau, in die sagenhafte Landschaft um Tat Lo.

Don Det

Der Bus fuhr morgens um 8h aus dem tiefen Osten Kambodschas Richtung laotischer Grenze los. Um 10h mussten wir in Stung Treng umsteigen, wofür wir unglaubliche vier Stunden Zeit hatten. Es kamen zwar in der ersten Stunde ein paar weitere Touristen für die Weiterfahrt nach Laos in der unambitionierten Stadt an, zwischen 11h und 14h passierte allerdings nichts weiter. Warum wir nicht schon früher losgefahren sind – wer weiß das schon. In einem Minivan wurden wir innerhalb von 50 Minuten zur Grenze gebracht, wo wir auf kambodschanischer Seite zunächst 1$ Stempelgebühr zahlen sollten. Nach einem unaufgeregten „No, the stamp is for free“ eines französischen Pärchens vor uns mussten wir uns erst gar nicht mit weiteren Anti-Korruptions-Strategien auseinandersetzen und wurden auch for free aus Kambodscha entlassen.

Auf der laotischen Seite war der Einlass dann allerdings ein bisschen komplizierter. Eine Preissteigerung von 100% führte zu 2$ pro Stempel, was bei unserer Gruppe von 13 Leuten 26$ bedeutete. Ein Großteil dieses Geldes wird von den Beamten vor Ort nach oben weitergereicht. Das französische Pärchen war wieder zuerst an der Reihe und weigerte sich, die Stempel zu bezahlen. Nun begann eine unterhaltsame Stunde mit viel Stoff für eine Sozialstudie und Gruppendynamik. Zu den Franzosen gesellte sich eine junge Deutsche, die auch partout nicht zahlen wollte und auch wir waren bereit, erst einmal etwas abzuwarten. Zwei weitere Deutsche, ein Ami und eine Italienerin formierten sich langsam zu einer Gruppe, die ängstlich wurde, dass der Bus, der noch gar nicht in Sichtweite war, ohne sie abfahren würde, wir unsere Pässe nie wieder sehen würden, weshalb sie gerne zahlen wollten. Zwei weitere Amis checkten die unterschiedlichen Positionen ab, ohne aber selbst Partei zu ergreifen. Sie hätten all das mitgemacht, was die Mehrheit wollte. Eine Irin saß die gesamte Zeit still daneben und hat (nach eigenen späteren Angaben) die gesamte Zeit nicht wirklich etwas von dem Hin und Her mitbekommen. Während wir untereinander beratschlagten, was nun am besten zu tun sei, noch als (sich erst seit einer Stunde kennende) Gruppe zusammenhielten, packten die Grenzbeamten ihre Stempel ein, verließen den Raum und waren absolut nicht bereit, den Stempel ohne Geld in die Pässe zu drücken. Dies führte bei einigen Mitreisenden zu erhöhter Nervosität und so wurde die Stimmung innerhalb der Gruppe langsam etwas angespannt. Auf der einen Seite die Wir-zahlen-auf-gar-keinen-Fall-Korruptionsgeld-Fraktion und auf der anderen Seite die Nun-stellt-euch-mal-nicht-so-an-es-sind-doch-nur-zwei-Dollar-Gruppe. Mit einem guten Gespür für den richtigen Moment schlug Paul den Deal vor, mit den Beamten zu handeln und für uns als Gruppe nur 1$ pro Stempel zu fordern. Auch wenn ein junger Deutscher diese Option kaum für möglich hielt („Wir sind hier doch nicht auf dem Markt“), konnte Paul die Beamten davon überzeugen, dass damit allen geholfen war. Die Offiziellen willigten schließlich ein – wahrscheinlich hatten sie auch langsam genug von unserer Hartnäckigkeit – und so durften wir mit der Zahlung von 1$ pro Pass Laos betreten. In dem schäbigsten Bus unserer Reise fuhren wir zum Mekong, stiegen dort in ein Boot und landeten auf Don Det, einer von zahlreichen Inseln zwischen Kambodscha und Laos.

