Monat: März 2017

That’s Burma

Was zu Burma noch zu sagen ist:

  • Burma hat uns den freundlichsten Grenzübergang ever beschert. Noch nie hat ein Grenzbeamter bei der Einreise uns so oft angelächelt oder sich gar entschuldigt, dass er ein Dokument in unserem Pass vergessen hat.
  • Muezzins sind nichts gegen laut betende Mönche mit Durchhaltevermögen morgens um 4:30h.
  • Entweder morgens oder nach dem ersten Verkaufsakt wird die gesamte Ware mit (den gerade eingenommenen) Geldscheinen gestreichelt. Angeblich bringt das Glück und es trägt zu einem guten Geschäftstag bei.
  • Wirklich jeder liest hier Zeitung und man hört recht guten Hip Hop überall.
  • Das Wäschewaschen (Laundry) ist extrem teuer, das Essen dafür unverschämt günstig.
  • Mindestens das halbe Land ist süchtig nach Bethelnuss, die fast jeder Burmese in eingewickelten Blättern in Dauerschleife kaut. Man ist erst ein bisschen verwirrt ob der vielen roten Flecken auf der Straße und man denkt sofort an eine Mafiaaktion oder Prügelei mit blutigem Ende. Nach wenigen Sekunden werden allerdings die Bethelnuss-ausspuckenden Einheimischen sichtbar und schnell wird klar, woher die roten Pfützen stammen.
  • Der Verkehr ist hier wieder schneller und leider wird auch fröhlich gehupt – wir haben gemerkt, dass wir das in Laos und Kambodscha nicht vermisst hatten.
  • In den Bussen werden die ACs auf eine Fünf-Sterne-Tiefkühlfach-Temperatur gestellt und sie sind nochmal kälter als in allen anderen Ländern Südostasiens.
  • Es sind sehr viele burmesische Touristen in ihrem eigenen Land unterwegs. In Bezug auf nicht-asiatische Besucher nimmt die Dichte an Touristen nach Süden hin extrem ab. Dort sind dann auch nur noch Franzosen und Deutsche auf Reisen.
  • Eine Unterhaltung in englisch wird, je weiter man in den Süden fährt, immer schwieriger. Dann geht es nur noch per Hand und Fuß (und unser Burmesisch haben die Einheimischen oft nicht verstanden).
  • Aus den anderen Ländern sind wir die streunenden Hunde ja schon gewohnt gewesen, aber die Hundegangs in Burma übertreffen sie locker. Es laufen Massen an Vierbeinern wild herum. Sie sehen leider oft ziemlich krank aus, scheren sich überhaupt nicht um Menschen und wenn sie sich bemerkbar machen, dann in Form einer Reaktion auf einen ebenbürtigen Rivalen.
  • Auch wenn es nach außen so aussieht, als hätte sich Burma geöffnet, waren sich zahlreiche Locals einig, dass es bisher keine wirklichen politischen Veränderungen gegeben hat und ihre persönliche Freiheit weiterhin stark eingeschränkt ist.

Kanchanaburi

Den eigentlichen Plan, Burma ganz im Süden Richtung Thailand zu verlassen, haben wir gecancelt, nachdem wir mehrere Reisende getroffen hatten, die uns erzählten, dass das Speedboot, welches wir nehmen wollten, nicht mehr/sehr unregelmäßig fahren sollte. Eine Busfahrt ist als Alternative zwar möglich, dauert aber ewig (24 Stunden) und eigentlich wird die Strecke nur geflogen. Wir entschieden uns also über den neu geöffneten Grenzübergang in Htee Khee auszureisen. Dafür geht es gute vier Stunden erst über eine asphaltierte Straße und später über eine Staubpiste. Da wir immer noch nicht ganz fit waren und einen Tipp bekommen hatten, wo es günstige Privattaxen gibt, buchten wir ganz dekadent ein Auto nur für uns. Diese Entscheidung sollte sich später als goldrichtig erweisen. Um 8:30h holte uns unser Taxi vom Hotel ab und wir nahmen alleine (!) Platz auf der Rückbank des Autos. Das war der komfortabelste Transport seit Ewigkeiten. In zügigem Tempo fuhren wir los in Richtung Grenze. Die Fahrt führte durch das ehemalige Rebellengebiet der KNU, momentan ist aber Waffenstillstand und daher eine Reise durch das einstige Konfliktgebiet eigentlich kein Problem. Die ersten 1,5 Stunden verliefen auch komplikationslos und wir konnten die schöne, sehr unberührte Landschaft im Südosten Burmas aus dem Taxi heraus bestaunen. Drei Minuten nach der ersten Passkontrolle und Einfahrt in das Gebiet der KNU (100 Meter vor dem Posten hörte dann auch die Asphaltstraße auf) kamen plötzlich ein paar Halbstarke auf Rollern angebraust, bremsten unser Taxi aus, schauten in das Taxi und diskutierten länger mit dem Fahrer. Wir verstanden natürlich kein Wort und unser Fahrer sprach so gut wie kein englisch, um uns zu erklären, was das Problem ist. Am Ende setzte sich ein leicht betrunkener KNUler auf den Beifahrersitz. Unser Fahrer kommentierte das nur mit einem „This is KNU army, their area, the whole way“ und fuhr weiter. Die Stimmung im Taxi war dann etwas gedrückt und am nächsten Posten verließ uns unser „Mitreisender“ auch schon wieder. Unser Fahrer musste aber noch eine Gebühr von 5000 Khyat bezahlen, wofür, wusste er auch nicht. Die Fahrt wurde immer holpriger und es ging auf und ab, dafür wurde die Landschaft immer spektakulärer. Leider wollte unser Fahrer nicht für Fotos stoppen, er hatte wohl keine Lust auf eine weitere Gebühr. Wir haben es aber geschafft, in Momenten seiner Unaufmerksamkeit ein paar Schnappschüsse aus dem Auto heraus zu machen. Ein paar Posten, zwei liegengebliebene Laster und Pick-Up später wurde der Fahrer wieder entspannter, wir waren wohl wieder im Regierungsgebiet. Der Grenzübergang verlief dann problemlos, allerdings wurde eine Kopie vom Ausweis verlangt, die „kostengünstig“ beim Cousin des Offiziellen eine Hütte weiter gemacht werden konnte. Als gut ausgerüstete Deutsche hatten wir aber natürlich Kopien dabei und entgingen so auch dieser versteckten Gebühr. Auf thailändischer Seite ging dann ein Bus auf frischen Straßen Richtung Kanchanaburi. Warum war das Privattaxi nun die richtige Entscheidung?

