Schlagwort: Markt

Bangkok III

Um 6:30am in Bangkok angekommen, machten wir uns mit der Metro Richtung unseres Appartements auf. Check-in war erst ab 10am möglich und so hatten wir uns vorher ein nettes Café in der Nähe von Metrostation und Appartement herausgesucht. 1,5km Fußmarsch später und ziemlich durchgeschwitzt (auch morgens ist es hier schon sehr warm) mussten wir feststellen, dass die Öffnungszeiten aus dem Netz nicht stimmten und das Café erst um 9:00am öffnen sollte. Das einzige Etablissement, welches zu dieser Uhrzeit in der Nähe schon geöffnet hatte, war das Frühstückscafé eines Nobelhotels, in dem wir sehr underdressed (in Reiseklamotten) und leicht müffelnd (seit gut 18 Stunden unterwegs) ein langes und ausgiebiges Frühstück einnahmen.

Das Appartement war wirklich schön, mit Wohnzimmer, kleiner Kochecke, Pool und Gym im Haus und super gelegen (5 Minuten zur Skytrain und Metro). Nach dem Frischmachen ging es erstmal zum Schneider (dieses Mal wollten auch wir mit Anzügen aus Asien wiederkommen) und danach einen Grundstock einkaufen. Auch wenn „westliche“ Lebensmittel sehr teuer sind (ein Glas Artischockenherzen kosten 8€), hatten wir Lust, uns endlich mal wieder eine Pasta wie zu Hause zuzubereiten. Der Abend wurde dann entsprechend mit selbstgekochten Nudeln und einer Flasche Wein auf dem kleinen Balkon verbracht.

Die restlichen Tage vergingen wie im Flug. Wir waren toll Essen (z.B. im „Gaggan“), viel shoppen (Weekend Market, Siam Center, MBK usw. usf.), in Bangkoks Art Center für Modern Art, führten ein Interview mit einem Menschenrechtler und sind zwischendurch ziellos durch die Stadt getigert. Plötzlich war es Dienstagabend und 6 Monate waren um! Es ging nochmal auf die Rooftopbar im Radisson Blu Hotel, um die tolle Zeit Revue passieren zu lassen. Eines ist sicher: Wir freuen uns auf Hamburg und trotzdem war die Zeit hier zu kurz. So bleibt ein weinendes und ein lachendes Auge und viele Erinnerungen, von denen wir noch lange zehren werden.

Bangkok I

Obwohl der Bus komfortabel und sogar das Essen an der Raststätte umsonst und gut waren, hatten wir das Gefühl, dass die Fahrt ewig dauerte. Wir sind wohl etwas reisemüde geworden. Mit Sarah hatten wir das Reisetempo bisher aber auch wirklich hochgehalten. Am Busbahnhof angekommen, wollten uns einige Taxi-Schlepper verklickern, dass es keine weiterführenden öffentlichen Verkehrsmittel gibt, was uns doch sehr komisch vorkam. Nach einigem Suchen fanden wir dann auch die Nahverkehrs-Busse in die Stadt und auch einen, der uns direkt zur Khao San Road bringen würde. Sarah war ja das erste Mal in BKK und wir entschieden uns dafür, dass man dort mal in der Nähe genächtigt haben sollte. Also rein in den Bus und dann passierte erst einmal gar nichts. Nach gut 30 Minuten setzte sich der Bus endlich in Bewegung, um sich 50m weiter in eine Reihe Busse zu stellen, die alle vom Parkplatz herunterwollten. Hier passierte wieder gut 40 Minuten gar nichts, die ersten Passagiere (auch aus den anderen Bussen) stiegen schon wieder aus, als wir dann doch langsam anrollten und es endlich losging. Das eigentliche Problem ließ sich, wie so oft, nicht lokalisieren. Nun hatten wir nur noch eine Stunde Fahrt durch das durch Feierabendverkehr verstopfte Bangkok zu bewältigen.

Unser ausgesuchtes Hostel lag in einer Seitenstraße etwas abseits der Massen in einer Ecke, in der sich auch ein paar Jazzbars und Kneipen für Einheimische etabliert haben. Sarah verglich das Ganze treffend mit Pauli: Auf der Reeperbahn (Kaoh San Road) siehst du besoffene Touris, da gehst du einmal rüber, um dir das Spektakel anzuschauen, bleiben willst du aber nicht. Aber schon ein, zwei Straßen weiter können sich unbemerkt kleine Subkulturen ausleben und du findest fast immer ein nettes Plätzchen – so hielten wir es auch. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel gingen wir erstmal etwas essen, danach das Partyvolk anschauen, um anschließend vor einer kleinen Bar mit Livemusik und bunten Whiskey-Schaum-Cocktails den mitzwanzigjährigen Bangkokern beim Flirten zuzuschauen.

