Schlagwort: Skyscraper

Bangkok III

Um 6:30am in Bangkok angekommen, machten wir uns mit der Metro Richtung unseres Appartements auf. Check-in war erst ab 10am möglich und so hatten wir uns vorher ein nettes Café in der Nähe von Metrostation und Appartement herausgesucht. 1,5km Fußmarsch später und ziemlich durchgeschwitzt (auch morgens ist es hier schon sehr warm) mussten wir feststellen, dass die Öffnungszeiten aus dem Netz nicht stimmten und das Café erst um 9:00am öffnen sollte. Das einzige Etablissement, welches zu dieser Uhrzeit in der Nähe schon geöffnet hatte, war das Frühstückscafé eines Nobelhotels, in dem wir sehr underdressed (in Reiseklamotten) und leicht müffelnd (seit gut 18 Stunden unterwegs) ein langes und ausgiebiges Frühstück einnahmen.

Das Appartement war wirklich schön, mit Wohnzimmer, kleiner Kochecke, Pool und Gym im Haus und super gelegen (5 Minuten zur Skytrain und Metro). Nach dem Frischmachen ging es erstmal zum Schneider (dieses Mal wollten auch wir mit Anzügen aus Asien wiederkommen) und danach einen Grundstock einkaufen. Auch wenn „westliche“ Lebensmittel sehr teuer sind (ein Glas Artischockenherzen kosten 8€), hatten wir Lust, uns endlich mal wieder eine Pasta wie zu Hause zuzubereiten. Der Abend wurde dann entsprechend mit selbstgekochten Nudeln und einer Flasche Wein auf dem kleinen Balkon verbracht.

Die restlichen Tage vergingen wie im Flug. Wir waren toll Essen (z.B. im „Gaggan“), viel shoppen (Weekend Market, Siam Center, MBK usw. usf.), in Bangkoks Art Center für Modern Art, führten ein Interview mit einem Menschenrechtler und sind zwischendurch ziellos durch die Stadt getigert. Plötzlich war es Dienstagabend und 6 Monate waren um! Es ging nochmal auf die Rooftopbar im Radisson Blu Hotel, um die tolle Zeit Revue passieren zu lassen. Eines ist sicher: Wir freuen uns auf Hamburg und trotzdem war die Zeit hier zu kurz. So bleibt ein weinendes und ein lachendes Auge und viele Erinnerungen, von denen wir noch lange zehren werden.

Bangkok II

Aus unterschiedlichen Ecken haben wir jetzt vernommen, dass zwar die Natur und Kultur in unseren Berichten und Fotos Anklang finden, aber den Großstädten nichts abgewonnen werden kann. Aufgrund des Verkehrs können wir das durchaus nachvollziehen, aber wir genießen die Zeit in den Metropolen immer sehr und sind glücklich, dann vom Großstadt-Flair umgeben zu sein. Vielleicht kann ja dieser Eintrag den einen oder anderen ein bisschen umstimmen, aber möglicherweise ist dafür auch das eigene Erleben notwendig.

Abends in Bangkok angekommen, ließen wir uns am Hauptbahnhof aus dem Bus schmeißen und fuhren mit der Metro zu unserer Unterkunft. Dieses Mal hatten wir uns ein Appartement mit Küchennische gemietet und das war: herrlich. Einfach mal wieder selbst Frühstück zubereiten oder eine banale Brotzeit kredenzen (zwar mit Käse, der nicht im Ansatz so gut ist wie in Europa, aber immerhin). Wir fühlten uns ganz schnell sehr heimisch. Auf dem Fußweg dorthin stolperten wir an dem Restaurant „El Mercado“ vorbei, das wir nach Abladung unserer Rucksäcke gleich aufsuchten. Bei Cidre, Käse und Wurst war das ein schöner Willkommensabend in Bangkok.