  1. Wir hatten die Abfahrt so gewählt, dass wir keine 20 Minuten auf der thailändischen Seite auf die Weiterfahrt warten mussten. Wir trafen noch eine andere Gruppe, die ca. eine Stunde vor uns in Dawei im Sammeltaxi aufgebrochen war. Sie musste also eine Stunde früher aufstehen, um jetzt eine Stunde länger im Nirgendwo in der Sonne zu brüten, bei 38 Grad im (kaum vorhandenen) Schatten und bei absolut keinem Windhauch.
  2. Das Sammeltaxi war wie unseres ein kleiner Kombi, nur waren die Damen und Herren zu fünft plus Fahrer. Ergo: drei auf die Rückbank und einer auf das Gepäck im Kofferraum.
  3. Miri hat während der Fahrt hohes Fieber bekommen, ihre Körpertemperatur wollte die Lufttemperatur schlagen und hat auch gewonnen. Da muss man sich nicht auch noch das Gequetsche geben.
  4. Das Ganze hat anstatt 30€ halt 60€ gekostet, das war es uns wert!

In Kanchanaburi war ein Aufenthalt von nur einer Nacht geplant. Abends wollten wir kurz die Brücke über den Kwai anschauen und am nächsten Tag weiter nach Bangkok fahren, um von dort mit dem Nachtzug und Bus nach Phuket Town zu kommen. Da Miris Fieber sich aber bei knapp unter 39 Grad einpendelte und die lange Fahrt am nächsten Tag bevorstand, wollten wir sichergehen, dass es sich nicht um Malaria handelt und haben statt der Brücke das Krankenhaus aufgesucht. Ein kurzer Test ergab kein Malaria, „but some bacteria, please wait“, was wir taten. Plötzlich ging es recht schnell und Miri sollte ohne weitere Erklärung eine Kochsalz-/Zucker-/Antibiotika-Infusion bekommen und über Nacht im Krankenhaus bleiben. Erstens ging es Miri aber nicht so schlecht und zweitens ergab das Googeln nach dem Antibiotikum (das sind einem ja die liebsten Patienten), dass dieses laut WHO aufgrund der starken Nebenwirkungen nur in Notfällen, wenn kein anderes Antibiotikum mehr wirkt, eingesetzt werden soll. Wir haben dann gefragt, ob Miri nicht einfach das Antibiotikum, welches wir sowieso in der Reiseapotheke dabei hatten, nehmen könnte. Das war in ihren Augen auch kein Problem. Fünf Tage morgens und abends eine Pille und Miri war wieder auf dem Damm.

Am nächsten Morgen ging es nach einem kurzen Spaziergang durch Kanchanaburi inklusive Brücke aus der Ferne und Riesen-Echse ausgeruht gegen Mittag mit dem Bus nach Bangkok. Dort fuhren wir mit dem Taxi zum Hauptbahnhof (der für eine Stadt dieser Größe lächerlich klein ist). Im 2.-Klasse-Schlafwagen ging es dann nach Surat Thani (unteres Bett: superkuschelig mit Fenster (Miri), oberes Bett: Klimaanlagen-kalt mit 30cm Kopffreiheit (Paul)). Von dort aus ging der Bus innerhalb von vier Stunden nach Phuket und dann nochmal ein Taxi ins Hotel, wo wir erholt (Miri) und leicht übernächtigt (Paul) ankamen. Was auf unserer Karte also häufig nach direkten Verbindungen ausschaut, ist in Wahrheit oft ein Zick-Zack-Kurs mit unterschiedlichsten Reisegeschwindigkeiten und Verkehrsmitteln.