Monat: Dezember 2016

Banlung

Die neue Straße nach Banlung ist erst diesen Frühling fertiggestellt worden, vorher war eine direkte Fahrt zwischen Sen Monorom und Banlung mit dem Auto gar nicht möglich. Mit dem Crossmotorrad dauerte sie zwischen 2 und 4 Tage, je nach Talent und Wetterbedingungen. Die alte Straße existiert aber noch – wer also mal ein bisschen Abenteuer sucht, wird auch glücklich. Wir sind dann doch mit dem Bus gefahren und konnten nach 3 Stunden in unserem neuen Guesthouse einchecken. Von unserer telefonischen Reservierung vom Vortag wusste man nichts, eine schöne Hütte haben wir trotzdem bekommen. Es ist eine sehr entspannte Atmosphäre hier im Guesthouse. Bezahlen? Später. Was zu trinken? Bitte aus dem Kühlschrank nehmen und Bescheid geben. Ihr wisst nicht, wie lange ihr bleibt? Kein Problem, wir blocken die Hütte. Ihr wollt einen Roller leihen? Wir hängen den Schlüssel an die Rezeption, nehmt ihn euch einfach. Ausweis? Nee, brauchen wir nicht.

Am Ankunftstag haben wir nur ein bisschen entspannt und überlegt, wie es weitergehen soll. Unser Visum hatte nur noch 3 Tage Gültigkeit und die Frage war, ob wir einen Tag Puffer einplanen. Wir sind dann zu dem Schluss gekommen, dass man Puffer am besten mit Apfelmuss isst und haben uns dazu entschieden, das Visum auszureizen.

Am nächsten Tag ging es auf eine Dschungel-Tour. Miri hatte dem Tourorganisator (Mr. Smey) gesagt, dass sie sich mal wieder auspowern möchte und dies wurde wohl weitergegeben. Nachdem wir 30 Minuten per Moto über rote Sandpisten pflügten, hielten wir in einem Dorf und unser Guide wurde uns vorgestellt. Der Vorteil der Trockenzeit: Die lehmigen Straßen sind durch den Regen nicht seifig und spiegelglatt. Der Nachteil: Sie sind knochentrocken und staubig. Das Englisch des Guides war spärlich (das wussten wir aber schon vorher, er sollte uns ja nur gut durch den Dschungel bringen), aber sein Trekking-Tempo hoch. Dicht am Laufschritt ging es los Richtung Dschungel. Erst über Maniok- und Sesam-Plantagen, durch Gestrüpp und Flussläufe und dann wechselten sich Dschungelabschnitte mit gerodeten Landschaften ab. Bis dann endlich nur noch Wald um uns war. Die Wege waren verschlungen und Büsche und Sträucher kratzten an Armen und Beinen. Zwischendurch hörte man immer wieder Motorsägen heulen. Einige Khmer dringen auf ihren Motos tief in den Wald ein, fällen und zerlegen dort einzelne Bäume und schaffen diese auf den Motos wieder heraus. Laut unserem Tourorganisator ist dies kein großes Problem, da meist nur für den Eigenbedarf gefällt wird. Ein ganz anderer Schnack ist es, wenn große Unternehmen dahinterstehen, dann wird der Wald komplett hektarweise vernichtet.

