Schlagwort: Selfie

Hanoi

Goooooooood morning Vietnam! Unser Grenzübertritt fand am Friendship Pass statt, der nicht nur ein Grenzübergang, sondern auch eine (chinesische) AAAA Touristenattraktion ist. Dabei dachten wir immer, besser als „triple A“ ginge nicht. In China schon. Der Grenzübergang ist so groß, dass die Strecke zwischen den beiden Passkontrollen zur Ein- und Ausreise mit dem Bus zurückgelegt wird. Trotzdem war der Übergang so entspannt, dass Miri sozusagen zur Reisegruppenleitung von vier älteren Franzosen wurde. Wir erreichten Hanoi nach gut 8 Stunden Busfahrt am späten Nachmittag. Das Belästigen von Touris durch Verkäufer oder Taxifahrer, vor dem wir auf mehreren Wegen gewarnt wurden, können wir nicht bestätigen. Eine sehr freundliche Vietnamesin hat uns per vietnamesischem MyTaxi nach dem Busausstieg ein Taxi geordert, bei dem auch das Taxameter nicht manipuliert war und so konnten wir ganz gelassen in den Stadtkern von Hanoi fahren. Nach dem Check-In tigerten wir zu dem Hostel, in dem Grischa und Rolf eingecheckt hatten. Dies war zwar groß ausgeschildert, der Eingang trotzdem nicht leicht zu finden, da das Hotel durch eine Garküche betreten wird. Allerdings trafen wir erst einmal nur Rolf an, mit dem wir uns auf der Rooftop Bar leckeres Saigon Beer genehmigten. Grischa machte derweil Hanoi unsicher, aber weil wir ihn auch nach 2 Stunden nicht erreichen konnten, waren wir uns sicher „Hanoi hat ihn jetzt“ und so suchten wir erst einmal den nächstbesten Food Stall in der Nähe auf und genehmigten uns das einzige Gericht das es dort gab mit einem frischgepressten Bambussaft. 5 E-Mails und ein Dinner später, konnten wir dann auch Grischa auflesen und unsere Reisegruppe war vollständig. Abends gab es viel zu erzählen und auszutauschen, der kleine städtische See, um den die Straßen gesperrt waren und so Volksfestatmosphäre mit Tauziehen und anderen Spielen (dessen Sinn uns auch nach längerem Beobachten nicht immer erschloss) herrschte, und der Balkon einer Bar in einem Kolonialstil-Haus waren dafür genau die richtigen Orte. Dass Miri zu den obligatorischen Selfies „eingeladen“ wurde, soll hier zum letzten Mal erwähnt werden. Am nächsten Tag erkundeten wir Hanoi zu Fuß, ließen uns ein wenig treiben, was hier sehr gut möglich ist, wenn man den wahnsinnigen Verkehr ausblendet. Das geht zwar nicht auf Dauer, aber für die Etappen eines Spaziergangs ist es ausreichend. Durch das wuselige Old Quarter, über den Market – auf dem Grischa sich nicht getraut hat zu handeln, da sowieso nur 3$ für ein Cap verlangt wurden –,  vorbei an der Lenin-Statue und dem Ho Chi Minh-Mausoleum, vor dem gerade die sehr wichtige (und lustig anzuschauende) Wachablösung stattfand, gelangten wir an den großen städtischen See, der allerdings mit seinen toten Fischen und den verlassenen Bootsrestaurants ein wenig trostlos wirkte. Danach gab es eine Stärkung am Straßenrand. Große Auswahl war nicht vorhanden, frische Frühlingsrollen und zwei unterschiedliche frittierte Taschen. Also wurde von allem etwas bestellt und losgegessen. Dabei haben wir einen neuen Trend kreiert (hoffen wir zumindest). Als wir uns beim Essen die Zubereitung anschauten, bemerkten wir, dass es sich bei den einen Taschen um frittierte Bananen handelte und unser Chili-Dip dazu eher unangebracht war. Am späten Nachmittag strandeten wir in der Bar Detta, die mit ihrer Bier-Happy-Hour genau das Richtige für uns war. In Vietnam ist das Bia Hoi (gezapftes Bier) eine Spezialität, die man sich als Mitglied einer Biernation natürlich nicht entgehen lassen kann. Entsprechend probierten wir unterschiedliche Sorten in unterschiedlichen Bars und fielen spät am Abend sehr zufrieden ins Bett. Nachdem das halbe Old Quarter aufgeweckt wurde, damit Rolf und Grischa in ihr gut verrammeltes „Hotel“ eingelassen wurden, war es dann schon etwas später geworden. Das French Quarter stand am nächsten Tag auf dem Programm, wo sich die Botschaften befinden, die Häuser luxuriöser und die Verkehrsströme geordneter werden, zu Grischas Leidwesen allerdings alle Pho Bo-Läden geschlossen hatten. Aber anstatt mit uns Banh Mi zu essen, ist er lieber hungrig durch Hanoi gestreift. Vorher wurden noch Moped-Läden besucht, weil Rolf mit dem Moped weiterreist. 250$ hat sein Fahrzeug gekostet, das er in Ho Chi Minh City dann wieder verkaufen will, so es denn bis dahin zusammenhält. Abends gab es BBQ in einem Gässchen, in dem ausnahmsweise keine Motos fahren durften, es trotzdem nicht ruhiger zuging als im Rest der Stadt. Danach stolperten wir eher zufällig in den Club „1900 – Le Théatre“. Trotz eines Dienstagabends und der recht frühen Uhrzeit (8pm), war einiges los. Vor allem die Tanzfläche war gerammelt voll. Verlieren konnten wir uns dort trotzdem nicht, weil der Großteil der Gäste aus Vietnamesen bestand, die 1-2 Köpfe kleiner sind. Natürlich war Ladies Night mit 2 Drinks for free (für Ladies, versteht sich). Es ist etwas merkwürdig, in einen Club zu kommen, einzuatmen und sich über die angenehme und frische Luft zu freuen und beim Hinausgehen zu denken: „Ach, war es da drinnen angenehm kühl“. In Hamburg ist es immer umgekehrt. Alles in allem ist Hanoi wirklich eine coole Stadt, wenn sie sich auch nicht zum ruhigen Entspannen eignet. Aber wenn man sich auf das Gewusel, die abertausend hupenden Motos und die sengende Hitze einlässt, macht es sehr viel Spaß hier zu sein, sich von den zahlreichen alten Häusern im Kolonialstil zwischen den neueren sehr schmalen Stadthäusern beeindrucken und von den Essensständen überraschen zu lassen und abends unterschiedlichste Locations auszuprobieren.

