Schlagwort: Sonnuntergang

Nam Khem

Viel zu schreiben gibt es eigentlich nicht über unseren Aufenthalt im Hip Resort @ Khao Lak. Paul war sich erst nicht ganz sicher, ob man auch das vorfindet, was versprochen wurde, hätte sich aber keine Sorgen machen müssen. Unsere „Villa“ hatte ein Ankleide-Zimmer, eine kleine Küche, ein schönes Kingsize-Bett, eine Schreibtischecke und den versprochenen kleinen Privatpool. Der Blick ging über eine weite Wiese in Sonnenuntergangsrichtung, hinter der das Meer zu erahnen war. Zum Strand, an den zu beiden Seiten auf mehreren Kilometern nur unser Resort lag, waren es mit den hauseigenen Rädern zwei Minuten gemütliches Radeln. Wirklich voll war es auch nicht, sodass trotz der „Ich reserviere meine Liege mit dem Handtuch“-Klientel immer eine Premiumliege am Meer frei war.

Wir bewegten uns die Tage nur zwischen üppigem Frühstücksbuffet, Strand, Pool und Restaurant. Dazwischen spazierten wir am Strand, lasen viel und tranken den einen oder anderen Cocktail im Liegestuhl oder auch mal ein Bier im Pool. Wir haben unsere Zeit dort sehr genossen, doch vier Tage im 60+ Umfeld (und ein, zwei Familien) waren dann auch genug und so ging es tiefenentspannt und glücklich weiter.

Bagan

Beim Einstieg in den Nachtbus des Premiumanbieters mussten wir immerhin nicht sofort drei Kleidungsschichten anziehen, die Temperaturen waren tatsächlich erträglich. Auch die sonstige Ausstattung war besser, als wir es gewohnt waren. Breite, bequeme Sitze (wahrscheinlich ausrangierte Business-Class-Flugzeug-Sessel), gute Decken, kein burmesischer Film in lauter Dauerbeschallung für alle Passagiere, sondern ein Entertainmentsystem im Sitz des Vordermanns. Die Nacht startete also unter guten Voraussetzungen und Paul konnte so eine seiner besten Fahrten hier in Asien erleben. Miri hatte allerdings den kälteren Platz am Fenster erwischt, wo die Klimaanlage angebaut war, die im Laufe der Nacht ordentlich pustete. So war ihr Fahrterlebnis zwar sehr bequem, aber dennoch kalt. Wenn wir die Chance haben, werden wir das nächste Mal aber wieder einen Premiumanbieter wählen. Die paar Euro mehr lohnen sich in jedem Fall.

Morgens um 4:00h in Bagan angekommen freuten wir uns (insbesondere Miri sich) über die recht warmen Temperaturen. Wir wurden vorgewarnt, dass es nachts sehr kalt dort ist, aber die 15°C waren kein Vergleich zu den 7°C am Inle Lake. Mit einem schwedischen Pärchen teilten wir uns ein Taxi zum Hotel, wo wir netterweise ein Zimmer für den Morgen beziehen durften, um noch eine Rutsche Schlaf zu bekommen. Um 11:00h zogen wir dann in unser Zimmer um und der Bagan-Besuch konnte beginnen. Der erste Tag war geprägt von einem gemütlichen Frühstück, einer kleinen Erkundung der noch kleineren Stadt und ein paar Drinks in der einzigen Location, die man hier „Bar“ nennen kann. Wie in Yangon und am Inle Lake hat auch diese um 23:00h geschlossen – das Nachtleben in Burma existiert quasi nicht. Aber da wir am nächsten Tag ohnehin die Tempel anschauen wollten, war das in unserem Sinn.

Auf Elektrorollern (das einzige motorisierte, individuell erlaubte Fortbewegungsmittel für Touristen) ging es also am Morgen in Richtung Tempellandschaft von Bagan. Wir freuten uns über die E-Roller, da sie nicht nur ökologisch angebracht, sondern auch so schön leise waren, wunderten uns dennoch über dieses vorbildliche Verhalten der (Militär-)Regierung. Abends fiel uns dann auf, dass der wahre Grund wohl die sehr beschränkte Reichweite ist. Spätestens nach 40km muss man sein Vehikel wieder laden und benötigt dazu die passende Infrastruktur. Längere (oder sogar mehrere Tage andauernde) Ausflüge, wie z.B. in Laos, sind so nicht möglich und die Regierung behält die Kontrolle über den Bewegungsradius der Touris. Dazu passt auch, dass bei jeder Reise (egal ob per Bus oder Boot) der Ausweis vorgezeigt werden muss und Name, Passportnumber etc. schriftlich festgehalten werden.

Wir hatten zunächst absolut keinen Plan von Bagans Tempelanlage und fuhren einfach los. Das hatte den Vorteil, dass wir uns überraschen ließen von dem, was kam, aber abends merkten wir auch, dass wir ziemlich wichtige und imposante Tempel komplett ausgelassen hatten. Diese setzten wir schnell auf unsere – nun geplante – Route für den nächsten Tag, an dem wir das Weltkulturerbe somit etwas strukturierter besuchten. Die Erkundung von Bagan war uns auf diesen beiden verschiedenen Wegen möglich, weil die über 2.000 Tempel, die durch Feuer und Erdbeben zuletzt im August 2016 von 4.000 auf die Hälfte geschrumpft sind, auf einem riesigen Gelände verteilt sind. Landschaftlich erinnert das Ganze an eine afrikanische Savanne und es ist ähnlich staubig und trocken. Dadurch herrscht dort eine ganz spezielle und unwahrscheinlich schöne Stimmung. Es war fantastisch, einfach (geräuschlos) durch die Gegend zu fahren und immer wieder irgendwo auf Tempel zu stoßen, wo man es so gar nicht vermutet hätte. Weil es davon auch so viele gibt, kommt es häufiger vor, dass man ganz alleine zwischen den alten Steinen herumläuft. Sonnenauf- und -untergang auf einem der Tempel mit Blick auf die Steppe und Tempellandschaft sind hier Pflicht und weil wir zu Beginn das Terrain noch nicht kannten, landeten wir an einem vom Lonely Planet ausgewiesenen „Alternativtipp“, der mittlerweile ein echter Hotspot geworden ist. Die Sicht ist dafür natürlich großartig und so bestaunten wir inmitten ziemlich vieler Touris, die uns aber immer noch Mengen-mäßig an das Angkor von vor zehn Jahren erinnerten und damit für eine solche historisch bedeutsame Anlage sehr erträglich waren, das wunderschöne Ab- und Aufsteigen der Sonne. Für den zweiten Sonnenuntergang fanden wir dann sogar noch einen abgelegenen Tempel, auf dem wir das Licht- und Stimmungsspektakel mit nur neun weiteren Besuchern beobachten konnten. Bei Vollmond ging es dann mit den E-Rollern zurück ins Hotel. Von der Atmosphäre in Bagan werden wir noch lange zehren, sie war einfach einmalig.

Inle Lake

Wieder stand uns eine Nachtbusfahrt bevor und wir waren eigentlich auch guter Dinge. Wir hatten keine der beiden im Internet gelobten Premiumanbieter gewählt, sondern der Empfehlung unseres Hoteliers geglaubt, dass außer dem Preis kein großer Unterschied zwischen den Bussen besteht. Im Prinzip hat er damit wahrscheinlich recht, nur wurden wir leider auf die „Hundeplätze“ gebucht, ganz hinten über dem Motor, was folgende Nachteile hatte: Die Rückenlehnen konnten nicht ordentlich nach hinten gestellt werden, die Rückenlehnen der Vorderleute allerdings schon und da man (aufgrund des Motors) etwas erhöht saß, gab es keine Beinfreiheit, es schaukelte ganz ordentlich und der Motor brummte, was das Zeug hielt.

