Schlagwort: Route

Chumpon

So gut der Service und die Planung auf dem Boot waren – an Land waren diese Organisationstalente dann wie weggespült. Auf der Hinfahrt zum Pier hatten wir ja die teilweise abenteuerliche Minibusfahrt und jetzt nach dem Verlassen des Bootes wurden wir erstmal 100km in die falsche Richtung befördert. Ganz vorbildlich hatten wir uns schon vor der Tauchsafari Busverbindungen herausgesucht, die uns nach dem Anlanden am Pier noch am selben Tag an unser Ziel „Chumpon“ bringen sollten. Dafür mussten wir nur an die Bushaltestelle der 5km entfernten Stadt gebracht werden. Wir dachten, dies auch so kommuniziert zu haben, sind uns im Nachhinein aber nicht ganz sicher, ob wir von dem französischen Skipper nur falsch verstanden worden sind oder ob die „French Connection“ einfach meinte, es besser zu wissen. In jedem Fall ging es (glücklicherweise mit dem Skipper im Minibus) in die falsche Richtung. Es dauerte etwas, bis wir das realisierten und auf Nachfrage wurde uns schließlich mitgeteilt: „Keine Sorge, wir bringen euch zu einer besseren Busverbindung.“ Das Ende vom Lied war dann: Wir haben gerade so den Bus bekommen, den wir ohnehin nehmen wollten, nur 100km weiter südlich und sind die ganze Strecke, die wir mit dem Minibus bewältigt hatten, wieder zurück geeiert (und dann natürlich noch weiter gen Norden gefahren). Der Vorteil war, dass wir auf diese Weise nicht in der Sonne warten mussten und gute Sitzplätze hatten, was ab unserer eigentlichen Station schwer geworden wäre.

Tja – und was gibt es jetzt zu Chumpon, dem Zielort, zu sagen? Von uns eigentlich nichts. Wir kamen um 22:30h an, latschten zu unserem Hotel, organisierten die Weiterfahrt nach Koh Tao am nächsten Tag, stellten den Wecker und fielen ins Bett.

Am nächsten Morgen genehmigten wir uns ein spätes Frühstück, holten nochmal Geld (bei unserem letzten Besuch spuckten die Geldautomaten auf der Insel Koh Tao nur sehr wenig Geld pro Abhebung aus und sie wollten jedes Mal horrende Gebühren) und schon ging es per Minivan zum Bahnhof, von dort dann allerdings nicht per Bahn, sondern nach einer guten Stunde im Bus weiter zum Pier, um dann mit dem Katamaran über eine leicht raue See die Insel anzusteuern.

