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Bangkok II

Aus unterschiedlichen Ecken haben wir jetzt vernommen, dass zwar die Natur und Kultur in unseren Berichten und Fotos Anklang finden, aber den Großstädten nichts abgewonnen werden kann. Aufgrund des Verkehrs können wir das durchaus nachvollziehen, aber wir genießen die Zeit in den Metropolen immer sehr und sind glücklich, dann vom Großstadt-Flair umgeben zu sein. Vielleicht kann ja dieser Eintrag den einen oder anderen ein bisschen umstimmen, aber möglicherweise ist dafür auch das eigene Erleben notwendig.

Abends in Bangkok angekommen, ließen wir uns am Hauptbahnhof aus dem Bus schmeißen und fuhren mit der Metro zu unserer Unterkunft. Dieses Mal hatten wir uns ein Appartement mit Küchennische gemietet und das war: herrlich. Einfach mal wieder selbst Frühstück zubereiten oder eine banale Brotzeit kredenzen (zwar mit Käse, der nicht im Ansatz so gut ist wie in Europa, aber immerhin). Wir fühlten uns ganz schnell sehr heimisch. Auf dem Fußweg dorthin stolperten wir an dem Restaurant „El Mercado“ vorbei, das wir nach Abladung unserer Rucksäcke gleich aufsuchten. Bei Cidre, Käse und Wurst war das ein schöner Willkommensabend in Bangkok.

Unser zweiter Aufenthalt in Thailands Hauptstadt war tatsächlich von so etwas wie Alltag geprägt. Supermarkt-Einkäufe, Videoabend, Pizzabestellung oder Organisatorisches im Appartement erledigen standen auf dem Plan. Und weil wir jetzt schon fast assimiliert waren, und uns niemand ein Bus-, sondern nur Flugtickets nach Burma verkaufen wollte, besorgten wir unser Ticket wie alle anderen Bangkoker direkt an der Busstation, 45 Minuten außerhalb der Stadt. Per Metro und Boot (à la HVV-Fähre den Fluss Chao Phraya entlang) machten wir in Chinatown Halt und wurden Zeugen von den Verbrennungsritualen der Chinesen an ihrem New Year’s Day, der zu dieser Zeit stattfand. Schon als wir aus der Metro stiegen, fiel uns auf, dass es sehr verbrannt roch und nicht etwa nach grillen, wie durch die überall verbreiteten Foodstalls üblich. Für die Verstorbenen werden sämtliche Dinge verbrannt, die ihnen in ihrer Welt Glück, Wohlstand, Liebe oder was auch immer bringen sollen. Dafür werden kleine Autos, Hemden, Schmuck oder Geld aus Papier gekauft und angezündet. Chinatown war durch die zahlreichen Tonnen (oder wahlweise auf die Seite gelegten Waschmaschinentrommeln), die an jeder Ecke standen und rauchten, in eine ganz besondere Stimmung inklusive dem damit verbundenen Duft gehüllt.

Auf dem Rückweg von der quirligen und trubeligen Busstation liefen wir durch den riesigen Chatuchak-Park, wo es tatsächlich sehr ruhig war – eine angenehme Abwechslung zum sonstigen Bangkoker Verkehrs-Wahnsinn. Hier wurden wir Zeuge des allabendlichen Königshuldigungsrituals: Auf einmal schallte aus den überall installierten Lautsprechern die Königshymne und alle Personen verharrten sofort in ihren Bewegungen. Die Jogger blieben stehen, die Radfahrer stiegen ab und wenn jemand gerade sein Picknick einpackte, wurde die Tätigkeit unterbrochen und es galt stillzustehen. Ein wenig wie ein umgekehrter Stopp-Tanz, allerdings nach nur einem Durchgang bereits beendet. Überrascht wurden wir dann noch von einer Mail von Volker und Veronika, die beide an dem Nachmittag in Bangkok zwischengelandet waren, um nach Burma weiterzureisen. Sie fragten an, ob wir spontan (und innerhalb von einer sportlichen Stunde) mit ihnen essen wollten. Wir sagten zu, mussten nur aufgrund der Distanzen, die dafür zurückzulegen waren, von einer Stunde auf zwei verlängern, aber auch das war für die beiden kein Problem. Also schnell zurück zum Appartement (was etwas länger dauerte bei nur zwei Fahrkartenschaltern und damit zwölf Minuten Wartezeit bis zum Ticket – in einer Bangkoker Metrostation einfach zu wenig), kurz unter die Dusche und zurück in den Skytrain zu einem süßen Restaurant am Fluss, wo wir schließlich aufeinandertrafen. Das Essen war sehr lecker (Paul konnte sogar ein Steak von einer von Hand massierten Kuh essen), der Weißwein sehr gut und danach zeigten Volker und Veronika uns noch ihr imposantes Hotel – eines der besten Häuser am Platz inklusive privatem Flusstransfer per Fähre. Alles sehr geschmackvoll gestaltet.