Nach einer entsprechend anstrengenden Nacht kamen wir gegen 6am in Nyaung Shwe an und stiegen aus dem mal wieder viel zu sehr heruntergekühlten Bus in Vorfreude auf einen lauen Morgen. Denkste – hier auf fast 1.000m ist es nachts und besonders morgens empfindlich kalt (6-7°C). Mäßig gut gelaunt machten wir uns auf den, wenigstens kurzen Weg, Richtung des vorher gebuchten Guesthouses. Zu unserer Überraschung war die Rezeption besetzt, es wurde gutes englisch gesprochen und wir konnten unser Zimmer sofort beziehen (eigentlich war Check-In erst ab 2pm). So gönnten wir uns erst einmal noch eine Mütze Schlaf, bevor es auf Tour ging.

Gegen 10am machten wir uns auf die Suche nach einem Frühstück und wurden bei einem Franzosen fündig. Es gab extrem leckere selbstgemachte (Schoko-)Croissants und gegenüber befand sich ein Shop, der hervorragende Mountainbikes verlieh. Eigentlich wollten wir einen ganz ruhigen Tag machen, entschieden uns dann aber spontan für einen Biketrip. Wir wählten keine der Touren um den See, sondern fuhren einfach immer gen Osten, Richtung Berge. Die Straßen wurden kleiner, dann zu Wegen und dann zu Trampelpfaden, ab und an musste das Rad getragen werden. Irgendwann hatten wir keine Lust mehr auf Bergauf und versuchten es Richtung Süden. Dabei war das Ziel, möglichst wenig Höhe zu verlieren und möglichst selten in Sackgassen zu enden. Kurz vor der totalen Erschöpfung ging es dann den Berg runter zum See, an dem eine asphaltierte Straße zurück in unserem Ort führte. Erschöpft aber glücklich gaben wir gegen 5pm die Räder zurück, gönnten uns eine Dusche, um Dreck, Schweiß und 4 Schichten Sonnencreme der letzten 36 Stunden loszuwerden und fielen nach dem Essen direkt ins Bett. Zwischendurch unterhielten wir regen Mailverkehr mit Volker und Veronika. Unsere Wege kreuzten sich auf dieser Reise hier erneut, wenn wohl auch das letzte Mal in Asien, ein Wiedersehen gibt es dann in Hamburg, und wir wollten die beiden gerne noch treffen. Leider lagen unsere Unterkünfte nicht nur genau auf den gegenüberliegenden Seiten des Sees, sondern das Hotel der beiden befand sich noch mitten auf dem See auf Stelzen. Im Dunkeln wird allerdings der tagsüber rege Verkehr auf dem Gewässer eingestellt, es ist einfach zu gefährlich. Ein Abendessen war deswegen unmöglich. Da wir am nächsten Tag aber sowieso eine private Bootstour geplant hatten, organisierten wir eine Mittagspause in dem Hotel von den beiden.

Um wenigstens ein bisschen länger schlafen zu können, verzichteten wir darauf, den Sonnenaufgang vom Boot aus zu beobachten und taten dies stattdessen beim Frühstück von der Dachterrasse unseres Hotels.

In einem Longtailboot ging es dann mit zwei burmesischen Bootsmännern, die nicht älter als 15 waren und kein Wort englisch sprachen, auf den See. Das einzige, was wir von der Tour wussten, war, dass wir gegen 12:00h mittags bei Volker und Veronikas Hotel sein wollten (das hatte die Rezeptionistin den beiden „Kapitänen“ noch erklärt) und es am Ende den Sonnenuntergang geben sollte. So war die Fahrt eine kleine Wundertüte. Natürlich waren neben Tempeln (in einem sind durch die Tradition, Blattgold auf die Buddha-Statuen zu kleben, einfach nur noch fünf goldene Blobs zu sehen) auch die obligatorischen Besuche bei Webereien, Schmuckschmieden etc. dabei. Da es aber keinen Druck gab, etwas zu kaufen und es, besonders beim Schmuckschmied, auch interessant war, war dies nicht so schlimm.

Das Mittagessen mit Volker und Veronika war so unterhaltsam, dass wir dann keine Zeit mehr für den Sprung in den Hotelpool der beiden hatten. Aber eine gute Unterhaltung ist ja auch oft erfrischender als ein Bad.

Auf dem Rückweg ging es durch ein paar Dörfer und vorbei an schwimmenden Gärten. Auf Bambus und Elefantengras werden mitten auf dem See bevorzugt Tomaten angebaut. Wir legten auch kurz an einem „Feld“ an und unser Schiffsführer gab uns zu verstehen, wir sollten auch mal einen Fuß auf die Konstruktion setzen. Es war lustig, den sich bewegenden Boden unter den Füßen zu haben, leider ist dieser aber nicht auf zwei dicke Westler ausgelegt, sodass wir dann doch schnell ins Boot zurück hüpfen mussten und trotzdem nasse Socken bekamen.

Am Ende gab es noch einen beeindruckenden Sonnenuntergang mit ein paar posenden Fischern (die dafür natürlich auch einen Obolus erwarteten). Als wir anlandeten, zog uns ein Duft von frischem Brot in die Nase. Wir waren direkt neben einer „Bäckerei“ abgesetzt worden und stärkten uns für unseren Gang ins Hotel mit zwei kleinen ofenwarmen Laibern.

Nach dem anstrengenden Tag wollten wir uns nur kurz frisch machen und nach einem schnellen Essen ab ins Bett. Auf dem Weg in unser Hotel liefen wir aber Chris und Kasha über den Weg, ein polnisch-amerikanisches Urlaubspärchen, das wir in Yangon beim Hotelfrühstück kennengelernt hatten. So wurde der Abend doch wieder länger, aber auch lustig mit deutschen, englischen und polnischen Zungenbrechern. Am nächsten Tag schliefen wir aus, machten Orgakram und hatten noch ein ausgedehntes Mittagessen mit Chris und Kasha, bevor es wieder in einen Nachtbus ging. Diesmal haben wir uns für ein Premium-Unternehmen entschieden. Ob sich das gelohnt hat, wird im nächsten Beitrag berichtet.

Koh Chang

Auch wenn uns im Reisebüro erzählt wurde, wir wären gegen 15:00h in Koh Chang, wunderte es uns nicht, als wir die Insel dann erst um 18:00h erreichten. Auf Koh Chang gibt es eigentlich nur eine Straße, die fast einmal um die Insel führt. Entsprechend setzt man sich in eines der vielen Sammeltaxen in die gewünschte Richtung und der Fahrer hält am abgemachten Ort einfach an. Wir hatten uns für eine kleine Bungalow-Anlage etwas abseits, an dem Nicht-Party-Strand, entschieden, bei der eine Vorabbuchung nicht möglich war. Leider gab es keine Strandbungalows mehr, sondern nur noch ein einziges kleines Hütchen in der dritten Reihe – von dem aus der Ozean dennoch zu sehen war. Da es mittlerweile aber schon 19:00h und dunkel war, wir keine Lust auf großes Suchen hatten und der Preis wirklich günstig war, schlugen wir erst einmal zu, mit der Idee, am nächsten Tag zu wechseln. Am Ende blieben wir aber die ganze Zeit in dieser Hütte, denn entweder waren die Bungalows (in anderen Anlagen) einfach sehr teuer oder sie wurden nicht frei (in unserer Anlage). Über die Tage hinweg bekamen wir dann zusätzlich mit, wie schwierig es war, überhaupt ein nettes günstiges Plätzchen zum Schlafen zu finden und wir realisierten, was für ein Glück wir gehabt hatten. Eine Masse von Urlaubern war auf der Suche nach besserem Wetter aus dem Süden nach Koh Chang gepilgert, die Nachfrage war enorm. Zudem hat man sich in seiner Behausung eh nicht lange aufgehalten. Das Wetter war immer irgendwo zwischen hervorragend und sehr gut (Hallo Sarah!) und so verbrachten wir den Tag meistens an der frischen Luft.