Kanchanaburi

Den eigentlichen Plan, Burma ganz im Süden Richtung Thailand zu verlassen, haben wir gecancelt, nachdem wir mehrere Reisende getroffen hatten, die uns erzählten, dass das Speedboot, welches wir nehmen wollten, nicht mehr/sehr unregelmäßig fahren sollte. Eine Busfahrt ist als Alternative zwar möglich, dauert aber ewig (24 Stunden) und eigentlich wird die Strecke nur geflogen. Wir entschieden uns also über den neu geöffneten Grenzübergang in Htee Khee auszureisen. Dafür geht es gute vier Stunden erst über eine asphaltierte Straße und später über eine Staubpiste. Da wir immer noch nicht ganz fit waren und einen Tipp bekommen hatten, wo es günstige Privattaxen gibt, buchten wir ganz dekadent ein Auto nur für uns. Diese Entscheidung sollte sich später als goldrichtig erweisen. Um 8:30h holte uns unser Taxi vom Hotel ab und wir nahmen alleine (!) Platz auf der Rückbank des Autos. Das war der komfortabelste Transport seit Ewigkeiten. In zügigem Tempo fuhren wir los in Richtung Grenze. Die Fahrt führte durch das ehemalige Rebellengebiet der KNU, momentan ist aber Waffenstillstand und daher eine Reise durch das einstige Konfliktgebiet eigentlich kein Problem. Die ersten 1,5 Stunden verliefen auch komplikationslos und wir konnten die schöne, sehr unberührte Landschaft im Südosten Burmas aus dem Taxi heraus bestaunen. Drei Minuten nach der ersten Passkontrolle und Einfahrt in das Gebiet der KNU (100 Meter vor dem Posten hörte dann auch die Asphaltstraße auf) kamen plötzlich ein paar Halbstarke auf Rollern angebraust, bremsten unser Taxi aus, schauten in das Taxi und diskutierten länger mit dem Fahrer. Wir verstanden natürlich kein Wort und unser Fahrer sprach so gut wie kein englisch, um uns zu erklären, was das Problem ist. Am Ende setzte sich ein leicht betrunkener KNUler auf den Beifahrersitz. Unser Fahrer kommentierte das nur mit einem „This is KNU army, their area, the whole way“ und fuhr weiter. Die Stimmung im Taxi war dann etwas gedrückt und am nächsten Posten verließ uns unser „Mitreisender“ auch schon wieder. Unser Fahrer musste aber noch eine Gebühr von 5000 Khyat bezahlen, wofür, wusste er auch nicht. Die Fahrt wurde immer holpriger und es ging auf und ab, dafür wurde die Landschaft immer spektakulärer. Leider wollte unser Fahrer nicht für Fotos stoppen, er hatte wohl keine Lust auf eine weitere Gebühr. Wir haben es aber geschafft, in Momenten seiner Unaufmerksamkeit ein paar Schnappschüsse aus dem Auto heraus zu machen. Ein paar Posten, zwei liegengebliebene Laster und Pick-Up später wurde der Fahrer wieder entspannter, wir waren wohl wieder im Regierungsgebiet. Der Grenzübergang verlief dann problemlos, allerdings wurde eine Kopie vom Ausweis verlangt, die „kostengünstig“ beim Cousin des Offiziellen eine Hütte weiter gemacht werden konnte. Als gut ausgerüstete Deutsche hatten wir aber natürlich Kopien dabei und entgingen so auch dieser versteckten Gebühr. Auf thailändischer Seite ging dann ein Bus auf frischen Straßen Richtung Kanchanaburi. Warum war das Privattaxi nun die richtige Entscheidung?

  1. Wir hatten die Abfahrt so gewählt, dass wir keine 20 Minuten auf der thailändischen Seite auf die Weiterfahrt warten mussten. Wir trafen noch eine andere Gruppe, die ca. eine Stunde vor uns in Dawei im Sammeltaxi aufgebrochen war. Sie musste also eine Stunde früher aufstehen, um jetzt eine Stunde länger im Nirgendwo in der Sonne zu brüten, bei 38 Grad im (kaum vorhandenen) Schatten und bei absolut keinem Windhauch.
  2. Das Sammeltaxi war wie unseres ein kleiner Kombi, nur waren die Damen und Herren zu fünft plus Fahrer. Ergo: drei auf die Rückbank und einer auf das Gepäck im Kofferraum.
  3. Miri hat während der Fahrt hohes Fieber bekommen, ihre Körpertemperatur wollte die Lufttemperatur schlagen und hat auch gewonnen. Da muss man sich nicht auch noch das Gequetsche geben.
  4. Das Ganze hat anstatt 30€ halt 60€ gekostet, das war es uns wert!

