Phnom Penh I
Noch vor dem Erreichen der Busstation in Phnom Penh schmissen wir uns selbst aus dem Bus, weil wir das Hotel so zu Fuß erreichen und den Tuk Tuk-Fahrern, die bei der Ankunft immer ziemlich nervig sind, entgehen konnten. Von Sonntag bis Dienstag fand das Wasserfest statt, einer der wichtigsten Nationalfeiertage Kambodschas. In den letzten Jahren wurde es ausgesetzt, da es 2010 ein Unglück gab, bei dem ca. 100 Menschen ums Leben gekommen sind (außerdem ist es der Regierung ganz recht, große Versammlungen nicht zu genehmigen – sie könnten ja schnell in Proteste umschlagen. Es wird wohl regelmäßig über die Medien verbreitet, wie schlecht es den Syrern jetzt doch geht, nur weil ein paar Deppen den Aufstand probten und man sich doch vergegenwärtigen sollte, wie gut man es mittlerweile in Kambodscha hat. Im Anschluss daran werden in den Berichten die neusten Waffen der Eliteeinheiten vorgeführt um die Entschlossenheit zu demonstrieren.).
2016 ist das Fest aber wieder erlaubt worden und es wurde bei zahlreichen Straßensperren durchgeführt. Diese dienen dazu, die Massen zu steuern und Präsenz zu zeigen, aber vor allen Dingen Autos und Roller aus den Straßen nahe des Flusses fernzuhalten (was sehr angenehm ist). Beim Wasserfest kommen aus ganz Kambodscha die Leute zusammen und fahren Wettrennen in Drachenbooten (mit bis zu 80 Mann), Dorf gegen Dorf. Am Ende sind gut 400 Boote und 25.000 Paddler in 3 Tagen den Fluss Tonle Sap (der um diese Zeit seine Fließrichtung ändert) rauf und runter gejachtet. Insgesamt sollen ca. 2 Millionen Besucher in Phnom Penh gewesen sein, wieder war das ganze Land auf Reisen und wir mittendrin.
Zwei Tage haben wir das Spektakel inklusive Feuerwerk und beleuchteten Schiffen bestaunt, am letzten Festtag sind wir aber in ruhigeren Gegenden der Stadt geblieben. Zufällig lag unser Hotel 200m entfernt von dem Haus, in dem Miri 2006, als sie hier gearbeitet hat, wohnte. Im Vergleich zu damals ist drum herum ein neues Viertel entstanden. Viele NGOs sind dorthin gezogen, was Restaurants, Bars, Supermärkte usw. mit sich bringt. Das gab es vor 10 Jahren alles nicht. Überhaupt wird in Phnom Penh wahnsinnig viel und hoch gebaut. In den letzten 5 Jahren haben sich die Quadratmeterpreise für Wohneigentum teilweise vervierfacht. Gleichzeitig kann man in den Zeitungen lesen, dass der Wohnungsmarkt gesättigt ist und die Neubauten nun alle Hotels werden sollen. Mal sehen, wohin das noch führt.
Im Allgemeinen ist das Kostenniveau in Phnom Penh relativ hoch. So hat die neu entstandene Mittelschicht, trotz eines Einkommens von ca. 1.500$ (bei double income und entsprechender Ausbildung) kein Geld für große Sprünge. Da die Bedürfnisse nach Flat-TV, Roller/Auto, Laptop etc. trotzdem da sind, wird fast alles über Mikrokredite finanziert. Dennoch hat es Spaß gemacht, das neue Viertel zu entdecken und sich durch die Straßen treiben zu lassen. Ein Besuch des Russian Markets (wo so gut wie kein Handeln mehr möglich ist und die Preise extrem angezogen haben) und bei der Familie, bei der Miri gewohnt hat, durften natürlich nicht fehlen. Aus den geplanten 15 Minuten wurde dort eine Stunde und als Geschenk bekamen wir eine STAUDE Bananen. Man hielt uns wohl für Minions. Auch ein Treffen mit einer ehemaligen Kollegin von Miri hatten wir arrangiert. Um 8h morgens mussten wir dazu in einem Khmer-Restaurant zum Frühstück aufschlagen und dann haben wir mit 4 Kindern, dem Schwager und Sok Kunthy (Kollegin) asiatische Suppen gegessen. Sehr local und sehr lustig. Wie einige schon auf Facebook gesehen haben, gab es natürlich manchmal kleine sprachliche Schwierigkeiten (so wurde Paul einfach mal fix zu Mr. Poll). Unsere To-do-Liste für Phnom Penh, auf der viele Orte stehen, die insbesondere Miri wiedersehen mag, ist sehr lang. Dabei sparen wir schon die allgemeinen touristischen und kulturellen „Highlights“ aus, weil wir diese bei vorherigen Reisen des Öfteren besucht haben. Dadurch sind die Tage zwar voll, aber es wird trotzdem nicht stressig.
Am letzten Tag bemerkten wir beim Frühstück, dass wir uns noch gar nicht um die Visa für Laos und Burma gekümmert hatten. Dies wollten wir bei unserem nächsten Aufenthalt in Phnom Penh machen, doch wurde uns gewahr, dass es pro Visa 3 Werktage dauert, wir aber übers Wochenende wiederkommen wollten und unser zweiter Aufenthalt dann in der Konsequenz sehr lang werden würde. Also: ab zur Laotischen Botschaft, was war zeitlich noch möglich? Siehe da: Es gibt Expressvisa (10$ Aufschlag). 20 Minuten später wanderten wir glücklich mit den neu erstandenen Visa zurück ins Hotel, um dort ein bisschen über Laos zu lesen und festzustellen, dass man mittlerweile an jeder Grenze Visa on arrival bekommt…
Am letzten Abend besuchten wir noch einen der neuen Supermärkte, kauften Käse, Wein, Oliven und frisches Körnerbrot und machten uns ein „französisches Abendbrot“ auf dem Balkon.
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