Luang Prabang

Von Vang Vieng nach Luang Prabang führen zwei Straßen, wobei man auf der neueren gut zwei Stunden weniger braucht, dafür ist diese allerdings so steil, dass normale Busse nicht hinaufkommen. Also saßen wir mal wieder in einem Minibus, weil wir die zwei Stunden gerne sparen wollten. Der Bus war glücklicherweise nicht überbelegt, sondern entsprach genau dem Kriterium „one seat, one person“. Die Umgebung, die an unseren Fenstern vorbeizog war malerisch und die Straße größtenteils neu asphaltiert, der Fahrer umsichtig und wir wurden mit wirklich tollen Ausblicken belohnt. Nach der Hälfte der Strecke wurde der Bus getauscht und jeder Fahrer konnte wieder mit neuen Passagieren in seinen Heimatort zurückkehren. Soviel planerische Leistung hatten wir den Logistik-Laoten gar nicht zugetraut.

In Luang Prabang hatten wir telefonisch ein Hostel vorbestellt, das uns von unserem Guesthouse „Pilgrim’s Kitchen“ in Savannakhet wärmstens empfohlen worden ist. Es dauerte eine Weile, dieses zu finden, weil es im kleinsten Gässchen der kleinen Gassen beheimatet war. Ansonsten war es zwar nichts Besonderes, aber tadellos.

Die Mönchsstadt mit ihren zahlreichen Wats ist wunderschön anzuschauen und wirklich toll gelegen. Allerdings ist sie auch komplett auf den Tourismus ausgelegt, sodass es außer Hotels, Restaurants und Souvenirläden eigentlich nichts gibt. Uns kam diese, auf die „westlichen“ Bedürfnisse ausgelegte, Stadt aber gerade recht, immerhin war es der 31.12. und wir hofften trotz Sperrstunde um 23h noch irgendwo ins neue Jahr feiern zu können. Einen Tag vorher hatten wir, einer Eingebung Pauls folgend, noch kurz Katie, die zur Laos-Bordercrossing-Gang gehörte und schon Miris Geburtstag mit uns gefeiert hatte, angeschrieben und gefragt, wo sie zurzeit ist. Eigentlich war sie uns schon seit Don Det immer einige Stationen voraus, aber hier sollten sich unsere Wege wieder kreuzen. Wir trafen uns also mit Katie zum Abendessen am Mekong und zum Glück verweilte Katie schon länger in Luang Prabng und wusste, wo „die Party“ stieg. Wir machten uns mit ihr also auf zum Utopia, wo wir um 00:00h zumindest ein Feuerwerk hörten. In diese Mischung aus Bar und Freiluftdisco zog es an diesem Abend alle, die nicht nur gut essen gehen wollten. Das Publikum war zwischen 20 und 40 und international. Dabei waren Nationaltäten aus Europa, Süd- und Nordamerika, Korea, China, Japan, Australien und Neuseeland – leider fehlten die Laoten, sie gab es nur hinter der Bar. Um 2h war dann doch Schicht im Schacht und wir gingen zufrieden nach Hause.

Am nächsten Tag begrüßte uns Laos, um ja kein Heimweh aufkommen zu lassen, ganz hamburgisch. Es war frisch und grau und es nieselte in einem durch. So konnten wir ohne schlechtes Gewissen lange im Bett bleiben, den Tag über Netflix schauen und uns nur zum Essen rausbewegen.

