Kategorie: Vietnam

Hue

Relativ gut ausgeschlafen kamen wir morgens um 7:30h in Hue an, einer geschichtsträchtigen (und natürlich ehemaligen Haupt-) Stadt Vietnams. Damit sind wir nun in Südvietnam angekommen und alles wirkt hier etwas wohlhabenderer und gediegener. Da um 8:00h die Zimmer im Hotel noch nicht gesäubert waren, bot uns das Personal an, zunächst ein Frühstück einzunehmen, bevor wir unsere Gemächer beziehen konnten. Weil wir nicht wahnsinnig viel Zeit in Hue hatten und es irre warm war, verzichteten wir auf die Dusche, luden unsere Rucksäcke kurz ab und stürmten der bisher frühesten Sightseeing-Tour entgegen. Auf dem Programm stand eine Palastanlage und damit die ehemalige Residenz der Kaiser der vietnamesischen Nguyễn-Dynastie. Der darin enthaltene Kaiserpalast wurde nach dem Vorbild der Verbotenen Stadt in Peking gebaut und hat es zum UNESCO-Welterbe geschafft. Wir hatten den gesamten Aufenthalt lang immer den Eindruck, dass man sich in einem Relikt aus weit vergangenen Zeiten befand, aber die Nguyễn-Dynastie dauerte von 1802-1945 an und so konnte man immer mal wieder ausgestellte Fotos mit französischen Generälen betrachten, die in Erinnerung riefen, dass die herrschaftlichen Gebäude noch gar nicht so wahnsinnig alt sind. Dies machte einem der kaiserliche Tennisplatz deutlich, auch wenn dieser so gar nicht herrschaftlich aussah. 1968 wurden große Teile der Anlage durch Nordvietnam im Zuge der Tet-Offensive stark zerstört, sodass teilweise nur noch vereinzelt Steine herumliegen. Dennoch konnte man sich ein gutes Bild von der Machtschaustellung machen. Gegen Nachmittag schlug dann zumindest bei uns beiden die Müdigkeit zu und wir taperten für eine verspätete Siesta ins Hotel zurück. Grischa hingegen schmiss sich in das Getümmel von Hue und spazierte noch ein wenig durch die Stadt. Abends haben wir uns ein 8-Gänge-Menü am Fluss genehmigt, das viele Spezialitäten Hues im Repertoire hatte. Damit konnten wir einmal ganz tief in die Spezialitäten Hues eintauchen – es war zwar ein bisschen dekadent (hat aber trotzdem nur 7€ pro Person, excl. Getränke gekostet), aber extrem lecker und lehrreich.

Am nächsten Tag wurde unser Sightseeing-Programm fortgesetzt. Dieses Mal mieteten wir uns Fahrräder und erkundeten eine siebenstöckige Pagode („Thien Mu Pagoda“, neben der Palastanlage DAS Wahrzeichen Hues), setzten samt Räder mit dem Boot über den Fluss und radelten zu einer ehemaligen Tiger vs. Elefanten-Kampfstätte für die oben erwähnten Kaiser. Anzumerken ist hier, dass den Tigern die Krallen gezogen wurden, damit der Elefant (Symbol der Kaiser) auch ja gewinnt. Danach ging es zu der Grabstätte „Tomb of Tu Duc“ von einem dieser Kaiser, Tu Doc. Die Stätte samt großzügig angelegten Wassergräben und Gemächer für die 104 Ehefrauen, seine Mutter, Großmutter, (unzählige) Konkubinen, das Personal etc. ließ er sich noch zu Lebzeiten bauen und er fand Gefallen daran, dort noch Jahre vor seinem Ableben zu wohnen. Tu Duc hat sich laut Lonely Planet mit wertvollen Schätzen beerdigen lassen und um sein Grab vor Grabräubern zu schützen, wurden alle 200 Zeremonie-Helferlein im Anschluss geköpft. Während unseres Besuchs der Stätte rief Rolf an, weil das Hotel ihn nicht in Grischas Zimmer lassen wollte. Wir hatten ihn zwar angekündigt, aber nur mit einem kurzen Satz, der hier manchmal nicht ausreicht. Nachdem wir der Rezeption versicherten, dass er wirklich ein Freund von uns ist, versprachen sie, ihm Einlass zu gewähren. Den Abschluss unserer Trips bildete eine Esplanade („Ho Quyen“), nach der wir dann Sightseeing-gesättigt, ein bisschen erschöpft, aber glücklich zurück ins Hotel fuhren. Rolf war dort inzwischen auch erfolgreich angekommen und schlief selig im Zimmer. Nach einer kurzen Entspannungsphase tigerten wir zum Abendessen und zu ein paar Drinks in Hues Bars.