Unser zweiter Aufenthalt in Thailands Hauptstadt war tatsächlich von so etwas wie Alltag geprägt. Supermarkt-Einkäufe, Videoabend, Pizzabestellung oder Organisatorisches im Appartement erledigen standen auf dem Plan. Und weil wir jetzt schon fast assimiliert waren, und uns niemand ein Bus-, sondern nur Flugtickets nach Burma verkaufen wollte, besorgten wir unser Ticket wie alle anderen Bangkoker direkt an der Busstation, 45 Minuten außerhalb der Stadt. Per Metro und Boot (à la HVV-Fähre den Fluss Chao Phraya entlang) machten wir in Chinatown Halt und wurden Zeugen von den Verbrennungsritualen der Chinesen an ihrem New Year’s Day, der zu dieser Zeit stattfand. Schon als wir aus der Metro stiegen, fiel uns auf, dass es sehr verbrannt roch und nicht etwa nach grillen, wie durch die überall verbreiteten Foodstalls üblich. Für die Verstorbenen werden sämtliche Dinge verbrannt, die ihnen in ihrer Welt Glück, Wohlstand, Liebe oder was auch immer bringen sollen. Dafür werden kleine Autos, Hemden, Schmuck oder Geld aus Papier gekauft und angezündet. Chinatown war durch die zahlreichen Tonnen (oder wahlweise auf die Seite gelegten Waschmaschinentrommeln), die an jeder Ecke standen und rauchten, in eine ganz besondere Stimmung inklusive dem damit verbundenen Duft gehüllt.

Auf dem Rückweg von der quirligen und trubeligen Busstation liefen wir durch den riesigen Chatuchak-Park, wo es tatsächlich sehr ruhig war – eine angenehme Abwechslung zum sonstigen Bangkoker Verkehrs-Wahnsinn. Hier wurden wir Zeuge des allabendlichen Königshuldigungsrituals: Auf einmal schallte aus den überall installierten Lautsprechern die Königshymne und alle Personen verharrten sofort in ihren Bewegungen. Die Jogger blieben stehen, die Radfahrer stiegen ab und wenn jemand gerade sein Picknick einpackte, wurde die Tätigkeit unterbrochen und es galt stillzustehen. Ein wenig wie ein umgekehrter Stopp-Tanz, allerdings nach nur einem Durchgang bereits beendet. Überrascht wurden wir dann noch von einer Mail von Volker und Veronika, die beide an dem Nachmittag in Bangkok zwischengelandet waren, um nach Burma weiterzureisen. Sie fragten an, ob wir spontan (und innerhalb von einer sportlichen Stunde) mit ihnen essen wollten. Wir sagten zu, mussten nur aufgrund der Distanzen, die dafür zurückzulegen waren, von einer Stunde auf zwei verlängern, aber auch das war für die beiden kein Problem. Also schnell zurück zum Appartement (was etwas länger dauerte bei nur zwei Fahrkartenschaltern und damit zwölf Minuten Wartezeit bis zum Ticket – in einer Bangkoker Metrostation einfach zu wenig), kurz unter die Dusche und zurück in den Skytrain zu einem süßen Restaurant am Fluss, wo wir schließlich aufeinandertrafen. Das Essen war sehr lecker (Paul konnte sogar ein Steak von einer von Hand massierten Kuh essen), der Weißwein sehr gut und danach zeigten Volker und Veronika uns noch ihr imposantes Hotel – eines der besten Häuser am Platz inklusive privatem Flusstransfer per Fähre. Alles sehr geschmackvoll gestaltet.

Weil unser Nachtbus zur burmesischen Grenze am Abfahrtstag um 21:20h losfuhr, Check-out aber um 12h war, tingelten wir den Tag über von Café zu Café, mit einem Zwischenstopp im Park, bevor wir uns abermals zur Busstation aufmachten. Dort kamen wir überpünktlich an, aber dank der neuen Technik, über die wir auch Volker und Veronika so spontan treffen konnten, vertrieben wir uns gut die Zeit beim Radio-Livestream des Pauli-Spiels gegen Stuttgart. Nur das Gegentor in der 84. Minute hätte wirklich nicht sein müssen – mal sehen, ob das mit dem Klassenerhalt noch was wird.