Nach einem Chill- und Relax-Tag ging es am nächsten zum Tauchen. Und was soll man sagen: Größtenteils war die Sicht hervorragend (um die 15-20m), der Divemaster sehr nett (auch wenn man sich an grüntätowierte Augen irgendwie gewöhnen muss) und die Fische freundlich. Beim zweiten Tauchgang war die Strömung in 18m allerdings so stark, dass wir wieder auftauchen mussten, um ein paar Meter an der Oberfläche zurückzulegen. Abends fingen allerdings Pauls Arme und Beine erneut an einzuschlafen, sodass er am nächsten Tag schweren Herzens auf die Tauchgänge verzichtete und sich jetzt mal allgemein erkundigt, was es für Ursachen dafür geben könnte. Miri hingegen hatte noch einmal 2 sehr schöne Fahrten in die Tiefe. Diesmal ging es in Kleinstgruppe mit dem Schnellboot zu den Tauschspots, was auch mal ein wunderbares Erlebnis ist. Obwohl es nur sechs Passagiere gab und sich der Seegang in Grenzen hielt, gab es zwei Passagiere, die seekrank wurden.

An unserem letzten Tag mieteten wir uns Kajaks, um eine kleine vorgelagerte Insel zu erkunden. Die meisten Paddler steuerten direkt den weißen Sandstrand der Insel an, wir umrundeten diese und konnten so auch die felsige Seite bestaunen und ein bisschen Wellengang erleben. In Strandnähe übten wir dann noch das Ein- und Aussteigen ohne umzukippen (haben wir bravourös gemeistert, leider war unsere Übungsstelle so flach, dass Paul beim ersten Versuch sich erst einmal an einem dicken Stein schrammte), damit Miri den Rückweg größtenteils schwimmend zurücklegen konnte. Am Ende kreisten noch zwei ziemlich große Greifvögel (wahrscheinlich waren es Seeadler) direkt über uns. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob sie Miri für den Fang des Tages hielten oder uns einfach nur mal beschauen wollten. Nach 10 Minuten zog das Vogelpärchen dann aber weiter und Miri kletterte auch wieder ins Boot.

Die Abende verbrachten wir meist in der Halb-Bar-halb-Restaurant-Location, die zu unserer kleinen Anlage gehörte. Die Musik war erträglich und die Sonnenuntergänge jeden Abend auf eine neue Art faszinierend.

In Thailand ist man die Touristenströme ja schon länger gewohnt und sie werden entsprechend gut organisiert. So wurde auf dem Rückweg nach Bangkok beim Einsteigen in den Bus darauf geachtet, wer wo aussteigt und je früher der Ausstiegsort lag, desto später kam das Gepäck in den Laderaum. Das Problem war nur, dass einige Touris da leider nicht mitspielen wollten. Nun hatten sie sich so schön in die erste Reihe gedrängelt und sollten nun warten, bis die Deppen, die das Vordrängeln nicht gelernt haben, wieder an ihnen vorbeiziehen. Aber auch das Gepäck einfach vor dem Bus stehen zu lassen und nicht kontrollieren zu können, ob es auch eingepackt wird (die Koffer werden bestimmt einfach stehen gelassen, wenn man da nicht aufpasst), war für sie keine Alternative. So wurde maulend und jammernd ertragen, dass die Fensterplätze bereits von anderen eingenommen worden sind. So freundlich die Thais sind, so mürrisch können die Thailand-Touristen sein. Davon lassen wir uns aber nicht die Laune verderben, selbst wenn wir uns nach dem entspannten Laos (inklusive seiner Touris) erst an sie gewöhnen mussten.

Vang Vieng

Als wir vor zehn Jahren in diesem Örtchen waren, befanden sich dort ca. 15 Hostels, zahlreiche laotisch-indische Restaurants/Bars und keine einzige Reiseagentur. Die meisten Touristen verbrachten damals ihre Zeit damit, zugekifft in einer der Bars Filme oder Serien in Dauerschleife zu schauen. Eine Trekkingtour, wie wir sie damals unternahmen, war relativ unüblich.

Vang Vieng ist umrundet von einer wahnsinnig schönen Landschaft mit Höhlen und Wasserfällen, die in Becken enden, in denen man schwimmen kann, und mit herrlichen Karstfelsen, durch die sich malerisch ein blauer Fluss schlängelt. Dieses kleine Paradies wurde dem Ort bis 2012 zum Verhängnis. Hinzu kam das sehr offensiv angebotene „Tubing“: In einem aufgeblasenen Traktorreifen-Schlauch ließ man sich den seichten Fluss hinuntertreiben, wobei prima Cocktails geschlürft, Bier getrunken und diverse Drogen konsumiert werden konnten. Das sprach sich herum. Zwischen 2006 und 2012 stürmten Massen an Backpackern und Partytouristen nach Vang Vieng und verwandelten den Ort nach und nach in einen Ballermann, in dem (ihrer Ansicht nach) alles erlaubt war. Dresscodes, Anstand, Rücksicht auf Anwohner gab es nicht mehr, laute Musik dröhnte ununterbrochen aus diversen Bars am Fluss und im Dorf, Vang Vieng galt als DER Partyort schlechthin. Leider gab es nicht nur vermehrt Knochenbrüche von betrunkenen Touristen, die an zu flachen Stellen ins Wasser gesprungen oder mit den Tubes umgekippt waren, sondern 2011 auch ca. 30 Bade-Unfälle, die tödlich endeten.

Das alles passte überhaupt nicht zu dem ansonsten so ruhigen, entspannten Laos. Dies sah eine Delegation von Offiziellen ähnlich, als sie 2011 nach zahlreichen Beschwerden Vang Vieng besuchte und entsetzt von den dortigen Zuständen war. Sofort wurden am Tag darauf alle illegalen Bars (und damit die Mehrheit) geschlossen, es wurde eine Sperrstunde eingeführt und für die verbliebenen Bars und Tubing-Anbieter galten strenge Auflagen. Dies hatte auch einen massiven Rückgang der Touristen zur Folge, denn Party machen konnte man nun nicht mehr in Vang Vieng. Ab 2012 haben die Tour-Anbieter versucht, ihr Angebot in Richtung Outdoor-Touristen und Familien anzupassen, die heute mehrheitlich in Vang Vieng zu sehen sind. In diese Transformationsphase sind nun auch wir zehn Jahre später wieder zurückgekommen und wir sind ziemlich froh, die jüngste Geschichte von Vang Vieng nicht live miterlebt zu haben. Allerdings sind wir uns nicht sicher, wohin Vang Vieng steuern wird und will, es waren einige Baustellen sichtbar, die stark nach neuen Bars und Vergnügungspontons am Fluss aussahen, aber auch solche, die eher an Resorts erinnerten.