In Kanchanaburi war ein Aufenthalt von nur einer Nacht geplant. Abends wollten wir kurz die Brücke über den Kwai anschauen und am nächsten Tag weiter nach Bangkok fahren, um von dort mit dem Nachtzug und Bus nach Phuket Town zu kommen. Da Miris Fieber sich aber bei knapp unter 39 Grad einpendelte und die lange Fahrt am nächsten Tag bevorstand, wollten wir sichergehen, dass es sich nicht um Malaria handelt und haben statt der Brücke das Krankenhaus aufgesucht. Ein kurzer Test ergab kein Malaria, „but some bacteria, please wait“, was wir taten. Plötzlich ging es recht schnell und Miri sollte ohne weitere Erklärung eine Kochsalz-/Zucker-/Antibiotika-Infusion bekommen und über Nacht im Krankenhaus bleiben. Erstens ging es Miri aber nicht so schlecht und zweitens ergab das Googeln nach dem Antibiotikum (das sind einem ja die liebsten Patienten), dass dieses laut WHO aufgrund der starken Nebenwirkungen nur in Notfällen, wenn kein anderes Antibiotikum mehr wirkt, eingesetzt werden soll. Wir haben dann gefragt, ob Miri nicht einfach das Antibiotikum, welches wir sowieso in der Reiseapotheke dabei hatten, nehmen könnte. Das war in ihren Augen auch kein Problem. Fünf Tage morgens und abends eine Pille und Miri war wieder auf dem Damm.

Am nächsten Morgen ging es nach einem kurzen Spaziergang durch Kanchanaburi inklusive Brücke aus der Ferne und Riesen-Echse ausgeruht gegen Mittag mit dem Bus nach Bangkok. Dort fuhren wir mit dem Taxi zum Hauptbahnhof (der für eine Stadt dieser Größe lächerlich klein ist). Im 2.-Klasse-Schlafwagen ging es dann nach Surat Thani (unteres Bett: superkuschelig mit Fenster (Miri), oberes Bett: Klimaanlagen-kalt mit 30cm Kopffreiheit (Paul)). Von dort aus ging der Bus innerhalb von vier Stunden nach Phuket und dann nochmal ein Taxi ins Hotel, wo wir erholt (Miri) und leicht übernächtigt (Paul) ankamen. Was auf unserer Karte also häufig nach direkten Verbindungen ausschaut, ist in Wahrheit oft ein Zick-Zack-Kurs mit unterschiedlichsten Reisegeschwindigkeiten und Verkehrsmitteln.

Dawei

Die Tickets für den Zug waren nur unmittelbar vor der Fahrt zu kaufen und als wir das holzgetäfelte, abgewetzte Ticketoffice am Morgen betraten, fühlten wir uns 100 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Alles wurde per Hand sorgfältig auf die Tickets und in die Bücher eingetragen, das Papier sah schon sehr alt und rissig aus und die „Uniformen“ der Bahnmitarbeiter hatten auch einen eher prähistorischen Charakter. Dieser Eindruck währte fort, als wir den Zug bestiegen. Die Briten haben ihn vermutlich angeschafft und hier gelassen, er war ziemlich runtergerockt, der Großteil bestand aus der wortwörtlichen Holzklasse, die Fenster waren offen, es waren also keine Scheiben vorhanden, und Türen zum Schließen der Waggons gab es nicht. Wir hatten uns (für 3€) Sitze in der „upper class“ „gegönnt“, sodass wir auf bezogenen Stühlen Platz nehmen konnten. Unser Abteil war schon gut gefüllt, inklusive einer Großfamilie, die ihren offensichtlich kranken Großvater (?) vom Krankenhausbesuch zurück begleitete (zumindest hatten sie Röntgenbilder dabei), als neben unserem Gleis der Zug aus dem Norden hielt und ein ganzer Schwung Passagiere in unseren Zug umstieg. Damit war auch unser Abteil voll. Mit einer nur 15-minütigen Verspätung ging es los und wir zuckelten und ruckelten in Richtung Dawei, weiter in den Süden – man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, welchen Krach Bahnfahren früher gemacht hat und was für ein Gepolter und Gehüpfe, auch bei niedrigen Geschwindigkeiten, geherrscht hat. Tatsächlich brauchten wir für die Strecke von 160km 8,5 Stunden – inklusive einer Stunde Mittagspause, so viel Zeit muss sein. Die Fahrt führte durch sehr schöne Landschaften mit Plantagen, Dschungel, trockener Steppe und kleinen Örtchen. Weil es keine Türen gab, konnte man sich in die Türöffnung stellen und die Szenerie mal auf ganz andere Weise an sich vorbeiziehen lassen. Das war einfach toll. Um 19h kamen wir schließlich in Dawei an, bezogen nur kurz unser Zimmer, organisierten noch schnell das Taxi für den Grenzübergang am nächsten Tag, bevor wir ausgiebig duschten, denn die lange Fahrt war durch die beständige, aber sehr natürliche Luftzufuhr gleichzeitig recht staubig gewesen.