Hier verbrachten wir zwei sehr entspannte, ruhige Tage, an denen wir traumhafte Sonnenuntergänge bestaunen konnten, Räder mieteten und die anliegende größere Insel erkundeten, auf der Miri das Rad auf einer Hängebrücke umkippte und der Rucksack nur um Zentimeter dem Sturz in den Mekong entging. Außerdem feierten wir hier Miris Geburtstag bei einem ausgiebigen Frühstück mit Blick auf den Mekong und abends mit einigen Leuten aus der „Bordercrossing-Gang“ in den einzig beiden geöffneten Bars. Don Det war nicht so überlaufen, wie wir es erwarteten, sodass dort eine sehr entspannte und gechillte Stimmung herrschte – perfekt für die Hängematte. Just an dem Tag, als es anfing zu regnen, machten wir uns auf nach Pakse, der nächst größeren Stadt in Laos.

Dank

Xièxiè (chinsisch). Cám ơn (vietnamsisch). Åkhun (khmer). Khobchai (laotisch). Oder auch thank you für all die lieben Geburtstagsglückwünsche, die mich auf den unterschiedlichsten Wegen erreichten! Ich habe mich sehr gefreut. Die persönlichen Antworten werden auch versandt, sobald das Internet wieder etwas stabiler ist.

Die Sonne, Fahrräder, der Mekong und natürlich Paul waren die Begleiter an dem wärmsten Geburtstag meines Lebens. Es war wunderbar. Küsschen aus Laos, Miri

 

That’s Cambodia

Auch für Kambodscha gibt es Punkte, die noch erwähnt werden müssen, weil sie vorher keinen Platz bekommen haben:

  • Die Autos und Motos parken, wo immer sie Platz finden und damit schlimmer als in Eppendorf. Jeder nimmt sich den Raum, den er in dem Moment für sich braucht. Allerdings: Das Fußvolk ist nicht anders und wenn eine Hochzeit gefeiert wird, baut man das Zelt direkt auf der Straße vor dem Haus auf – ganz egal, ob sie befahren ist oder nicht. Die Autos müssen dann sehen, wie sie die Festgesellschaft umfahren. Oder aber die Ernte muss getrocknet werden. Dann heißt es: Matten ausbreiten – auch auf größeren Landstraßen –, Früchte darauf verteilen und warten, bis die Sonne ihre Arbeit getan hat. Umfahren ist für alle Pflicht.
  • Bei Schulschluss (oder in der 2-stündigen Mittagspause) herrscht Verkehrschaos. In Phnom Penh sind es wieder die Eppendorf-gleichen SUV-Mamis, die alles blockieren, damit der rundliche Nachwuchs auch sicher nach Hause kommt. Auf dem Land sind es Hunderte in Schuluniformen gesteckte Kinder, die die Landstraße (so etwas wie Gehwege gibt es nicht) auf ihrem Heimweg zu Fuß, auf dem Rad oder Mofa verstopfen.
  • Die Küche ist eher bescheiden. Es gibt in der Regel Reis mit einem Stück Fleisch, das alles vom Tier sein kann, kaum gewürzt ist und sehr, sehr lange auf dem Grill lag. Die Khmer bedienen sich zurückhaltend der Gewürze, die ihre Nachbarn gekonnt einzusetzen wissen.
  • Im Gegensatz zu Vietnam sind die Supermärkte hier spitzenmäßig ausgestattet. Neben frischem asiatischen Gemüse findet man (fast) alles, was das Westler-Herz begehrt und so liegen hier anstatt von Flug-Mangos Flug-Philadelphia-Packungen im Regal. Weil aber eben diese Produkte auch extrem teuer sind (500ml Häagen-Dasz-Eis kosten 16,50$, für ein normales Glas Nutella werden 14,50$ verlangt), haben sich unsere Supermarkt-Besuche extrem in Grenzen gehalten.
  • Wenn man einen Arzt sehen möchte, der englisch kann (oder zumindest so tut), kostet das erstmal 90$. Die eigentliche Behandlung kommt dann noch on top.
  • Der Minibus ist erst voll, wenn beim Reinstopfen irgendwo wieder etwas herausfällt. Ein- und ausgeladen wird sowieso überall und so ziemlich alles: Pakete, Menschen, Geld, Säcke mit Muscheln, Tiere, Früchte und Motorräder.
  • Es war ganz wunderbar, wieder hier zu sein!