Auf dem ersten Abschnitt unserer „Lauferung“ waren die einzigen Tiere, die wir zu Gesicht bekamen, ein paar wilde Hunde, die plötzlich aus dem Unterholz sprangen und uns ankläfften, aber von unserem Guide mit dem Stock im Zaum gehalten wurden. Nach guten zwei Stunden erreichten wir einen sehr kleinen Wasserfall, in dessen Becken wir ein erfrischendes Bad nehmen konnten. Danach gab es kalten Bratreis und schon ging der wilde Lauf wieder los. Zurück nahmen wir eine andere, etwas längere Route, die sich lohnte. Nach ca. einer Stunde wurde unser Guide etwas langsamer und sehr aufmerksam. Wir erwarteten schon die nächste Hundeattacke (ca. 5 Minuten vorher gab es entferntes Gebelle), aber zu unserem Erstaunen zeigte er plötzlich hoch in die Baumwipfel. Entweder hatten wir eine Affenfamilie aufgeschreckt oder sie suchten nach dem Kokosnussdieb. Wie auch immer – wir sahen eine ganze Horde von Gibbons (glauben wir, am Ende haben wir vergessen zu fragen, was für Affen da so ein Theater gemacht haben), die in den Baumwipfeln kletterte, sich von Ast zu Ast, Baum zu Baum schwang und sprang und ab und an mal rumbrüllte. (Wer als erstes den Affen auf dem viel zu leichten Suchbild findet und im Kommentar beschreibt, wo genau, bekommt eine Postkarte – weder Miri noch Paul noch der Guide zählen als Affen.) Nach 10 Minuten war dann der letzte Affe aus unserem Sichtfeld entschwunden und wir wollten uns gerade wieder auf den Weg machen, als ein Reh entlang unseres Pfades hüpfte. Leider ging das Ganze so schnell, dass wir nicht in der Lage waren, ein Foto zu schießen. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Schweinehirsch (Hog Deer). Nach diesen Erlebnissen liefen sich auch die restlichen 2 Stunden einfach und die am Ende der Wanderung wieder näher der Zivilisation auftauchenden, domestizierten Baby-Schweine/Hunde/Enten/Ziegen/Büffel konnten kaum unser Interesse wecken. Erschöpft, aber glücklich erreichten wir gegen 17:00 Uhr wieder unser Guesthouse und Mr. Smey (der hier ständig rumhing) lächelte nur und sagte: „You will have a good sleep tonight“. Er sollte Recht behalten.

Am nächsten Tag machten wir uns mit dem Roller auf, die Umgebung auf eigene Faust zu erkunden. Oder vielmehr die Sehenswürdigkeiten von Banlung mit dem eigenen Gefährt anzufahren. Da Mr. Smey uns irgendwie ins Herz geschlossen hatte (nach unserer Dschungeltour setzten wir uns noch für 2 Stunden zusammen in das Guesthouse-Restaurant und redeten über die positiven und negativen Veränderungen in Banlung im Speziellen und in Kambodscha im Allgemeinen), durften wir seinen relativ neuen privaten Schaltroller (der hatte erst knapp 3.500km runter und der Tacho funktionierte) haben und konnten so seine auseinanderfallenden Automatik-Mietroller links liegen lassen (wir haben andere Touris getroffen, denen auf den von Schlaglöchern übersäten Nebenstraßen die Verkleidungen von den Rollern fielen). Als erstes ging es zu einem Kratersee, dessen Entstehung noch nicht ganz geklärt ist. Die wohl wahrscheinlichste Variante ist ein Meteoriteneinschlag vor langer Zeit. Das Wasser ist kristallklar und der See umgeben vom Dschungel. Wir genehmigten uns ein ausgiebiges Bad, bevor wir den ersten Wasserfall ansteuerten. Dieser fällt gute 30 Meter über einen Vorsprung und man kann einmal hinter dem Wasserfall durchlaufen. Miri entschloss sich, ihre bisher größte Dusche zu nehmen und kletterte in das herabfallende Wasser. Schön war, dass wir hier ganz alleine waren, denn in Banlung tummelten sich an die 30 Touristen, sodass man an den Hotspots meist nicht alleine war. Als nächstes folgte (welch Überraschung) wieder ein Wasserfall, nicht ganz so spektakulär, aber mit großem Becken, in das Miri natürlich prompt hineinhüpfte. Da der Rückweg doch etwas länger war und aufgrund der Straßenverhältnisse auch nicht besonders schnell vonstattengehen konnte, wurde der letzte größere Wasserfall nicht besucht, sondern der Heimweg angetreten. Entlang eines herrlichen Sonnenuntergangs ging es auf der staubigen Piste durch Dörfer zurück in die Stadt.

Nachdem wir gepackt und gegessen hatten, tranken wir noch einen Abschiedslongdrink auf der Terrasse des Guesthouses. Gegen 22:00 Uhr tauchte nochmal Mr. Smey auf und schlug vor, mit ihm eine Reiswein-Tour durch die Bars der Stadt zu machen. Da es am nächsten Tag aber um 7:00 Uhr nach Laos gehen sollte, dies eine lange Reise werden würde und das Verschieben des Aufbruchs nicht drin war (wer braucht schon Puffer), lehnten wir schweren Herzens ab. Mr. Smey setzte sich dann noch für eine Stunde zu uns und der Abend wurde auch so sehr schön. Am nächsten Morgen ging es dann früh los und wer stand am Bus? Mr. Smey – mit 2 Flaschen selbstgebranntem Reisschnaps. Nachdem er uns das Versprechen abgenommen hatte, zusammen wiederzukommen („only Miriam, not good, only Paul, not good, only together is good“) und eine längere Crossmotorradtour mit ihm zu machen, bei der er uns das wahre Kambodscha zeigt, konnten wir mit dem Reisschnaps im Gepäck Richtung Laos aufbrechen.