Weil unser Nachtbus zur burmesischen Grenze am Abfahrtstag um 21:20h losfuhr, Check-out aber um 12h war, tingelten wir den Tag über von Café zu Café, mit einem Zwischenstopp im Park, bevor wir uns abermals zur Busstation aufmachten. Dort kamen wir überpünktlich an, aber dank der neuen Technik, über die wir auch Volker und Veronika so spontan treffen konnten, vertrieben wir uns gut die Zeit beim Radio-Livestream des Pauli-Spiels gegen Stuttgart. Nur das Gegentor in der 84. Minute hätte wirklich nicht sein müssen – mal sehen, ob das mit dem Klassenerhalt noch was wird.

Vang Vieng

Als wir vor zehn Jahren in diesem Örtchen waren, befanden sich dort ca. 15 Hostels, zahlreiche laotisch-indische Restaurants/Bars und keine einzige Reiseagentur. Die meisten Touristen verbrachten damals ihre Zeit damit, zugekifft in einer der Bars Filme oder Serien in Dauerschleife zu schauen. Eine Trekkingtour, wie wir sie damals unternahmen, war relativ unüblich.

Vang Vieng ist umrundet von einer wahnsinnig schönen Landschaft mit Höhlen und Wasserfällen, die in Becken enden, in denen man schwimmen kann, und mit herrlichen Karstfelsen, durch die sich malerisch ein blauer Fluss schlängelt. Dieses kleine Paradies wurde dem Ort bis 2012 zum Verhängnis. Hinzu kam das sehr offensiv angebotene „Tubing“: In einem aufgeblasenen Traktorreifen-Schlauch ließ man sich den seichten Fluss hinuntertreiben, wobei prima Cocktails geschlürft, Bier getrunken und diverse Drogen konsumiert werden konnten. Das sprach sich herum. Zwischen 2006 und 2012 stürmten Massen an Backpackern und Partytouristen nach Vang Vieng und verwandelten den Ort nach und nach in einen Ballermann, in dem (ihrer Ansicht nach) alles erlaubt war. Dresscodes, Anstand, Rücksicht auf Anwohner gab es nicht mehr, laute Musik dröhnte ununterbrochen aus diversen Bars am Fluss und im Dorf, Vang Vieng galt als DER Partyort schlechthin. Leider gab es nicht nur vermehrt Knochenbrüche von betrunkenen Touristen, die an zu flachen Stellen ins Wasser gesprungen oder mit den Tubes umgekippt waren, sondern 2011 auch ca. 30 Bade-Unfälle, die tödlich endeten.

Das alles passte überhaupt nicht zu dem ansonsten so ruhigen, entspannten Laos. Dies sah eine Delegation von Offiziellen ähnlich, als sie 2011 nach zahlreichen Beschwerden Vang Vieng besuchte und entsetzt von den dortigen Zuständen war. Sofort wurden am Tag darauf alle illegalen Bars (und damit die Mehrheit) geschlossen, es wurde eine Sperrstunde eingeführt und für die verbliebenen Bars und Tubing-Anbieter galten strenge Auflagen. Dies hatte auch einen massiven Rückgang der Touristen zur Folge, denn Party machen konnte man nun nicht mehr in Vang Vieng. Ab 2012 haben die Tour-Anbieter versucht, ihr Angebot in Richtung Outdoor-Touristen und Familien anzupassen, die heute mehrheitlich in Vang Vieng zu sehen sind. In diese Transformationsphase sind nun auch wir zehn Jahre später wieder zurückgekommen und wir sind ziemlich froh, die jüngste Geschichte von Vang Vieng nicht live miterlebt zu haben. Allerdings sind wir uns nicht sicher, wohin Vang Vieng steuern wird und will, es waren einige Baustellen sichtbar, die stark nach neuen Bars und Vergnügungspontons am Fluss aussahen, aber auch solche, die eher an Resorts erinnerten.