Bangkok I

Obwohl der Bus komfortabel und sogar das Essen an der Raststätte umsonst und gut waren, hatten wir das Gefühl, dass die Fahrt ewig dauerte. Wir sind wohl etwas reisemüde geworden. Mit Sarah hatten wir das Reisetempo bisher aber auch wirklich hochgehalten. Am Busbahnhof angekommen, wollten uns einige Taxi-Schlepper verklickern, dass es keine weiterführenden öffentlichen Verkehrsmittel gibt, was uns doch sehr komisch vorkam. Nach einigem Suchen fanden wir dann auch die Nahverkehrs-Busse in die Stadt und auch einen, der uns direkt zur Khao San Road bringen würde. Sarah war ja das erste Mal in BKK und wir entschieden uns dafür, dass man dort mal in der Nähe genächtigt haben sollte. Also rein in den Bus und dann passierte erst einmal gar nichts. Nach gut 30 Minuten setzte sich der Bus endlich in Bewegung, um sich 50m weiter in eine Reihe Busse zu stellen, die alle vom Parkplatz herunterwollten. Hier passierte wieder gut 40 Minuten gar nichts, die ersten Passagiere (auch aus den anderen Bussen) stiegen schon wieder aus, als wir dann doch langsam anrollten und es endlich losging. Das eigentliche Problem ließ sich, wie so oft, nicht lokalisieren. Nun hatten wir nur noch eine Stunde Fahrt durch das durch Feierabendverkehr verstopfte Bangkok zu bewältigen.

Unser ausgesuchtes Hostel lag in einer Seitenstraße etwas abseits der Massen in einer Ecke, in der sich auch ein paar Jazzbars und Kneipen für Einheimische etabliert haben. Sarah verglich das Ganze treffend mit Pauli: Auf der Reeperbahn (Kaoh San Road) siehst du besoffene Touris, da gehst du einmal rüber, um dir das Spektakel anzuschauen, bleiben willst du aber nicht. Aber schon ein, zwei Straßen weiter können sich unbemerkt kleine Subkulturen ausleben und du findest fast immer ein nettes Plätzchen – so hielten wir es auch. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel gingen wir erstmal etwas essen, danach das Partyvolk anschauen, um anschließend vor einer kleinen Bar mit Livemusik und bunten Whiskey-Schaum-Cocktails den mitzwanzigjährigen Bangkokern beim Flirten zuzuschauen.

Am nächsten Tag ging es zum Weekendmarkt. Auch diesen muss man bei einem Besuch in Bangkok gesehen haben. Hier gibt es so ziemlich alles: Kleidung aller Art, Taschen, Souvenirs, Spielzeug, Lampen, Flaggen, Kräutersamen, Haustiere und vieles mehr. Es brauchte ein wenig Zeit, bis wir in den Shopping-Modus umschalten konnten, schließlich fand aber doch das ein oder andere Gut seinen Weg in unsere Einkaufstaschen. Die Zeit verging wie im Flug. (Oder frei nach Sarah: „Wie ist das denn passiert?“, was sie immer fragte, wenn auf einmal mehrere Stunden vergangen waren.) Weil Sarah sich für den nächsten Tag und ihren Nachhauseweg noch startklar machen musste, nahmen wir am späten Nachmittag den Bus zurück ins Hotel. Eine Abschiedsrunde Skat durfte vor dem Abendessen nicht fehlen, das wir in einem uns schon sehr lange bekannten Restaurant einnahmen, in dem sich immer einige thailändische Cops tummeln. Daher nennen wir es immer „Die Polizei“. Vielleicht war dies unser letzter Besuch dort, weil mehrere Schilder mit der Aufschrift „restaurant for rent“ ausgehängt waren. Mit ein paar Drinks in einer Kneipe bei uns ums Eck stießen wir dann noch auf Sarahs sehr schönen Besuch hier an.