Sukhothai

Von Thailand kennen wir bisher nur Bangkok, Inseln und Strände, sodass wir unseren Reiseführer etwas genauer sichten mussten, um eine Zwischenstation von Norden kommend auf dem Weg nach Bangkok auszuwählen. Und siehe da: Wieder einmal lag ein UNESCO-Kulturerbe auf der Route. Es sollte also Sukhothai werden, wo über 1.000 Jahre alte Tempel auch aus der Khmer-Zeit zu besichtigen waren. Glücklicherweise hatte unser Bus die Klimaanlage dieses Mal auf „moderat“ eingestellt und so stiegen wir wohltemperiert gegen Abend in Sukhothai aus. Unser Guesthouse wurde von einer sehr netten Familie betrieben und es gelang uns sogar für eine Nacht einen Bungalow für Sarah zu organisieren.

Am Tag nach der Ankunft fuhren wir mit dem Bus zur Old City von Sukhothai, wo die Tempel auf einem riesigen Areal verteilt sind. Wir mieteten uns am Eingang Fahrräder und erkundeten damit die alten Steine. Die Ausfahrt war eindrucksvoll, aber ehrlicherweise müssen wir nach Angkor und einigen anderen alten Tempeln feststellen, dass wir ein bisschen müde von Relikten dieser Art sind. Nichtsdestotrotz waren die Bauten imposant und die Fahrradtour gestaltete sich bei der dort herrschenden ruhigen Stimmung inklusive (endlich wieder) gutem Wetter sehr schön. Wir bewunderten eine 15m hohe Buddha-Statue, eine wunderbare Aussicht auf die Gegend drum herum und Wurzelgewächse der besonderen Art. Am späten Nachmittag nahmen wir ein Tuktuk zurück, das wir kurz am Busbahnhof halten ließen (dieses Mal wollten wir den Abfahrtsplan schwarz auf weiß sehen), um danach ins Guesthouse gefahren zu werden. Eine kurze Dusche später suchten wir uns in Sukhothai ein nettes Restaurant, in dem wir zu Abend aßen und suchten im Anschluss eine coole Kneipe auf, die leckere Drinks parat hielt. Lustigerweise radelte das französische Pärchen von der Kambodscha/Laos-Grenzüberquerung an uns vorbei, mit dem wir uns kurz über die letzten besuchten Orte austauschen konnten. Von dem Tag waren wir ein wenig platt und fielen nach ein paar leckeren Getränken zufrieden in die Federn. Am kommenden Tag wartete der Bus nach Bangkok auch schon um 8:45h auf uns, was ein zeitiges Aufstehen bedeutete.

Pak Beng

Nach Pak Beng ging es mit einem kleineren Localbus, den wir erneut als einzige Touristen bestiegen. Ohne Klimaanlage fühlte sich das alles schon sehr viel besser an und der Ausblick aus den Fenstern ließ erahnen, welche schöne Landschaft sich unter den Nebelschwaden und Regenwolken in dieser Region verbirgt. Wir werden in jedem Fall zurückkommen.

