Inle Lake

Wieder stand uns eine Nachtbusfahrt bevor und wir waren eigentlich auch guter Dinge. Wir hatten keine der beiden im Internet gelobten Premiumanbieter gewählt, sondern der Empfehlung unseres Hoteliers geglaubt, dass außer dem Preis kein großer Unterschied zwischen den Bussen besteht. Im Prinzip hat er damit wahrscheinlich recht, nur wurden wir leider auf die „Hundeplätze“ gebucht, ganz hinten über dem Motor, was folgende Nachteile hatte: Die Rückenlehnen konnten nicht ordentlich nach hinten gestellt werden, die Rückenlehnen der Vorderleute allerdings schon und da man (aufgrund des Motors) etwas erhöht saß, gab es keine Beinfreiheit, es schaukelte ganz ordentlich und der Motor brummte, was das Zeug hielt.

Nach einer entsprechend anstrengenden Nacht kamen wir gegen 6am in Nyaung Shwe an und stiegen aus dem mal wieder viel zu sehr heruntergekühlten Bus in Vorfreude auf einen lauen Morgen. Denkste – hier auf fast 1.000m ist es nachts und besonders morgens empfindlich kalt (6-7°C). Mäßig gut gelaunt machten wir uns auf den, wenigstens kurzen Weg, Richtung des vorher gebuchten Guesthouses. Zu unserer Überraschung war die Rezeption besetzt, es wurde gutes englisch gesprochen und wir konnten unser Zimmer sofort beziehen (eigentlich war Check-In erst ab 2pm). So gönnten wir uns erst einmal noch eine Mütze Schlaf, bevor es auf Tour ging.

Gegen 10am machten wir uns auf die Suche nach einem Frühstück und wurden bei einem Franzosen fündig. Es gab extrem leckere selbstgemachte (Schoko-)Croissants und gegenüber befand sich ein Shop, der hervorragende Mountainbikes verlieh. Eigentlich wollten wir einen ganz ruhigen Tag machen, entschieden uns dann aber spontan für einen Biketrip. Wir wählten keine der Touren um den See, sondern fuhren einfach immer gen Osten, Richtung Berge. Die Straßen wurden kleiner, dann zu Wegen und dann zu Trampelpfaden, ab und an musste das Rad getragen werden. Irgendwann hatten wir keine Lust mehr auf Bergauf und versuchten es Richtung Süden. Dabei war das Ziel, möglichst wenig Höhe zu verlieren und möglichst selten in Sackgassen zu enden. Kurz vor der totalen Erschöpfung ging es dann den Berg runter zum See, an dem eine asphaltierte Straße zurück in unserem Ort führte. Erschöpft aber glücklich gaben wir gegen 5pm die Räder zurück, gönnten uns eine Dusche, um Dreck, Schweiß und 4 Schichten Sonnencreme der letzten 36 Stunden loszuwerden und fielen nach dem Essen direkt ins Bett. Zwischendurch unterhielten wir regen Mailverkehr mit Volker und Veronika. Unsere Wege kreuzten sich auf dieser Reise hier erneut, wenn wohl auch das letzte Mal in Asien, ein Wiedersehen gibt es dann in Hamburg, und wir wollten die beiden gerne noch treffen. Leider lagen unsere Unterkünfte nicht nur genau auf den gegenüberliegenden Seiten des Sees, sondern das Hotel der beiden befand sich noch mitten auf dem See auf Stelzen. Im Dunkeln wird allerdings der tagsüber rege Verkehr auf dem Gewässer eingestellt, es ist einfach zu gefährlich. Ein Abendessen war deswegen unmöglich. Da wir am nächsten Tag aber sowieso eine private Bootstour geplant hatten, organisierten wir eine Mittagspause in dem Hotel von den beiden.

Um wenigstens ein bisschen länger schlafen zu können, verzichteten wir darauf, den Sonnenaufgang vom Boot aus zu beobachten und taten dies stattdessen beim Frühstück von der Dachterrasse unseres Hotels.

In einem Longtailboot ging es dann mit zwei burmesischen Bootsmännern, die nicht älter als 15 waren und kein Wort englisch sprachen, auf den See. Das einzige, was wir von der Tour wussten, war, dass wir gegen 12:00h mittags bei Volker und Veronikas Hotel sein wollten (das hatte die Rezeptionistin den beiden „Kapitänen“ noch erklärt) und es am Ende den Sonnenuntergang geben sollte. So war die Fahrt eine kleine Wundertüte. Natürlich waren neben Tempeln (in einem sind durch die Tradition, Blattgold auf die Buddha-Statuen zu kleben, einfach nur noch fünf goldene Blobs zu sehen) auch die obligatorischen Besuche bei Webereien, Schmuckschmieden etc. dabei. Da es aber keinen Druck gab, etwas zu kaufen und es, besonders beim Schmuckschmied, auch interessant war, war dies nicht so schlimm.