Nach unserer Ankunft am späten Nachmittag suchten wir uns ein Hostel, das von seinem Laubengang einen grandiosen Blick auf den Fluss mit den dahinterliegenden Felsen hatte. Das lud sofort zum Bier beim Sonnenuntergang ein, bei dem wir beobachten konnten, wie sich einige LKW in Ermangelung einer Brücke einfach durch den Fluss den Weg bahnten. Für den nächsten Tag hatten wir eine Kajaktour gebucht und uns graute ein bisschen vor den vielen Touristen, die mit uns auf dem Fluss schipperten. Aber Pustekuchen: Wir waren mit dem Guide alleine und auch während der Tour war von anderen Gästen fast nichts zu sehen. Der Vorteil war, dass wir nur Kajak fahren wollten und nicht eine der üblichen Tubing-, Ziplining-Touren (an Drahtseilen durch den Dschungel gondeln), Dorfbesuche oder Kayak-Kombis gebucht hatten und dann sollte unsere Tour auch noch 15km lang den Fluss hinunter führen (das ist den meisten dann doch zu anstrengend). Eine Gruppe (6 Leute) überholten wir auf dem Wasser und eine andere (ca. 30 Personen), bevor sie in den Fluss gestiegen war. Ansonsten waren wir nur für uns. Es war herrlich. Zwei Stunden paddelten wir in einer friedlich morgendlichen Stimmung den Fluss hinunter durch die sensationelle Landschaft um Vang Vieng. Unsere Bootfahr-Skills konnten wir auch zur Schau stellen: An einer der wenigen anspruchsvolleren „Stromschnellen“ sagte unser Guide noch: „Safe all your belongings“, schipperte die Halbe-Meter-Stufe hinab und kippte um. Wir hingegen meisterten auch dieses Hindernis ohne Probleme und konnten ihm sein Boot retten, welches, glücklich seiner neu gewonnenen Freiheit, mit der Strömung davoneilte. Sehr zufrieden kehrten wir gegen Mittag in unser Hostel zurück, erledigten ein paar organisatorische Dinge am Nachmittag und wiederholten unser Sonnenuntergangsbier vor der Haustür.

Tags darauf mieteten wir uns mal wieder Motos und erkundeten die Landschaft auf eigene Faust. Ziel waren ein paar Höhlen, ein 300m hoher Aussichtspunkt, den wir erklommen und auf dem wir eine tolle Sicht geboten bekamen, sowie zwei Lagunen, in denen man schwimmen konnte. Eine der Lagunen kannten wir von unserem Trip vor zehn Jahren. Damals war sie nur mithilfe von Wegweisungen der Bewohner zu finden, sie konnte lediglich auf einer Schotterpiste erreicht werden und die An- und Abfahrt nahm einen ganzen Tag in Anspruch. Auch deshalb waren wir damals fast die einzigen Touristen, die von den Bäumen ins kühle Nass sprangen (und eine Stunde ganz für sich hatten). Heute führt eine geteerte Straße dorthin, wir mussten am Parkplatz (!) anstehen, Eintritt zahlen und die Lagune mit ca. 200 weiteren Besuchern teilen. Das wäre vielleicht alles nicht so dramatisch gewesen, wenn sich dieser Ort nicht gänzlich in einen kleinen Vergnügungspark verwandelt hätte, der mit einem deutschen Freibad vergleichbar ist, Wasserrutsche, Imbisse, Kioske, Rasenliegeplätze, Umkleiden inklusive, nur anstatt Schwimmflügel gibt es Schwimmwesten. Das Wasser ist immer noch so wunderschön blau und auch das Hineinspringen macht weiterhin Spaß, doch die Atmosphäre ist nur schwer zu ertragen. Paul war so geschockt, dass er das Schwimmen in dieser Lagune auslassen musste, mit einigen Tränen in den Augen saß er nur fassungslos am Rand. Dafür wurde er mit dem Baden in einer 10km weiter entfernten Lagune bei sehr viel geringerem Menschenaufkommen belohnt. Die Vorteile des zunehmenden Tourismus konnten wir aber postwendend erfahren: Der Aussichtspunkt, den wir ebenfalls auf unserer Tour ansteuerten, war nur zu erreichen, weil dort eben für die Touristen so etwas wie ein Pfad angelegt worden war (definitiv nicht TÜV-gerecht), der den meisten aber zu mühselig ist. So durften wir dort unsere Ruhe genießen. Zusammen mit dem Sonnenuntergang ging es zurück nach Vang Vieng, wo wir zum Abendessen bei einem Thai-Deutschen einkehrten, der uns mit ein paar Geschichten an seinem Leben in Laos teilhaben ließ und einen super Kartoffelsalat zubereitete (natürlich ohne Mayo). Unseren Vang Vieng-Aufenthalt beendeten wir am letzten Tag mit einem ausgiebigen Spaziergang ins Grüne, der uns zu einem kleinen Aussichtspunkt und einer weiteren Höhle führte. Am Abend haben wir einen Franzosen, mit echtem Steinofen, Pizza für uns backen lassen und noch einmal den Sonnenuntergang (dieses Mal ohne Bier) genossen, bevor die Rucksäcke wieder gepackt wurden und am nächsten Tag der Bus nach Luang Prabang startete.