Der Weg führte durch das laotische Hinterland, vorbei an zahlreichen Dörfern, in denen unterschiedliche Minderheiten leben, über Berge und Hügel hinweg, mal auf matschigen Passagen, mal auf sehr guten Straßenabschnitten. Wie es sich bei einem Localbus gehört, wurde vielfach gestoppt und Mensch und Ware ein-, um- und ausgeladen. Es war fast so, als sollte Sarah ein vielfältiger Eindruck gegeben werden – es war wirklich viel los während der Fahrt. Von dem Fahren in die falsche Richtung (was nach gut 300m gemerkt wurde und großen Tumult auslöste), über ein sehr ärmliches, barfüßiges und matschverklebtes Ehepaar (das umsonst fahren durfte), nackte Kinder, Plastikhocker im schmalen Gängchen bis zu den wohl am längsten bleibenden Eindrücken: einer Familienkrise. In einem kleinen Dorf wurde der Bus angehalten, eine ältere Frau hievte hektisch einen großen Sack Reis und eine Tasche in den Bus, hintendrein kam eine jüngere Frau mit drei kleinen Kindern. Anschließend wurde krampfhaft versucht, die Bustür zu schließen. Leider funktionierte die Türhydraulik noch (haben wir bisher auch noch nicht erlebt) und die Tür konnte nur vom Fahrer geschlossen werden. Warum die ganze Hektik ausgelöst wurde, offenbarte sich Sekunden später, als ein besoffener (Ehe-?)Mann in der Tür stand und diese blockierte. Erst folgte ein großes Gezeter, dann wurde der Herr langsam ungemütlich. Er versuchte, die (einfach apathisch im Gang hockende) Frau erst zu packen und als das nicht klappte, zog er die Jacke aus und machte Anstalten loszuprügeln. Die Männer im Bus waren schon in den Startlöchern, um einzuschreiten, sie hätten nur über Oma, Mutter und drei Kinder steigen müssen. Wir saßen nun leider direkt neben der Tür links und rechts vom Gang, verstanden kein Wort, hielten unsere Hände vor Frau und Kind und versuchten, ein beruhigendes Ho-ho-ho (klappt ja auch bei Pferden), wenn mal wieder ausgeholt wurde. Am Ende blieb es bei ein paar Luftschlägen und angespannten Minuten. So plötzlich wie der Typ eingestiegen war, stieg er auch wieder aus. Der Busfahrer schloss dann schnell die Tür und weiter ging’s.

Als wir in Pak Beng ankamen, fing es natürlich wieder an zu regnen (Sarah hat uns nicht nur Hamburger Lakritz, sondern auch Hamburger Wetter mitgebracht). Dafür ist es aber ein bisschen wärmer. Der Ort liegt leicht abfallend an einem Berghang am Mekong, ist unspektakulär, aber sehr schön und entspannt. Eine touristische Infrastruktur ist auch vorhanden, da viele Touristen ihn als Übernachtungsstopp nutzen, wenn es von Thailand nach Luang Prabang per Boot geht. Wir werden auch eine Tagesetappe auf dem Mekong verbringen und Laos mit einem Bootstrip verlassen.

Muang Xay (Oudomxai)

In der Hoffnung, Luang Prabang im Regen verlassen zu haben, um in Muang Xay wieder trockenes Wetter zu haben, fuhren wir im großen local bus als einzige Touristen morgens um 9h los. (Warum wir um 8h schon abgeholt werden mussten, obwohl der Busbahnhof nur ein paar Minuten von der Innenstadt entfernt war, verstehe, wer will.) Ausgestattet mit zahlreichen Tüten, in die man sich übergeben sollte, machten wir uns auf eine wilde Serpentinen-Fahrt gefasst, die sich aber als moderate, etwas kurvige Strecke herausstellte. Den Laoten war selbst diese zu viel und einige Mitfahrer haben ziemlich gelitten. Um den Geruch (erfolgreich) in Grenzen zu halten, wurde die Klimaanlage auf die Stufe „Eisschrank“ gestellt, zu unserem großen Leid. Sarah ist nun ein bisschen erkältet und für Miris Husten war das ebenfalls nicht förderlich.