Das Mittagessen mit Volker und Veronika war so unterhaltsam, dass wir dann keine Zeit mehr für den Sprung in den Hotelpool der beiden hatten. Aber eine gute Unterhaltung ist ja auch oft erfrischender als ein Bad.

Auf dem Rückweg ging es durch ein paar Dörfer und vorbei an schwimmenden Gärten. Auf Bambus und Elefantengras werden mitten auf dem See bevorzugt Tomaten angebaut. Wir legten auch kurz an einem „Feld“ an und unser Schiffsführer gab uns zu verstehen, wir sollten auch mal einen Fuß auf die Konstruktion setzen. Es war lustig, den sich bewegenden Boden unter den Füßen zu haben, leider ist dieser aber nicht auf zwei dicke Westler ausgelegt, sodass wir dann doch schnell ins Boot zurück hüpfen mussten und trotzdem nasse Socken bekamen.

Am Ende gab es noch einen beeindruckenden Sonnenuntergang mit ein paar posenden Fischern (die dafür natürlich auch einen Obolus erwarteten). Als wir anlandeten, zog uns ein Duft von frischem Brot in die Nase. Wir waren direkt neben einer „Bäckerei“ abgesetzt worden und stärkten uns für unseren Gang ins Hotel mit zwei kleinen ofenwarmen Laibern.

Nach dem anstrengenden Tag wollten wir uns nur kurz frisch machen und nach einem schnellen Essen ab ins Bett. Auf dem Weg in unser Hotel liefen wir aber Chris und Kasha über den Weg, ein polnisch-amerikanisches Urlaubspärchen, das wir in Yangon beim Hotelfrühstück kennengelernt hatten. So wurde der Abend doch wieder länger, aber auch lustig mit deutschen, englischen und polnischen Zungenbrechern. Am nächsten Tag schliefen wir aus, machten Orgakram und hatten noch ein ausgedehntes Mittagessen mit Chris und Kasha, bevor es wieder in einen Nachtbus ging. Diesmal haben wir uns für ein Premium-Unternehmen entschieden. Ob sich das gelohnt hat, wird im nächsten Beitrag berichtet.

Yangon

Da wir die Fahrt rechtzeitig und selbst gebucht hatten, bekamen wir die Premiumplätze im Doppeldeckerbus oben ganz vorne. So hatte man nicht nur eine tolle Aussicht, sondern konnte die Beine auch komplett ausstrecken. Außerdem hatten wir uns für das VIP-Gefährt entschieden mit nur drei Plätzen pro Reihe und entsprechend breiten Sitzen. Einer geruhsamen Nacht stand so eigentlich nichts im Wege. Nach 2 Folgen „Westworld“ sind wir dann auch friedlich eingeschlummert. Das erste Mal geweckt wurden wir, als Miri von einem ca. 4-Jährigen beklettert wurde. Dieser hielt sie wohl für seine Mutter und bekam erst einmal große Augen als er sein Missverständnis erkannte. Leider suchte er danach nicht nach seinem richtigen Platz, sondern blieb neben unseren Sitzen stehen, schaute uns verwirrt an und begann zu weinen. Miri machte sich zusammen mit ihm dann auf die Suche und fand nach einigem Hin und Her auch die richtige Reihe. Nachdem wir uns wieder eingepackt hatten (auch im VIP-Nachtbus laufen die Klimaanlagen unerbittlich) und auch im Land der Träume entschwunden waren, erfolgte die nächste Unterbrechung: nächtliche Passkontrolle an einem Polizei-Checkpoint. Davon gab es dann eine weitere Stunde später noch einen Nachschlag. Was es mit den Passkontrollen auf sich hatte, wissen wir nicht, bisher haben wir so etwas in Thailand noch nicht erlebt.