Thakhek

Die Fahrt nach Thakhek verlief so unspektakulär, dass wir gerade Probleme haben, sie zu erinnern. Die ganzen Busfahrten der letzten Wochen verschwimmen etwas in unseren Köpfen. Am Ende landeten wir auf jeden Fall an einem der etwas außerhalb liegenden Busbahnhöfe von Thakhek. Da wir keinen Plan hatten, wo wir sind, haben wir uns in ein Songtheo (Sammeltaxi oder ein etwas größeres Tuk Tuk) laden und für 1$ pro Person zu dem Hotel chauffieren lassen, das wir uns aus dem Lonely Planet herausgesucht hatten. Ein anderer der ausschließlich laotischen Passagiere machte laut „Huui“ und als wir nach 5 Minuten Fahrt wieder herausgeschmissen wurden, war uns auch klar, dass wir zu viel bezahlt hatten. Dies ist uns schon lange nicht mehr – zumindest so offensichtlich – passiert.

Das Hotel lag 3km vor der Stadt und war leider schon ganz schon heruntergekommen, unser Lonely Planet ist 3 Jahre alt und da kann viel passieren. Endlich bekamen wir auch eine Idee davon, warum einige Hotels, denen man ansieht, dass sie wirklich mal schön waren, so vernachlässigt aussehen. Der Rezeptionist sagte, es gibt auch neue Bungalows, die vom gleichen Tresen gemanagt werden, aber 5$ mehr kosten und „same same“ sind. Eigentlich lohnt sich der Aufpreis also gar nicht. Die Räume und Bäder waren tatsächlich ähnlich groß, damit hatten sich die Gemeinsamkeiten aber auch schon erledigt. Eine Variante war sauber, neu gestrichen, es hab keinen Schimmel, stattdessen eine schöne Holzdecke ohne Flecken, Spiegel im Bad etc. So richtig zum Wohlfühlen. Die andere Variante war das Gegenteil, aber für den laotischen Portier gab es einfach keine wirklichen Unterschiede, die die Preisdifferenz gerechtfertigt hätten. Beim Bier am Pier in der Stadt während des obligatorischen überwältigenden Sonnenuntergangs am Mekong lernten wir dann auch noch 2 Reisende kennen, die uns von Bettwanzen in den alten Zimmern erzählten. Alles im allem war das Extra-Geld also weise ausgegeben.

