Monat: November 2016

Tra Vinh

Mit einem der wenigen Taxen in Be Tre, das wir zum Glück auf dem Weg zum Pier anhalten konnten, fuhren wir zum Fluss, um auf einem Cargoboot als Mitfahrer anzuheuern. Nach 2 Minuten Suche hielt ein freundlicher Vietnamese auf seinem Fahrrad an und fragte „May I help you?“. Wir standen schon fast an dem Boot, das noch vollgeladen wurde und nach Tra Vinh aufbrechen sollte, aber da der Kapitän kein Wort englisch sprach, wurde unser Helfer zum Übersetzer und teilte dem Kapitän mit, dass wir mit ihm fahren wollten. Schwups, war das Gepäck eingeladen und nach einer Stippvisite in „unserem“ Café von gestern ging die Fahrt um 9:30h los. Fast hätten wir so eine private Mekongdelta-Tour gehabt, aber nach 15 Minuten hielten wir noch in der Nähe eines Hotels an, wo Rob und Liz zustiegen, zwei Engländer, die ihre Pension genießen und nun drei Monate durch SOA reisen. Aber zu viert ließ es sich auch sehr gut aushalten auf dem Cargoboot, das langsam und gemütlich nach Tra Vinh schipperte. Diese Bootsfahrt war wirklich super. Vorbei an grünen Palmenlandschaften, Kokosnussverarbeitungsstätten und auf riesigen Abschnitten, auf denen sich der Mekong ausbreitete. Die Tour gab Gelegenheit zum Abschalten, sich Treiben lassen und einfach auf das Wasser Schauen. Begleitet wurden wir von unzähligen Booten, wahlweise fast überladen mit Kokosnüssen in verschiedenen Verarbeitungsschritten oder abgepumptem Mekongsand, der zum Bauen verwendet wird. So trieben wir ca. 6 Stunden dahin und erreichten am Nachmittag die angepeilte Stadt. Tra Vinh sollte laut Lonely Planet ein pittoresker Ort und hübsch anzuschauen sein. Leider konnten wir diese Beschreibung inmitten unzähliger Baustellen für massive neue Hotels und in der ansonsten unaufgeregten und unspektakulären Stadt partout nicht nachvollziehen. Zum Glück waren Rob und Liz da, mit denen wir versuchten eine Travel Agency zu finden (das war erfolglos, es gab einfach keine), Abend zu essen (auch erfolglos, die netten Locations hatten nur Joghurtdrinks und Kaffee) und ein Bier zu trinken (erfolgreich!). Ursprünglich wollten wir hier zwei Nächte verweilen und entspannen, aber weil das Hotel recht schlecht war, die AC nicht funktionierte und unser Zimmer somit keine Option zum Bleiben war, beschlossen wir, so schnell wie möglich weiterzureisen. Nach einer Verwirrung an der Rezeption, an der behauptet wurde, wir hätten nur Pauls Reisepass abgegeben, Miris Reisepass aber einfach mit Robs zusammen verwahrt wurde, brachen wir am nächsten Tag in aller Frühe um 6:15h auf, um nach Rach Gia zu fahren, von wo aus die Fähre zur Insel Phu Quoc ablegt.

Ben Tre

Unsere Reise nach Ben Tre ins Mekongdelta begann etwas beschwerlich. Die Abfahrt sollte eigentlich um 8:00h morgens an der Travel Agency sein. Wir schlugen lieber 15 Minuten früher auf, weil die akademische Viertelstunde hier ja manchmal sehr eigenwillig interpretiert wird. Die Agency hatte auch geöffnet, nur war keine Person vor Ort. Als um fünf nach acht immer noch niemand aufgetaucht war, probierten wir einfach mal anzurufen. Das Telefon war ausgeschaltet. Das Gute daran: Wir mussten uns gar keinen Kopf machen, denn es gab keine andere Möglichkeit, irgendetwas zu tun, als zu warten. Gegen 8:30h tauchte dann mal jemand auf und wurde doch ein bisschen hektisch. Am Ende hat es, wie meistens, dann doch geklappt und nach ca. zwei Stunden wurden wir nach einem Taxi, einem kleinen und einem großen Bus irgendwo am Rande von Ben Tre aus dem Bus geschmissen.