Der letzte Tag in Hue hatte wieder eine Besichtigung für uns parat, nun ging es aber um die prägende Kriegsgeschichte des Landes. Mit Mr. Thung (diesen von Tripadvisor empfohlenen Namen trugen plötzlich drei Personen, mit denen wir telefoniert und gesprochen hatten) fuhren wir zu viert in die ehemalige demilitarisierte Zone, die de facto alles andere als demilitarisiert war. Unser ca. 70jähriger Guide kämpfte früher an der Seite der Amerikaner gegen den Norden und hatte daher teilweise eine etwas andere Sicht auf die Geschichte, als uns die Gedenktafeln erzählten. Trotz seines Alters stellte er sich als sehr agil heraus, als wir durch die engen und sich immer weiter in die Tiefe schlängelnden „Vinh Moc Tunnels“ liefen. Dabei war seine Größe (oder besser Kleine) allerdings auch ein eindeutiger Vorteil. Dieses imposante Tunnelsystem (bis zu 25 Meter tief) wurde von den dort ansässigen Bewohnern des Dorfes Vinh Moc angelegt, in das sie im Zuge des Krieges gegen die USA buchstäblich abgetaucht sind, um sich vor den Bombardements zu schützen. Weil in dem Landabschnitt extrem und lange gekämpft wurde, richteten sich die Bewohner in dem Tunnelsystem fast häuslich ein. So gibt es Gemeinschaftsräume, Bade- und Kinderzimmer, ein Theater und einen Gebärraum (in dem 17 Kinder geboren wurden) – und kein Raum war größer als 3m2. Daran anschließend fuhren wir zum Ben Hai River, der die natürliche Grenze zwischen Nord- und Südvietnam markierte und heute als wichtiger Ort der Wiedervereinigung gilt. Auch wenn unser Mr. Thung ein bisschen besser englisch hätte sprechen können, war es ein lohnenswerter Ausflug in die junge Geschichte Vietnams. Zurück im Hotel machte sich Rolf mit seinem Moped auf Richtung Hoi An. Wir hatten noch gute 2 Stunden, bevor unser Bus abfuhr und suchten noch ein kleines Café auf. Der Kaffee war sehr gut, es fehlte nur ein kleiner Snack. Drei standen zur Auswahl: Pig-Skin-Pie, und wie wir das Land kennengelernt haben, hat das nichts mit ZimtSCHNECKEN oder dem Gebäck SCHWEINEohren zu tun, sondern ist wohl einfach ein Kuchen mit Schweinehaut. Paul hätte dann fast einfach so Tré bestellt, googelte aber zum Glück vorher noch einmal: Tré wird aus dem Billigsten des Schweins hergestellt und besteht aus Ohren, Nase, Haut und anderen Resten. Es gilt dennoch als Arme-Leute-Spezialität in Hue. Am Ende wurde es Snack Nummer drei, irgendwelche getrockneten Früchte, die in etwas Salmiak-Ähnlichem eingelegt waren.

Tam Coc

Als nächste Station hatten wir uns Ninh Binh ausgesucht, da dies auch in Fahrdistanz für Rolf lag. Los ging es mit dem Bus, dann wurde in ein Speedboot gewechselt und danach sollte die Touri-Karavane in einen weiteren etwas kleineren Bus mit etwa 20 Sitzplätzen einsteigen. Als der Kofferraum schon voll war, nachdem 10 Reisende ihre Taschen in diesem verstaut hatten, wurde die Reisebegleitung doch etwas nervös und zählte durch, wie viele Passagiere er überhaupt zu befördern hatte. Am Ende passte es auf den Platz genau, wobei ein Sitz komplett von Taschen eingenommen wurde. Etwas voreingenommen würden wir behaupten, das war keine Berechnung, sondern Glück. Wir waren etwa genauso gut vorbereitet wie unser Guide und überlegten uns 20km vor dem Ziel, welches Guesthouse man denn ansteuern könnte. Beim Blättern im Lonely Planet fiel uns auf, dass wir gar nicht so gerne nach Ninh Binh wollten, sondern sich Tam Coc (ca. 9km weiter) viel besser anhörte. Wir beratschlagten gerade, was wir bereit wären für ein Taxi nach Tam Coc zu bezahlen, als der Bus genau dort einen ungeplanten Zwischenstopp einlegte – das Glück ist mit die Dummen.