Trotzdem erreichten wir die Grenze einigermaßen ausgeruht gegen 6h morgens. Der Grenzübergang war schon offen und es herrschte eine ganz eigene Stimmung. Dieser Übergang wird nicht sehr stark von Touristen frequentiert, sondern dient eher dem Handel. Erste Wägelchen wurden schon durchs Niemandsland geschoben, wobei man sich vorstellen konnte, was hier 2-3 Stunden später normalerweise los ist und trotzdem konnten wir hier noch die Ruhe genießen. Die Grenzbeamten waren die freundlichsten, die wir je erlebt haben. Es wurde gelächelt, sich entschuldigt, dass es etwas länger dauert (die Technik war nicht die neuste), sich für den Besuch bedankt und eine wundervolle Reise gewünscht.

Unsere Weiterfahrt hatten wir schon im Internet gebucht (was höchst erstaunlich ist, da wir eine Buchung von Busfahrten im Internet bisher in keinem anderen Land zustande gebracht haben – von wegen rückständiger burmesischer Tourismus) und so hatten wir in den anschließenden drei Stunden Zeit, das Grenzörtchen zu bewandern und zu bewundern. Die Freundlichkeit und Ruhe nahmen uns sofort in ihren Bann. Da wir so früh on tour waren, konnten wir sogar noch die Mönche bei ihrem Bettelgang beobachten.

Die nächste Etappe verlief, in einem erstaunlich guten Bus, unterbrochen von mehreren Passkontrollen ereignisarm. Als wir dann endlich nach guten 24 Stunden on the road bei unserem Hotel in Yangon ankamen, mussten wir leider feststellen, dass Paul erst für den nächsten Tag gebucht hatte und alle Zimmer belegt waren. Diese Nachtfahrten machen einen ganz kirre. Alles aber halb so schlimm, ein bisschen edler und ein bisschen teurer stiegen wir dann eine Straße weiter für eine Nacht ab.

Yangon ist eine pulsierende Metropole. Wir hielten uns die meiste Zeit in Downtown auf, da die Zeit einfach nicht reicht, um die ganze 4,5 Millionen-Einwohner-Stadt zu erkunden, aber auch hier haben wir die unterschiedlichsten Eindrücke gesammelt.

Das Streetfood ist unglaublich abwechslungsreich, lecker und günstig. So günstig, dass man schnell das Verhältnis verliert. Miri überlegte nach dem Kauf von ein paar gebratenen Wachteleiern, ob 100 Kyat (0,07€) pro Stück nicht zu teuer sind – seitdem wird nun alles in Wachteleier umgerechnet – und der gleiche Preis wird (auf der Straße) für Samosas und andere unterschiedlich gefüllte Teigwaren aufgerufen. Streetfood gibt es in Downtown alle zehn Meter, auch hat man das Gefühl, die ganze Straße (zumindest in Chinatown) ist ein einziger (Gemüse-)Markt, überall werden die Waren – ausgebreitet auf Decken – feilgeboten. Abends stolperten wir bei einem Verdauungsbummel über eine chinesische Löwentanz-Performance. Erst verschwand der „Löwe“ (zwei Burmesen in einem Löwen/Drachenkostüm) unter großem Trara in einem Hauseingang und kam nicht wieder heraus. Ein einheimischer schickte uns dann per Handzeichen einmal um den Block, wo das eigentliche Spektakel stadtfand. Der „Löwe“ hüpfte und tanzte dabei, begleitet und abgestimmt zu Live-„Musik“, unter artistischen Einlagen auf extra aufgestellten Pfählen umher. Leider war nur das Handy zur Hand, ein Foto mussten wir damit dennoch machen.

Natürlich durfte auch ein Besuch der Shwedagon Stupa nicht fehlen. Diese Stupa ist im Zentrum auf einem Hügel gelegen und kann fast von der ganzen Stadt aus gesehen werden. Der Bau ist beeindruckend (erst Recht, wenn man die Zahlen des verarbeiteten Goldes je nach Angabe zwischen 9 und 60 Tonnen hört, was mehr als die offiziellen Goldreserven Myanmars sind) und der Besuch hat sich gelohnt. Ein Highlight für Miri war, dass hier Gleichberechtigung herrscht und auch Männer mit kurzen Hosen nicht zugelassen sind (sonst treffen die strengen Kleidervorschriften meist nur Frauen). Paul ist jetzt stolzer Besitzer eines traditionellen burmesischen Männerrockes.

Am letzten Tag, unser Nachtbus ging erst um 19h, erkundeten wir nochmal das Hafenviertel. Dies ist touristisch nicht erschlossen, aber für uns als echte Hamburger natürlich ein Muss!