Am nächsten Tag ging es zum Weekendmarkt. Auch diesen muss man bei einem Besuch in Bangkok gesehen haben. Hier gibt es so ziemlich alles: Kleidung aller Art, Taschen, Souvenirs, Spielzeug, Lampen, Flaggen, Kräutersamen, Haustiere und vieles mehr. Es brauchte ein wenig Zeit, bis wir in den Shopping-Modus umschalten konnten, schließlich fand aber doch das ein oder andere Gut seinen Weg in unsere Einkaufstaschen. Die Zeit verging wie im Flug. (Oder frei nach Sarah: „Wie ist das denn passiert?“, was sie immer fragte, wenn auf einmal mehrere Stunden vergangen waren.) Weil Sarah sich für den nächsten Tag und ihren Nachhauseweg noch startklar machen musste, nahmen wir am späten Nachmittag den Bus zurück ins Hotel. Eine Abschiedsrunde Skat durfte vor dem Abendessen nicht fehlen, das wir in einem uns schon sehr lange bekannten Restaurant einnahmen, in dem sich immer einige thailändische Cops tummeln. Daher nennen wir es immer „Die Polizei“. Vielleicht war dies unser letzter Besuch dort, weil mehrere Schilder mit der Aufschrift „restaurant for rent“ ausgehängt waren. Mit ein paar Drinks in einer Kneipe bei uns ums Eck stießen wir dann noch auf Sarahs sehr schönen Besuch hier an.

Um 6h morgens sollte der Pick-up am nächsten Morgen Sarah vom Hotel abholen. Als um 6:15h immer noch kein Bus in Sicht war, rief unsere Rezeptionistin den Fahrer an, der laut eigener Auskunft fünf Minuten später ankommen wollte. Aus den fünf wurden fünfzehn Minuten und die gesamte Verspätung wollte der Fahrer wohl mit seiner wilden Tour bei 100km/h durch Bangkok wieder einholen, bei der sich die Dänin neben Sarah gleich mal übergeben musste. Sowohl für Sarah als auch für uns lief ab diesem Tag jedenfalls nur noch wenig nach Plan.

Nach einer Stunde Verspätung durfte Sarah endlich in ihren Flieger steigen. In Dubai angekommen hing sie dort aber für eine Nacht im Flughafenhotel fest. Sie erreichte somit Hamburg erst einen Tag später als geplant.

Nachdem wir ausgeschlafen hatten, suchten wir uns ein nettes Café, in dem wir drei Stunden frühstückten und uns ein Hostel in einem anderen Viertel von Bangkok suchten. Wie sich allerdings am nächsten Tag herausstellte, wurde während des Buchungsprozesses auf ein anderes Hotel mit ganz ähnlichem Namen verlinkt, war wir leider nicht bemerkten. Unser eigentliches Hotel wusste also bei unserer Ankunft nichts von einer Buchung und das versehentlich gebuchte Hotel lag zwar in der Nähe, war aber nicht annähernd so gemütlich wie „unser“ ursprüngliches. Wir mieteten uns dennoch erst einmal in das schönere Hotel ein und das Ganze wäre nicht so misslich gewesen, wenn wir die Internetbuchung nicht bereits bezahlt gehabt hätten. Paul klemmte sich also hinter das Telefon, versuchte, einen Verantwortlichen auszumachen, was bei den unterschiedlichen Akteuren (Bewertungsportal, Buchungsagentur, Hotel) gar nicht so einfach war, zumal jeder dem anderen den schwarzen Peter zuschieben wollte. Am Ende bekamen wir Dank der Kulanz des Hotels 2/3 des Preises zurück. Immerhin. Bei Hotels.com zu buchen, können wir in jedem Fall nicht empfehlen.