In Tam Coc wurde schnell eingecheckt, mit Rolf der neue Standort geteilt (schöne neue Technikwelt) und durch den Ort geschlendert. Als Rolf dann auch endlich ankam, war der Hunger groß, nach einigem Hin und Her (Grischa hatte besondere, nicht zu erfüllende Vorstellungen) wurde ein Restaurant gefunden und flugs die Bestellung aufgegeben. Bis das Essen kam, dauerte es ein wenig, denn die Zutaten mussten erst per Telefon bestellt werden und wurden dann per Fahrrad und Taxi gebracht und an uns vorbei in die Küche getragen. Und, kein Witz, es wurde auch eine neue Gasflasche bestellt und geliefert, derweilen der ganze kalte Biervorrat von uns aufgebraucht (3 Tiger und 2 Hanoi). Am Ende waren wir aber alle satt und es hat sehr gut geschmeckt. Danach ging es noch ein paar Kugeln beim Poolbillard versenken (eigentlich eher den Tisch durch Unfähigkeit blockieren).

Rolf verließ uns am nächsten Tag wieder, er fährt kürzere Strecken und hat damit weit mehr Fahrtage. Ihn sehen wir vorrausichtlich in Hue wieder. Wir wollten eigentlich auch nur eine Nacht bleiben und am Abend des nächsten Tages mit dem Nachtzug weiterfahren. Aufgrund von Unwettern in Mittelvietnam wurde daraus aber nichts, die Gleise waren unterspült. 

Wir verlängerten gleich um eine Nacht und buchten für den darauffolgenden Tag einen Nachtbus nach Hue.

Für die zwei Tage, die wir nun Zeit hatten, mieteten wir uns zwei Motorroller für eine Umgebungserkundung. Nach einer Pagode die über drei Bergebenen verteilt ist, wollten wir nur einen kurzen Abstecher in ein sehr schönes „Vogel-Tal“ machen, um festzustellen, dass es alleine dort genug für 3 Tage zu entdecken gab. Wir stellten unsere Gefährten auf dem Parkplatz ab, keine Motos erlaubt, und zogen zu Fuß in die wunderschöne Landschafft mit Kamera los. Als der Rückweg anstand, sprang – oh Schreck, aber eigentlich musste das auch mal passieren – ein Roller nicht mehr an. Auch der Kickstarter wollte nicht wie wir. Dass es nicht an uns lag, bewiesen die ebenfalls erfolglosen Versuche der herbeigeströmten Einheimischen. Freundlicherweise rief dann einer der Helfer in unserem Hotel an und bedeutete uns (englisch konnte keiner) zu warten. Nach 30 Minuten kam dann tatsächlich jemand, den wir für einen Mechaniker hielten, zumindest machte er sich gleich ungefragt daran, mit einer großen Schere (die als Schraubenzieher, Kabelkapper- und Isolierer, Überbrücker und jedes andere Werkzeug diente) unseren Roller auseinanderzunehmen. Nach weiteren 30 Minuten, in denen Kabel gekappt, ausgewechselt und/oder neu verdrillt wurden, der Roller sich trotzdem weigerte anzuspringen, zeigte der „Mechaniker“ dann auf seinen Roller. Wir machten uns also mit teilweise neuem Gefährt, ohne Automatik, auf die Heimreise. Im Hostel wurde zwar etwas merkwürdig geschaut, der andere Roller nach unserer Erklärung aber bereitwillig zurückgenommen. Da wir unsere Passports beim Auschecken wieder bekommen haben, hat der Rollerrücktausch wohl funktioniert.