Also wurden die Rucksäcke geschultert und wir sind in Richtung Fluss aufgebrochen. Dieses Mal hatten wir uns nicht wirklich um Hotels gekümmert und der Plan war, spontan an der Riverside nach einer Unterkunft zu schauen. Diese war am Ende doch etwas weiter weg als gedacht, weil 3km mit 20kg auf dem Rücken, einem kleinen Paket vorm Bauch und bei 30 Grad inklusive ordentlicher Luftfeuchtigkeit doch recht anstrengend sind. Auf halbem Weg haben wir dann ein Hotel in einer Seitenstraße entdeckt und kurzentschlossen unseren Plan geändert, erst einmal das Gepäck abgeladen, um dann zum Fluss zu spazieren.

Als es erleichtert weiterging, führte uns unser Weg doch tatsächlich an einem COOP vorbei, den wir inspizieren mussten. Miri konnte ihr Glück kaum fassen, denn es gab ungesüßte (H-)Milch und sogar Käse. Also junger Gouda, den Miri in Hamburg nicht mit der Kneifzange anfassen würde, der hier aber erstmal im großen überteuerten Stück gekauft wurde. Mit einem zusätzlich erstandenen Baguette setzten wir uns in den nächsten Park und verzehrten die Beute. Als wir gerade am Futtern waren, kam jemand „zufällig“ vorbeigeschlendert und fing mit den üblichen Fragen an: „Where are you from?“, „What’s your name?“usw., um uns am Ende eine Tour durch das Delta verkaufen zu wollen. Plötzlich vielen ein paar Regentropfen und mit einem: „It’s raining“ war unser potenzieller Guide zu seinem Motorroller gelaufen und abgefahren. Solche Guides kann man gebrauchen, die einen beim leichtesten Problem im Regen stehen lassen. Wir suchten unter der nächsten Palme dürftigen Schutz und hatten Glück, dass sich der Schauer in Grenzen hielt.

Als wir nun endlich am Fluss angekommen waren, konnten wir unserer eigentlichen Aufgabe nachgehen: Wir wollten eine Mitfahrgelegenheit auf einem Cargoboot nach Tra Vinh den Mekong abwärts für den nächsten Tag organisieren. Am Pier war das Einzige, was uns erwartete, ein weiterer Schauer und so flüchteten wir uns ins nächste „Café“. Für Paul gab es eine schon leicht ausgeblichene Cola und für Miri einen Eiskaffee (hoffentlich nicht mit dem Eis, das nebenan direkt auf der Straße zerkleinert wurde). Der Besitzer war willens, unsere dürftigen Versuche in Zeichensprache zu verstehen und erklärte uns pantomimisch hervorragend, wann wir morgen wo zu sein hätten, um auf einem Boot anheuern zu können. Glücklich alles geklärt zu haben, freute sich – insbesondere Paul – auf einen ruhigen Nachmittag ohne Verpflichtungen, als sich Guide Nummer 3 neben uns setzte und einen individuellen Kurztrip anbot. Allerdings müsste es schon in 10 Minuten losgehen, weil es hier ja bereits um 18:00h dunkel wird. Nach kurzem Hin und Her haben wir zugeschlagen und es nicht bereut. Auch wenn die Tour anders verlief, als wir uns es vorgestellt hatten, war es wirklich gut. Neben einer Bootstour durch das Delta (bei der unser Captain nach 5 Minuten ins Wasser musste, um die Schraube von Treibgut zu befreien) mit kleinem Motorboot gab es einen Besuch in einer offensichtlich auf Touristen eingestellten Kokosnussverarbeitung (auch wenn wir die einzigen Touris waren), einer offensichtlich nicht auf Touris eingestellten Kokosnussplantage (inkl. Kokosmilch aus einer frisch vom Baum geschnittenen Nuss), eine Wanderung über eine Insel, bei der uns verschiedenste Dinge erklärt wurden, und eine kleine Ruderfahrt durch schmale Seitenarme des Mekongs. Pünktlich zur Dunkelheit waren wir wieder zurück. Bevor wir uns verabschiedeten, fragten wir unseren Guide noch, ob er Regen erwarten würde, was verneint wurden. Der Guide war weg und der Regen kam – kennen wir ja –, und zwar in Ausmaßen und einer Dauer, die wir, zumindest diesen Urlaub, noch nicht erlebt haben.