Danach sind wir zum Hauptbahnhof gefahren, um ein Nachtzug-Ticket nach Chiang Mai zu kaufen. Von dort aus wollten wir nach Burma. Allerdings hat sich das Wetter in den letzten Tagen im Süden Thailands nicht verbessert (die Thais verstehen den Dauerregen seit Anfang Januar selbst nicht mehr) und so haben etliche Touris ihre Route gen Norden geändert (ursprünglich wollten wir ja auch in den Süden). Für uns bedeutete das: Es gab für die nächsten sieben Tage kein Ticket zu buchen und wenn, dann nur in einer der unteren Sitzplatz-Klassen. Auch dieser Prozess lief also nicht wirklich nach unseren Vorstellungen. Somit änderten wir unsere Planung erneut und buchten für drei Tage später (mit einem Aufschlag von 100%) ein Ticket nach Koh Chang, eine Insel im Osten von Thailand mit garantiertem Sonnenschein. Sobald Sarah weg war, kehrte ein wenig das Chaos ein und wir haben kurz überlegt, ob wir sie nicht einfach schnell wiederholen – die Regengarantie, die allerdings auch mit ihrem Besuch zusammenhing, hat uns dann doch von allzu vorschnellem Handeln abgehalten.

In unserem neuen Viertel in Bangkok, Sukhumvit, fühlten wir uns sehr wohl. Hier konnten wir Metropole satt genießen. In den restlichen Tagen erkundeten wir zu Fuß die Malls in der Nähe, von denen eine wie ein Flughafen gestaltet ist, einen schönen Park und leckere Restaurants. (Wir durften ja nach Sarahs Abflug jetzt mal wieder spanische Tapas, argentinische Steaks und Burger anstatt local food satt essen.) Am Donnerstag brachen wir schließlich vor dem Wochenend-Run der Bangkoker zur Insel, zum Ozean und Strand auf.

Chiang Rai

Die Fahrt von Chiang Kong nach Chiang Rai verlief problemlos und unspektakulär im Localbus, sodass wir drei Stunden später und 1€ ärmer entspannt aussteigen konnten. Die Busstation für die Regionalbusse liegt glücklicherweise direkt im Zentrum, also konnten wir uns zu Fuß auf die Suche nach einem Guesthouse machen. Nachdem wir ein gemütliches Hostel gefunden und eingecheckt hatten, bestand der Rest des Nachmittages größtenteils aus Entspannen und Essen. Als erstes sind wir auf den sonntäglichen local market spaziert und haben uns an diversen Foodstalls mit Dumplings, gegrillter Maniok-Wurzel mit Chillisoße, Spießen vom Grill und frisch geschnittenen Früchten den Bauch gefüllt. Danach wurde ein kleiner, gemütlicher Stadtbummel unternommen und im Zimmer ausgeruht, bevor es zum Abendessen zu einem leckeren Inder ging. Dort bekam man ein kleines Glöckchen auf den Tisch gestellt, mit dem man bimmeln konnte, sobald man den Kellner benötigte. Eigentlich sehr praktisch, allerdings kamen wir uns am Anfang ein bisschen komisch vor, so ca. 150 Jahre in die Kolonialzeit zurückversetzt. Am Nachbartisch machten allerdings die Einheimischen und ein paar Inder so exzessiven Gebrauch von der Klingel, dass unsere Scheu nach und nach schwand.

Für den nächsten Tag stand Dschungeltrekking auf dem Programm. Da wir wieder eine extra Tour ohne Elefantenstreicheln und Lang-Hals-Stämme buchen wollten, hatten wir einen privaten Guide. Am Ende gab es neben Dschungel noch Passagen über Bananen- und Ananasplantagen, Reisfelder und Bauerndörfer. Ein Highlight war die Sichtung einer Monokelcobra. Das Mittagessen wurde nach einem erfrischenden Bad ganz einsam an einem kleinen Fluss zu sich genommen und dabei schön im Schatten gedöst. Am Ende gab es noch Kaffee, Ananas und Hundestreicheln bei unserem Guide zu Hause. Auch wenn wir gerne etwas mehr Wald gehabt hätten, gab die Tour doch einen mannigfaltigen Einblick in die Natur und Agrarlandschaft rund um Chang Rai. Zum Abendbrot gingen wir in eines der typischen Thairestaurants: Nach allen Seiten offen, gekachelt, Plastik- oder Stahlrohr-Tische und -Stühle, Neonlicht und pekige Tischdecken. Alles in allem kein sagenhaftes Ambiente. Beim Essen fiel uns schon auf, dass drei Typen das Restaurant filmten, die Bedienung interviewten und Nahaufnahmen vom Essen machten. Als wir aufbrechen wollten, fingen sie Miri ab und es stellte sich heraus, dass sie vom südkoreanischen Fernsehen waren (behaupteten sie zumindest) und eine Reportage drehten. Miri wurde noch schnell zu ihrem Restaurantbesuch interviewt (dafür wurde sich bei Paul bedankt, vielleicht, weil er seine Frau ausgeliehen hatte) und versprochen, den Link zum Film zuzusenden. Dies erinnerte uns an Phnom Penh, als Paul auf der Straße angesprochen wurde und kurz als „Tourist“ bei Filmaufnahmen einsprang. Ob es sich bei den dort Filmenden um Studenten, Werbende oder nur Spaß-Treibende handelte, konnten wir damals ob dem begrenzten Englisch leider nicht herausfinden und auch einen Link zum Film haben wir nicht bekommen.