Erholt ging es am nächsten Tag früh los auf eine Mountainbike-Tour. Wir hatten den „Chicken-Run“ gebucht, um mal wieder unsere fahrerischen Grenzen austesten zu können. Das Wetter war bedeckt, aber trocken und wir erhielten erstaunlich gute Räder. Erneut waren wir alleine mit unserem Guide unterwegs, der uns erklärte, die Tour macht er meistens nur einmal im Monat, weil sie vielen zu anspruchsvoll und anstrengend ist. Generell war der Guide eher von der gesprächigen Sorte und schlug uns schon auf der ersten Fährüberfahrt vor, die geplante Tour leicht abzukürzen und noch auf den Hmong Neujahrsfeierlichkeiten vorbeizuschauen. Nach kurzer Überlegung stimmten wir der Planänderung zu, was sich als richtige Entscheidung herausstellen sollte. Erstens war die Abkürzung der spaßigste Teil der ansonsten schon guten Tour: Hier ging es richtig über Trampelpfade und durch ausgetrocknete Flussbetten. Zweitens war das Neujahrsfest ein Spektakel. Wir hatten erwartet, dass es eine Art „Vorführung“ für Touristen ist (ganz Luang Prabang ist ja darauf ausgelegt), aber weit gefehlt. Es glich eher einem kleinen Volksfest. Es gab Darts (wir haben eine Cola gewonnen), eine Art Roulette (mit unglaublich schlechten Quoten – sind trotzdem mit +/-Null rausgekommen), Miri probierte den Schießstand aus und verfehlte – zum Glück! – knapp den Hauptgewinn (sonst müssten wir uns jetzt mit einem riesigen Kuschelbären herumschlagen). Das eigentliche Ziel des Festes ist aber das Verkuppeln von Unverheirateten. Dazu kommen die Hmong (eine von ca. 50 Minderheiten in Laos) aus ihren umliegenden Dörfern, meist in schöner Tracht, manchmal aber auch ganz leger, um sich auf einen großen Platz zu begeben, lange Reihen zu bilden und Bälle hin und her zu werfen. Das Ganze dient nicht nur der Hand-Auge-Koordination, sondern soll auch zum Schäkern anregen. Dabei wird grob nach Alter getrennt und es gibt auch die „Sektion“ Geschiedene und Verwitwete. Unser Guide, selber ein Hmong, erklärte uns die Bräuche und am Ende liefen wir noch seinen zurechtgemachten Töchtern über den Weg.

Ausgepowert wieder im Hotel machten wir uns schnell frisch, denn Sarahs Flieger sollte bald landen und wir wollten sie frisch in Empfang nehmen. Pünktlich zur Landung fing es wieder an Bindfäden zu regnen. Es dauerte dann doch noch eine Weile, bis Sarah bei uns im Hostel ankam, da es wirklich versteckt lag und die freundlichen Laoten, die gefragt wurden, sie in unterschiedlichste Richtungen schickten. Am Ende hat sie kurz angerufen und wir konnten sie keine 100m von unserem Hotel entfernt aufgabeln. Ob des langen Fluges/der anstrengenden Fahrradtour und des schlechten Wetters gab es nur einen schnellen Gang über den Nachmarkt und ein fixes Essen, bevor die Nachtruhe angetreten wurde.

Am nächsten Tag wurde endlich mal wieder ausgeschlafen und ein langes Frühstück genossen. Anschließend schauten wir uns die kulturellen Highlights von Luang Prabang an, erkundeten die kleinen Gassen der Stadt und nahmen einen kleinen Snack am Mekongufer zu uns. Als Abendessen gab es Verschiedenes vom laotischen Tischgrill und in langen Gesprächen neuste Updates aus Hamburg. Um Sarahs Magen-Darm-Festigkeit zu prüfen, wurde am nächsten Morgen ein laotisches Frühstück (Suppe) an einem Straßenstand, an dem sich größtenteils Tuk-Tuk-Fahrer stärken, eingenommen (Sarah hat es gut überstanden, Paul eher weniger), bevor es mit drei Rollern losging, den schönsten Wasserfall Nord-Laos zu besichtigen. Sarah, die das erste Mal selber einen Roller fuhr, spulte die 35km pro Richtung durch kurvige Hügellandschaften bravourös ab und hatte einen Heidenspaß. Der Wasserfall war voll und toll und am Ende gab es noch eine kleine Wanderung zu einer Höhle. Im leichten Nieselregen ging es zurück in die Stadt. Da sowohl Sarah als auch Miri leicht erkältet sind, werden wir Luang Prabang morgen verlassen und hoffen auf besseres Wetter im Norden. Ziel ist Muang Xay, eine Handelsstadt in der Nähe der chinesischen Grenze, die auch für (nicht-chinesische) Touristen recht attraktiv sein soll und noch dem „echten“ Laos nahekommt.