Nach unserer Ankunft am späten Nachmittag suchten wir uns ein Hostel, das von seinem Laubengang einen grandiosen Blick auf den Fluss mit den dahinterliegenden Felsen hatte. Das lud sofort zum Bier beim Sonnenuntergang ein, bei dem wir beobachten konnten, wie sich einige LKW in Ermangelung einer Brücke einfach durch den Fluss den Weg bahnten. Für den nächsten Tag hatten wir eine Kajaktour gebucht und uns graute ein bisschen vor den vielen Touristen, die mit uns auf dem Fluss schipperten. Aber Pustekuchen: Wir waren mit dem Guide alleine und auch während der Tour war von anderen Gästen fast nichts zu sehen. Der Vorteil war, dass wir nur Kajak fahren wollten und nicht eine der üblichen Tubing-, Ziplining-Touren (an Drahtseilen durch den Dschungel gondeln), Dorfbesuche oder Kayak-Kombis gebucht hatten und dann sollte unsere Tour auch noch 15km lang den Fluss hinunter führen (das ist den meisten dann doch zu anstrengend). Eine Gruppe (6 Leute) überholten wir auf dem Wasser und eine andere (ca. 30 Personen), bevor sie in den Fluss gestiegen war. Ansonsten waren wir nur für uns. Es war herrlich. Zwei Stunden paddelten wir in einer friedlich morgendlichen Stimmung den Fluss hinunter durch die sensationelle Landschaft um Vang Vieng. Unsere Bootfahr-Skills konnten wir auch zur Schau stellen: An einer der wenigen anspruchsvolleren „Stromschnellen“ sagte unser Guide noch: „Safe all your belongings“, schipperte die Halbe-Meter-Stufe hinab und kippte um. Wir hingegen meisterten auch dieses Hindernis ohne Probleme und konnten ihm sein Boot retten, welches, glücklich seiner neu gewonnenen Freiheit, mit der Strömung davoneilte. Sehr zufrieden kehrten wir gegen Mittag in unser Hostel zurück, erledigten ein paar organisatorische Dinge am Nachmittag und wiederholten unser Sonnenuntergangsbier vor der Haustür.

Tags darauf mieteten wir uns mal wieder Motos und erkundeten die Landschaft auf eigene Faust. Ziel waren ein paar Höhlen, ein 300m hoher Aussichtspunkt, den wir erklommen und auf dem wir eine tolle Sicht geboten bekamen, sowie zwei Lagunen, in denen man schwimmen konnte. Eine der Lagunen kannten wir von unserem Trip vor zehn Jahren. Damals war sie nur mithilfe von Wegweisungen der Bewohner zu finden, sie konnte lediglich auf einer Schotterpiste erreicht werden und die An- und Abfahrt nahm einen ganzen Tag in Anspruch. Auch deshalb waren wir damals fast die einzigen Touristen, die von den Bäumen ins kühle Nass sprangen (und eine Stunde ganz für sich hatten). Heute führt eine geteerte Straße dorthin, wir mussten am Parkplatz (!) anstehen, Eintritt zahlen und die Lagune mit ca. 200 weiteren Besuchern teilen. Das wäre vielleicht alles nicht so dramatisch gewesen, wenn sich dieser Ort nicht gänzlich in einen kleinen Vergnügungspark verwandelt hätte, der mit einem deutschen Freibad vergleichbar ist, Wasserrutsche, Imbisse, Kioske, Rasenliegeplätze, Umkleiden inklusive, nur anstatt Schwimmflügel gibt es Schwimmwesten. Das Wasser ist immer noch so wunderschön blau und auch das Hineinspringen macht weiterhin Spaß, doch die Atmosphäre ist nur schwer zu ertragen. Paul war so geschockt, dass er das Schwimmen in dieser Lagune auslassen musste, mit einigen Tränen in den Augen saß er nur fassungslos am Rand. Dafür wurde er mit dem Baden in einer 10km weiter entfernten Lagune bei sehr viel geringerem Menschenaufkommen belohnt. Die Vorteile des zunehmenden Tourismus konnten wir aber postwendend erfahren: Der Aussichtspunkt, den wir ebenfalls auf unserer Tour ansteuerten, war nur zu erreichen, weil dort eben für die Touristen so etwas wie ein Pfad angelegt worden war (definitiv nicht TÜV-gerecht), der den meisten aber zu mühselig ist. So durften wir dort unsere Ruhe genießen. Zusammen mit dem Sonnenuntergang ging es zurück nach Vang Vieng, wo wir zum Abendessen bei einem Thai-Deutschen einkehrten, der uns mit ein paar Geschichten an seinem Leben in Laos teilhaben ließ und einen super Kartoffelsalat zubereitete (natürlich ohne Mayo). Unseren Vang Vieng-Aufenthalt beendeten wir am letzten Tag mit einem ausgiebigen Spaziergang ins Grüne, der uns zu einem kleinen Aussichtspunkt und einer weiteren Höhle führte. Am Abend haben wir einen Franzosen, mit echtem Steinofen, Pizza für uns backen lassen und noch einmal den Sonnenuntergang (dieses Mal ohne Bier) genossen, bevor die Rucksäcke wieder gepackt wurden und am nächsten Tag der Bus nach Luang Prabang startete.

Savannakhet

Eher spontan und weil wir keine Lust auf eine ewig lange Busfahrt hatte, strandeten wir in Savannakhet, der zweitgrößten Stadt von Laos – und was war das für eine schöne Überraschung! Dieser Ort ist (noch) geprägt von einer extrem entspannten Stimmung, die unglaublich gut zu den alten kleineren Kolonialbauten passt, die wiederum nach und nach zu stylischen, schönen Cafés umgebaut werden. Dies alles fügt sich zusammen mit dem Mekong und einem Flussufer, hinter dem die Sonne abends untergeht, zu einer liebenswerten Stadt, die bisher noch nicht von den Touri-Bussen angesteuert wird. Wenn die Entwicklung aber so weitergeht, dauert das nicht mehr lange – zu Recht.

Diese Stimmung mussten wir am Tag unserer Ankunft erst einmal auf uns wirken lassen und so spazierten wir durch die Abendsonne zum Mekong und genossen dort ein Bier pünktlich zum Sonnenuntergang. Danach suchten wir für noch ein paar weitere Beer Lao eine coole Bar neben dem Night Market auf. Andernorts sind diese Bars und besonders die Night Markets häufig auf Touristen oder zumindest Expats ausgelegt, hier aber ist die einheimische Jugend das Zielpublikum, was schön ist und sich natürlich auch auf die Atmosphäre auswirkt.

Am nächsten Morgen wurde es dann etwas später und wir erkundeten die Stadt zu Fuß. Unser erstes Ziel war es, irgendwo Frühstück zu bekommen, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Dabei sollte es kein Problem sein, dass es schon fast Mittag war und kein Frühstück mehr angeboten wurde, sondern vielmehr am Sonntag ein Café o.ä. zu finden, denn fast alles hatte geschlossen. Am Ende wurden wir dann doch fündig und genossen einen relativ ordentlichen Brunch. Der Rest des Tages floss irgendwie so vorbei. Abends zeigte sich wieder die Herausforderung, etwas Essbares aufzutreiben. Am Ende landeten wir in Laos in einem französischen Restaurant, aßen italienische Speisen, wurden bedient von thailändischen Kellnern und es schallte „Dschingis Khan“ auf deutsch aus den Boxen (was wir uns NICHT gewünscht hatten).

Am nächsten Morgen liehen wir uns Fahrräder und waren gespannt darauf, was die Stadt am Montag für uns bereithielt. Nun hatten zwar die Cafés geöffnet, ansonsten war aber nicht viel mehr los als am Sonntag, langsam verstanden wir den Spitznamen „Lazy-town“. Erst waren wir verwundert, da es sich um einen Handelsknotenpunkt zu Thailand handeln soll, aber mittlerweile verstehen wir: Wenn man geographisch so gut liegt, kann man auch mit geringem Aufwand ein gutes Einkommen erreichen – also kann man das Ganze auch relaxt angehen.