Am letzten Tag regnete es mal wieder, sodass wir erst lange frühstückten, Paul danach endlich Zeit für einen Friseur hatte und als der Regen nachgelassen hatte, mit einem Tuk-Tuk vor der Tür stand. Wir wollten das Black House, den White Tempel und Wat Huay Plakang besuchen. Am Ende regnete es aber wieder so stark und wir wurden beim Black House so nass, dass das White House ins Wasser viel. Zum Regen kam hinzu, dass nicht wirklich die Temperaturen herrschten, die hier um diese Jahreszeit eigentlich normal sind, und wir froren ziemlich doll. Langsam ist unser Heimweh auch vorbei und auf das Hamburgerwetter können wir gut verzichten. Im Hostel angekommen, brauchten wir also erst einmal eine warme Dusche und wir kuschelten uns etwas ins Bett, bevor es zum Abendessen ging. Dieses gab es bei einem netten, hutzeligen Thai-Ehepaar. Der Rotwein war natürlich „just finished“, aber die Longdrinks waren gut und günstig, die Currys sensationell, Melone, Nüsschen und immer ein freundliches Lächeln gab es aufs Haus.

Am nächsten Morgen wollten wir den Bus nach Sukhothai nehmen. Da man bei den Travelagencies teilweise 100% Aufschlag für Tickets bezahlt, war der Plan, diese vor der Abfahrt an der Fernbusstation vor den Toren der Stadt zu erwerben. Abfahrtzeiten sind teilweise schwer herauszubekommen, aber nachdem wir drei unterschiedliche Quellen gesichtet hatten, die übereinstimmend berichteten, die Busse gingen stündlich von 7:30h bis 10:30h, entschieden wir uns für den 8:30h-Bus. Pünktlich um 8:20h kamen wir am Busbahnhof an und mussten dann leider feststellen, dass die Busse um 8:30h und 9:30h gar nicht mehr fahren (obwohl sie sogar weiterhin auf den Abfahrtsterminal-Fernsehern angezeigt werden). Die Dame am Verkaufsschalter lachte sich gniggelig über uns. Am Ende vergingen die zwei Stunden Wartezeit bis zum 10:30h-Bus bei mehreren Runden Skat aber wie im Flug.

Da Lat

Die Nachtbusfahrt nach Da Lat hatte gut begonnen. Der Bus war verhältnismäßig leer, als wir Hoi An verließen, sodass wir uns die Plätze frei aussuchen konnten. Wie auf der ersten Busfahrt wurden wir um 22h aus dem Schlaf gerissen, um eine 40-minütige Pause einzulegen, in der der Busfahrer sich stärken konnte. Mit diesem Ritual haben wir uns mittlerweile abgefunden. Wir wollten uns dieses Mal in der „Pause“ auch etwas zu essen kaufen, weil wir aufgrund des sehr eng getakteten Zeitplans am Tag zuvor keine Gelegenheit mehr hatten, noch etwas zu essen. Bedauerlicherweise gab es ausgerechnet auf diesem Rastplatz tiefgekühlte Shrimps und Kekse in überdimensionierten Packungen, die definitiv zu groß waren für den doch recht knapp bemessenen Platz im Bus. Also sind wir ein bisschen hungrig in den Bus gestiegen, dafür aber mit geputzten Zähnen. Miri konnte recht schnell einschlafen, aber Paul lag leider fast die gesamte Fahrt über wach. So wurde er allerdings Zeuge von einem prächtigen Gewitterspiel am Nachthimmel über der Küstenstraße inklusive überschwemmter Straßen.