Sen Monorom

In Vietnam haben wir gelernt, dass es stressig sein kann, wenn die Busse 15 Minuten vor der angekündigten Abfahrt vor der Tür stehen. In Kambodscha merken wir wieder, dass verspätete Busse zwar keinen Stress auslösen, dennoch sehr nervig sind. Vor allen Dingen, wenn man ab 6:20h wartet und es dann erst um 7:00h endlich losgeht.

Auch wenn wir uns wiederholen, müssen wir noch einmal die Entwicklung des Landes ansprechen. Letztes Mal als wir von Phnom Penh nach Sen Monorom gefahren sind – zugegeben: dies war vor 8 Jahren – hat der Trip 2 Tage gedauert mit Zwischenstopp in Kratie. Allein die Tour aus Kratie nach Sen Monorom hat damals einen Tag gedauert. Wir sind anno dazumal mit einem Pick-Up über eine rote, matschige Piste geeiert, teilweise mit blockierenden Reifen die Abhänge auf Flüsse zugerutscht und wir mussten bei steilen Anstiegen raus aus dem Wagen und zu Fuß hoch, um das Auto zu entlasten. Heute ist man sechs Stunden mit dem Minibus auf Asphaltstraßen unterwegs und landet in einem Ort mit mehr als zwei Guesthouses.

Untergekommen sind wir etwas abseits der Stadt in der Nature Lodge. Auf einem leicht abfallenden Gelände sind hier um die 20 Hütten auf Stelzen verstreut. Diese bestehen eigentlich nur aus einem Bett und einem kleinen „Badezimmer“. Zwischen den Hütten laufen Kühe und Pferde herum (streicheln auf eigene Gefahr). Mehr Bio-Fleisch geht nicht. Dass so ein Bioleben, besonders für kleineres Getier, auch seine Tücken hat, wurde uns praktisch dargeboten. Ein Huhn wurde aus einem Gebüsch attackiert und ließ einige Federn. Pech für das Huhn, Glück für uns: Wir konnten eine Bengalkatze in Aktion sehen. Das wäre dem Huhn bei Wiesenhof nicht passiert. Hier herrschte also eine eigentlich sehr entspannte und naturnahe Umgebung. Dies bewiesen uns auch der Frosch am Moskitonetz (den wir zwar raussetzten, der uns am nächsten Tag aber an selber Stelle wieder begrüßte), eine über Handteller große Spinne vor der Hütte, eine etwas kleiner als Handteller große Spinne, die nachts das Bad bewachte, sowie ein Gecko, der immer pünktlich um ein Uhr nachts geräuschvoll den Mülleimer untersuchte.

An unserem Ankunftstag organisierten wir noch einen Roller in der Stadt, den wir erst zum Morgen des Abfahrtags zurückbringen mussten.

Mit diesem machten wir uns am nächsten Morgen auf zum wahrscheinlich spektakulärsten Wasserfall Kambodschas (laut Guesthouse). Auch hier (was letztes Mal eine Tagestour war, bei dem Matschpfützen in Tennisplatzgröße durchquert werden mussten und wo nicht selten der Roller bergauf geschoben wurde, um überhaupt vorwärts zu kommen) war diesmal eine schöne, glatte, geteerte Straße an nur einem Vormittag zu erledigen. Manchmal ist das ein bisschen schade, aber das Land wird eben mit uns zusammen älter. Der Ausflug war wirklich schön und es war gut, um drei Uhr wieder im „Hotel“ zu sein, denn 5 Minuten später fing es erst einmal für 2 Stunden ordentlich an zu regnen. Nach dem Schauer wurde noch kurz losgedüst, um den höchsten Aussichtspunkt der Stadt zu erkunden. Leider sah man neben dem erwarteten Urwald von oben auch viel abgerodete und mittlerweile brache Flächen.