Etwas unterkühlt kamen wir im ebenfalls regnerischen Muang Xay an, von wo aus man mit dem Moto in wunderschöne Landschaften fahren kann. Der Weg dorthin ließ schon Spektakuläres erahnen und wir freuten uns auf einen kleinen Trip ins Grüne. Zunächst mussten wir uns aber aufwärmen und so versuchten wir nach der Zimmerbelegung in einem unambitionierten Hostel, das über sehr interessante Bettwäsche verfügte, ein Café zu suchen. Das war gar nicht so einfach und kurz vor Ende des Ortes fanden wir schließlich die einzige Möglichkeit in einem halbwegs gemütlichen Ambiente warme Getränke und Suppen zu bestellen, allerdings gab es auch hier keine Heizung und die Türen blieben – warum auch immer – offen. Dabei checkten wir die Wetterlage für den morgigen Tag, der Regen wollte partout nicht aufhören und es sollte weiterhin kalt bleiben. Recht schnell beschlossen wir, den geplanten Moto-Trip beim nächsten Laos-Besuch zu starten, weil der Regen neben der Nasskälte auch dafür sorgt, dass die Wege in das Umland extrem rutschig und damit (fast) unbefahrbar werden. Es stand also fest: Auch wenn es ein Umweg war, wollten wir nach einer Übernachtung weiterziehen, zurück in wärmere Gefilde – die Stadt selber bot außer chinesisch geprägter Lokale leider auch keine Gründe, hier zu bleiben. Nach dem Kaffee besorgten wir uns noch ein Kartendeck und brachten Sarah eingewickelt in alle langärmligen Klamotten, die wir hatten, am Nachmittag Skat bei. Sie schlug sich ganz hervorragend und seither spielen wir (endlich wieder) regelmäßig Karten.

Unsere Aufbruch-Entscheidung bestätigte sich dann noch am Abend, als wir versuchten, ein nettes Lokal zu finden und die drei Reiseführer-Empfehlungen alle dauerhaft geschlossen hatten. Viele geöffnete Alternativen gab es nicht und zum Glück fanden wir noch ein nettes Plätzchen bei einer laotischen Mama (es gab natürlich wieder wärmende Suppe). Weitere Skatrunden und eine kalte Nacht später brachen wir am nächsten Tag Richtung Süden auf.

Tra Vinh

Mit einem der wenigen Taxen in Be Tre, das wir zum Glück auf dem Weg zum Pier anhalten konnten, fuhren wir zum Fluss, um auf einem Cargoboot als Mitfahrer anzuheuern. Nach 2 Minuten Suche hielt ein freundlicher Vietnamese auf seinem Fahrrad an und fragte „May I help you?“. Wir standen schon fast an dem Boot, das noch vollgeladen wurde und nach Tra Vinh aufbrechen sollte, aber da der Kapitän kein Wort englisch sprach, wurde unser Helfer zum Übersetzer und teilte dem Kapitän mit, dass wir mit ihm fahren wollten. Schwups, war das Gepäck eingeladen und nach einer Stippvisite in „unserem“ Café von gestern ging die Fahrt um 9:30h los. Fast hätten wir so eine private Mekongdelta-Tour gehabt, aber nach 15 Minuten hielten wir noch in der Nähe eines Hotels an, wo Rob und Liz zustiegen, zwei Engländer, die ihre Pension genießen und nun drei Monate durch SOA reisen. Aber zu viert ließ es sich auch sehr gut aushalten auf dem Cargoboot, das langsam und gemütlich nach Tra Vinh schipperte. Diese Bootsfahrt war wirklich super. Vorbei an grünen Palmenlandschaften, Kokosnussverarbeitungsstätten und auf riesigen Abschnitten, auf denen sich der Mekong ausbreitete. Die Tour gab Gelegenheit zum Abschalten, sich Treiben lassen und einfach auf das Wasser Schauen. Begleitet wurden wir von unzähligen Booten, wahlweise fast überladen mit Kokosnüssen in verschiedenen Verarbeitungsschritten oder abgepumptem Mekongsand, der zum Bauen verwendet wird. So trieben wir ca. 6 Stunden dahin und erreichten am Nachmittag die angepeilte Stadt. Tra Vinh sollte laut Lonely Planet ein pittoresker Ort und hübsch anzuschauen sein. Leider konnten wir diese Beschreibung inmitten unzähliger Baustellen für massive neue Hotels und in der ansonsten unaufgeregten und unspektakulären Stadt partout nicht nachvollziehen. Zum Glück waren Rob und Liz da, mit denen wir versuchten eine Travel Agency zu finden (das war erfolglos, es gab einfach keine), Abend zu essen (auch erfolglos, die netten Locations hatten nur Joghurtdrinks und Kaffee) und ein Bier zu trinken (erfolgreich!). Ursprünglich wollten wir hier zwei Nächte verweilen und entspannen, aber weil das Hotel recht schlecht war, die AC nicht funktionierte und unser Zimmer somit keine Option zum Bleiben war, beschlossen wir, so schnell wie möglich weiterzureisen. Nach einer Verwirrung an der Rezeption, an der behauptet wurde, wir hätten nur Pauls Reisepass abgegeben, Miris Reisepass aber einfach mit Robs zusammen verwahrt wurde, brachen wir am nächsten Tag in aller Frühe um 6:15h auf, um nach Rach Gia zu fahren, von wo aus die Fähre zur Insel Phu Quoc ablegt.

