Thakhek
Die Fahrt nach Thakhek verlief so unspektakulär, dass wir gerade Probleme haben, sie zu erinnern. Die ganzen Busfahrten der letzten Wochen verschwimmen etwas in unseren Köpfen. Am Ende landeten wir auf jeden Fall an einem der etwas außerhalb liegenden Busbahnhöfe von Thakhek. Da wir keinen Plan hatten, wo wir sind, haben wir uns in ein Songtheo (Sammeltaxi oder ein etwas größeres Tuk Tuk) laden und für 1$ pro Person zu dem Hotel chauffieren lassen, das wir uns aus dem Lonely Planet herausgesucht hatten. Ein anderer der ausschließlich laotischen Passagiere machte laut „Huui“ und als wir nach 5 Minuten Fahrt wieder herausgeschmissen wurden, war uns auch klar, dass wir zu viel bezahlt hatten. Dies ist uns schon lange nicht mehr – zumindest so offensichtlich – passiert.
Das Hotel lag 3km vor der Stadt und war leider schon ganz schon heruntergekommen, unser Lonely Planet ist 3 Jahre alt und da kann viel passieren. Endlich bekamen wir auch eine Idee davon, warum einige Hotels, denen man ansieht, dass sie wirklich mal schön waren, so vernachlässigt aussehen. Der Rezeptionist sagte, es gibt auch neue Bungalows, die vom gleichen Tresen gemanagt werden, aber 5$ mehr kosten und „same same“ sind. Eigentlich lohnt sich der Aufpreis also gar nicht. Die Räume und Bäder waren tatsächlich ähnlich groß, damit hatten sich die Gemeinsamkeiten aber auch schon erledigt. Eine Variante war sauber, neu gestrichen, es hab keinen Schimmel, stattdessen eine schöne Holzdecke ohne Flecken, Spiegel im Bad etc. So richtig zum Wohlfühlen. Die andere Variante war das Gegenteil, aber für den laotischen Portier gab es einfach keine wirklichen Unterschiede, die die Preisdifferenz gerechtfertigt hätten. Beim Bier am Pier in der Stadt während des obligatorischen überwältigenden Sonnenuntergangs am Mekong lernten wir dann auch noch 2 Reisende kennen, die uns von Bettwanzen in den alten Zimmern erzählten. Alles im allem war das Extra-Geld also weise ausgegeben.
Auf dem Rückweg zu unserem Hotel kamen wir an einem Songtheo vorbei, welches offensichtlich Probleme hatte. Zumindest lag der Fahrer unter dem Führerhaus und versuchte mit seinem Handy etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Als gut ausgerüstete Traveller hatten wir natürlich eine Taschenlampe dabei („typical Germans, they are prepared for everything“), die wir herausholten und Miri leuchtete dem Fahrer beim Suchen des Problems. Nachdem er den Beifahrersitz ausgebaut hatte, um an den Motor etc. zu kommen, wurde Miri die Taschenlampe abgenommen und in den Mund gesteckt, um sich selber leuchten zu können. Während Paul sich ein Bier kaufte und es sich auf dem Bordstein gemütlich machte, lernte Miri von den Damen (früher hätte man politisch unkorrekt Waschweiber gesagt), die als Passagiere in dem Songtheo saßen, das Zählen bis 1.000 auf laotisch. Nach 30 Minuten bekamen wir eine nasse Taschenlampe (wir hätten ihm die Stirnlampe anbieten sollen – ja auch sowas haben wir dabei) wieder und schlenderten von dannen. Leider hatten wir einen anderen Heimweg als die Route des Songtheos, sonst wäre eine Fahrt umsonst wohl kein Problem gewesen.
In Thakhek macht man eigentlich „den Loop“: eine Rollertour durch das Hinterland mit 2-4 Übernachtungen auf dem Weg. Da uns aber irgendwie die Zeit wegläuft, wir zu Weihnachten in Vientiane sein wollten und wenn man den Loop in 2 Übernachtungen durchzieht, es einen Tag mit dem Roller nur über den eher unattraktiven „Highway“ geht, haben wir uns dagegen entschieden. Man muss ja auch noch ein paar Aktivitäten für den nächsten Laosbesuch übriglassen. Stattdessen mieteten wir uns den Roller nur für einen Tag und machten uns in die nähere sehr beeindruckende Umgebung auf. Auch hier gibt es schöne Höhlen zu besichtigen (inklusive Höhlenschwimmen), einen klaren Fluss zum Baden, der sich spektakulär durch die Landschaft schlängelt und einen Berg mit herrlicher Aussicht und so steilem Aufstieg, dass einem bei den derzeitigen Temperaturen der Schweiß aus allen Poren läuft. (Wären die Reisfelder noch grün und nicht schon abgeerntet und braun, wäre der Anblick vor Schönheit sicher nicht auszuhalten gewesen.)
Dass es mit der Gleichberechtigung nicht so weit her ist, konnte man gut daran erkennen, dass die Reaktionen der Laoten von belustigt bis zu entsetzt reichten, weil Miri fuhr und Paul hinten drauf saß. Der Vorteil am nicht-Loopen war, dass wir etwas später losfahren konnten und so die meisten anderen Touristen schon wieder auf der Straße waren, als wir an den Sehenswürdigkeiten ankamen. Auf diese Weise hatten wir die Höhlen für uns und beim Baden mussten wir uns den Fluss nur mit einem anderen Pärchen teilen. Am Abend ging es noch kurz zur Busstation, um Tickets nach Vientiane für den nächsten Tag zu besorgen.
Da unsere Bleibe ja etwas außerhalb lag und es abends in Thakhek sowieso nicht viel zu unternehmen gibt, blieben wir am zweiten Abend in unserem Zimmer, versuchten ein wenig Netflix zu schauen (das Internet ist in Laos allerdings nicht so richtig stabil) und nach 1,5 Folgen können wir sagen, „Designated Survivor“ macht Lust auf mehr.
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