Und sonst noch: Endlich wurde, bei einem Bummel durch den Park, Paul auch mal auf ein Foto gebeten und er posierte stolz zwischen zwei Burmesen. Als er gerade dabei war, Miri darzulegen, dass er jetzt wohl das Fotomodell ist, kamen über die Wiese drei Mädels angerannt, um Fotos mit Miri zu ergattern. Es wurde eine richtige Session gemacht (bis der Handyspeicher voll war) und, ganz untypisch für die eigentlich zurückhaltenden Burmesen, laut lachend mit vor Freude gereckten Armen nach erfolgreicher Fotojagd von dannen gezogen.

Beim Besuch in der etwas heruntergekommenen „Happy World“, die ein wenig an schlechte Horrorfilme erinnerte, wovon wir uns aber nicht irritieren ließen, absolvierten wir zur Freude der einheimischen Jugend mehr oder weniger erfolgreich Dosenwerfen, Hau den Lukas und andere jahrmarkttypische Aktivitäten. Am Ende sprangen ein Kamm und ein Haarreifen für Miri heraus.

Bangkok II

Aus unterschiedlichen Ecken haben wir jetzt vernommen, dass zwar die Natur und Kultur in unseren Berichten und Fotos Anklang finden, aber den Großstädten nichts abgewonnen werden kann. Aufgrund des Verkehrs können wir das durchaus nachvollziehen, aber wir genießen die Zeit in den Metropolen immer sehr und sind glücklich, dann vom Großstadt-Flair umgeben zu sein. Vielleicht kann ja dieser Eintrag den einen oder anderen ein bisschen umstimmen, aber möglicherweise ist dafür auch das eigene Erleben notwendig.

Abends in Bangkok angekommen, ließen wir uns am Hauptbahnhof aus dem Bus schmeißen und fuhren mit der Metro zu unserer Unterkunft. Dieses Mal hatten wir uns ein Appartement mit Küchennische gemietet und das war: herrlich. Einfach mal wieder selbst Frühstück zubereiten oder eine banale Brotzeit kredenzen (zwar mit Käse, der nicht im Ansatz so gut ist wie in Europa, aber immerhin). Wir fühlten uns ganz schnell sehr heimisch. Auf dem Fußweg dorthin stolperten wir an dem Restaurant „El Mercado“ vorbei, das wir nach Abladung unserer Rucksäcke gleich aufsuchten. Bei Cidre, Käse und Wurst war das ein schöner Willkommensabend in Bangkok.

Unser zweiter Aufenthalt in Thailands Hauptstadt war tatsächlich von so etwas wie Alltag geprägt. Supermarkt-Einkäufe, Videoabend, Pizzabestellung oder Organisatorisches im Appartement erledigen standen auf dem Plan. Und weil wir jetzt schon fast assimiliert waren, und uns niemand ein Bus-, sondern nur Flugtickets nach Burma verkaufen wollte, besorgten wir unser Ticket wie alle anderen Bangkoker direkt an der Busstation, 45 Minuten außerhalb der Stadt. Per Metro und Boot (à la HVV-Fähre den Fluss Chao Phraya entlang) machten wir in Chinatown Halt und wurden Zeugen von den Verbrennungsritualen der Chinesen an ihrem New Year’s Day, der zu dieser Zeit stattfand. Schon als wir aus der Metro stiegen, fiel uns auf, dass es sehr verbrannt roch und nicht etwa nach grillen, wie durch die überall verbreiteten Foodstalls üblich. Für die Verstorbenen werden sämtliche Dinge verbrannt, die ihnen in ihrer Welt Glück, Wohlstand, Liebe oder was auch immer bringen sollen. Dafür werden kleine Autos, Hemden, Schmuck oder Geld aus Papier gekauft und angezündet. Chinatown war durch die zahlreichen Tonnen (oder wahlweise auf die Seite gelegten Waschmaschinentrommeln), die an jeder Ecke standen und rauchten, in eine ganz besondere Stimmung inklusive dem damit verbundenen Duft gehüllt.