Auf dem Rückweg zu unserem Hotel kamen wir an einem Songtheo vorbei, welches offensichtlich Probleme hatte. Zumindest lag der Fahrer unter dem Führerhaus und versuchte mit seinem Handy etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Als gut ausgerüstete Traveller hatten wir natürlich eine Taschenlampe dabei („typical Germans, they are prepared for everything“), die wir herausholten und Miri leuchtete dem Fahrer beim Suchen des Problems. Nachdem er den Beifahrersitz ausgebaut hatte, um an den Motor etc. zu kommen, wurde Miri die Taschenlampe abgenommen und in den Mund gesteckt, um sich selber leuchten zu können. Während Paul sich ein Bier kaufte und es sich auf dem Bordstein gemütlich machte, lernte Miri von den Damen (früher hätte man politisch unkorrekt Waschweiber gesagt), die als Passagiere in dem Songtheo saßen, das Zählen bis 1.000 auf laotisch. Nach 30 Minuten bekamen wir eine nasse Taschenlampe (wir hätten ihm die Stirnlampe anbieten sollen – ja auch sowas haben wir dabei) wieder und schlenderten von dannen. Leider hatten wir einen anderen Heimweg als die Route des Songtheos, sonst wäre eine Fahrt umsonst wohl kein Problem gewesen.

In Thakhek macht man eigentlich „den Loop“: eine Rollertour durch das Hinterland mit 2-4 Übernachtungen auf dem Weg. Da uns aber irgendwie die Zeit wegläuft, wir zu Weihnachten in Vientiane sein wollten und wenn man den Loop in 2 Übernachtungen durchzieht, es einen Tag mit dem Roller nur über den eher unattraktiven „Highway“ geht, haben wir uns dagegen entschieden. Man muss ja auch noch ein paar Aktivitäten für den nächsten Laosbesuch übriglassen. Stattdessen mieteten wir uns den Roller nur für einen Tag und machten uns in die nähere sehr beeindruckende Umgebung auf. Auch hier gibt es schöne Höhlen zu besichtigen (inklusive Höhlenschwimmen), einen klaren Fluss zum Baden, der sich spektakulär durch die Landschaft schlängelt und einen Berg mit herrlicher Aussicht und so steilem Aufstieg, dass einem bei den derzeitigen Temperaturen der Schweiß aus allen Poren läuft. (Wären die Reisfelder noch grün und nicht schon abgeerntet und braun, wäre der Anblick vor Schönheit sicher nicht auszuhalten gewesen.)

Dass es mit der Gleichberechtigung nicht so weit her ist, konnte man gut daran erkennen, dass die Reaktionen der Laoten von belustigt bis zu entsetzt reichten, weil Miri fuhr und Paul hinten drauf saß. Der Vorteil am nicht-Loopen war, dass wir etwas später losfahren konnten und so die meisten anderen Touristen schon wieder auf der Straße waren, als wir an den Sehenswürdigkeiten ankamen. Auf diese Weise hatten wir die Höhlen für uns und beim Baden mussten wir uns den Fluss nur mit einem anderen Pärchen teilen. Am Abend ging es noch kurz zur Busstation, um Tickets nach Vientiane für den nächsten Tag zu besorgen.

Da unsere Bleibe ja etwas außerhalb lag und es abends in Thakhek sowieso nicht viel zu unternehmen gibt, blieben wir am zweiten Abend in unserem Zimmer, versuchten ein wenig Netflix zu schauen (das Internet ist in Laos allerdings nicht so richtig stabil) und nach 1,5 Folgen können wir sagen, „Designated Survivor“ macht Lust auf mehr.

Paksé

Am Pier, kurz bevor wir auf das Boot zum Festland stiegen, trafen wir Jason und Christie aus Alaska sowie die Irin Kathy, mit denen wir die Grenze nach Laos überquert hatten. Zusammen mit ihnen nahmen wir den Weg nach Paksé auf uns und stiegen nach dem Boot in den Bus. Unsere Reisegruppe umfasste ca. 40 Personen, die zunächst alle denselben Bus nehmen sollten, auch wenn dieser eigentlich nur für 30 Passagiere ausgelegt war. Macht nichts, die Touris haben ganz in laotischer Busreisetradition Plastikhocker, die praktischerweise schon am Eingang bereitstanden, in den Gang gestellt und sich daraufgesetzt. Die Logistik-Laoten waren von ihrer Hocker-Idee dann aber doch nicht so angetan und nachdem alle Platz genommen hatten, wurde der Plan wieder geändert: Die Mitfahrer im Gang sollten samt Hocker nun wieder aussteigen und in einem Minivan nach Paksé fahren. Also alles wieder rückgängig, das gesamte Gepäck ausladen, auseinandersortieren und wieder einladen. Danach ging es aber wirklich los und fünf Stunden später erreichten wir unser Ziel.