Durch die ganze Rolleraktion war es reichlich spät geworden und wir beschlossen der Einfachheit halber im Hotelrestaurant im 7. Stock zu essen. Dies war eine wirklich gute Entscheidung! Wir wurden nicht nur mit einem grandiosen Sonnenuntergang und danach mit einem roten „Riesenmond“ belohnt, auch das Essen war fantastisch. Es gab gegrillte Ziege auf heißem Stein, die am Tisch eigenhändig mit Thaibasilikum, Ananas und Gurke in Reismehlblätter gewickelt und in eine Gelbebohnensoße gedippt wurde. Ein Gedicht.

Am nächsten Tag gab es die nächste Rollertour, zur einer Höhle, einer Aussichtsplattform inklusive gefühlten 10.000 unregelmäßigen Stufen und nach Hoa Lu, einer der vielen ehemaligen Hauptstädte Vietnams. Diesmal hielt der Roller. Gegessen wurde wieder im Hotel, in dem wir freundlicherweise in einem unbenutzen Zimmer noch duschen konnten, bevor es in den Nachtbus ging. Dieser machte nach 20 Minuten Fahrt erst einmal 30 Minuten Pause, was zur Folge hatte, dass die Temperatur – ohne Klimaanlage – schnell sehr unangenehme Ausmaße erreichte und an Schlaf erst einmal nicht zu denken war. Als es dann aber richtig losging, war es, trotz unseres hohen Alters, erstaunlich angenehm und wir konnten sogar mit einigen Unterbrechungen recht gut schlafen.

Cat Ba

Nachdem wir uns in Hanoi nach einigem Hin und Her doch dagegen entschieden haben, auch jeweils ein Moped zu kaufen und mit Rolf das Land auf zwei Rädern zu bereisen, sind wir zusammen mit Grischa im Bus nach Cat Ba aufgebrochen. Der Bus sollte um 11:20h starten, man gab uns aber vor, schon um 10:00h beim Busunternehmen aufzuschlagen. Nachdem wir am Schalter schon gute 5 Minuten gebraucht hatten, um herauszufinden, wie lange die Fahrt dauert, haben wir darauf verzichtet, nach dem Sinn zu fragen. Am Ende kam heraus, dass der Bus weit vor der Stadt abfuhr.

Wir haben uns für Cat Ba und gegen eine Ha Long Bay-Bootstour entschieden, da wir hofften, so den Touristenströmen etwas zu entkommen. Diese Entscheidung haben wir nicht bereut. Die Promenade ist zwar voller Hotels und es sind auch einige Touristen unterwegs, aber hier ist wirklich Off-Season.

Am ersten Abend sind wir in einen Foodstall gestolpert, der gerade eine frische Shrimpslieferung bekommen hatte, also fiel die Entscheidung nicht schwer, diese in unterschiedlichsten Varianten zu bestellen. Man muss eine ganze Menge Shrimps verputzen (gedünstet in Zitronengras und Knoblauch, frittiert oder gegrillt), um ohne Beilagen satt zu werden. Danach ging es in eine Bar, die Cocktail-Happy „Hour“ (buy one get one free) von 5pm bis 3am angeboten hat. Grischa musste sich zurückhalten, da er am nächsten Tag eine (Deep-Water-Solo-)Klettertour gebucht hatte. Der Rest der Truppe hat dies aber erfolgreich kompensiert. Vor dem Hotel angekommen, standen wir erneut von dem Hanoi-Problem: heruntergelassene Rolltore und keine Chance ins Hotel zu kommen. So mussten wir wieder leider etwas lärmen, um in unsere Zimmer zu gelangen. Zu unserer Verteidigung muss man sagen, dass es gerade einmal 0:20h war, wir die Happy Hour also nicht mal annähernd voll ausgekostet haben.

Am nächsten Morgen haben wir mit Rolf gemütlich ein spätes Frühstück eingenommen und später einen Roller geliehen, um die Strände anzufahren und endlich in den warmen Ozean zu springen. Der Rollerverleiher war zwar etwas überrascht von der Idee, zuckte dann aber die Schultern und meinte „macht, was ihr wollt“. Als wir dann festgestellt haben, dass der erste Strand ca. 1 km und der zweite nochmal nur 500m weiter war, konnten wir seine Verwunderung verstehen. Fortbewegung im L.A.-Style. Es war für uns ein erholsamer, entspannter Tag. Grischa war auch ganz begeistert von seiner Tour, hatte nur leider vergessen sich einzucremen. Am Strand hatten wir noch gewitzelt, dass in England momentan wohl keine Ferien sind, da man so wenige verbrannte Touris sieht und zack, hatten wir unseren eigenen Krebs in der Crew.