Mit den Rädern fuhren wir zu einem 10km entfernten See, erst über etwas bessere Straßen, die dann zu einer Sandpiste wurden, auf der wiederum die Schlaglöcher immer größeren Raum einnahmen. Googlemaps war erneut nicht ganz präzise, der Weg wurde immer schmaler und schmaler und schließlich standen wir inmitten von trockenen Reisfeldern, einer Kuhherde und zwei aggressiven Hunden. Der Bewohner des einzigen Hauses in Sichtweite signalisierte uns, in welche Richtung wir unsere Räder schieben sollten und zehn Minuten später standen wir an der Hauptstraße, die uns dann auch erfolgreich zum See führte. Dorthin fahren die Laoten zum Mittag oder Feierabend mit ihren Motos, lassen sich dort in Hütten am Ufer nieder und sind dann auch dem Bier nicht abgeneigt. Für uns war es etwas früh für Bier, also bestellten wir in einer der Hüttchen eine Pepsi, die allerdings nur in der 1,5-Liter-Flasche verfügbar war. Nun gut, wir hatten ja keine Wahl, austrinken konnten wir sie dennoch nicht. Nach einer Partie Schach schwangen wir uns wieder auf unsere (bisher schlechtesten) Drahtesel und fuhren auf der Belag-technisch sicheren Route wieder zurück in die Stadt. Wir konnten mit unseren Rädern fast die Tour de France imitieren: Paul mimte den Armstrong in einem durchgängig niedrigen Gang und Miri machte einen auf Ullrich mit einer nur halb so hohen Trittfrequenz. Da der Weg über Hügel und Abfahrten führte, hatte jeder einmal den Vorteil des jeweiligen fixierten Gangs (Hamster im Rad vs. Aus-dem-Sattel-Müssen beim Anstieg). Weil es an diesem Tag extrem warm war, schwitzten wir beide ordentlich. Da kam die Abkühlung in einem Pool, den ein größeres Hotel auch für externe Besucher geöffnet hatte, genau richtig. Also hinein ins kühle Nass! Hier wurden wir noch Zeugen eines Weittauchkontests zwischen laotischen Bauarbeitern, die plötzlich als 10er Gruppe den Pool stürmten. Miri hätte locker gewonnen, wollte den Männern aber keine Schmach zufügen. Eine Dusche und ein leckeres Dinner im Hotel rundeten diesen schönen Tag ab.

Am nächsten Morgen mieteten wir uns ein Moto, weil wir den Umkreis von Savannakhet erkunden wollten. Es war nicht ganz einfach, ein Moped-Verleih zu finden und so waren wir froh, als wir nach einer Dreiviertelstunde endlich fündig wurden. Während der kurzen Probefahrt wurde uns schnell klar, dass das Moped das bisher schlechteste unserer Reise war. Da wir aber endlich eines gefunden hatten und ohnehin nur einen halben Tag damit unterwegs sein wollten, fuhren wir damit los. Schnell noch tanken und Luft aufpumpen und auf ging’s. Unser erstes Ziel war ein alter Tempel, der hinter dem See von gestern lag. Die Strecke kannten wir ja und so war es ein Leichtes, die heilige Stätte zu erreichen. Doch wir kamen nicht weit. Miris Schultern waren zwar bedeckt, aber dass eine Frau in einer Hose zu dem Tempel wollte, wurde (zum ersten Mal auf unserer Reise) nicht geduldet. Ein gewöhnlicher Rock hätte aber auch nicht gereicht, es musste der traditionelle laotische Rock sein, den man praktischerweise gleich am Stand nebenan kaufen konnte. Das war nun doch etwas zu viel des Guten und so fuhren wir nach ein paar von außen aufgenommenen Fotos weiter. Nächstes Ziel war der Turtle Lake. Aufgrund der Trockenheit war der Lake schon etwas geschrumpft und Schildkröten haben wir auch keine gesehen, aber glücklicherweise ist ja der Weg das Ziel. Danach mussten wir auch schon wieder den Heimweg antreten, da wir nicht zu spät ins Hotel kommen wollten; es sollte ja noch gepackt werden. Aber Pustekuchen: Paul fragte Miri noch, ob sie nicht auch den Eindruck habe, dass sich der Roller komisch anfühle, da machte es schon „Peng!“ und der Schlauch war im Eimer. Ventil rausgerissen. Da standen wir nun, wie bestellt und nicht abgeholt, mit unserem Gefährt in der sengenden Hitze. Kennt noch jemand den Song „Schön war die Zeit“? Also: „Breeeeeeenend heißer Wüstensand…“. Hilft ja nichts, wer seinen Roller liebt, der schiebt.

Als erstes kamen wir an den Hütten vorbei, in denen wir gestern unseren gemütlichen Pepsi-Mittag am See verbracht hatten. Leider konnte man uns dort nicht helfen und wir wurden ins nächste Dorf verwiesen. Noch schnell ein Wasser gekauft (dieses Mal gab es auch Wasser in großen Flaschen) und weiter ging die wilde Fah… ach nein, die langsame Schieberei. Als wir 15 Minuten später den „Ort“ (bestehend aus fünf Hütten) erreichten, gab es das nächste Problem: Der Mechaniker war nicht da. Trotzdem machte sich ein junger Laote in der benachbarten Mechaniker-Hütte daran, unser Hinterrad abzubauen. Allerdings sah er nicht so aus, als wüsste er, was er tut. Eher nach dem Motto: Einfach mal alles abschrauben, bis man das Hinterrad herauswürgen kann. Dabei fielen etliche Schrauben, Muttern und alle möglichen anderen Teile in den Sand und blieben dort auch liegen. Den Schlauch bekam er noch aus dem Reifen, den neuen aber nicht wieder hinein. Er würgte dabei so mit seinen Schraubenziehern rum, dass wir beide sowie eine anwesende Oma (zumindest ihren Gesten nach zu urteilen) schon meinten, dass der neue Schlauch jetzt wohl auch kaputt sei – und so sollte es auch kommen. Der Mechaniker Nummer 1 bekam dies jedoch nicht mehr mit, denn plötzlich fiel ihm ein, dass er seine Wasserbüffel impfen musste und weg war er. Allerdings nicht ohne einen Freund einzuweisen, den er vorher noch schnell angerufen hatte. Dieser erledigte das Einsetzen des Schlauches mit Bravour, als zur Probe aber aufgepumpt wurde, stellte sich heraus, dass der Schlauch tatsächlich kaputt war – dank Mechaniker Nummer 1. Mechaniker Nummer 2 holte den Schlauch also wieder aus dem Mantel, krampfte einen zweiten neuen Schlauch hinein und nach weiteren 20 Minuten war wieder Luft im Reifen. Der Reifen befand sich allerdings noch neben und nicht an dem Roller. Nachdem Mechaniker Nummer 2 das Chaos von Mechaniker Nummer 1 sah, wurde er kurz still und musste leider auf der Stelle weg. Wohin, wissen wir nicht. Glücklicherweise kam nun Mechaniker Nummer 3, dem die Werkstatt auch gehörte. Das erste Mal hatten wir das Gefühl, jemand weiß, was er tut und keine 30 Minuten später konnten wir mit einem geheilten Moto Richtung Stadt aufbrechen. Das Früh-im-Hotel-wieder-Ankommen konnten wir zwar nicht einhalten, das Packen für den Bus am nächsten Tag nach Thakhek haben wir aber trotzdem noch gut hinbekommen.

Don Det

Der Bus fuhr morgens um 8h aus dem tiefen Osten Kambodschas Richtung laotischer Grenze los. Um 10h mussten wir in Stung Treng umsteigen, wofür wir unglaubliche vier Stunden Zeit hatten. Es kamen zwar in der ersten Stunde ein paar weitere Touristen für die Weiterfahrt nach Laos in der unambitionierten Stadt an, zwischen 11h und 14h passierte allerdings nichts weiter. Warum wir nicht schon früher losgefahren sind – wer weiß das schon. In einem Minivan wurden wir innerhalb von 50 Minuten zur Grenze gebracht, wo wir auf kambodschanischer Seite zunächst 1$ Stempelgebühr zahlen sollten. Nach einem unaufgeregten „No, the stamp is for free“ eines französischen Pärchens vor uns mussten wir uns erst gar nicht mit weiteren Anti-Korruptions-Strategien auseinandersetzen und wurden auch for free aus Kambodscha entlassen.