Auf dem Rückweg von der quirligen und trubeligen Busstation liefen wir durch den riesigen Chatuchak-Park, wo es tatsächlich sehr ruhig war – eine angenehme Abwechslung zum sonstigen Bangkoker Verkehrs-Wahnsinn. Hier wurden wir Zeuge des allabendlichen Königshuldigungsrituals: Auf einmal schallte aus den überall installierten Lautsprechern die Königshymne und alle Personen verharrten sofort in ihren Bewegungen. Die Jogger blieben stehen, die Radfahrer stiegen ab und wenn jemand gerade sein Picknick einpackte, wurde die Tätigkeit unterbrochen und es galt stillzustehen. Ein wenig wie ein umgekehrter Stopp-Tanz, allerdings nach nur einem Durchgang bereits beendet. Überrascht wurden wir dann noch von einer Mail von Volker und Veronika, die beide an dem Nachmittag in Bangkok zwischengelandet waren, um nach Burma weiterzureisen. Sie fragten an, ob wir spontan (und innerhalb von einer sportlichen Stunde) mit ihnen essen wollten. Wir sagten zu, mussten nur aufgrund der Distanzen, die dafür zurückzulegen waren, von einer Stunde auf zwei verlängern, aber auch das war für die beiden kein Problem. Also schnell zurück zum Appartement (was etwas länger dauerte bei nur zwei Fahrkartenschaltern und damit zwölf Minuten Wartezeit bis zum Ticket – in einer Bangkoker Metrostation einfach zu wenig), kurz unter die Dusche und zurück in den Skytrain zu einem süßen Restaurant am Fluss, wo wir schließlich aufeinandertrafen. Das Essen war sehr lecker (Paul konnte sogar ein Steak von einer von Hand massierten Kuh essen), der Weißwein sehr gut und danach zeigten Volker und Veronika uns noch ihr imposantes Hotel – eines der besten Häuser am Platz inklusive privatem Flusstransfer per Fähre. Alles sehr geschmackvoll gestaltet.

Weil unser Nachtbus zur burmesischen Grenze am Abfahrtstag um 21:20h losfuhr, Check-out aber um 12h war, tingelten wir den Tag über von Café zu Café, mit einem Zwischenstopp im Park, bevor wir uns abermals zur Busstation aufmachten. Dort kamen wir überpünktlich an, aber dank der neuen Technik, über die wir auch Volker und Veronika so spontan treffen konnten, vertrieben wir uns gut die Zeit beim Radio-Livestream des Pauli-Spiels gegen Stuttgart. Nur das Gegentor in der 84. Minute hätte wirklich nicht sein müssen – mal sehen, ob das mit dem Klassenerhalt noch was wird.

Koh Chang

Auch wenn uns im Reisebüro erzählt wurde, wir wären gegen 15:00h in Koh Chang, wunderte es uns nicht, als wir die Insel dann erst um 18:00h erreichten. Auf Koh Chang gibt es eigentlich nur eine Straße, die fast einmal um die Insel führt. Entsprechend setzt man sich in eines der vielen Sammeltaxen in die gewünschte Richtung und der Fahrer hält am abgemachten Ort einfach an. Wir hatten uns für eine kleine Bungalow-Anlage etwas abseits, an dem Nicht-Party-Strand, entschieden, bei der eine Vorabbuchung nicht möglich war. Leider gab es keine Strandbungalows mehr, sondern nur noch ein einziges kleines Hütchen in der dritten Reihe – von dem aus der Ozean dennoch zu sehen war. Da es mittlerweile aber schon 19:00h und dunkel war, wir keine Lust auf großes Suchen hatten und der Preis wirklich günstig war, schlugen wir erst einmal zu, mit der Idee, am nächsten Tag zu wechseln. Am Ende blieben wir aber die ganze Zeit in dieser Hütte, denn entweder waren die Bungalows (in anderen Anlagen) einfach sehr teuer oder sie wurden nicht frei (in unserer Anlage). Über die Tage hinweg bekamen wir dann zusätzlich mit, wie schwierig es war, überhaupt ein nettes günstiges Plätzchen zum Schlafen zu finden und wir realisierten, was für ein Glück wir gehabt hatten. Eine Masse von Urlaubern war auf der Suche nach besserem Wetter aus dem Süden nach Koh Chang gepilgert, die Nachfrage war enorm. Zudem hat man sich in seiner Behausung eh nicht lange aufgehalten. Das Wetter war immer irgendwo zwischen hervorragend und sehr gut (Hallo Sarah!) und so verbrachten wir den Tag meistens an der frischen Luft.

Nach einem Chill- und Relax-Tag ging es am nächsten zum Tauchen. Und was soll man sagen: Größtenteils war die Sicht hervorragend (um die 15-20m), der Divemaster sehr nett (auch wenn man sich an grüntätowierte Augen irgendwie gewöhnen muss) und die Fische freundlich. Beim zweiten Tauchgang war die Strömung in 18m allerdings so stark, dass wir wieder auftauchen mussten, um ein paar Meter an der Oberfläche zurückzulegen. Abends fingen allerdings Pauls Arme und Beine erneut an einzuschlafen, sodass er am nächsten Tag schweren Herzens auf die Tauchgänge verzichtete und sich jetzt mal allgemein erkundigt, was es für Ursachen dafür geben könnte. Miri hingegen hatte noch einmal 2 sehr schöne Fahrten in die Tiefe. Diesmal ging es in Kleinstgruppe mit dem Schnellboot zu den Tauschspots, was auch mal ein wunderbares Erlebnis ist. Obwohl es nur sechs Passagiere gab und sich der Seegang in Grenzen hielt, gab es zwei Passagiere, die seekrank wurden.