Um 4:30h erreichten wir Na Thrang, ein Badeort, der von Russen überschwemmt ist, wie man uns erzählte. Dort mussten wir in einen kleineren Bus umsteigen, der allerdings erst um 6:30h weiterfuhr. Als wir unser Gepäck aus dem Stauraum holten, stellten wir fest, dass sie Pauls Rucksack, der zwar einen Regenschutz hat, leider auf die falsche Seite gelegt haben und das Wasser der überschwemmten Straßen in den Gepäckraum geflossen ist. Mit dem Ergebnis, dass Pauls gesamter Rucksack nass war, inklusive der darin enthaltenen Klamotten. Der Schlafmangel hat nicht unbedingt zu seiner guten Laune beigetragen. Nach zwei Stunden wurden wir erfreulicherweise in einen kleinen Bus mit nur acht sehr geräumigen Sitzen gesetzt. Dieser führte uns über wilde Serpentinen und durch Wolkendecken auf das Hochplateau, auf dem auch Da Lat liegt. Die wilde Dschungellandschaft, Berge und Täler waren eine willkommene Abwechslung nach den vielen Strandtagen. Nachdem Pauls Rucksackinhalt ausgepackt und ein Großteil zum Waschen gebracht wurde, spazierten wir durch die idyllisch im Tal gelegene Stadt. Wir waren nun auf 1.500m Höhe, was einen merklichen Temperaturunterschied bedeutete, sodass wir tatsächlich in langärmeliger Kleidung herumliefen und nach den Regenschauern auch ein bisschen froren. Blöd für Paul, dessen warme Kleidung ihren ersten Urlaubseinsatz gehabt hätte, wäre sie nicht zum Waschen im Hotel geblieben. Der Temperaturabfall hielt uns aber nicht davon ab, das „Crazy House“ (ein architektonisches Zusammenspiel zwischen Gaudí und Hundertwasser) zu besichtigen und zu versuchen, die Bezeichnung Da Lats als „kleines Paris Vietnams“ nachzuvollziehen. Letzteres ist uns nicht ganz gelungen.

Am nächsten Tag fuhren wir mit „Mr. Rot“ auf eine im Internet hochgelobte „Secret Tour“ in die Berge. Nachdem wir 1,5h durch die Stadt gefahren sind, um auch die letzten Touris einzuladen, die erst 3 Stunden in der Stadt waren und noch spontan die Tour gebucht hatten, gab es das volle Programm: Grillenzucht inklusive gegrillter Grillen als Snack, Marktbesuch mit Erklärungen zu dem dargebotenen Essen und allgemeinen Angebot, Seidenproduktionsstätte (die Seidenraupen gehen danach als Nahrungsmittel nach Kambodscha und Laos), riesiger Wasserfall, Kaffeeplantage und ein Besuch in einem Nachbardorf, aus dem Mr. Rot kam. Diese Begegnung war allerdings von der besonderen Art, denn Mr. Rot wollte uns unbedingt die vietnamesische Minderheit, die in Bergen wohnt und derer er zugehörig ist, zeigen und bestand darauf, uns in eines der Häuser zu führen. Vor dem ersten wurden wir abgelehnt, die zweite Familie hat uns nach einigem lautstarken Diskutieren schließlich aufgenommen. Allerdings fühlten wir uns die gesamte Zeit sehr unwohl, weil wir zu zehnt die gesamte Hütte ausgefüllt haben und wir uns fragten, was wir da eigentlich machen. Die Familie zeigte uns, nach längerer Diskussion mit Mr. Rot, angeblich sehr altes Porzellan, verköstigte uns mit selbstgebranntem Wein (oder so etwas ähnlichem) und gegrillten Ratten, führte ihr Spinnrad und den Webstuhl vor und schrie uns und sich gegenseitig die gesamte Zeit an – die Lautstärke war dort für die Kommunikation normal. Wir waren ziemlich froh, als dieser Part der Tour vorbei war und wir sind uns immer noch nicht sicher, wie viel Theater darin steckte, 50% oder 90%. Zurück in Da Lat trafen wir andere Reisende, die auch die „Secret Tour“ gebucht hatten und von einer sehr ähnlichen Dramaturgie erzählten. Nun ja, wenn das alles ein Fake war, war es immerhin extrem gut gespielt, von allen Beteiligten. Unsere Gruppe war dafür sehr nett und so trafen wir uns abends noch in einer Bar auf ein Bier und tauschten uns über US-amerikanische und europäische Politik aus. Die Bar ist ähnlich aufgebaut wie das „Crazy House“ und kann niemals irgendwelchen Brandschutzbestimmungen, falls es diese hier gibt, entsprechen. Das war sehr nett und ein würdiger Abschied von Da Lat.