Auf der laotischen Seite war der Einlass dann allerdings ein bisschen komplizierter. Eine Preissteigerung von 100% führte zu 2$ pro Stempel, was bei unserer Gruppe von 13 Leuten 26$ bedeutete. Ein Großteil dieses Geldes wird von den Beamten vor Ort nach oben weitergereicht. Das französische Pärchen war wieder zuerst an der Reihe und weigerte sich, die Stempel zu bezahlen. Nun begann eine unterhaltsame Stunde mit viel Stoff für eine Sozialstudie und Gruppendynamik. Zu den Franzosen gesellte sich eine junge Deutsche, die auch partout nicht zahlen wollte und auch wir waren bereit, erst einmal etwas abzuwarten. Zwei weitere Deutsche, ein Ami und eine Italienerin formierten sich langsam zu einer Gruppe, die ängstlich wurde, dass der Bus, der noch gar nicht in Sichtweite war, ohne sie abfahren würde, wir unsere Pässe nie wieder sehen würden, weshalb sie gerne zahlen wollten. Zwei weitere Amis checkten die unterschiedlichen Positionen ab, ohne aber selbst Partei zu ergreifen. Sie hätten all das mitgemacht, was die Mehrheit wollte. Eine Irin saß die gesamte Zeit still daneben und hat (nach eigenen späteren Angaben) die gesamte Zeit nicht wirklich etwas von dem Hin und Her mitbekommen. Während wir untereinander beratschlagten, was nun am besten zu tun sei, noch als (sich erst seit einer Stunde kennende) Gruppe zusammenhielten, packten die Grenzbeamten ihre Stempel ein, verließen den Raum und waren absolut nicht bereit, den Stempel ohne Geld in die Pässe zu drücken. Dies führte bei einigen Mitreisenden zu erhöhter Nervosität und so wurde die Stimmung innerhalb der Gruppe langsam etwas angespannt. Auf der einen Seite die Wir-zahlen-auf-gar-keinen-Fall-Korruptionsgeld-Fraktion und auf der anderen Seite die Nun-stellt-euch-mal-nicht-so-an-es-sind-doch-nur-zwei-Dollar-Gruppe. Mit einem guten Gespür für den richtigen Moment schlug Paul den Deal vor, mit den Beamten zu handeln und für uns als Gruppe nur 1$ pro Stempel zu fordern. Auch wenn ein junger Deutscher diese Option kaum für möglich hielt („Wir sind hier doch nicht auf dem Markt“), konnte Paul die Beamten davon überzeugen, dass damit allen geholfen war. Die Offiziellen willigten schließlich ein – wahrscheinlich hatten sie auch langsam genug von unserer Hartnäckigkeit – und so durften wir mit der Zahlung von 1$ pro Pass Laos betreten. In dem schäbigsten Bus unserer Reise fuhren wir zum Mekong, stiegen dort in ein Boot und landeten auf Don Det, einer von zahlreichen Inseln zwischen Kambodscha und Laos.

Hier verbrachten wir zwei sehr entspannte, ruhige Tage, an denen wir traumhafte Sonnenuntergänge bestaunen konnten, Räder mieteten und die anliegende größere Insel erkundeten, auf der Miri das Rad auf einer Hängebrücke umkippte und der Rucksack nur um Zentimeter dem Sturz in den Mekong entging. Außerdem feierten wir hier Miris Geburtstag bei einem ausgiebigen Frühstück mit Blick auf den Mekong und abends mit einigen Leuten aus der „Bordercrossing-Gang“ in den einzig beiden geöffneten Bars. Don Det war nicht so überlaufen, wie wir es erwarteten, sodass dort eine sehr entspannte und gechillte Stimmung herrschte – perfekt für die Hängematte. Just an dem Tag, als es anfing zu regnen, machten wir uns auf nach Pakse, der nächst größeren Stadt in Laos.

Siem Reap

Zusammen mit ca. 10 Khmer in einem Bus fuhren wir am Morgen nach Siem Reap. Es war alles dabei: eine Familie, die in den USA lebt, ein paar Jüngere und eine heiße Truppe von Senioren, die uns ständig getrocknete Bananen anbot. Beim obligatorischen Stopp ergatterte Paul das beste Club Sandwich seit einem halben Jahr und insgesamt ging es recht zügig in die Tempelstadt. Eingecheckt haben wir in einem Guesthouse, das auf nachhaltigen Tourismus spezialisiert ist und so war es entsprechend Hippie-angehaucht – dennoch eine sehr nette Unterkunft. Eigentlich wollten wir uns erst am nächsten Tag in Richtung Tempel aufmachen, aber weil der Sonnenuntergang beim Kauf des Tickets für den nächsten Tag um 17h for free ist, stiegen wir doch ins Tuk Tuk, fuhren zum Ticketschalter und besorgten uns einen 3-Tages-Pass für die Tempel von Angkor. Schon auf dem Hinweg fing es an zu regnen und das nicht zu knapp. Gut, dass wir unsere Regenponchos aus Vietnam dabei hatten. Auch wenn die Sicht dadurch nicht besser wurde, hatte der Regen einen großen Vorteil: Die Touristenmassen verkleinerten sich schlagartig und sie machten sich schnell auf den Heimweg, sodass wir einen kurzen Augenblick fast allein vor den Türmen von Angkor Wat genießen konnten. Überhaupt war die Stimmung beim Sonnenuntergang im Regen, während die Wolkendecke am Horizont doch aufbrach, ganz besonders schön. Mit diesem Willkommensgruß der Tempel fuhren wir durch den abendlichen Stau in Siem Reap wieder heim.

Am nächsten Tag standen wir um 4:30h auf, um nun den Sonnenaufgang an gleicher Stelle nur mit dem Blick in die andere Richtung zu verfolgen. Mit dem Ticket bereits im Gepäck waren wir glücklicherweise verhältnismäßig früh dran und konnten uns einen Platz in einer der ersten Reihen sichern. Wir wussten ja von dem Touristenansturm, aber es war erstaunlich, wie viele Menschen dann doch überrascht waren, dass soooooo viele andere mit ihnen zum Sonnenaufgang kamen – ein Geheimtipp ist das tatsächlich schon lange nicht mehr. Erfreulicherweise hielten sich in „unserer Ecke“ viele an die Etikette und so wurde uns ein ruhiger, bedächtiger und recht schöner Sonnenaufgang geboten. Um den Massen dann aber zu entgehen, haben wir uns Angkor Wat nicht direkt im Anschluss angeschaut, sondern sind kurz vor dem Aufbruch aller anderen mit dem Tuk Tuk zu einem verlassenen See gefahren, wo wir unser Frühstück aus dem Guesthouse in aller Ruhe und ganz alleine genossen. Die einzelnen Tempel (mit Ausnahme von Angkor Wat) öffnen erst um 7:30h, wir hatten also Zeit. Kurz vor halb acht näherten wir uns dem ersten Tempel gegenüber des Sees und siehe da – sogar fünf Minuten vor der Öffnung durften wir die heiligen Hallen betreten. Nur ein anderes Pärchen war mit uns vor Ort und so hatten wir eine herrliche Stunde in dem kleinen Tempel (fast) ganz allein. Solche Momente sind rar in Angkor, weil Millionen von Touristen pro Jahr die Tempelstätte anpeilen. Dadurch sind auch einige Bauten vom Einsturz bedroht, die dann von Holzgerüsten gestützt werden müssen. Ebenso sind Pfade gebaut worden, auf denen die Besucher durch die Tempel gehen. Auf unserem letzten Besuch 2006 gab es all diese Dinge noch nicht, über die Tempel konnte man sogar klettern. Zudem war die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, zu bestimmten Zeiten mit wenigen Touristen in einem Tempel zu sein. Heute ist das fast nicht mehr möglich. So waren auch wir in den übrigen Tempeln in Begleitung anderer, aber das ändert natürlich nichts daran, dass die alte Stadt weiterhin sehr beeindruckend ist (und wir haben sogar ein Dinosaurier-Mosaik gefunden, woher die vor gut 800 Jahren wohl von den Dinos wussten?) und die benannten Maßnahmen sind notwendig, um die Bauten zu erhalten. Auch die Insektenwelt zeigte sich mal wieder von ihrer großen Seite, nach den Kolibri-großen Faltern in Vietnam gab es diesmal einen gut 20cm langen Tausendfüßler.