Fahrt nach Guilin

Aufgrund des guten Verkehrssystems sind wir am nächsten Morgen mit dem Bus und der Metro Richtung chinesischer Grenze aufgebrochen. Als die ersten drei Linienbusse so voll waren, dass keiner mehr einsteigen konnte, schwante uns erst Böses; aber mit 30 Minuten Verspätung konnte unsere Grenzstürmung dann doch beginnen. Die sich anschließenden Metros waren überraschend leer und auch unsere großen Reiserucksäcke kein Problem. Schon in der Nähe der Grenze konnten wir feststellen: China ist nicht Hong Kong. Auf einmal steht nur noch sehr wenig in anderen Schriftzeichen als den chinesischen auf den Schildern, überhaupt spricht nur noch ein Bruchteil der Menschen englisch und alles sieht ein bisschen abgenutzter aus als in Hong Kong. Da wir unsere im Internet gebuchten Bahntickets nicht in Hong Kong abholen konnten, ein Land zwei Systeme – nicht nur in der Politik, mussten wir dies direkt vor der Abfahrt in Shenzen tun. In der ersten Oktober-Woche ist „Golden Week“ (National holidays, alle Chinesen haben frei und reisen selbst, bedeutet: China im Ausnahmezustand), daher wurde uns von allen Seiten gesagt, dass ein nicht vorstellbares Chaos und Ticketschlangen epischen Ausmaßes auf uns warten werden. Entsprechend sollten wir mindestens 3 Stunden vor Abfahrt am Bahnhof sein. Am Ende hatten wir, auch dank guter Vorbereitung, unsere Tickets nach ca. 20 Minuten in den Händen und so 2,5 Stunden Zeit, den Bahnhof zu erkunden. Um in den Bahnhof Shenzen North zu kommen, wird das Gepäck fünf Mal gescannt. Beinahe hätten wir Pauls Reisemesser abgeben müssen, aber nachdem wir mit Händen und Füßen klargemacht haben, dass wir es unbedingt für das Schneiden von Obst benötigen und dann nach dem „Supervisor“ gefragt haben, drehte sich die Security-Frau schlagartig um und ignorierte uns. So konnten wir mit vollständigem Gepäck in Richtung Gate gehen – der (Schnellzug-)Bahnhof funktioniert tatsächlich wie ein Flughafen. Die Fahrt Richtung Guilin verlief dann problemlos, in beim Interieur erstaunlich an den ICE erinnernden Schnellzug. Nach 10 Stunden Trip waren wir dann froh, in unserem Guesthouse anzukommen.