Similan Islands

Bei einer Tauchsafari, die wir uns einiges kosten lassen haben, ist der Pick-up in einer Entfernung von ca. 50km mit inbegriffen. Unsere Unterkunft lag 30km vom Pier entfernt und wir sollten abends um 20h abgeholt werden. Prima! – dachten wir uns, so haben wir noch einen ganzen Tag in unserem Hotel, können sowohl zum Strand als auch noch einmal in den Pool und danach entspannt packen. Als Paul sein letztes Bier im Pool genoss, Miri entspannt unter der Dusche stand, klingelte um 18h das Telefon. Es war unsere Rezeption, die uns mitteilte, dass der Pick-up für uns schon in 20 Minuten da sein würde. Der Fahrer hatte sich auf der Karte verguckt und dachte, unsere Unterkunft wäre viel näher am Pier gelegen (die Adresse hatte er seit zwei Wochen…). Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir natürlich noch nichts gepackt, dafür lagen unsere Sachen überall verstreut herum – der dafür notwendige Platz war ja vorhanden. Zu unserer eigenen Überraschung waren wir tatsächlich nach 20 Minuten geduscht und abfahrbereit – das regelmäßige Packen ist uns anscheinend in Fleisch und Blut übergegangen. Im Ergebnis warteten wir mit unserer sehr freundlichen Rezeptionistin weitere 40 Minuten am Meeting-point, bis dann endlich um 19h der Pick-up kam. (Sie hatte uns auch schon vorgewarnt: „If Thais say 20 minutes they mean 40 or 60.“) Offensichtlich musste unser Fahrer dann noch Zeit gut machen, denn er raste mit 120 Sachen gen Süden, um sich beim nächsten Pick-up-Stopp nach 20km bei uns zu entschuldigen, dass er so schnell gefahren war. „Sorry, but I was late.“ Ab dann ging es im Vergleich gemächlich zum Pier.

Sodann startete unsere Tauchsafari, auf die wir uns sehr gefreut hatten. Natürlich war es misslich, dass Pauls letzte Taucherfahrungen dazu führten, dass er zumindest in diesem Urlaub nicht mehr in die Tiefen absteigt. Alles war aber gebucht und nicht mehr zu stornieren und so betraten wir beide gegen 20h unser Boot. Die Gruppe von ca. 20 Leuten wurde kurz gebrieft, bevor es ein erstes gemeinsames Abendessen gab. Dabei beschnupperten sich alle gegenseitig ein wenig und es wurde ausgecheckt, aus welchen Erdteilen der ganze Haufen zusammengesetzt war. Vertreten waren Dänemark, Frankreich, Norwegen, Russland, China, Hongkong, Singapur, Australien und die USA und die Crew war mit extrem freundlichen und hilfsbereiten Thais besetzt. Die Kabine war (für Tauchboot-Verhältnisse) geräumig und mit einem kleinen Balkon ausgestattet. Auch hier muss man sagen: „You get what you paid for.“ Dass wir uns nicht für die günstigste Alternative entschieden haben, hat sich gelohnt. Miri organisierte abends noch einen Deep Dive-Zertifikatstauchgang am nächsten Tag, weil sie offiziell bisher nicht tiefer als 18m tauchen durfte. Das Programm der Safari sah allerdings mehrere Tauchgänge zwischen 20m und 30m vor und um im Falle des Falles Versicherungsschwierigkeiten zu vermeiden, stieg sie am nächsten Tag zunächst alleine mit einem Divemaster zum Schulungs-Tauchgang ab. Zapzarapp – Zertifikat erhalten. Danach ging es regelmäßig täglich 3-4 Mal ins Wasser zusammen mit Matthew (Aussi, der den Geruch von Eiern am Frühstückstisch hasste – nein, kein Veganer – und uns regelmäßig erzählte, wie schlecht doch Nutella sei, sich dafür aber an jedem Abend einen großen Becher Baileys genehmigte), Adam (Ami, für die UN in der Welt unterwegs, sieht seine Familie aber sehr regelmäßig alle 4-5 Jahre, „that’s enough for me“) und Xin Ye (Chinesin; sie vergaß beim Tauchen mal die Brille – fiel sofort auf – oder den Safety-Stop – bemerkte sie erst an der Oberfläche) unter Aufsicht von Divemasterin Julia (Norwegerin, im Winter Divemaster, im Sommer Erdbeerpflückerin auf der Farm ihrer Eltern). Und was soll man sagen: Es war fantastisch! Wir klapperten nach und nach Koh Bon, Koh Tachai, Similan Islands, Richelieu Rock sowie ein Wrack in der Nähe von Khao Lak ab und es gab immer wieder neue Fische, anderes Getier, die unterschiedlichsten Korallen, Formationen und Blautöne zu sehen. Einfach beeindruckend. Als Höhepunkt bekamen wir sogar zwei Walhaie zu Gesicht (als Miri die Kamera leider an Bord vergessen hatte). Begleitet wurde das Ganze von (natürlich) wunderschönen Sonnenauf- und -untergängen.

Der Ablaufplan war zwar straff (um 6:30h ertönte eine Computerstimme durch nicht gerade leise gestellte Lautsprecher in alle Kabinen: „Good morning, rise and shine on this beautiful morning…“) und abends waren die Taucher auch alle platt, aber dennoch hatten wir einen Mordsspaß. Nach dem kurz erwähnten gegenseitigen Beschnuppern war schnell klar, dass wir uns auf dem Boot alle untereinander gut verstanden. Recht fix bestätigten sich auch wunderbar die Vorurteile, worüber wir uns gegenseitig köstlich und selbstironisch amüsierten und zu denen unsere Divemaster auch noch einige Geschichten auspacken konnten. Chinesen haben ihre GoPro-Kamera immer und überall dabei und posen wie die Weltmeister (es soll Damen gegeben haben, nicht bei unserer Fahrt, die sich vor jedem Tauchgang in ein anderes heißes Outfit schmissen und u.a. in Bikini, mit sexy Kniestrümpfen und wasserfestem Make-up zum Tauchen angetreten sind und unter Wasser nur Selfies schossen), Russen trinken ordentlich und sind am nächsten Tag unfassbar fit, Franzosen ist ihr Akzent beim Englischsprechen absolut egal (auch als Schiffs-Verantwortlicher) und sie sorgen überall auf dieser Welt für guten Wein und Kaffee, Dänen können einfach perfekte Nerds sein. Welches Vorurteil gegenüber Deutschen wir bestätigten, wissen wir natürlich nicht, wir haben uns aber Mühe gegeben, immer pünktlich und gaaaanz korrekt zu sein.

Die thailändische Crew servierte uns fünf Mal am Tag sagenhaft gutes und unterschiedliches Essen und stand vor und nach den Tauchgängen immer sofort bereit, um entweder Wasser, Melone und warme Handtücher zu reichen oder den Neo zu schließen. Alles in allem war es eine tolle Woche, in der wir auch mal wieder so etwas wie ein soziales Leben hatten. Paul wurde trotz seiner Tauchabstinenz integriert und hatte somit ebenfalls eine gute Zeit auf dem Boot, wenn es auch manchmal etwas schmerzhaft war, die Taucher auf- und absteigen zu sehen oder die Berichte von der wunderschönen Unterwasserwelt zu hören. Dennoch waren wir beide mit der Tauchsafari extrem zufrieden, als wir nach fünf Tagen wieder auf dem Festland ankamen und uns ein bisschen wehmütig von unserer Tauch-Crew verabschieden mussten. Wer weiß, den einen oder anderen sehen wir bestimmt irgendwann irgendwo auf dieser Welt einmal wieder.