Am Nachmittag hatten wir dann auf unserer „small circuit“-Tour genug alte Steine gesehen und fuhren zurück ins Guesthouse. Ziemlich geplättet von der Sonne, den Eindrücken, dem frühen Aufstehen und der Kletterei gab es nur ein kleines Abendessen im Guesthose und dann ging es fix auf’s Zimmer zur Nachtruhe. Am nächsten Tag schliefen wir aus und ließen die Tempel Tempel sein. Das Drei-Tagesticket muss nicht zwingend an drei Tagen hintereinander genutzt werden, gut für Reisende mit großem Zeitbudget. Wir schlenderten ein bisschen durch die Stadt, die zwar größer geworden ist, aber (zumindest wirkte es auf uns so) keine wirklichen Fortschritte macht (wie z.B. Kampot oder Phnom Penh). Der alleinige Wirtschaftsfaktor ist Tourismus, es gibt quasi nur Hotels, Restaurants und Bars. Diese wachsen zwar aus dem Boden, der Rest der Infrastruktur wächst aber nicht mit. Abends wartete ein leckeres Essen beim Franzosen und dann ein Livestream zum Pauli- Düsseldorf-Spiel auf uns. Die mitgeschleppten Stadion-Becher haben leider nichts gebracht, Pauli hat verloren, inklusive Eigentor. Herrje, der Klassenerhalt wird jetzt richtig schwierig.

Das mussten wir mit ein paar Bieren verkraften und so ging es am nächsten Tag erst gegen Mittag zurück in die Tempel, dafür aber mit dem Rad. Diese Art, Angkor zu erkunden, war super: eigenes Tempo, spontanes Anhalten, Flexibilität und die Ruhe, den Dschungel auf sich wirken zu lassen. Als erstes haben wir Angkor Wat genauer unter die Lupe genommen. Die ungewöhnliche Zeit (alle anderen aßen Mittag) bescherte uns auch hier teilweise leere Gänge und ruhige Momente. Wie voll es sonst ist, lassen Schilder erahnen, wie man sie aus Vergnügungsparks kennt: „Ab hier warten Sie ca. 45 Minuten.“ Da ist man froh, einfach vorbei spazieren zu können. Das Wetter hat auch mitgespielt und am späten Nachmittag war die Stimmung in der langsam untergehenden Sonne, besonders im Bayon, ganz zauberhaft. Wir schauten noch einmal kurz den Sonnenuntergang an und bevor es ganz dunkel war, radelten wir nach Siem Reap zurück. Abends waren wir zum Essen wieder mal mit Rob und Liz verabredet, die wir vor ihrem Trip gen Südkambodscha nun zum letzten Mal ihrer Reise gesehen haben. Anfang Dezember fliegen sie nach England zurück, wo wir sie bestimmt einmal besuchen werden.

Am dritten Tempeltag fuhren wir wieder mit dem uns bekannten Tuk Tuk-Fahrer durch Angkor („big circuit“) und besichtigten Tempel, die wir bisher noch nie gesehen hatten. Wie in den Tagen zuvor war es sehr schön und beeindruckend. Doch zugegebenermaßen waren wir mittlerweile ein wenig Tempel-müde und fuhren mit wahnsinnig vielen imponierenden Bildern im Kopf am frühen Nachmittag zurück. Wir mussten auch noch packen, weil am nächsten Morgen der Bus um 7:45h für uns nach Phnom Penh losfuhr. Dachten wir zumindest.

Gegen 1:00h fing Pauls Magen auf einmal zu randalieren und ihm wurde schlecht, was in einer sechsstündigen Brech-Durchfall-Dauerschleife mündete. Eventuell war das die asiatische Rache für das leicht belustigte Beschreiben der Seekrankheit einiger Passagiere auf unserer Überfahrt nach Phu Quoc hier im Blog. Um 8:00h war dieser Kampf erstmal vorbei (die Fahrt nach Phnom Penh hatte Miri längst gecancelt), dafür begann das Fieber, das partout nicht aufhören wollte und sich bei 38°C einpendelte. Am Nachmittag, Paul hatte mutig 2 Cracker gegessen und sich dazu dekadent 3 Schlucke Wasser gegönnt, begann dann wieder die Übelkeit und es stand fest: Wir mussten ins Krankenhaus. In Siem Reap sind so viele Touristen, dass man sich auf eine ordentliche medizinische Versorgung verlassen kann. Wir landeten im Angkor International Hospital, das mit dem renommierten Bangkok Hospital zusammenarbeitet. Die Patientenaufnahme, die Blut- und Stuhlgangtests und erste Sofortmaßnahmen wurden ziemlich rasch durchgeführt und nach 1,5 Stunden stand fest: Paul hatte Amöbenruhr. Weiter stand fest, dass wir über Nacht bleiben sollten, weil er schon so dehydriert war, dass es neben dem Antibiotikum weitere Infusionen geben musste. Nachdem Miri ein paar Sachen aus dem Guesthouse geholt hatte, startete die angekündigte Behandlung allerdings immer noch nicht und das Zimmer durften wir auch nicht beziehen. Der Grund: Zwecks Bezahlung stand eine Antwort unserer Versicherung, mit der wir mittlerweile geskypt und für die wir sämtliche Formulare ausgefüllt hatten, noch aus. Um 22:30h hatten wir genug und fragten, ob es eine Alternative gäbe. Nachdem 500$ Kaution von uns gezahlt wurden, hing Paul sofort am Tropf und wir konnten in das Zimmer. Money rules the world.

Die Nacht war im Vergleich zu der komplett schlaflosen davor besser, aber aufgrund einer sehr lauten AC im Zimmer dennoch unruhig. Paul war zudem ein wenig geschwächt und das Sofa, auf dem Miri schlief, ein bisschen schmal. Aber immerhin gab es dafür keinen Aufpreis. Mehrere NSS- und Antibiotikum-Infusionen später ging es Paul besser und auch die Mahlzeiten musste er nicht wieder erbrechen. Der Doc bot Paul am Nachmittag an, das Krankenhaus zu verlassen und in den folgenden Tagen Tabletten zu nehmen. Das nahm er dankend an. Jetzt musste allerdings noch der Papierkram erledigt werden. Drei Stunden und einige Unterschriften später wurden wir vom Krankhauschauffeur ins Guesthouse gefahren, der wohl in den 850$, die der ganze Spaß gekostet hat (und die von der Versicherung ohne Vorleistung von uns übernommen wurden), inbegriffen war.

Im Guesthouse begrüßte man uns herzlich, ohne Probleme konnten wir unseren Aufenthalt um weitere zwei Nächte verlängern. Der anschließende Tag war sehr ruhig, wir spazierten ein wenig durch Siem Reap und beobachteten kontinuierlich Pauls sich bessernden Gesundheitszustand. Der stellte sich glücklicherweise als stabil heraus, sodass wir die Fahrt nach Phnom Penh mit dreitägiger Verspätung erneut in Angriff nahmen. Jetzt sitzen wir im Bus und sollen in 1,5 Stunden in der Hauptstadt ankommen. Weil wir immer noch ein wenig groggy sind, haben wir ein etwas besseres Hotel gebucht, auf das wir uns sehr freuen.