Um 6h morgens sollte der Pick-up am nächsten Morgen Sarah vom Hotel abholen. Als um 6:15h immer noch kein Bus in Sicht war, rief unsere Rezeptionistin den Fahrer an, der laut eigener Auskunft fünf Minuten später ankommen wollte. Aus den fünf wurden fünfzehn Minuten und die gesamte Verspätung wollte der Fahrer wohl mit seiner wilden Tour bei 100km/h durch Bangkok wieder einholen, bei der sich die Dänin neben Sarah gleich mal übergeben musste. Sowohl für Sarah als auch für uns lief ab diesem Tag jedenfalls nur noch wenig nach Plan.

Nach einer Stunde Verspätung durfte Sarah endlich in ihren Flieger steigen. In Dubai angekommen hing sie dort aber für eine Nacht im Flughafenhotel fest. Sie erreichte somit Hamburg erst einen Tag später als geplant.

Nachdem wir ausgeschlafen hatten, suchten wir uns ein nettes Café, in dem wir drei Stunden frühstückten und uns ein Hostel in einem anderen Viertel von Bangkok suchten. Wie sich allerdings am nächsten Tag herausstellte, wurde während des Buchungsprozesses auf ein anderes Hotel mit ganz ähnlichem Namen verlinkt, war wir leider nicht bemerkten. Unser eigentliches Hotel wusste also bei unserer Ankunft nichts von einer Buchung und das versehentlich gebuchte Hotel lag zwar in der Nähe, war aber nicht annähernd so gemütlich wie „unser“ ursprüngliches. Wir mieteten uns dennoch erst einmal in das schönere Hotel ein und das Ganze wäre nicht so misslich gewesen, wenn wir die Internetbuchung nicht bereits bezahlt gehabt hätten. Paul klemmte sich also hinter das Telefon, versuchte, einen Verantwortlichen auszumachen, was bei den unterschiedlichen Akteuren (Bewertungsportal, Buchungsagentur, Hotel) gar nicht so einfach war, zumal jeder dem anderen den schwarzen Peter zuschieben wollte. Am Ende bekamen wir Dank der Kulanz des Hotels 2/3 des Preises zurück. Immerhin. Bei Hotels.com zu buchen, können wir in jedem Fall nicht empfehlen.

Danach sind wir zum Hauptbahnhof gefahren, um ein Nachtzug-Ticket nach Chiang Mai zu kaufen. Von dort aus wollten wir nach Burma. Allerdings hat sich das Wetter in den letzten Tagen im Süden Thailands nicht verbessert (die Thais verstehen den Dauerregen seit Anfang Januar selbst nicht mehr) und so haben etliche Touris ihre Route gen Norden geändert (ursprünglich wollten wir ja auch in den Süden). Für uns bedeutete das: Es gab für die nächsten sieben Tage kein Ticket zu buchen und wenn, dann nur in einer der unteren Sitzplatz-Klassen. Auch dieser Prozess lief also nicht wirklich nach unseren Vorstellungen. Somit änderten wir unsere Planung erneut und buchten für drei Tage später (mit einem Aufschlag von 100%) ein Ticket nach Koh Chang, eine Insel im Osten von Thailand mit garantiertem Sonnenschein. Sobald Sarah weg war, kehrte ein wenig das Chaos ein und wir haben kurz überlegt, ob wir sie nicht einfach schnell wiederholen – die Regengarantie, die allerdings auch mit ihrem Besuch zusammenhing, hat uns dann doch von allzu vorschnellem Handeln abgehalten.