Am nächsten Tag haben wir eine Bootstour gebucht, um durch die malerischen Buchten zu schippern. Kurz bevor die sich doch sehr ähnlichen Aussichten langweilig werden konnten, wurden wir in Kajaks umgeladen und paddelten durch niedrige Höhlen in abgeschlossene Buchten. Eine Wasserschlacht später gab es dann Essen und es wurde zum Schnorcheln weitergefahren. Da es zwischendurch immer mal wieder kurz regnete, war die Sicht unter Wasser ziemlich bescheiden, ca. 1,5m. Aber es warten in den nächsten 5 Monaten ja noch einige Tauchspots auf uns. Außerdem braucht man keine gute Unterwassersicht, um das Boot als Sprungturm zu gebrauchen. Am Ende ging es dann noch auf eine Insel, wo entweder eine kurze Wanderung unternommen oder ein Affe beim Biertrinken fotografiert werden konnte. Wir entschieden uns für ersteres. Es stellte sich heraus, dass die morgendliche Schuhwahl von Rolf und Paul (Flip-Flops) eher ein Flop war. Der Weg war nicht weit, er erinnerte stückweise aber eher an einen Klettersteig als an eine Wanderung und das Ganze auf teilweise messerscharfem Terrain mit nassen Flip-Flops. Paul blieb dann auch 5m unterm Gipfel, während Rolf, Grischa und Miri oben den vollen Überblick genossen. Am Ende mussten noch einmal alle im Boot ganz ans Heck, um den Bug anzuheben und das Boot vom Strand loszubekommen – das war aber ein würdiger Abschluss für einen rundum gelungenen Tag.