An unserem letzten Tag mieteten wir uns Kajaks, um eine kleine vorgelagerte Insel zu erkunden. Die meisten Paddler steuerten direkt den weißen Sandstrand der Insel an, wir umrundeten diese und konnten so auch die felsige Seite bestaunen und ein bisschen Wellengang erleben. In Strandnähe übten wir dann noch das Ein- und Aussteigen ohne umzukippen (haben wir bravourös gemeistert, leider war unsere Übungsstelle so flach, dass Paul beim ersten Versuch sich erst einmal an einem dicken Stein schrammte), damit Miri den Rückweg größtenteils schwimmend zurücklegen konnte. Am Ende kreisten noch zwei ziemlich große Greifvögel (wahrscheinlich waren es Seeadler) direkt über uns. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob sie Miri für den Fang des Tages hielten oder uns einfach nur mal beschauen wollten. Nach 10 Minuten zog das Vogelpärchen dann aber weiter und Miri kletterte auch wieder ins Boot.

Die Abende verbrachten wir meist in der Halb-Bar-halb-Restaurant-Location, die zu unserer kleinen Anlage gehörte. Die Musik war erträglich und die Sonnenuntergänge jeden Abend auf eine neue Art faszinierend.

In Thailand ist man die Touristenströme ja schon länger gewohnt und sie werden entsprechend gut organisiert. So wurde auf dem Rückweg nach Bangkok beim Einsteigen in den Bus darauf geachtet, wer wo aussteigt und je früher der Ausstiegsort lag, desto später kam das Gepäck in den Laderaum. Das Problem war nur, dass einige Touris da leider nicht mitspielen wollten. Nun hatten sie sich so schön in die erste Reihe gedrängelt und sollten nun warten, bis die Deppen, die das Vordrängeln nicht gelernt haben, wieder an ihnen vorbeiziehen. Aber auch das Gepäck einfach vor dem Bus stehen zu lassen und nicht kontrollieren zu können, ob es auch eingepackt wird (die Koffer werden bestimmt einfach stehen gelassen, wenn man da nicht aufpasst), war für sie keine Alternative. So wurde maulend und jammernd ertragen, dass die Fensterplätze bereits von anderen eingenommen worden sind. So freundlich die Thais sind, so mürrisch können die Thailand-Touristen sein. Davon lassen wir uns aber nicht die Laune verderben, selbst wenn wir uns nach dem entspannten Laos (inklusive seiner Touris) erst an sie gewöhnen mussten.

Bangkok I

Obwohl der Bus komfortabel und sogar das Essen an der Raststätte umsonst und gut waren, hatten wir das Gefühl, dass die Fahrt ewig dauerte. Wir sind wohl etwas reisemüde geworden. Mit Sarah hatten wir das Reisetempo bisher aber auch wirklich hochgehalten. Am Busbahnhof angekommen, wollten uns einige Taxi-Schlepper verklickern, dass es keine weiterführenden öffentlichen Verkehrsmittel gibt, was uns doch sehr komisch vorkam. Nach einigem Suchen fanden wir dann auch die Nahverkehrs-Busse in die Stadt und auch einen, der uns direkt zur Khao San Road bringen würde. Sarah war ja das erste Mal in BKK und wir entschieden uns dafür, dass man dort mal in der Nähe genächtigt haben sollte. Also rein in den Bus und dann passierte erst einmal gar nichts. Nach gut 30 Minuten setzte sich der Bus endlich in Bewegung, um sich 50m weiter in eine Reihe Busse zu stellen, die alle vom Parkplatz herunterwollten. Hier passierte wieder gut 40 Minuten gar nichts, die ersten Passagiere (auch aus den anderen Bussen) stiegen schon wieder aus, als wir dann doch langsam anrollten und es endlich losging. Das eigentliche Problem ließ sich, wie so oft, nicht lokalisieren. Nun hatten wir nur noch eine Stunde Fahrt durch das durch Feierabendverkehr verstopfte Bangkok zu bewältigen.