In unserem neuen Viertel in Bangkok, Sukhumvit, fühlten wir uns sehr wohl. Hier konnten wir Metropole satt genießen. In den restlichen Tagen erkundeten wir zu Fuß die Malls in der Nähe, von denen eine wie ein Flughafen gestaltet ist, einen schönen Park und leckere Restaurants. (Wir durften ja nach Sarahs Abflug jetzt mal wieder spanische Tapas, argentinische Steaks und Burger anstatt local food satt essen.) Am Donnerstag brachen wir schließlich vor dem Wochenend-Run der Bangkoker zur Insel, zum Ozean und Strand auf.

Phnom Penh I

Noch vor dem Erreichen der Busstation in Phnom Penh schmissen wir uns selbst aus dem Bus, weil wir das Hotel so zu Fuß erreichen und den Tuk Tuk-Fahrern, die bei der Ankunft immer ziemlich nervig sind, entgehen konnten. Von Sonntag bis Dienstag fand das Wasserfest statt, einer der wichtigsten Nationalfeiertage Kambodschas. In den letzten Jahren wurde es ausgesetzt, da es 2010 ein Unglück gab, bei dem ca. 100 Menschen ums Leben gekommen sind (außerdem ist es der Regierung ganz recht, große Versammlungen nicht zu genehmigen – sie könnten ja schnell in Proteste umschlagen. Es wird wohl regelmäßig über die Medien verbreitet, wie schlecht es den Syrern jetzt doch geht, nur weil ein paar Deppen den Aufstand probten und man sich doch vergegenwärtigen sollte, wie gut man es mittlerweile in Kambodscha hat. Im Anschluss daran werden in den Berichten die neusten Waffen der Eliteeinheiten vorgeführt um die Entschlossenheit zu demonstrieren.).

2016 ist das Fest aber wieder erlaubt worden und es wurde bei zahlreichen Straßensperren durchgeführt. Diese dienen dazu, die Massen zu steuern und Präsenz zu zeigen, aber vor allen Dingen Autos und Roller aus den Straßen nahe des Flusses fernzuhalten (was sehr angenehm ist). Beim Wasserfest kommen aus ganz Kambodscha die Leute zusammen und fahren Wettrennen in Drachenbooten (mit bis zu 80 Mann), Dorf gegen Dorf. Am Ende sind gut 400 Boote und 25.000 Paddler in 3 Tagen den Fluss Tonle Sap (der um diese Zeit seine Fließrichtung ändert) rauf und runter gejachtet. Insgesamt sollen ca. 2 Millionen Besucher in Phnom Penh gewesen sein, wieder war das ganze Land auf Reisen und wir mittendrin.

Zwei Tage haben wir das Spektakel inklusive Feuerwerk und beleuchteten Schiffen bestaunt, am letzten Festtag sind wir aber in ruhigeren Gegenden der Stadt geblieben. Zufällig lag unser Hotel 200m entfernt von dem Haus, in dem Miri 2006, als sie hier gearbeitet hat, wohnte. Im Vergleich zu damals ist drum herum ein neues Viertel entstanden. Viele NGOs sind dorthin gezogen, was Restaurants, Bars, Supermärkte usw. mit sich bringt. Das gab es vor 10 Jahren alles nicht. Überhaupt wird in Phnom Penh wahnsinnig viel und hoch gebaut. In den letzten 5 Jahren haben sich die Quadratmeterpreise für Wohneigentum teilweise vervierfacht. Gleichzeitig kann man in den Zeitungen lesen, dass der Wohnungsmarkt gesättigt ist und die Neubauten nun alle Hotels werden sollen. Mal sehen, wohin das noch führt.

