That’s Burma

Was zu Burma noch zu sagen ist:

  • Burma hat uns den freundlichsten Grenzübergang ever beschert. Noch nie hat ein Grenzbeamter bei der Einreise uns so oft angelächelt oder sich gar entschuldigt, dass er ein Dokument in unserem Pass vergessen hat.
  • Muezzins sind nichts gegen laut betende Mönche mit Durchhaltevermögen morgens um 4:30h.
  • Entweder morgens oder nach dem ersten Verkaufsakt wird die gesamte Ware mit (den gerade eingenommenen) Geldscheinen gestreichelt. Angeblich bringt das Glück und es trägt zu einem guten Geschäftstag bei.
  • Wirklich jeder liest hier Zeitung und man hört recht guten Hip Hop überall.
  • Das Wäschewaschen (Laundry) ist extrem teuer, das Essen dafür unverschämt günstig.
  • Mindestens das halbe Land ist süchtig nach Bethelnuss, die fast jeder Burmese in eingewickelten Blättern in Dauerschleife kaut. Man ist erst ein bisschen verwirrt ob der vielen roten Flecken auf der Straße und man denkt sofort an eine Mafiaaktion oder Prügelei mit blutigem Ende. Nach wenigen Sekunden werden allerdings die Bethelnuss-ausspuckenden Einheimischen sichtbar und schnell wird klar, woher die roten Pfützen stammen.
  • Der Verkehr ist hier wieder schneller und leider wird auch fröhlich gehupt – wir haben gemerkt, dass wir das in Laos und Kambodscha nicht vermisst hatten.
  • In den Bussen werden die ACs auf eine Fünf-Sterne-Tiefkühlfach-Temperatur gestellt und sie sind nochmal kälter als in allen anderen Ländern Südostasiens.
  • Es sind sehr viele burmesische Touristen in ihrem eigenen Land unterwegs. In Bezug auf nicht-asiatische Besucher nimmt die Dichte an Touristen nach Süden hin extrem ab. Dort sind dann auch nur noch Franzosen und Deutsche auf Reisen.
  • Eine Unterhaltung in englisch wird, je weiter man in den Süden fährt, immer schwieriger. Dann geht es nur noch per Hand und Fuß (und unser Burmesisch haben die Einheimischen oft nicht verstanden).
  • Aus den anderen Ländern sind wir die streunenden Hunde ja schon gewohnt gewesen, aber die Hundegangs in Burma übertreffen sie locker. Es laufen Massen an Vierbeinern wild herum. Sie sehen leider oft ziemlich krank aus, scheren sich überhaupt nicht um Menschen und wenn sie sich bemerkbar machen, dann in Form einer Reaktion auf einen ebenbürtigen Rivalen.
  • Auch wenn es nach außen so aussieht, als hätte sich Burma geöffnet, waren sich zahlreiche Locals einig, dass es bisher keine wirklichen politischen Veränderungen gegeben hat und ihre persönliche Freiheit weiterhin stark eingeschränkt ist.

Kanchanaburi

Den eigentlichen Plan, Burma ganz im Süden Richtung Thailand zu verlassen, haben wir gecancelt, nachdem wir mehrere Reisende getroffen hatten, die uns erzählten, dass das Speedboot, welches wir nehmen wollten, nicht mehr/sehr unregelmäßig fahren sollte. Eine Busfahrt ist als Alternative zwar möglich, dauert aber ewig (24 Stunden) und eigentlich wird die Strecke nur geflogen. Wir entschieden uns also über den neu geöffneten Grenzübergang in Htee Khee auszureisen. Dafür geht es gute vier Stunden erst über eine asphaltierte Straße und später über eine Staubpiste. Da wir immer noch nicht ganz fit waren und einen Tipp bekommen hatten, wo es günstige Privattaxen gibt, buchten wir ganz dekadent ein Auto nur für uns. Diese Entscheidung sollte sich später als goldrichtig erweisen. Um 8:30h holte uns unser Taxi vom Hotel ab und wir nahmen alleine (!) Platz auf der Rückbank des Autos. Das war der komfortabelste Transport seit Ewigkeiten. In zügigem Tempo fuhren wir los in Richtung Grenze. Die Fahrt führte durch das ehemalige Rebellengebiet der KNU, momentan ist aber Waffenstillstand und daher eine Reise durch das einstige Konfliktgebiet eigentlich kein Problem. Die ersten 1,5 Stunden verliefen auch komplikationslos und wir konnten die schöne, sehr unberührte Landschaft im Südosten Burmas aus dem Taxi heraus bestaunen. Drei Minuten nach der ersten Passkontrolle und Einfahrt in das Gebiet der KNU (100 Meter vor dem Posten hörte dann auch die Asphaltstraße auf) kamen plötzlich ein paar Halbstarke auf Rollern angebraust, bremsten unser Taxi aus, schauten in das Taxi und diskutierten länger mit dem Fahrer. Wir verstanden natürlich kein Wort und unser Fahrer sprach so gut wie kein englisch, um uns zu erklären, was das Problem ist. Am Ende setzte sich ein leicht betrunkener KNUler auf den Beifahrersitz. Unser Fahrer kommentierte das nur mit einem „This is KNU army, their area, the whole way“ und fuhr weiter. Die Stimmung im Taxi war dann etwas gedrückt und am nächsten Posten verließ uns unser „Mitreisender“ auch schon wieder. Unser Fahrer musste aber noch eine Gebühr von 5000 Khyat bezahlen, wofür, wusste er auch nicht. Die Fahrt wurde immer holpriger und es ging auf und ab, dafür wurde die Landschaft immer spektakulärer. Leider wollte unser Fahrer nicht für Fotos stoppen, er hatte wohl keine Lust auf eine weitere Gebühr. Wir haben es aber geschafft, in Momenten seiner Unaufmerksamkeit ein paar Schnappschüsse aus dem Auto heraus zu machen. Ein paar Posten, zwei liegengebliebene Laster und Pick-Up später wurde der Fahrer wieder entspannter, wir waren wohl wieder im Regierungsgebiet. Der Grenzübergang verlief dann problemlos, allerdings wurde eine Kopie vom Ausweis verlangt, die „kostengünstig“ beim Cousin des Offiziellen eine Hütte weiter gemacht werden konnte. Als gut ausgerüstete Deutsche hatten wir aber natürlich Kopien dabei und entgingen so auch dieser versteckten Gebühr. Auf thailändischer Seite ging dann ein Bus auf frischen Straßen Richtung Kanchanaburi. Warum war das Privattaxi nun die richtige Entscheidung?