Unser ausgesuchtes Hostel lag in einer Seitenstraße etwas abseits der Massen in einer Ecke, in der sich auch ein paar Jazzbars und Kneipen für Einheimische etabliert haben. Sarah verglich das Ganze treffend mit Pauli: Auf der Reeperbahn (Kaoh San Road) siehst du besoffene Touris, da gehst du einmal rüber, um dir das Spektakel anzuschauen, bleiben willst du aber nicht. Aber schon ein, zwei Straßen weiter können sich unbemerkt kleine Subkulturen ausleben und du findest fast immer ein nettes Plätzchen – so hielten wir es auch. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel gingen wir erstmal etwas essen, danach das Partyvolk anschauen, um anschließend vor einer kleinen Bar mit Livemusik und bunten Whiskey-Schaum-Cocktails den mitzwanzigjährigen Bangkokern beim Flirten zuzuschauen.

Am nächsten Tag ging es zum Weekendmarkt. Auch diesen muss man bei einem Besuch in Bangkok gesehen haben. Hier gibt es so ziemlich alles: Kleidung aller Art, Taschen, Souvenirs, Spielzeug, Lampen, Flaggen, Kräutersamen, Haustiere und vieles mehr. Es brauchte ein wenig Zeit, bis wir in den Shopping-Modus umschalten konnten, schließlich fand aber doch das ein oder andere Gut seinen Weg in unsere Einkaufstaschen. Die Zeit verging wie im Flug. (Oder frei nach Sarah: „Wie ist das denn passiert?“, was sie immer fragte, wenn auf einmal mehrere Stunden vergangen waren.) Weil Sarah sich für den nächsten Tag und ihren Nachhauseweg noch startklar machen musste, nahmen wir am späten Nachmittag den Bus zurück ins Hotel. Eine Abschiedsrunde Skat durfte vor dem Abendessen nicht fehlen, das wir in einem uns schon sehr lange bekannten Restaurant einnahmen, in dem sich immer einige thailändische Cops tummeln. Daher nennen wir es immer „Die Polizei“. Vielleicht war dies unser letzter Besuch dort, weil mehrere Schilder mit der Aufschrift „restaurant for rent“ ausgehängt waren. Mit ein paar Drinks in einer Kneipe bei uns ums Eck stießen wir dann noch auf Sarahs sehr schönen Besuch hier an.

Um 6h morgens sollte der Pick-up am nächsten Morgen Sarah vom Hotel abholen. Als um 6:15h immer noch kein Bus in Sicht war, rief unsere Rezeptionistin den Fahrer an, der laut eigener Auskunft fünf Minuten später ankommen wollte. Aus den fünf wurden fünfzehn Minuten und die gesamte Verspätung wollte der Fahrer wohl mit seiner wilden Tour bei 100km/h durch Bangkok wieder einholen, bei der sich die Dänin neben Sarah gleich mal übergeben musste. Sowohl für Sarah als auch für uns lief ab diesem Tag jedenfalls nur noch wenig nach Plan.

Nach einer Stunde Verspätung durfte Sarah endlich in ihren Flieger steigen. In Dubai angekommen hing sie dort aber für eine Nacht im Flughafenhotel fest. Sie erreichte somit Hamburg erst einen Tag später als geplant.

Nachdem wir ausgeschlafen hatten, suchten wir uns ein nettes Café, in dem wir drei Stunden frühstückten und uns ein Hostel in einem anderen Viertel von Bangkok suchten. Wie sich allerdings am nächsten Tag herausstellte, wurde während des Buchungsprozesses auf ein anderes Hotel mit ganz ähnlichem Namen verlinkt, war wir leider nicht bemerkten. Unser eigentliches Hotel wusste also bei unserer Ankunft nichts von einer Buchung und das versehentlich gebuchte Hotel lag zwar in der Nähe, war aber nicht annähernd so gemütlich wie „unser“ ursprüngliches. Wir mieteten uns dennoch erst einmal in das schönere Hotel ein und das Ganze wäre nicht so misslich gewesen, wenn wir die Internetbuchung nicht bereits bezahlt gehabt hätten. Paul klemmte sich also hinter das Telefon, versuchte, einen Verantwortlichen auszumachen, was bei den unterschiedlichen Akteuren (Bewertungsportal, Buchungsagentur, Hotel) gar nicht so einfach war, zumal jeder dem anderen den schwarzen Peter zuschieben wollte. Am Ende bekamen wir Dank der Kulanz des Hotels 2/3 des Preises zurück. Immerhin. Bei Hotels.com zu buchen, können wir in jedem Fall nicht empfehlen.