Die Zimmersuche in Paksé gestaltete sich etwas schwierig, weil es meist schlechte Zimmer zu hohen Preisen gab. Nachdem wir eine Nacht in einem streng riechenden Bungalow hausten, entschlossen wir uns für die weiteren Übernachtungen in ein sauberes, geruchfreies, dafür aber fensterloses Zimmer zu ziehen. Die Stadt ist ein Durchgangsort, in dem viele Touristen kurz Halt machen, bevor sie mit schmalem Gepäck und geliehenen Mopeds für ein paar Tage in das Hinterland abdüsen. Daher ist Paksé nicht sonderlich spannend, wir blieben dennoch einen Tag länger dort. Denn Cafés mit leckerem französischen Gebäck, kleine (noch meist heruntergekommene) Kolonialbauten und zwei Flussufer hat die Stadt dennoch zu bieten. Bezeichnend ist, dass die Bankgebäude hier am besten in Schuss sind und an jeder Ecke eine Hammer-und-Sichel-Flagge weht.

Nach unserer Ankunft organisierten wir uns zwei Mopeds für die kommenden Tage und weil wir uns gut verstanden haben und in der Stadt ohnehin ständig über den Weg gelaufen sind, fuhren wir zusammen mit Jason und Christie am nächsten Tag gen Bolaven Plateau, in die sagenhafte Landschaft um Tat Lo.

Phnom Penh II oder: Krank in Kambodscha

Aus dem Tuk Tuk-Hassel am Busbahnhof flüchteten wir rasch, um 100 Meter weiter mit der Ansage, dass wir nur 3$ und nicht 5$ zahlen, einen nicht ganz so unentspannten Fahrer zu finden und mit ihm zum Hotel zu fahren. Mittlerweile sieht man uns wohl an, dass der Ripp-off schwer wird. Dort angekommen, bezogen wir das Zimmer, aßen eine Kleinigkeit vor Ort und fielen recht früh ins Bett. Am nächsten Tag suchten wir den Pool auf (der mit ausschlaggebend bei der Hotelwahl war), Miri sportelte in dem recht ordentlich ausgestatteten Gym und Paul erholte sich vollständig an diesem sehr entspannten Tag. Damit wir wenigstens ein bisschen aus den „eigenen vier Wänden“ herauskamen, gingen wir abends in den kambodschanischen Ableger des Restaurants, in dem wir in Saigon mit Volker und Veronika waren. Leider war das absolut kein Vergleich zu dem vietnamesischen Pendant, sodass sich Paul, der sein nicht wirklich genießbares Fleisch (das Hack war sehr grob und knorpelig) liegen lassen musste, im Hotel noch einmal stärkte. Endlich war dann Montag – und das hieß, dass die Botschaften wieder geöffnet hatten und wir unser Burma-Visum morgens beantragen konnten. Zum Glück hatten wir vorher im Hotel eine Nacht verlängert, denn abholen durften wir unseren Reisepass erst am Donnerstag ab 14h. Die eigentlich notwendige Arbeitgeberbescheinigung hatten wir nicht dabei, aber das war kein Problem, da laut Firmenwebseiten, die wir angeben mussten, beide noch in Lohn und Brot stehen. Danach gingen wir in die neu gebaute Mall um die Ecke der Burma-Botschaft und entdeckten die ersten „kleinen“ Weihnachtsdekorationen. Aufgrund der Hitze hätten wir das Fest der Liebe hier fast vergessen. Dem Konsumrummel sei Dank, dass Phnom Penh Anfang Dezember dann aber geschmückt wurde und wir regelmäßig an Weihnachten erinnert wurden. Nachmittags machten wir mit den kostenlosen Hotelfahrrädern, von denen eines das eines Mitarbeiters war und wir das andere erst im Schwesterhotel abholen mussten (manchmal hätte man lieber etwas bezahlt für ein wenig bessere Qualität), Phnom Penhs Straßen unsicher. Der Vorteil des Rads gegenüber dem Mofa ist, dass man sich langsamer bewegt und währenddessen rechts und links schauen kann, selbst wenn das bei dem Verkehr manchmal eine Herausforderung ist. Wir besuchten den mittlerweile zugeschütteten See, an dem früher das Backpacker-Viertel lag und wo wir sonst gewohnt haben. Kleine Überreste des ehemaligen Viertels trotzen den Investoren, sie haben es aber sehr schwer, weil von der Idylle rein gar nichts mehr übrig ist. Statt auf den See schaut man derzeit auf eine riesige Baustelle. Sehr schade (aber auch erwartbar) ist, dass es unseren Sandwich-Mann, der 2013 noch vor Ort war, mittlerweile auch nicht mehr gibt. Er war eine Institution bei Leuten, die in den letzten 20 Jahren Phnom Penh aufgesucht oder dort gelebt haben. Aber auch schon letztes Mal erzählte er uns von den Kompensationsangeboten der Regierung, die zwar in keinem Verhältnis zum Grundstückwert standen, er aber aufgrund seines Alters ernsthaft darüber nachgedacht hatte, sie doch in Anspruch zu nehmen und vor einer möglichen Zwangsräumung umzuziehen. Danach fuhren wir zum alten Postamt, das es nach wie vor gibt, kauften Karten und Briefmarken und zum Abendessen ging es zu einem leckeren Inder.