Am kommenden Tag ging es morgens früh um 7h mit dem local bus nach Saigon. Als wir an der Busstation ankamen, war dem Bus ein Hinterrad abgebaut worden und das, was wir für die Bremsscheibe hielten, wurde auf dem Boden „abgeschliffen“. Die Aussage: „Just ten minutes“ wurde zu unserem Erstaunen eingehalten und die Bremsen hielten auch in den steileren Abfahrten. Rolf wartete in Saigon schon auf uns. Er kam schneller vorwärts als geplant, weil die auf Googlemaps angezeigten Unterkünfte nicht wirklich existierten und so musste er seine Tagesstrecken verlängern, um dann auch an Orten anzukommen, in denen er auch übernachten konnte.

 

Hoi An

In Hoi An war in der Woche, bevor wir ankamen, sehr schlechtes Wetter mit Sturm und Regen. Laut Vorhersage sollte sich dies aber ändern und es hieß, dass es richtig heiß werde. Also buchten wir noch während wir in Hue unseren Kaffee schlürften und auf den Bus warteten, ein Hotel mit Pool. Rolf, der schon wieder on tour war, wurde der Standort per Hangout mitgeteilt. Da wir nicht nur später los sind als Rolf, sondern der Bus noch einen Umweg über Da Nang fuhr, um dort in kleinen und kleinsten Straßen im Feierabendverkehr Leute abzusetzen, saßen wir noch lange im Bus, als von Rolf schon die Nachricht kam: “Happy Hour, 2 für 1, sitze mit Long Island am Pool“. Dafür konnten wir uns wenigstens beim Durchqueren die in den letzten fünf Jahren am meisten gewachsene Stadt Da Nang anschauen: Sehr aufgeräumt, sehr westlich und mit muscle beach im Miami-Style.

Als wir dann endlich ankamen, sind wir auch direkt in die Badesachen und den Pool gehüpft, dann aber schleunigst losspaziert, denn der Magen knurrte. Heute durfte es auch mal etwas Deftigeres sein und zufällig stolperten wir über ein etwas gehobeneres Grillrestaurant. Für Miri gab es sogar eine Gemüsegrillplatte, Paul und Rolf mussten das Beef Brisket aus dem original vietnamesischen Räucherofen probieren und Grischa gönnte sich ein Glas Wein, bei dem die Qualität leider nicht mit dem Preis mithalten konnte.

Nach der ganzen Kultur und Geschichte in Tam Coc und Hue haben wir uns in Hoi An stark dem Relaxen gewidmet. Am ersten Morgen ging es nach dem obligatorischen Bad im Pool mal wieder mit geliehenen „Single-Speeds“ erst zum Divecenter, wo wir leider feststellen mussten, dass die Saison aufgrund von schlechten Bedingungen (um genau zu sein: eigentlich, aber dazu später mehr) beendet ist, und dann zum Strand. Wir haben herrlich bei ein paar Bier entspannt und uns in der zum Nachmittag aufkommenden, heftigen Brandung ausgetobt und von ihr durchschütteln lassen. Da Rolf uns am nächsten Tag schon wieder verlassen musste (ihn sehen wir erst in Saigon wieder), gingen wir danach noch ordentlich einen heben (Buy 4 cocktails, get 4 cocktails for free and a Shisha and a bottle of Wodka).

Der nächste Tag startete entsprechend langsam, aber Rolf schaffte wirklich noch den Absprung und machte sich gegen 14h auf den Weg. Wir brachen erst am späten Nachmittag zur Nahrungssuche auf und endeten mal wieder in einem local food store mit nur einem Gericht. So kann dann wenigstens keiner neidisch auf das Essen der anderen sein. Zum Abschluss bestellte sich Miri noch etwas Pudding-Ähnliches am Stand gegenüber. Als die Verkäuferin fragte, ob Miri auch Kaffee möchte, bejahte sie dies freudig, nur um zu sehen, wie kalter Kaffee auf ihren Pudding gegossen wurde. Andere Länder, andere Sitten. Danach schlenderten wir durch die unglaublich touristische, aber auch hübsche und mit unzähligen Lampions dekorierte Altstadt von Hoi An und waren sehr angetan von der Fußgängerzone (!): endlich mal wieder schlendern, ohne das permanente Gehupe. Dabei ging es zufällig wieder am Divecenter vorbei, wo nun eine Ausfahrt in 2 Tagen angekündigt wurde; allerdings war ein Verantwortlicher erst am nächsten Tag gegen 11:00h zu sprechen. Abends ereilte uns ein kleiner Schock, weil Paul plötzlich sehr starke Schmerzen im Brustbein hatte, die wellenartig kamen und sich in den Rücken ausdehnten. Nach 15 Minuten wurde das Ganze langsam besser und wir gehen mittlerweile davon aus, dass die Ursache ein eingeklemmter Nerv war. Trotzdem haben wir es an diesem Abend sehr ruhig angehen lassen.