Nach 30 Minuten wurde es dann doch langweilig und wir erstanden ein bisschen bessere Regencapes und machten uns auf zur im Lonely Planet gelobten Pizzeria der Stadt. Diese wurde nach einigem Suchen gefunden, denn obwohl der LP vom August dieses Jahres ist, war die Pizzeria schon wieder umgezogen. Die Pizza und Lasagne waren für vietnamesische Verhältnisse gut, außerdem durften wir die Bekanntschaft eines älteren Schweden machen, der mittlerweile schon seit 15 Jahren in Vietnam lebt und etwas einsam wirkte. Kurzentschlossen baten wir ihn an unseren Tisch. Der Abend wurde dadurch nicht kürzer und so wurden es statt einem ruhigen Nachmittag und frühes ins Bett-Gehen eher eine erlebnisreiche Flusstour und ein politischer Meinungsaustausch bis in die Nachtstunden. Früh aufgestanden wurde trotzdem, da wir, um das Cargoboot zu bekommen, nicht nach 8:00h am Pier sein sollten.

Saigon/ Ho Chi Minh City

Sagt man jetzt eigentlich Saigon oder Ho Chi Minh City (HCMC)? Diese Frage konnten wir nicht abschließend klären. Im Norden ganz klar HCMC, im Süden eher Saigon. Es kommt wohl auch darauf an, wie man der Regierung gegenüber eingestellt ist. Abseits dieser Fragen beschäftigten wir uns in Saigon (das ist jetzt kein Statement zum politischen System) mit unterschiedlichsten Dingen. Am ersten Abend wurde die höchste Bar im Backpackerviertel gesucht (auch das muss man mal mitnehmen) und nach einem Umweg über die Bar nebenan (mit sehr ähnlichem Namen) schließlich gefunden, um anschließend einer unterkühlten Elektrodisko einen Besuch abzustatten. Paul ist danach erschöpft ins Hotel, er ist ja auch der älteste. Miri ist hingegen mit Rolf und Grischa noch ein bisschen weitergezogen. Den nächsten Tag haben wir ganz entspannt verbracht, lange geschlafen, eine Bun Cha (noch eine vietnamesische Suppe) zum Mittag genossen und uns ein bisschen durch Saigon treiben lassen, um uns um 18:00 Uhr mit Volker und Veronika (Pauls Onkel und Tante) zu treffen. Wie der Zufall so will, waren die beiden auch gerade hier. Manchmal muss man eben um die halbe Welt reisen, um sich zu treffen. Die beiden luden uns erst auf Cocktails in der Rooftopbar des altehrwürdigen Majestic Hotels, wo wir einen herrlichen Blick auf den Fluss hatten (nur die neu aufgestellten Heineken-Werbeplakate störten etwas), und danach zum Essen ein. Es war ein lustiger Abend, nachdem wir wieder Up-To-Date waren, was die Putzsche Sippe angeht, den wir gemeinsam abermals im Majestic bei Weißwein und (viel zu lauter, wie überall in Vietnam) Musik ausklingen ließen. Eventuell sehen wir die Beiden in Burma wieder, wir würden uns sehr freuen. Am nächsten Tag war ein bisschen Geschichte geplant und wir sind zu Fuß in Richtung Kriegsmuseum aufgebrochen. Etwa auf dem halben Weg bekam Rolf einen Anruf von einem Interessenten für sein Mofa. Wir sind derweil mit Grischa über Umwege zum Museum weitergetapert und trafen dort einen glücklichen Rolf, der seine „Maschine“ losschlagen hatte können. Allerdings nur in US-Dollar und nicht in Dong. Wir haben kurzerhand die Wechselstube gespielt und sind nun mit reichlich $ ausgestattet. Das Museum hatte mittlerweile leider Mittagspause und wir beschlossen, einen Happen essen zu gehen. Als Paul gefüllten Bitterkürbis (Bittermelone) bestellte, fragte die Bedienung extra nochmal nach, ob er auch wüsste, was das sei. Dies wurde natürlich bejaht, geschmeckt hat es dann leider nicht (kann ja keiner ahnen, dass Bitterkürbis so bitter ist). Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das Museum war dann einerseits beeindruckend, andererseits doch sehr einseitig, was die Geschichte betrifft. Der Besuch hat sich aber in jedem Fall gelohnt. Auf dem Rückweg wurden wir das erste Mal von einem Schauer überrascht. Den größten Wetter-Katastrophen konnten wir bisher ja immer geschickt ausweichen: Die Taifunausläufer erreichten Cat Ba einen Tag nach uns, Mittelvietnam wurde 2 Tage vor unserer Durchreise überschwemmt, aber in Saigon hat uns nun (der obligatorische) Regen zumindest eingeholt. Zum Glück gibt es an jeder Straßenecke kleidsame Regen-Accessoires. Am Abend sind wir dann nochmal ganz hoch hinaus und besuchten eine Bar im 21. (und somit obersten) Stock. Der Blick war wirklich traumhaft, Rolfs Leihschuhe saßen auch einigermaßen (es waren keine Flip-Flops erlaubt, sodass er am Empfang geschlossene Schuhe gestellt bekam), allerdings war um 21:00h schon Schluss, da die Happy Hour vorbei war und die Cocktails nun erheblich über unserem Budget lagen.