Nanning

Ach, China. So viele wunderschöne Ecken dieses Land hat, so viele Widersprüche sind auch zu finden. Nach einer zügigen Busfahrt waren wir früher als erwartet in Nanning und hatten damit die Chance, den Night Train nach Hanoi zu nehmen. Großstadterfahren war es nicht schwer, sich mit der neuen Metro, die zwar erst zur Hälfte der Strecke fertiggestellt, dafür aber blitzblank ist, und im Anschluss mit den öffentlichen Bussen zum Hauptbahnhof zu begeben. Dort angekommen, wurde mal wieder alles gescannt und dieses Mal mussten wir unser halbes Gepäck auspacken. Sämtliche „Druckdosen“ wie Deos waren nicht erlaubt, aber eben auch keine Messer. Der Leatherman, den sie im Gepäck gefunden hatten, stellte für sie ein Problem dar, die Sicherheitsleute in der Metro konnten wir kurz vorher noch überzeugen, dass der Leatherman nur eine Zange ist. Wir wollten schon anfangen zu diskutieren (was etwas schwierig war, weil auch hier keine Person englisch sprach), als eine Uniformierte dazu stieß mit „SWAT“ auf ihrem Namensschild und sehr forschem Auftritt. Ständig hatten wir Handys mit Übersetzungsprogrammen vor unseren Gesichtern und irgendwann stand darauf „Excuse me, it is not allowed to bring a knife on train.“ Weil wir uns weigerten, den Leatherman einfach abzugeben, mussten wir den Bahnhof verlassen, eine Nacht in Nanning bleiben und am nächsten Tag mit dem Bus weiterfahren. Die ID wurde natürlich auch noch handschriftlich festgehalten, allerdings nur Pauls, obwohl das Messer in Miris Rucksack war. Generell steht hier in jedem öffentlichen Raum, dass sämtliche Dinge, wie essen, trinken, liegen, spucken etc., verboten sind. Für die Güter, die nicht mit in den Bahnhof (!) genommen werden dürfen, gibt es kein einziges Schild und auch der Lonely Planet weist mit keiner Silbe darauf hin. Auch haben wir das Gefühl, dass die Sicherheitsvorschriften etwas willkürlich gehandhabt werden. Sei’s drum, Busfahren ist ebenfalls eine schöne Art zu reisen. Das Ticket zu kaufen bedeutete allerdings eine Odyssee durch fünf verschiedene Travel Agencies, die zwar alle „international“ im Namen trugen, des Englischen aber nicht mächtig waren. Auch waren sie nicht gewillt, unsere Hand- und Fuß-Performance mit Landkarten-Unterstützung und Busgeräuschen zu entschlüsseln. Schließlich wurden wir dann aber doch fündig und ersteigerten ein Ticket für den nächsten Morgen und ein Hotelzimmer mit wenig Charme, das dafür aber günstig war. Abends haben wir erneut einen Food Stall aufgesucht, in dem wir eine große Attraktion darstellten. Laut Lonely Planet ist die Route Nanning-Hanoi inklusive Übernachtung Standard, aber wir konnten keine weiteren nicht-asiatischen Reisenden finden und anscheinend sind Europäer ein eher seltenes Bild. So wurden wir, speziell Miri, beim Essen mehrfach fotografiert, unser Einverständnis stillschweigend vorausgesetzt. Auf einmal hat man eine asiatische Mama an der Schulter hängen und das Handy vor den Gesichtern. Bitte einmal lächeln und fertig ist das Selfie mit der Westlerin.