Am nächsten Morgen wurde die Tauchfahrt gebucht, ein weiterer Strandtag eingelegt, noch einmal der Markt besucht und eine Menge einheimischer Kram probiert. Dann ging es schnell ins Hotel, da wir am nächsten Tag einen engen Zeitplan hatten. 7:00h Frühstück fassen, 8:00h auschecken, 8:15h abholen zum Tauchen, gegen 17:00h zurück sein im Hotel und um 17:30h Start des Nachtbusses nach Da Lat. Beim Packen viel Paul auf, dass Da Lat in 1500 Metern Höhe liegt und bei etwas konservativer Einstellung nach Wiederholungstauchgängen eine 24-Stunden-Frist verstreichen muss, bevor man sich in größere Höhen begibt, um keine Dekompressionskrankheit zu riskieren. Also Tauchgang in Schnorcheltag umgebucht, wenigstens konnten wir so unsere Unterwasserkamera ausprobieren. Es war dennoch wirklich toll, auch wenn wir den Blasen der Taucher bei deren Abstieg etwas wehmütig hinterher geschaut haben. Es werden sich aber noch genug Gelegenheiten zum Tauchen, ganz ohne Stress, bieten. Den Stress hatten wir auch so, weil der Fahrer uns nach dem Schnorcheln (bei einem Zeitpuffer von 10 Minuten) zum falschen Hotel gefahren hatte. Als wir dann endlich bei unserem ankamen, stand der Nachtbus schon davor – 20 Minuten zu früh. Die Fahrt nach Da Lat war leider auch nicht so entspannt wie die nach Hue, dazu dann mehr beim nächsten Mal (gut angekommen sind wir aber).

Hong Kong – Kowloon

Auf dem Weg mit dem Bus vom Flughafen zu unserer ersten Unterkunft in Hong Kong, direkt neben der MTR-Station Tsim Sha Tsui (TST) gelegen, vergehen die ersten 30 Minuten wie im Flug und recht unspektakulär. Ein bisschen wie Finkenwerder: nix zu sehen, außer ein paar Containern. Dann wird der Verkehr dichter und auf der Nathan Road stockt es – endlich wieder Großstadtfeeling (nach 12 Stunden Flug). Nachdem sich dann aber 10 Minuten nix mehr bewegt (so wirklich nix), hatten wir uns an den umliegenden Hochhäusern satt gesehen und mal nachgeschaut (WLAN im Nahverkehrsbus – hallo DB -), wie lange der Fußweg zum Hostel noch ist. Google sagt 15 Minuten und Miri nimmt das Ganze mal in die Hand. Der Busfahrer lässt uns zwischen zwei Stationen raus und 50% der Passagiere hüpfen auch aus dem Bus und setzen mit uns den Weg zu Fuß fort. Und warum geht nichts mehr? Bus gegen Taxi, nur leichter Blechschaden, warten bis die Polizei kommt -> Komplettsperrung Richtung Süden.

Unser Hostel (Urban Pack) wird ohne Probleme eingenommen, außer dass wir (trotz Reservierung seit Ende Juni) nach dem zweiten Tag das Zimmer wechseln müssen („Sorry, overbooked“). Das erste Zimmer ist mit gut 7qm (inkl. Bad) ausreichend, wir wollen ja HK erkunden und nur für eine kurze Nachtruhe auf das Zimmer. Dass beim zweiten Zimmer Dusche und Toilette geteilt werden ist ja kein Problem, dass es kein Fenster gibt, stört, vor allen Dingen Paul, dann schon eher.

Nachdem wir in den letzten Urlauben in Asien meistens uns bekannte Orte aufgesucht haben, war Hong Kong mal wieder etwas ganz Neues und auch wenn ein Sprichwort sagt: „Vorbereitung ist alles“, ist diese angenehme Planlosigkeit etwas ganz besonderes: Dieses „das hätte man ja auch mal nachlesen können“ und das sich einfach wieder mal in einer unbekannten Stadt treiben zu lassen, egal wohin, wenn man es zulässt.

