Obwohl der Bus komfortabel und sogar das Essen an der Raststätte umsonst und gut waren, hatten wir das Gefühl, dass die Fahrt ewig dauerte. Wir sind wohl etwas reisemüde geworden. Mit Sarah hatten wir das Reisetempo bisher aber auch wirklich hochgehalten. Am Busbahnhof angekommen, wollten uns einige Taxi-Schlepper verklickern, dass es keine weiterführenden öffentlichen Verkehrsmittel gibt, was uns doch sehr komisch vorkam. Nach einigem Suchen fanden wir dann auch die Nahverkehrs-Busse in die Stadt und auch einen, der uns direkt zur Khao San Road bringen würde. Sarah war ja das erste Mal in BKK und wir entschieden uns dafür, dass man dort mal in der Nähe genächtigt haben sollte. Also rein in den Bus und dann passierte erst einmal gar nichts. Nach gut 30 Minuten setzte sich der Bus endlich in Bewegung, um sich 50m weiter in eine Reihe Busse zu stellen, die alle vom Parkplatz herunterwollten. Hier passierte wieder gut 40 Minuten gar nichts, die ersten Passagiere (auch aus den anderen Bussen) stiegen schon wieder aus, als wir dann doch langsam anrollten und es endlich losging. Das eigentliche Problem ließ sich, wie so oft, nicht lokalisieren. Nun hatten wir nur noch eine Stunde Fahrt durch das durch Feierabendverkehr verstopfte Bangkok zu bewältigen.
Unser ausgesuchtes Hostel lag in einer Seitenstraße etwas abseits der Massen in einer Ecke, in der sich auch ein paar Jazzbars und Kneipen für Einheimische etabliert haben. Sarah verglich das Ganze treffend mit Pauli: Auf der Reeperbahn (Kaoh San Road) siehst du besoffene Touris, da gehst du einmal rüber, um dir das Spektakel anzuschauen, bleiben willst du aber nicht. Aber schon ein, zwei Straßen weiter können sich unbemerkt kleine Subkulturen ausleben und du findest fast immer ein nettes Plätzchen – so hielten wir es auch. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel gingen wir erstmal etwas essen, danach das Partyvolk anschauen, um anschließend vor einer kleinen Bar mit Livemusik und bunten Whiskey-Schaum-Cocktails den mitzwanzigjährigen Bangkokern beim Flirten zuzuschauen.
Am nächsten Tag ging es zum Weekendmarkt. Auch diesen muss man bei einem Besuch in Bangkok gesehen haben. Hier gibt es so ziemlich alles: Kleidung aller Art, Taschen, Souvenirs, Spielzeug, Lampen, Flaggen, Kräutersamen, Haustiere und vieles mehr. Es brauchte ein wenig Zeit, bis wir in den Shopping-Modus umschalten konnten, schließlich fand aber doch das ein oder andere Gut seinen Weg in unsere Einkaufstaschen. Die Zeit verging wie im Flug. (Oder frei nach Sarah: „Wie ist das denn passiert?“, was sie immer fragte, wenn auf einmal mehrere Stunden vergangen waren.) Weil Sarah sich für den nächsten Tag und ihren Nachhauseweg noch startklar machen musste, nahmen wir am späten Nachmittag den Bus zurück ins Hotel. Eine Abschiedsrunde Skat durfte vor dem Abendessen nicht fehlen, das wir in einem uns schon sehr lange bekannten Restaurant einnahmen, in dem sich immer einige thailändische Cops tummeln. Daher nennen wir es immer „Die Polizei“. Vielleicht war dies unser letzter Besuch dort, weil mehrere Schilder mit der Aufschrift „restaurant for rent“ ausgehängt waren. Mit ein paar Drinks in einer Kneipe bei uns ums Eck stießen wir dann noch auf Sarahs sehr schönen Besuch hier an.