  1. Wir hatten die Abfahrt so gewählt, dass wir keine 20 Minuten auf der thailändischen Seite auf die Weiterfahrt warten mussten. Wir trafen noch eine andere Gruppe, die ca. eine Stunde vor uns in Dawei im Sammeltaxi aufgebrochen war. Sie musste also eine Stunde früher aufstehen, um jetzt eine Stunde länger im Nirgendwo in der Sonne zu brüten, bei 38 Grad im (kaum vorhandenen) Schatten und bei absolut keinem Windhauch.
  2. Das Sammeltaxi war wie unseres ein kleiner Kombi, nur waren die Damen und Herren zu fünft plus Fahrer. Ergo: drei auf die Rückbank und einer auf das Gepäck im Kofferraum.
  3. Miri hat während der Fahrt hohes Fieber bekommen, ihre Körpertemperatur wollte die Lufttemperatur schlagen und hat auch gewonnen. Da muss man sich nicht auch noch das Gequetsche geben.
  4. Das Ganze hat anstatt 30€ halt 60€ gekostet, das war es uns wert!

In Kanchanaburi war ein Aufenthalt von nur einer Nacht geplant. Abends wollten wir kurz die Brücke über den Kwai anschauen und am nächsten Tag weiter nach Bangkok fahren, um von dort mit dem Nachtzug und Bus nach Phuket Town zu kommen. Da Miris Fieber sich aber bei knapp unter 39 Grad einpendelte und die lange Fahrt am nächsten Tag bevorstand, wollten wir sichergehen, dass es sich nicht um Malaria handelt und haben statt der Brücke das Krankenhaus aufgesucht. Ein kurzer Test ergab kein Malaria, „but some bacteria, please wait“, was wir taten. Plötzlich ging es recht schnell und Miri sollte ohne weitere Erklärung eine Kochsalz-/Zucker-/Antibiotika-Infusion bekommen und über Nacht im Krankenhaus bleiben. Erstens ging es Miri aber nicht so schlecht und zweitens ergab das Googeln nach dem Antibiotikum (das sind einem ja die liebsten Patienten), dass dieses laut WHO aufgrund der starken Nebenwirkungen nur in Notfällen, wenn kein anderes Antibiotikum mehr wirkt, eingesetzt werden soll. Wir haben dann gefragt, ob Miri nicht einfach das Antibiotikum, welches wir sowieso in der Reiseapotheke dabei hatten, nehmen könnte. Das war in ihren Augen auch kein Problem. Fünf Tage morgens und abends eine Pille und Miri war wieder auf dem Damm.

Am nächsten Morgen ging es nach einem kurzen Spaziergang durch Kanchanaburi inklusive Brücke aus der Ferne und Riesen-Echse ausgeruht gegen Mittag mit dem Bus nach Bangkok. Dort fuhren wir mit dem Taxi zum Hauptbahnhof (der für eine Stadt dieser Größe lächerlich klein ist). Im 2.-Klasse-Schlafwagen ging es dann nach Surat Thani (unteres Bett: superkuschelig mit Fenster (Miri), oberes Bett: Klimaanlagen-kalt mit 30cm Kopffreiheit (Paul)). Von dort aus ging der Bus innerhalb von vier Stunden nach Phuket und dann nochmal ein Taxi ins Hotel, wo wir erholt (Miri) und leicht übernächtigt (Paul) ankamen. Was auf unserer Karte also häufig nach direkten Verbindungen ausschaut, ist in Wahrheit oft ein Zick-Zack-Kurs mit unterschiedlichsten Reisegeschwindigkeiten und Verkehrsmitteln.