Im Allgemeinen ist das Kostenniveau in Phnom Penh relativ hoch. So hat die neu entstandene Mittelschicht, trotz eines Einkommens von ca. 1.500$ (bei double income und entsprechender Ausbildung) kein Geld für große Sprünge. Da die Bedürfnisse nach Flat-TV, Roller/Auto, Laptop etc. trotzdem da sind, wird fast alles über Mikrokredite finanziert. Dennoch hat es Spaß gemacht, das neue Viertel zu entdecken und sich durch die Straßen treiben zu lassen. Ein Besuch des Russian Markets (wo so gut wie kein Handeln mehr möglich ist und die Preise extrem angezogen haben) und bei der Familie, bei der Miri gewohnt hat, durften natürlich nicht fehlen. Aus den geplanten 15 Minuten wurde dort eine Stunde und als Geschenk bekamen wir eine STAUDE Bananen. Man hielt uns wohl für Minions. Auch ein Treffen mit einer ehemaligen Kollegin von Miri hatten wir arrangiert. Um 8h morgens mussten wir dazu in einem Khmer-Restaurant zum Frühstück aufschlagen und dann haben wir mit 4 Kindern, dem Schwager und Sok Kunthy (Kollegin) asiatische Suppen gegessen. Sehr local und sehr lustig. Wie einige schon auf Facebook gesehen haben, gab es natürlich manchmal kleine sprachliche Schwierigkeiten (so wurde Paul einfach mal fix zu Mr. Poll). Unsere To-do-Liste für Phnom Penh, auf der viele Orte stehen, die insbesondere Miri wiedersehen mag, ist sehr lang. Dabei sparen wir schon die allgemeinen touristischen und kulturellen „Highlights“ aus, weil wir diese bei vorherigen Reisen des Öfteren besucht haben. Dadurch sind die Tage zwar voll, aber es wird trotzdem nicht stressig.

Am letzten Tag bemerkten wir beim Frühstück, dass wir uns noch gar nicht um die Visa für Laos und Burma gekümmert hatten. Dies wollten wir bei unserem nächsten Aufenthalt in Phnom Penh machen, doch wurde uns gewahr, dass es pro Visa 3 Werktage dauert, wir aber übers Wochenende wiederkommen wollten und unser zweiter Aufenthalt dann in der Konsequenz sehr lang werden würde. Also: ab zur Laotischen Botschaft, was war zeitlich noch möglich? Siehe da: Es gibt Expressvisa (10$ Aufschlag). 20 Minuten später wanderten wir glücklich mit den neu erstandenen Visa zurück ins Hotel, um dort ein bisschen über Laos zu lesen und festzustellen, dass man mittlerweile an jeder Grenze Visa on arrival bekommt…

Am letzten Abend besuchten wir noch einen der neuen Supermärkte, kauften Käse, Wein, Oliven und frisches Körnerbrot und machten uns ein „französisches Abendbrot“ auf dem Balkon.