Das Abendessen war zwar extrem lecker, aber wir wissen nicht ganz genau, ob es auch gut war, denn tags darauf befielen Miri die Darmbakterien. Auch wenn die Symptome nicht 1:1 die von Paul waren, suchten wir dieses Mal schneller einen Doktor auf. Eine Stuhlprobe später war klar, dass es sich, wie gesagt, „nur“ um Bakterien handelte und drei Tage Ciprobay (ein Antibiotikum, das Miri schon aus Marokko kennt) angesagt waren. Dieses Intermezzo veranlasste uns, die beiden folgenden Tage mit Pool, Sport (Paul) und Tatort zu füllen und den Phnom Penh-Aufenthalt nochmals zu verlängern. Dies allerdings in einem anderen Hotel.

Weil wir zu früh im neuen Hotel waren, mussten wir uns für ein paar Stunden die Zeit vertreiben, bis unser Zimmer gereinigt war. Wir wussten bereits, dass es nachmittags in der nicht weit entfernten Mall ein neues Kino gab. Wir schwangen uns auf die vom Hotel zur Verfügung gestellten Räder (keineswegs besser als die Räder des anderen Hotels) und kamen zehn Minuten vor Filmbeginn am Kino an. Also schnell Tickets geschnappt und rein ins VIP-Filmtheater (mit deutschen Preisen, aber undeutschem Komfort) mit Riesensessel zum Herunterfahren und Popcorn + Softdrink for free. Wir mussten nehmen, was geboten wurde: Underworld – Blood Wars. Kein Meilenstein der Filmgeschichte, aber eine gute Nachmittagsunterhaltung. In dem Stamm-Supermarkt von damals kauften wir noch Brot und Käse, wonach wir selig ins Bett fielen. Am Samstag versuchten wir etwas bessere Räder gegen Geld zu leihen, blieben dabei erfolglos und radelten mit der gewohnten (diesmal aber bezahlten) Nicht-Qualität wieder durch Phnom Penh, dieses Mal auf die andere Seite des Flusses Tonle Sap, die jetzt stark bebaut ist. Mit der Fähre, auf die wir zufällig stießen, fuhren wir zurück und nahmen einen Snack im berühmten FCC – eine Bar/ein Café/ein Hotel, das während des Vietnam- und Kambodscha-Krieges eine feste Institution bei Journalisten war. Im Verkehr bewegen wir uns mittlerweile flüssig, auch das Überqueren einer 4-12-spurigen Straße (je nachdem, wie viele sich gerade nebeneinander quetschen) stellt kein Problem mehr dar und wird schlafwandlerisch auf den Rädern vollzogen (inklusive des obligatorischen Geisterfahrens). Abends haben wir endlich einmal die Bar-Szene Phnom Penhs unsicher gemacht, was sehr lustig war. In der Street 308 ist eine komplett neue Bar-Kultur entstanden, die atmosphärisch sehr cool und stylisch ist. Zwischendurch wussten wir nicht genau, ob wir in New York oder doch Berlin sind. Auch hier hat eine positive Entwicklung stattgefunden. Sonntag haben den Versuch gewagt, einen deutschen Weihnachtsmarkt zu besuchen, aber 3$ für vier Buden waren dann doch etwas schräg und so drehten wir wieder ohne Glühwein ab (was absolut nicht schlimm war). Abends wollten wir eigentlich Miris Kollegin noch einmal treffen, aber aufgrund einer „very busy week with lots of live radio shows“ war sie zu müde und wir verabredeten uns für den nächsten Besuch in 2-3 Jahren. Dafür konnten wir in Ruhe packen, „Love actually“ wie jedes Jahr schauen und den Wecker auf 5:15h stellen, weil es am nächsten Morgen um 6:20h nach Sen Monorom ging. Ein ganz fantastisches Licht nach einem Regenschauer abends und ein Sonnenaufgang am Morgen tauchte Phnom Penh zum Abschied noch einmal in eine wunderbare Stimmung – bevor wir hier festwachsen und womöglich eingebürgert werden, war es nun Zeit, wieder aufzubrechen.