Definitiv gewöhnen mussten wir uns an die Hochhäuser mit unterschiedlichsten Einrichtungen unter einem Dach: 1. Stock Büros, 2. Stock Wohnungen, 3. /7. / 12. Stock je 3 Zimmer eines Hostels, zwischendurch Massagesalon oder Restaurants. Aber davon darf man sich nicht abschrecken lassen. Am ersten Abend sind wir also gleich in ein Hochhaus, an dem auf einem kleinen Schild ein vegetarisches Restaurant beworben wurde. Im Fahrstuhl haben wir das entsprechende Stockwerk ausgewählt und wollten uns eigentlich erst einmal ein Bild von der Location machen. Denkste: Der Fahrstuhl öffnet sich und man steht direkt im Gastraum. Bis der Fahrstuhl wieder vorbeikommt, dauert es… Das Essen war dann aber gut. Dass es allerdings kein Bier (generell kein Alkohol) gab, hatten wir übersehen. Dafür entschädigte die Grüne-Tee-Flat.

Am ersten Tag sind wir erst einmal losgeschlendert und haben so relaxt und angekommen ausgesehen, dass wir von anderen Touris nach dem Weg gefragt worden sind.  Wir haben uns dann langsam Richtung Promenade orientiert, um uns die Skyline von Hong Kong Island anzuschauen. Trotz des Smogs konnte man erahnen was sich hier, insbesondere abends, für spektakuläre Bilder bieten. Auf dem Rückweg mussten wir dann doch kurz im Chungking Mansion reinschauen. Nachdem wir erfolgreich etliche Mitschnacker abgewehrt hatten, haben wir uns dann entschlossen bei einem etwas schäbigen 4-Plätze-Inder unser Mittag einzunehmen.  Die Wahl stellte sich als richtig heraus. Das Essen mundete und neben uns wurde ein ganzer Fisch mit Reis serviert und statt Besteck ein Plastikhandschuh gereicht, ein sehr authentischer Inder also. Wir selbst haben allerdings doch Stäbchen bekommen. Am Nachmittag ging es dann zu Fuß über verschlungende Wege durch den Großstadtdschungel von der Prinz Edward Station Richtung Süden zu unserem Hostel. Vorbei an der Zierfischmeile, durch einen Park, in dem der geneigte Hong Konger seinem Stubenvogel etwas Frischluft zumutet (sofern man in Hong Kong von frischer Luft reden kann), über einen, in keiner asiatischen Großstadt fehlenden, Krims-Krams-Klamotten-Markt, wo von gefälschten Taschen über Minion-USB-Sticks hin zu Lego alles verkauft wird. Dort haben wir dann auch zugeschlagen: Zahnbürstenhalter (siehe Foto), iPod-Mini Aufladekabel (defekt), Batterien für die Aktivbox (nutzlos da iPod leer). Als wir endlich einen Foodstall-Imbiss gefunden hatten, haben wir uns auf ein Bier (und jede Menge Knoblauchshrimps für Paul) niedergelassen. Zack, war die Sonne untergegangen. Also noch schnell den Nightmarket mitgenommen, der vom Sortiment her allerdings dem Krims-Krams-Klamotten-Markt doch sehr ähnelte. Allerdings gab es zwei extra Sektionen: einmal Wahrsagerinnen (brauchen wir nicht, die nächsten 6 Monate werden eh grandios) und einmal Sextoys (als Hamburger ist man von der Reeperbahn dennoch eine größere Auswahl gewohnt). Also haben wir unser Geld lieber in 2 Dosen Bier investiert und uns in den Kowloon Park gesetzt. Auf dem Zimmer wollten wir noch kurz scrabbeln, was allerdings nach dem ersten Zug erst mal pausiert werden musste, da Paul alle Buchstaben losgeworden ist und das Ganze der Mitspielerin so nicht wirklich Spaß macht (aber natürlich wird das Spiel fortgesetzt).

Am nächsten Tag wurde ausgeschlafen, das Zimmer gewechselt und noch einmal Richtung Promenade aufgebrochen. Ein heftiges Gewitter hatte den Smog in der Nacht vertrieben und so konnten wir einen unvernebelten Ausblick auf die Skyline genießen. Dort angekommen, wunderten wir uns über die vielen leeren Stative auf der Promenade, bis uns klar wurde, dass sich hier schon die besten Fotoplätze für das große Feuerwerk am Abend gesichert wurden (welches in gut 9 Stunden beginnen sollte). Dieses ließen wir uns um 9pm natürlich auch nicht entgehen und wurden mit einem wirklichen Spektakel zu Ehren des China National Days inklusive für Autos abgesperrte Straßen belohnt.

Heute sind wir dann in ein anderes Hotel auf Hong Kong Island aufgebrochen, aber davon berichten wir nächstes Mal.