Saigon/ Ho Chi Minh City

Sagt man jetzt eigentlich Saigon oder Ho Chi Minh City (HCMC)? Diese Frage konnten wir nicht abschließend klären. Im Norden ganz klar HCMC, im Süden eher Saigon. Es kommt wohl auch darauf an, wie man der Regierung gegenüber eingestellt ist. Abseits dieser Fragen beschäftigten wir uns in Saigon (das ist jetzt kein Statement zum politischen System) mit unterschiedlichsten Dingen. Am ersten Abend wurde die höchste Bar im Backpackerviertel gesucht (auch das muss man mal mitnehmen) und nach einem Umweg über die Bar nebenan (mit sehr ähnlichem Namen) schließlich gefunden, um anschließend einer unterkühlten Elektrodisko einen Besuch abzustatten. Paul ist danach erschöpft ins Hotel, er ist ja auch der älteste. Miri ist hingegen mit Rolf und Grischa noch ein bisschen weitergezogen. Den nächsten Tag haben wir ganz entspannt verbracht, lange geschlafen, eine Bun Cha (noch eine vietnamesische Suppe) zum Mittag genossen und uns ein bisschen durch Saigon treiben lassen, um uns um 18:00 Uhr mit Volker und Veronika (Pauls Onkel und Tante) zu treffen. Wie der Zufall so will, waren die beiden auch gerade hier. Manchmal muss man eben um die halbe Welt reisen, um sich zu treffen. Die beiden luden uns erst auf Cocktails in der Rooftopbar des altehrwürdigen Majestic Hotels, wo wir einen herrlichen Blick auf den Fluss hatten (nur die neu aufgestellten Heineken-Werbeplakate störten etwas), und danach zum Essen ein. Es war ein lustiger Abend, nachdem wir wieder Up-To-Date waren, was die Putzsche Sippe angeht, den wir gemeinsam abermals im Majestic bei Weißwein und (viel zu lauter, wie überall in Vietnam) Musik ausklingen ließen. Eventuell sehen wir die Beiden in Burma wieder, wir würden uns sehr freuen. Am nächsten Tag war ein bisschen Geschichte geplant und wir sind zu Fuß in Richtung Kriegsmuseum aufgebrochen. Etwa auf dem halben Weg bekam Rolf einen Anruf von einem Interessenten für sein Mofa. Wir sind derweil mit Grischa über Umwege zum Museum weitergetapert und trafen dort einen glücklichen Rolf, der seine „Maschine“ losschlagen hatte können. Allerdings nur in US-Dollar und nicht in Dong. Wir haben kurzerhand die Wechselstube gespielt und sind nun mit reichlich $ ausgestattet. Das Museum hatte mittlerweile leider Mittagspause und wir beschlossen, einen Happen essen zu gehen. Als Paul gefüllten Bitterkürbis (Bittermelone) bestellte, fragte die Bedienung extra nochmal nach, ob er auch wüsste, was das sei. Dies wurde natürlich bejaht, geschmeckt hat es dann leider nicht (kann ja keiner ahnen, dass Bitterkürbis so bitter ist). Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das Museum war dann einerseits beeindruckend, andererseits doch sehr einseitig, was die Geschichte betrifft. Der Besuch hat sich aber in jedem Fall gelohnt. Auf dem Rückweg wurden wir das erste Mal von einem Schauer überrascht. Den größten Wetter-Katastrophen konnten wir bisher ja immer geschickt ausweichen: Die Taifunausläufer erreichten Cat Ba einen Tag nach uns, Mittelvietnam wurde 2 Tage vor unserer Durchreise überschwemmt, aber in Saigon hat uns nun (der obligatorische) Regen zumindest eingeholt. Zum Glück gibt es an jeder Straßenecke kleidsame Regen-Accessoires. Am Abend sind wir dann nochmal ganz hoch hinaus und besuchten eine Bar im 21. (und somit obersten) Stock. Der Blick war wirklich traumhaft, Rolfs Leihschuhe saßen auch einigermaßen (es waren keine Flip-Flops erlaubt, sodass er am Empfang geschlossene Schuhe gestellt bekam), allerdings war um 21:00h schon Schluss, da die Happy Hour vorbei war und die Cocktails nun erheblich über unserem Budget lagen.

Am Sonntag sind Rolf und Grischa dann in die Heimat aufgebrochen und der Tag zog sehr ruhig mit einem Besuch in einer Shopping-Mall (neben McDonalds und Starbucks’s gibt es im Unterschied zum Rest Vietnams auch so etwas hier in Saigon), die eine Patisserie namens „Paul“ als Überraschung parat hatte, an uns vorbei. Als dann alle in Ihren Fliegern saßen, gönnten wir uns einen kurzen Happen, um anschließend mit Chips und Bier mal wieder gemütlich einen Film in unserem Hotelzimmer zu schauen.