Am Sonntag sind Rolf und Grischa dann in die Heimat aufgebrochen und der Tag zog sehr ruhig mit einem Besuch in einer Shopping-Mall (neben McDonalds und Starbucks’s gibt es im Unterschied zum Rest Vietnams auch so etwas hier in Saigon), die eine Patisserie namens „Paul“ als Überraschung parat hatte, an uns vorbei. Als dann alle in Ihren Fliegern saßen, gönnten wir uns einen kurzen Happen, um anschließend mit Chips und Bier mal wieder gemütlich einen Film in unserem Hotelzimmer zu schauen.

Am letzten Tag sind wir noch einmal Richtung Chinatown gelaufen (das Kunstmuseum hatte leider am Montag geschlossen) und haben uns verschiedenste Tempel angeschaut. Es ging von mit Touristen überfüllten Anschauungstempeln, über kleine Heiligenstätten um die Ecke zu mit Vietnamesen bevölkerten Tempeln, in denen imbissbudengleich in einem Tempel mindestens 10 Gottheiten nebeneinander in ihrem Kämmerlein dargestellt waren und je nach Problemstellung angebetet werden konnten. Dies wurde manchmal mit Inbrunst getan oder eher flüchtig, sodass nur kurz vorbeigeschaut wurde. Wie auch immer, man hat das Gefühl, dass das Besuchen der Tempel unabhängig von Festivitäten auch bei der jungen Bevölkerung noch zum Alltag gehört. Zum Abschluss wurde über den obligatorischen Markt geschlendert, um dann mit dem öffentlichen Bus in Richtung Hotel aufzubrechen.

Zum Abschluss sind wir dann ein weiteres Mal in das Restaurant gegangen, in das uns Volker und Veronika ausgeführt hatten. Eine Art Garküchenrestaurant, wo je nach Bestellung eine anderer „Küche“ zuständig ist.

Am nächsten Morgen ging es früh los und Paul war froh, endlich die hektische Großstadt zu verlassen. 5 Tage waren dann doch genug. Nun sollte es auch in Bezug auf das Tagesprogramm etwas ruhiger angegangen werden.