Hanoi

Goooooooood morning Vietnam! Unser Grenzübertritt fand am Friendship Pass statt, der nicht nur ein Grenzübergang, sondern auch eine (chinesische) AAAA Touristenattraktion ist. Dabei dachten wir immer, besser als „triple A“ ginge nicht. In China schon. Der Grenzübergang ist so groß, dass die Strecke zwischen den beiden Passkontrollen zur Ein- und Ausreise mit dem Bus zurückgelegt wird. Trotzdem war der Übergang so entspannt, dass Miri sozusagen zur Reisegruppenleitung von vier älteren Franzosen wurde. Wir erreichten Hanoi nach gut 8 Stunden Busfahrt am späten Nachmittag. Das Belästigen von Touris durch Verkäufer oder Taxifahrer, vor dem wir auf mehreren Wegen gewarnt wurden, können wir nicht bestätigen. Eine sehr freundliche Vietnamesin hat uns per vietnamesischem MyTaxi nach dem Busausstieg ein Taxi geordert, bei dem auch das Taxameter nicht manipuliert war und so konnten wir ganz gelassen in den Stadtkern von Hanoi fahren. Nach dem Check-In tigerten wir zu dem Hostel, in dem Grischa und Rolf eingecheckt hatten. Dies war zwar groß ausgeschildert, der Eingang trotzdem nicht leicht zu finden, da das Hotel durch eine Garküche betreten wird. Allerdings trafen wir erst einmal nur Rolf an, mit dem wir uns auf der Rooftop Bar leckeres Saigon Beer genehmigten. Grischa machte derweil Hanoi unsicher, aber weil wir ihn auch nach 2 Stunden nicht erreichen konnten, waren wir uns sicher „Hanoi hat ihn jetzt“ und so suchten wir erst einmal den nächstbesten Food Stall in der Nähe auf und genehmigten uns das einzige Gericht das es dort gab mit einem frischgepressten Bambussaft. 5 E-Mails und ein Dinner später, konnten wir dann auch Grischa auflesen und unsere Reisegruppe war vollständig. Abends gab es viel zu erzählen und auszutauschen, der kleine städtische See, um den die Straßen gesperrt waren und so Volksfestatmosphäre mit Tauziehen und anderen Spielen (dessen Sinn uns auch nach längerem Beobachten nicht immer erschloss) herrschte, und der Balkon einer Bar in einem Kolonialstil-Haus waren dafür genau die richtigen Orte. Dass Miri zu den obligatorischen Selfies „eingeladen“ wurde, soll hier zum letzten Mal erwähnt werden. Am nächsten Tag erkundeten wir Hanoi zu Fuß, ließen uns ein wenig treiben, was hier sehr gut möglich ist, wenn man den wahnsinnigen Verkehr ausblendet. Das geht zwar nicht auf Dauer, aber für die Etappen eines Spaziergangs ist es ausreichend. Durch das wuselige Old Quarter, über den Market – auf dem Grischa sich nicht getraut hat zu handeln, da sowieso nur 3$ für ein Cap verlangt wurden –,  vorbei an der Lenin-Statue und dem Ho Chi Minh-Mausoleum, vor dem gerade die sehr wichtige (und lustig anzuschauende) Wachablösung stattfand, gelangten wir an den großen städtischen See, der allerdings mit seinen toten Fischen und den verlassenen Bootsrestaurants ein wenig trostlos wirkte. Danach gab es eine Stärkung am Straßenrand. Große Auswahl war nicht vorhanden, frische Frühlingsrollen und zwei unterschiedliche frittierte Taschen. Also wurde von allem etwas bestellt und losgegessen. Dabei haben wir einen neuen Trend kreiert (hoffen wir zumindest). Als wir uns beim Essen die Zubereitung anschauten, bemerkten wir, dass es sich bei den einen Taschen um frittierte Bananen handelte und unser Chili-Dip dazu eher unangebracht war. Am späten Nachmittag strandeten wir in der Bar Detta, die mit ihrer Bier-Happy-Hour genau das Richtige für uns war. In Vietnam ist das Bia Hoi (gezapftes Bier) eine Spezialität, die man sich als Mitglied einer Biernation natürlich nicht entgehen lassen kann. Entsprechend probierten wir unterschiedliche Sorten in unterschiedlichen Bars und fielen spät am Abend sehr zufrieden ins Bett. Nachdem das halbe Old Quarter aufgeweckt wurde, damit Rolf und Grischa in ihr gut verrammeltes „Hotel“ eingelassen wurden, war es dann schon etwas später geworden. Das French Quarter stand am nächsten Tag auf dem Programm, wo sich die Botschaften befinden, die Häuser luxuriöser und die Verkehrsströme geordneter werden, zu Grischas Leidwesen allerdings alle Pho Bo-Läden geschlossen hatten. Aber anstatt mit uns Banh Mi zu essen, ist er lieber hungrig durch Hanoi gestreift. Vorher wurden noch Moped-Läden besucht, weil Rolf mit dem Moped weiterreist. 250$ hat sein Fahrzeug gekostet, das er in Ho Chi Minh City dann wieder verkaufen will, so es denn bis dahin zusammenhält. Abends gab es BBQ in einem Gässchen, in dem ausnahmsweise keine Motos fahren durften, es trotzdem nicht ruhiger zuging als im Rest der Stadt. Danach stolperten wir eher zufällig in den Club „1900 – Le Théatre“. Trotz eines Dienstagabends und der recht frühen Uhrzeit (8pm), war einiges los. Vor allem die Tanzfläche war gerammelt voll. Verlieren konnten wir uns dort trotzdem nicht, weil der Großteil der Gäste aus Vietnamesen bestand, die 1-2 Köpfe kleiner sind. Natürlich war Ladies Night mit 2 Drinks for free (für Ladies, versteht sich). Es ist etwas merkwürdig, in einen Club zu kommen, einzuatmen und sich über die angenehme und frische Luft zu freuen und beim Hinausgehen zu denken: „Ach, war es da drinnen angenehm kühl“. In Hamburg ist es immer umgekehrt. Alles in allem ist Hanoi wirklich eine coole Stadt, wenn sie sich auch nicht zum ruhigen Entspannen eignet. Aber wenn man sich auf das Gewusel, die abertausend hupenden Motos und die sengende Hitze einlässt, macht es sehr viel Spaß hier zu sein, sich von den zahlreichen alten Häusern im Kolonialstil zwischen den neueren sehr schmalen Stadthäusern beeindrucken und von den Essensständen überraschen zu lassen und abends unterschiedlichste Locations auszuprobieren.