Mawlamyaing

Mit der Aussicht auf die letzte Nachbusfahrt unserer Reise stiegen wir recht gelassen um 18h in den Bus nach Mawlamyaing. Die lange Distanz in den Süden mussten wir ohnehin bewältigen, sodass wir eher stoisch unsere Plätze einnahmen und den defekten Lautsprecher über unseren Sitzen, aus dem neben lauter Musik fälschlicherweise kalte AC-Luft kam, in aller Ruhe mit Eintrittskarten und Tesafilm zuklebten. Diese Fahrt von zwölf Stunden nehmen eher wenige Touristen in Kauf, zumindest waren wir die einzigen Nicht-Asiaten an Bord. Selbst an der Raststätte konnten wir keinen Westler entdecken, auch wenn dort mit uns mindestens zehn Busse Halt gemacht hatten. Die Fahrt verlief friedlich, wir konnten einigermaßen gut schlafen (obwohl es kein VIP-Bus war, bei so wenig Touristen lohnt es sich nicht) und kamen morgens um 5:30h in Mawlamyaing an. Der Taxifahrer, der uns vom Busbahnhof zum Hotel brachte, hupte in aller Frühe die Angestellten samt Chef aus dem Schlaf und nachdem das Hotel-Gatter geöffnet war, durften wir eintreten. Etwas entschuldigend begrüßten wir die Mannschaft mit „Sorry, we are a little early“, woraufhin der an einen Orang-Utan aus dem Dschungelbuch erinnernde Chef nur „I know“ erwiderte. Er war ein lupenreiner Morgenmuffel und nachdem er sich zehn Minuten mit was auch immer beschäftigte, ließ er uns schließlich doch einchecken. Frühstück wurde übrigens jeden Morgen auf das Zimmer gebracht – allerdings irgendwann zwischen 7:30h und 9:00h. Dazu wurde laut an die Tür geklopft (egal, ob man noch schlief) und es gab immer dasselbe: In Öl getränktes Toast mit einer Eischicht verziert und dazu einen 50g-Haufen Zucker. Eine recht spezielle Praktik, aber mal etwas anderes.

Nach einer Rutsche Schlaf liehen wir uns Räder und erkundeten den an zwei Flüssen liegenden Ort, in dem sowohl George Orwell als auch Rudyard Kipling für ihre literarischen Werke Inspirationen fanden. Beide waren von der Stadt damals sehr angetan. Tatsächlich war es schön zu sehen, wie hier zwischen Kolonialbauten Moscheen, Hindu-Tempel, Kirchen und Pagoden (fast) gleichberechtigt ihren Platz finden (die Pagoden haben natürlich immer noch die Oberhand) und wie friedlich die Religionen nebeneinander ausgelebt werden. Andererseits suchten wir vergeblich den besonderen Charme, der diese Inspiration ermöglichte. Die Erklärung dafür erhielten wir an unserem Abfahrtstag, als wir einen seit 40 Jahren in Australien lebenden Burmesen, der in Mawlamyaing aufgewachsen war, trafen. Er erzählte uns von den pulsierenden Straßen, den unzähligen Waren, die von hier aus in alle Welt verschifft wurden und die Lebensfreude, die hier einmal geherrscht hatte. „Now I just see a dead city“ war sein abschließendes Urteil. Auch die politische und wirtschaftliche Öffnung von Burma seit 2010 habe seiner Ansicht nach nicht zu einer Veränderung geführt. Immer noch säßen die gleichen Generäle in den gleichen Positionen, Korruption grassiere und die Rechtsprechung existiere quasi nicht. Sein Eindruck deckte sich mit unserem von Mawlamyaing und es wird sich zeigen, ob die jüngere Generation noch einmal den Elan und Schwung zur Umgestaltung der Strukturen im Land aufbringen kann oder ob Burma in den kommenden Jahrzehnten in der jetzigen Lethargie mit ihren nicht wirklich gerecht gestalteten Bedingungen steckenbleibt.

Am zweiten Tag unseres Aufenthalts mieteten wir uns ein Moto (einen Benziner zu leihen, war hier im Gegensatz zu Bagan gar kein Problem), um ein bisschen die Umgebung kennenzulernen. Als erstes ging es auf eine kleine Pagode, die auf einem Karstfelsen gelegen war. Auch hier galt wie bei allen Heiligtümern in Burma: Schuhe aus! Also aus den Flipflops geschlüpft und an den Aufstieg gemacht. Es war kurz nach Mittag und die Sonne hatte ihre volle Kraft und so wurde das Kinderspiel „Der Boden ist Lava“ voller Ernst. Dunkle Steine hieß es zu meiden, aber auch helle Flächen waren teilweise zum Verbrennen heiß. So hasteten wir von Schatten zu Schatten. Am Ende musste Miri feststellen, dass der Buddhismus auch nur eine doofe frauenunterdrückende Religion ist. Der höchste Aufstieg blieb dem Weibsvolk mit einem deutlichen „NO“-Schild verwehrt. Bevor es wieder Richtung Hotel ging, besuchten wir noch einen riesigen, begehbaren liegenden Buddha und obwohl dieser noch nicht ganz fertig gestellt war, wurde schon am liegenden Nachbar gewerkelt. Im Inneren waren etliche Szenen aus der Unterwelt sehr anschaulich nachgestellt – etwas schräg das Ganze.

Abends gingen wir dann zu einem auf Tripadvisor empfohlenen Inder und obwohl wir in Burma wirklich an jeder Ecke essen und vieles von der Straße gekauft haben, holten wir uns hier in einem ordentlich ausschauenden Restaurant einen gesalzenen Reisedurchfall.