Um 6h morgens sollte der Pick-up am nächsten Morgen Sarah vom Hotel abholen. Als um 6:15h immer noch kein Bus in Sicht war, rief unsere Rezeptionistin den Fahrer an, der laut eigener Auskunft fünf Minuten später ankommen wollte. Aus den fünf wurden fünfzehn Minuten und die gesamte Verspätung wollte der Fahrer wohl mit seiner wilden Tour bei 100km/h durch Bangkok wieder einholen, bei der sich die Dänin neben Sarah gleich mal übergeben musste. Sowohl für Sarah als auch für uns lief ab diesem Tag jedenfalls nur noch wenig nach Plan.
Nach einer Stunde Verspätung durfte Sarah endlich in ihren Flieger steigen. In Dubai angekommen hing sie dort aber für eine Nacht im Flughafenhotel fest. Sie erreichte somit Hamburg erst einen Tag später als geplant.
Nachdem wir ausgeschlafen hatten, suchten wir uns ein nettes Café, in dem wir drei Stunden frühstückten und uns ein Hostel in einem anderen Viertel von Bangkok suchten. Wie sich allerdings am nächsten Tag herausstellte, wurde während des Buchungsprozesses auf ein anderes Hotel mit ganz ähnlichem Namen verlinkt, war wir leider nicht bemerkten. Unser eigentliches Hotel wusste also bei unserer Ankunft nichts von einer Buchung und das versehentlich gebuchte Hotel lag zwar in der Nähe, war aber nicht annähernd so gemütlich wie „unser“ ursprüngliches. Wir mieteten uns dennoch erst einmal in das schönere Hotel ein und das Ganze wäre nicht so misslich gewesen, wenn wir die Internetbuchung nicht bereits bezahlt gehabt hätten. Paul klemmte sich also hinter das Telefon, versuchte, einen Verantwortlichen auszumachen, was bei den unterschiedlichen Akteuren (Bewertungsportal, Buchungsagentur, Hotel) gar nicht so einfach war, zumal jeder dem anderen den schwarzen Peter zuschieben wollte. Am Ende bekamen wir Dank der Kulanz des Hotels 2/3 des Preises zurück. Immerhin. Bei Hotels.com zu buchen, können wir in jedem Fall nicht empfehlen.
Danach sind wir zum Hauptbahnhof gefahren, um ein Nachtzug-Ticket nach Chiang Mai zu kaufen. Von dort aus wollten wir nach Burma. Allerdings hat sich das Wetter in den letzten Tagen im Süden Thailands nicht verbessert (die Thais verstehen den Dauerregen seit Anfang Januar selbst nicht mehr) und so haben etliche Touris ihre Route gen Norden geändert (ursprünglich wollten wir ja auch in den Süden). Für uns bedeutete das: Es gab für die nächsten sieben Tage kein Ticket zu buchen und wenn, dann nur in einer der unteren Sitzplatz-Klassen. Auch dieser Prozess lief also nicht wirklich nach unseren Vorstellungen. Somit änderten wir unsere Planung erneut und buchten für drei Tage später (mit einem Aufschlag von 100%) ein Ticket nach Koh Chang, eine Insel im Osten von Thailand mit garantiertem Sonnenschein. Sobald Sarah weg war, kehrte ein wenig das Chaos ein und wir haben kurz überlegt, ob wir sie nicht einfach schnell wiederholen – die Regengarantie, die allerdings auch mit ihrem Besuch zusammenhing, hat uns dann doch von allzu vorschnellem Handeln abgehalten.
In unserem neuen Viertel in Bangkok, Sukhumvit, fühlten wir uns sehr wohl. Hier konnten wir Metropole satt genießen. In den restlichen Tagen erkundeten wir zu Fuß die Malls in der Nähe, von denen eine wie ein Flughafen gestaltet ist, einen schönen Park und leckere Restaurants. (Wir durften ja nach Sarahs Abflug jetzt mal wieder spanische Tapas, argentinische Steaks und Burger anstatt local food satt essen.) Am Donnerstag brachen wir schließlich vor dem Wochenend-Run der Bangkoker zur Insel, zum Ozean und Strand auf.