Danach sind wir zum Hauptbahnhof gefahren, um ein Nachtzug-Ticket nach Chiang Mai zu kaufen. Von dort aus wollten wir nach Burma. Allerdings hat sich das Wetter in den letzten Tagen im Süden Thailands nicht verbessert (die Thais verstehen den Dauerregen seit Anfang Januar selbst nicht mehr) und so haben etliche Touris ihre Route gen Norden geändert (ursprünglich wollten wir ja auch in den Süden). Für uns bedeutete das: Es gab für die nächsten sieben Tage kein Ticket zu buchen und wenn, dann nur in einer der unteren Sitzplatz-Klassen. Auch dieser Prozess lief also nicht wirklich nach unseren Vorstellungen. Somit änderten wir unsere Planung erneut und buchten für drei Tage später (mit einem Aufschlag von 100%) ein Ticket nach Koh Chang, eine Insel im Osten von Thailand mit garantiertem Sonnenschein. Sobald Sarah weg war, kehrte ein wenig das Chaos ein und wir haben kurz überlegt, ob wir sie nicht einfach schnell wiederholen – die Regengarantie, die allerdings auch mit ihrem Besuch zusammenhing, hat uns dann doch von allzu vorschnellem Handeln abgehalten.

In unserem neuen Viertel in Bangkok, Sukhumvit, fühlten wir uns sehr wohl. Hier konnten wir Metropole satt genießen. In den restlichen Tagen erkundeten wir zu Fuß die Malls in der Nähe, von denen eine wie ein Flughafen gestaltet ist, einen schönen Park und leckere Restaurants. (Wir durften ja nach Sarahs Abflug jetzt mal wieder spanische Tapas, argentinische Steaks und Burger anstatt local food satt essen.) Am Donnerstag brachen wir schließlich vor dem Wochenend-Run der Bangkoker zur Insel, zum Ozean und Strand auf.

Sukhothai

Von Thailand kennen wir bisher nur Bangkok, Inseln und Strände, sodass wir unseren Reiseführer etwas genauer sichten mussten, um eine Zwischenstation von Norden kommend auf dem Weg nach Bangkok auszuwählen. Und siehe da: Wieder einmal lag ein UNESCO-Kulturerbe auf der Route. Es sollte also Sukhothai werden, wo über 1.000 Jahre alte Tempel auch aus der Khmer-Zeit zu besichtigen waren. Glücklicherweise hatte unser Bus die Klimaanlage dieses Mal auf „moderat“ eingestellt und so stiegen wir wohltemperiert gegen Abend in Sukhothai aus. Unser Guesthouse wurde von einer sehr netten Familie betrieben und es gelang uns sogar für eine Nacht einen Bungalow für Sarah zu organisieren.

Am Tag nach der Ankunft fuhren wir mit dem Bus zur Old City von Sukhothai, wo die Tempel auf einem riesigen Areal verteilt sind. Wir mieteten uns am Eingang Fahrräder und erkundeten damit die alten Steine. Die Ausfahrt war eindrucksvoll, aber ehrlicherweise müssen wir nach Angkor und einigen anderen alten Tempeln feststellen, dass wir ein bisschen müde von Relikten dieser Art sind. Nichtsdestotrotz waren die Bauten imposant und die Fahrradtour gestaltete sich bei der dort herrschenden ruhigen Stimmung inklusive (endlich wieder) gutem Wetter sehr schön. Wir bewunderten eine 15m hohe Buddha-Statue, eine wunderbare Aussicht auf die Gegend drum herum und Wurzelgewächse der besonderen Art. Am späten Nachmittag nahmen wir ein Tuktuk zurück, das wir kurz am Busbahnhof halten ließen (dieses Mal wollten wir den Abfahrtsplan schwarz auf weiß sehen), um danach ins Guesthouse gefahren zu werden. Eine kurze Dusche später suchten wir uns in Sukhothai ein nettes Restaurant, in dem wir zu Abend aßen und suchten im Anschluss eine coole Kneipe auf, die leckere Drinks parat hielt. Lustigerweise radelte das französische Pärchen von der Kambodscha/Laos-Grenzüberquerung an uns vorbei, mit dem wir uns kurz über die letzten besuchten Orte austauschen konnten. Von dem Tag waren wir ein wenig platt und fielen nach ein paar leckeren Getränken zufrieden in die Federn. Am kommenden Tag wartete der Bus nach Bangkok auch schon um 8:45h auf uns, was ein zeitiges Aufstehen bedeutete.