Am letzten Tag sind wir noch einmal Richtung Chinatown gelaufen (das Kunstmuseum hatte leider am Montag geschlossen) und haben uns verschiedenste Tempel angeschaut. Es ging von mit Touristen überfüllten Anschauungstempeln, über kleine Heiligenstätten um die Ecke zu mit Vietnamesen bevölkerten Tempeln, in denen imbissbudengleich in einem Tempel mindestens 10 Gottheiten nebeneinander in ihrem Kämmerlein dargestellt waren und je nach Problemstellung angebetet werden konnten. Dies wurde manchmal mit Inbrunst getan oder eher flüchtig, sodass nur kurz vorbeigeschaut wurde. Wie auch immer, man hat das Gefühl, dass das Besuchen der Tempel unabhängig von Festivitäten auch bei der jungen Bevölkerung noch zum Alltag gehört. Zum Abschluss wurde über den obligatorischen Markt geschlendert, um dann mit dem öffentlichen Bus in Richtung Hotel aufzubrechen.

Zum Abschluss sind wir dann ein weiteres Mal in das Restaurant gegangen, in das uns Volker und Veronika ausgeführt hatten. Eine Art Garküchenrestaurant, wo je nach Bestellung eine anderer „Küche“ zuständig ist.

Am nächsten Morgen ging es früh los und Paul war froh, endlich die hektische Großstadt zu verlassen. 5 Tage waren dann doch genug. Nun sollte es auch in Bezug auf das Tagesprogramm etwas ruhiger angegangen werden.

Hong Kong – Island

Nach 3 Tagen Kowloon, innerhalb derer wir auch auf ca. 1.500 fremden Selfies gelandet sein müssten (Chinesen fotografieren sich einfach immer überall selbst, man rennt ständig jemandem ins Bild), haben wir die Seite gewechselt und sind auf die Hong Kong Island umgezogen. Paul hatte noch in Hamburg ein etwas, sagen wir, gehobeneres Hotel recht günstig online gebucht. Das T-Hotel verfügte entsprechend über alles, was das Herz begehrt: Gutes Essen (das nicht teurer war als in Kowloon), ein Gym, eine grandiose Aussicht auf das Meer (vom Bett und von der Badewanne aus) und ein Frühstücksbuffet mit Edamer. Allerdings waren wir auch die einzigen Gäste mit Rucksäcken anstatt Rollkoffern. Das „T“ im Namen steht für „Training“ und so waren wir Zeuge von sämtlichen Hotelmanagern der Zukunft, die zwar noch mit der englischen Sprache zu kämpfen hatten, aber im höflichen Umgang schon fast Profis waren. Um auch die Umgebung zu erkunden, wanderten wir am Nachmittag den Hong Kong Trail entlang, auf dem uns zahlreiche verrückte und drahtige HK-Chinesen beim Joggen in Gruppen entgegenkamen (mindestens die Hälfte war 60+). Der Trail endete in Aberdeen, wo es angenehm entspannt und ruhig war, was nach der aufgedrehten Stimmung in Kowloon eine willkommene Abwechslung war. Im local bus ging es zurück zum Hotel, wo mit Whiskey und Bayern-Köln im Badewannen-TV ein anständiges Bad genommen wurde.

Am nächsten Tag stand die Entdeckung von Hong Kong Island an und sie war beeindruckend. Nun standen wir direkt vor den Skyscrapern, die wir bisher nur von der anderen Flussseite kannten – sehr imponierende Gebäude. Hier tummelten sich nun nicht mehr hauptsächlich Chinesen auf den Straßen, es gesellten sich sogenannte „Westler“ in hoher Anzahl dazu, die meisten in Anzug und in der Rolle unglaublich wichtiger Business-Kasper. Entsprechend sieht man sehr viele hochklassige Autos; wir haben noch nie so viele Maybäche – wie auch immer die Mehrzahl ist – und Teslas auf einem Haufen gesehen. Zudem steigt die Vielfalt der Kneipen (endlich gibt es sie!) und Restaurants (inklusive des Preises) extrem an. Aber die Stimmung ist schon super dort und der Stadtteil Soho heißt mit Blick auf London und New York berechtigterweise so. Ein kleiner Abstecher in den Stadtteil Wan Chai beendete unseren Trip und es ging wieder mit dem local bus zurück ins Hotel. Das öffentliche Verkehrssystem funktioniert hier tatsächlich richtig gut.