Die Nacht war dann etwas kürzer, weil es ganz schön stürmte, was wiederum einen ordentlichen Lärm verursachte. Dazu gesellte sich ein kontinuierliches Ächzen, was Paul erst für eine schnarchende Kuh unter der Hütte hielt. Am Ende war es ein Baum, der sich im Wind geräuschvoll an der Terrasse rieb. Am nächsten Morgen ging es mit gesamtem Sack und Pack auf dem Roller ab in den Ort, um unseren Bus nach Banlung zu bekommen. Da schauten die Khmer nicht schlecht – denn auch Westler können völlig überladen Roller fahren.

Phnom Penh II oder: Krank in Kambodscha

Aus dem Tuk Tuk-Hassel am Busbahnhof flüchteten wir rasch, um 100 Meter weiter mit der Ansage, dass wir nur 3$ und nicht 5$ zahlen, einen nicht ganz so unentspannten Fahrer zu finden und mit ihm zum Hotel zu fahren. Mittlerweile sieht man uns wohl an, dass der Ripp-off schwer wird. Dort angekommen, bezogen wir das Zimmer, aßen eine Kleinigkeit vor Ort und fielen recht früh ins Bett. Am nächsten Tag suchten wir den Pool auf (der mit ausschlaggebend bei der Hotelwahl war), Miri sportelte in dem recht ordentlich ausgestatteten Gym und Paul erholte sich vollständig an diesem sehr entspannten Tag. Damit wir wenigstens ein bisschen aus den „eigenen vier Wänden“ herauskamen, gingen wir abends in den kambodschanischen Ableger des Restaurants, in dem wir in Saigon mit Volker und Veronika waren. Leider war das absolut kein Vergleich zu dem vietnamesischen Pendant, sodass sich Paul, der sein nicht wirklich genießbares Fleisch (das Hack war sehr grob und knorpelig) liegen lassen musste, im Hotel noch einmal stärkte. Endlich war dann Montag – und das hieß, dass die Botschaften wieder geöffnet hatten und wir unser Burma-Visum morgens beantragen konnten. Zum Glück hatten wir vorher im Hotel eine Nacht verlängert, denn abholen durften wir unseren Reisepass erst am Donnerstag ab 14h. Die eigentlich notwendige Arbeitgeberbescheinigung hatten wir nicht dabei, aber das war kein Problem, da laut Firmenwebseiten, die wir angeben mussten, beide noch in Lohn und Brot stehen. Danach gingen wir in die neu gebaute Mall um die Ecke der Burma-Botschaft und entdeckten die ersten „kleinen“ Weihnachtsdekorationen. Aufgrund der Hitze hätten wir das Fest der Liebe hier fast vergessen. Dem Konsumrummel sei Dank, dass Phnom Penh Anfang Dezember dann aber geschmückt wurde und wir regelmäßig an Weihnachten erinnert wurden. Nachmittags machten wir mit den kostenlosen Hotelfahrrädern, von denen eines das eines Mitarbeiters war und wir das andere erst im Schwesterhotel abholen mussten (manchmal hätte man lieber etwas bezahlt für ein wenig bessere Qualität), Phnom Penhs Straßen unsicher. Der Vorteil des Rads gegenüber dem Mofa ist, dass man sich langsamer bewegt und währenddessen rechts und links schauen kann, selbst wenn das bei dem Verkehr manchmal eine Herausforderung ist. Wir besuchten den mittlerweile zugeschütteten See, an dem früher das Backpacker-Viertel lag und wo wir sonst gewohnt haben. Kleine Überreste des ehemaligen Viertels trotzen den Investoren, sie haben es aber sehr schwer, weil von der Idylle rein gar nichts mehr übrig ist. Statt auf den See schaut man derzeit auf eine riesige Baustelle. Sehr schade (aber auch erwartbar) ist, dass es unseren Sandwich-Mann, der 2013 noch vor Ort war, mittlerweile auch nicht mehr gibt. Er war eine Institution bei Leuten, die in den letzten 20 Jahren Phnom Penh aufgesucht oder dort gelebt haben. Aber auch schon letztes Mal erzählte er uns von den Kompensationsangeboten der Regierung, die zwar in keinem Verhältnis zum Grundstückwert standen, er aber aufgrund seines Alters ernsthaft darüber nachgedacht hatte, sie doch in Anspruch zu nehmen und vor einer möglichen Zwangsräumung umzuziehen. Danach fuhren wir zum alten Postamt, das es nach wie vor gibt, kauften Karten und Briefmarken und zum Abendessen ging es zu einem leckeren Inder.