Kampot

Vor dem Einstieg ins Boot, das uns zurück auf das Festland Vietnams bringen sollte, standen zu unserer Überraschung auf einmal Liz und Rob hinter uns, mit denen wir auf der sehr ruhigen Fahrt an Deck einen kleinen Plausch halten und uns über unsere Tage auf Phu Quoc austauschen konnten. Die beiden wollten auch nach Kampot. Nach 1,5h legten wir in Ha Tien an, wo sich unsere Wege wieder trennten, denn die beiden hatten nicht wie wir ein Ticket direkt bis nach Kampot gebucht und wurden entsprechend in einen anderen Bus verfrachtet. Nachdem wir drei Mal im Kreis gefahren sind, um andere Touris ein- und wieder auszuladen, wurden wir an einer Travel Agency herausgeschmissen, wo wir wiederum 2 Stunden auf die Weiterfahrt zur Grenze warten mussten, derweil wir uns mit griechischem Salat (!) und Thunfischsandwich stärken konnten.

Noch in Phu Quoc hörten wir wilde Geschichten über den Grenzübergang nach Kambodscha, inklusive Gepäckaus- und -einräumung, Gesundheitscheck, Bestechungsgeld an diversen Stellen usw. Im Verhältnis dazu lief unser Länderwechsel allerdings harmlos ab. Auch wir kamen um 7$ Extragebühren an die Travel Agency nicht herum, aber Dank des Impfausweises und ein paar Worten auf Khmer wurde uns der Gesundheitscheck erspart, wir mussten keinerlei Gebühr für das Ausfüllen des Gesundheitspasses bezahlen und unser Gepäck hat absolut niemanden interessiert. Wir kennen nur den nördlichen Grenzübergang zwischen Kambodscha und Thailand und im Vergleich dazu war die Grenze hier im Süden friedlich, ruhig und sehr leer. Warten mussten wir dann auf zwei Damen, die auf eigene Faust versuchten, ohne Extragebühr das Visum zu bekommen. Nach lauten Auseinandersetzungen hatten sie schließlich keine Wahl, zahlten den Aufpreis und gesellten sich ca. 40 Minuten später in unseren Bus.

Kambodscha hatte uns nun wieder! Und es ist ganz fantastisch, hier zu sein!

Als wir Kampot erreichten, mussten wir feststellen, dass sich dieses Örtchen seit unserem letzten Aufenthalt 2013 sehr positiv entwickelt hat. Viele alte koloniale Gebäude wurden und werden restauriert, es ist extrem sauber und ruhig und die Straßen sind gut ausgebaut. Nach dem Bezug unseres Hostels (diesmal ganz spartanisch ohne AC und Warmwasser) genossen wir in einer uns bekannten Bar am Fluss den sehr schönen Sonnenuntergang bei erfrischenden Cocktails. Am nächsten Tag fuhren wir mit einem geliehenen Motorbike in den nahegelegenen Nationalpark und auf die Bokor Hill Station, die wir bisher stets ausgelassen hatten. Die Straße schlängelte sich in Serpentinen durch Dschungellandschaften auf 1.050m Höhe (für Rolf wäre es ein Fest gewesen), wo es dann auch ziemlich kühl wurde. Ziel war ein Wasserfall, der sich zwar ganz nett anschauen ließ, der Weg dahin war letztlich aber imposanter und spannender. Und nicht nur Kampot wird gut ausgebaut, sondern auch die umliegenden Straßen. Vom Asphalt hätte es sich ebenso um eine deutsche Landstraße handeln können, nur der Wildwechsel besteht hier aus Affen und nicht aus Dammwild.

Zurück in Kampot tigerten wir wieder zu der benannten Bar, weil wir uns dort um 17h mit Rob und Liz, die nun auch erfolgreich hier angekommen waren, zum Sunset-Cocktail verabredet hatten. Der darauffolgende Tag war sehr ruhig. Nach einem gemütlichen Morgen-Kaffee entspannten wir auf unserem Balkon, erledigten ein paar E-Mail-To-Dos und landeten in einer Tapasbar, wo Miri (endlich mal bei einem Rotwein) weiteren Orgakram bewältigte. Bei wunderschönem Mondschein spazierten wir ins Hostel zurück. Kampot hat es sehr gut mit uns gemeint.

Um 10:30h am nächsten Tag, um genau zu sein: um 10:50h – hier zeigen sich nun endlich die wahren asiatischen Abfahrtszeiten, wurden wir vom Bus abgeholt, um nach Phnom Penh zu fahren. Bisher hatten wir immer „one person, one seat“, aber auch das änderte sich nun. Gemeinsam mit zwei Khmer nahmen wir Platz auf 3 Sitzen, deren Rückenlehnen senkrecht standen, damit dahinter noch Platz für Gepäck war. Dies ist auf einer Fahrt von vier Stunden irgendwann doch ein bisschen unbequem. Aber was soll’s: das ist Asien und das kennen wir ja auch zu genüge (und irgendwie haben wir es auch ein bisschen vermisst).

Rach Gia

Obwohl der Rezeptionist in Tra Vinh fast kein englisch sprach, hat es irgendwie geklappt, dass wir ihm noch abends unseren Reiseplan inklusive Taxi-Notwendigkeit zum Busbahnhof verklickern konnten und am nächsten Morgen um 6:00h klopfte er an unsere Tür, um auch sicherzugehen, dass wir bald auschecken. Gesagt, getan. Wir packten schleunigst zu Ende, sprangen ins Taxi zum Busbahnhof, hüpften schnell in den Bus und ab ging es nach Rach Gia (das [Yak Ya] ausgesprochen wird – das herauszufinden war nicht ganz einfach). Ohne Stoßdämpfer, mit vielen Vietnamesen, keinen anderen westlichen Touristen, aber einem laut krähenden Hahn im Karton (was eigentlich das Gleiche ist wie Touris) ging es innerhalb von 5 ½ Stunden nach Rach Gia.

Zu unserer Überraschung waren wir so pünktlich, dass wir sogar noch die Fähre nach Phu Quoc um 13h bekommen hätten. Weil wir aber nicht gut und nur kurz geschlafen hatten und wir auf der Fahrt ordentlich durchgeschüttelt wurden, blieben wir über Nacht in dem Ort in einem sehr netten Hotel in der Nähe des Piers. Dort wurden sogar 8 Taxifahrten pro Tag in die Stadt für die Gäste angeboten, die wir für einen Restaurantbesuch auch gleich nutzten. Wir wurden zwar nicht vor dem von uns gewünschten Lokal abgesetzt, aber so spazierten wir ein bisschen weiter, um es zu Fuß ausfindig zu machen. Vier Versuche, ein geöffnetes, noch existierendes oder mit Essen ausgestattetes Restaurant zu finden später, suchten wir erneut einen Coop auf und statteten uns für den Rest des Tages mit Brot, Kiri und Dosenthunfisch aus. Unser Abendessen konnten wir dann immerhin bei einem schönen Sonnenuntergang auf dem Balkon genießen. Es ging dann früh ins Bett, um 8:00h am nächsten Morgen wartete schon wieder die Fähre nach Phu Quoc auf uns.

Die meisten Touristen kommen per gebuchter Tour aus Saigon in das Mekongdelta, nächtigen dann in einem der zahlreichen Resorts, werden von A nach B begleitet und sind nur selten autark hier unterwegs. Die Konsequenz daraus ist, dass sich keine andere touristische Infrastruktur als diese in der Gegend entwickelt, was wir schon in Ben Tre und Tra Vinh bemerkt haben. Für Individualtouristen ist es hier nicht ganz einfach, wie überall sonst in Vietnam zu reisen: es gibt wenig bis keine Restaurants, fast niemand spricht ein paar Wörter englisch, die Verkehrsanbindungen sind nur über Umwege herauszufinden und das Streckennetz ist schlecht ausgebaut. Alles nicht schlimm, aber wir hatten es anders erwartet. Mal sehen, was Phu Quoc für uns bereithält.