Yangshuo

Weil wir Grischa und Rolf am 9.10. in Hanoi treffen wollen, mussten wir uns nach 3 Nächten schon wieder auf den Weg machen. Ziel war Yangshuo, das per Boot angesteuert wurde. Ähnlich wie ein Besuch der Reisterrassen ist eine Fahrt auf dem Li River Pflicht eines jeden Touristen hier. Und auch wenn die Golden Week ihrem Ende zugeht, waren wir hier mit einer unüberschaubaren Menge Gleichgesinnter unterwegs. Ähnlich einem Gänsemarsch schipperten wir mit 8 Booten (alle ungefähr der Größe einer HVV-Hafenfähre) den Fluss hinunter. Und auch hier lässt sich festhalten: Gelohnt hat es sich trotzdem. Der Fluss schlängelt sich durch die mit Karstbergen gespickte Landschaft und gibt nach jeder Biegung wieder spektakuläre Ansichten preis. Da die Fahrt allerdings gut 4 Stunden dauert, hatte man sich nach einiger Zeit satt gesehen und ist vor der Sonne ins Schiffsinnere geflohen. Von Zeit zu Zeit stürmten dann alle Chinesen wieder auf das Deck. Ein freundliches taiwanesisches Pärchen erklärte uns mit Augenzwinkern, dass einige Berge wichtiger sind als andere (man kann auf Ihnen Affen sehen, die auf Eseln reiten, Mütter die auf die Heimkehr des Mannes warten und vieles mehr). Unseres, vom uneingeschränkten Zugang zum Internet verdorbenes Vorstellungsvermögen, reichte dazu leider häufig nicht aus. Die Felsformation, die auf dem 20 Yuan-Schein abgebildet ist, konnten wir dann aber doch erkennen.

Yangshuo selbst ist sehr touristisch geprägt und entsprechend warteten eine Menge Souvenirverkäufer, Motobikefahrer etc. nach dem Ausstieg auf dem Pier. Wir hatten uns für eine Nacht ein Hostel etwa 1,5 km nördlich der Stadt herausgesucht und haben uns in der Mittagshitze zu Fuß auf den Weg gemacht. Da wir uns irgendwann nicht mehr ganz sicher waren, noch auf dem richtigen Weg zu sein, hielt Paul ein zufällig vorbeifahrendes Auto an. Zugegeben, Paul war sehr verschwitzt, aber dass ihm als erstes eine Wasserflasche entgegengehalten wurde und dann in einem Englisch, welches mit rudimentär noch wohlwollend umschrieben ist, erklärt wurde, sie würden ihn mitnehmen, egal wohin er wolle, war sehr nett, aber doch etwas übertrieben. Am Ende stellte sich heraus, dass das Hostel nur noch 250m entfernt war, welche wir dann doch noch zu Fuß zurückgelegt haben.

Am Nachmittag liehen wir uns Räder, radelten in die Stadt, zum Busbahnhof (Tickets nach Nanning kaufen), ein bisschen durch die Landschaft, um schlussendlich bei Sonnenuntergang ein Bier am Fluss zu trinken und ein paar Einheimische beim Baden zu beobachten.