Das Abendessen war zwar extrem lecker, aber wir wissen nicht ganz genau, ob es auch gut war, denn tags darauf befielen Miri die Darmbakterien. Auch wenn die Symptome nicht 1:1 die von Paul waren, suchten wir dieses Mal schneller einen Doktor auf. Eine Stuhlprobe später war klar, dass es sich, wie gesagt, „nur“ um Bakterien handelte und drei Tage Ciprobay (ein Antibiotikum, das Miri schon aus Marokko kennt) angesagt waren. Dieses Intermezzo veranlasste uns, die beiden folgenden Tage mit Pool, Sport (Paul) und Tatort zu füllen und den Phnom Penh-Aufenthalt nochmals zu verlängern. Dies allerdings in einem anderen Hotel.

Weil wir zu früh im neuen Hotel waren, mussten wir uns für ein paar Stunden die Zeit vertreiben, bis unser Zimmer gereinigt war. Wir wussten bereits, dass es nachmittags in der nicht weit entfernten Mall ein neues Kino gab. Wir schwangen uns auf die vom Hotel zur Verfügung gestellten Räder (keineswegs besser als die Räder des anderen Hotels) und kamen zehn Minuten vor Filmbeginn am Kino an. Also schnell Tickets geschnappt und rein ins VIP-Filmtheater (mit deutschen Preisen, aber undeutschem Komfort) mit Riesensessel zum Herunterfahren und Popcorn + Softdrink for free. Wir mussten nehmen, was geboten wurde: Underworld – Blood Wars. Kein Meilenstein der Filmgeschichte, aber eine gute Nachmittagsunterhaltung. In dem Stamm-Supermarkt von damals kauften wir noch Brot und Käse, wonach wir selig ins Bett fielen. Am Samstag versuchten wir etwas bessere Räder gegen Geld zu leihen, blieben dabei erfolglos und radelten mit der gewohnten (diesmal aber bezahlten) Nicht-Qualität wieder durch Phnom Penh, dieses Mal auf die andere Seite des Flusses Tonle Sap, die jetzt stark bebaut ist. Mit der Fähre, auf die wir zufällig stießen, fuhren wir zurück und nahmen einen Snack im berühmten FCC – eine Bar/ein Café/ein Hotel, das während des Vietnam- und Kambodscha-Krieges eine feste Institution bei Journalisten war. Im Verkehr bewegen wir uns mittlerweile flüssig, auch das Überqueren einer 4-12-spurigen Straße (je nachdem, wie viele sich gerade nebeneinander quetschen) stellt kein Problem mehr dar und wird schlafwandlerisch auf den Rädern vollzogen (inklusive des obligatorischen Geisterfahrens). Abends haben wir endlich einmal die Bar-Szene Phnom Penhs unsicher gemacht, was sehr lustig war. In der Street 308 ist eine komplett neue Bar-Kultur entstanden, die atmosphärisch sehr cool und stylisch ist. Zwischendurch wussten wir nicht genau, ob wir in New York oder doch Berlin sind. Auch hier hat eine positive Entwicklung stattgefunden. Sonntag haben den Versuch gewagt, einen deutschen Weihnachtsmarkt zu besuchen, aber 3$ für vier Buden waren dann doch etwas schräg und so drehten wir wieder ohne Glühwein ab (was absolut nicht schlimm war). Abends wollten wir eigentlich Miris Kollegin noch einmal treffen, aber aufgrund einer „very busy week with lots of live radio shows“ war sie zu müde und wir verabredeten uns für den nächsten Besuch in 2-3 Jahren. Dafür konnten wir in Ruhe packen, „Love actually“ wie jedes Jahr schauen und den Wecker auf 5:15h stellen, weil es am nächsten Morgen um 6:20h nach Sen Monorom ging. Ein ganz fantastisches Licht nach einem Regenschauer abends und ein Sonnenaufgang am Morgen tauchte Phnom Penh zum Abschied noch einmal in eine wunderbare Stimmung – bevor wir hier festwachsen und womöglich eingebürgert werden, war es nun Zeit, wieder aufzubrechen.