Dawei

Die Tickets für den Zug waren nur unmittelbar vor der Fahrt zu kaufen und als wir das holzgetäfelte, abgewetzte Ticketoffice am Morgen betraten, fühlten wir uns 100 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Alles wurde per Hand sorgfältig auf die Tickets und in die Bücher eingetragen, das Papier sah schon sehr alt und rissig aus und die „Uniformen“ der Bahnmitarbeiter hatten auch einen eher prähistorischen Charakter. Dieser Eindruck währte fort, als wir den Zug bestiegen. Die Briten haben ihn vermutlich angeschafft und hier gelassen, er war ziemlich runtergerockt, der Großteil bestand aus der wortwörtlichen Holzklasse, die Fenster waren offen, es waren also keine Scheiben vorhanden, und Türen zum Schließen der Waggons gab es nicht. Wir hatten uns (für 3€) Sitze in der „upper class“ „gegönnt“, sodass wir auf bezogenen Stühlen Platz nehmen konnten. Unser Abteil war schon gut gefüllt, inklusive einer Großfamilie, die ihren offensichtlich kranken Großvater (?) vom Krankenhausbesuch zurück begleitete (zumindest hatten sie Röntgenbilder dabei), als neben unserem Gleis der Zug aus dem Norden hielt und ein ganzer Schwung Passagiere in unseren Zug umstieg. Damit war auch unser Abteil voll. Mit einer nur 15-minütigen Verspätung ging es los und wir zuckelten und ruckelten in Richtung Dawei, weiter in den Süden – man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, welchen Krach Bahnfahren früher gemacht hat und was für ein Gepolter und Gehüpfe, auch bei niedrigen Geschwindigkeiten, geherrscht hat. Tatsächlich brauchten wir für die Strecke von 160km 8,5 Stunden – inklusive einer Stunde Mittagspause, so viel Zeit muss sein. Die Fahrt führte durch sehr schöne Landschaften mit Plantagen, Dschungel, trockener Steppe und kleinen Örtchen. Weil es keine Türen gab, konnte man sich in die Türöffnung stellen und die Szenerie mal auf ganz andere Weise an sich vorbeiziehen lassen. Das war einfach toll. Um 19h kamen wir schließlich in Dawei an, bezogen nur kurz unser Zimmer, organisierten noch schnell das Taxi für den Grenzübergang am nächsten Tag, bevor wir ausgiebig duschten, denn die lange Fahrt war durch die beständige, aber sehr natürliche Luftzufuhr gleichzeitig recht staubig gewesen.

Ye

Mit dem local bus fuhren wir morgens um 9:15h los nach Ye, 160km südlich von Mawlamyaing. Trotz des Darminfekts machten wir uns auf die vier Stunden lange Fahrt. Wir freuten uns auf jede Pause, obwohl die Bedürfnisanstalten es leicht mit der „dreckigsten Toilette Schottlands“, in die Renton abtauchte, aufnehmen konnten. Als wir die Stadt erreichten, wurden wir sogar von einem Mitarbeiter unseres Hotels abgeholt. Die Unterkunft war brandneu, um genau zu sein: Sie hatte seit vier Tagen geöffnet. Wir wollten eigentlich in ein anderes Guesthouse, von dem wir dachten, es wäre das einzige, welches aber ausgebucht war und uns stattdessen dieses neue Hotel empfahl. Ein Anruf dort genügte und das Doppelzimmer war reserviert. Daraufhin rief uns „unser“ Hotel mehrmals täglich an, um das Zimmer noch einmal zu bestätigen oder uns immer wieder darüber zu informieren, dass sie einen Pick-up von der Busstation anbieten. Den haben wir (mehrfach) gerne angenommen und trotz der gesamten verhältnismäßig intensiven Kommunikation war der Pick-up-Fahrer bei unserer Ankunft in Ye überrascht, dass wir zu zweit waren und dann auch noch beide Gepäck dabei hatten. Er war nur mit einem Moto gekommen. Mit Blick auf unsere Rucksäcke murmelte er kurz „Let me think how I manage this“, packte dann aber entschlossen beide Rucksäcke auf die Fußablage, Miri hinten drauf und fuhr so in der ersten Runde zum Hotel. Paul wurde dann im Zuge der komfortablen zweiten Fahrt alleine nachgeholt. Dort angekommen, wurden wir erst einmal gefragt, wie wir auf Ye gekommen sind, da hier sonst kaum Touristen auftauchen. Miri hatte von diesem schönen ursprünglichen Örtchen im Lonely Planet gelesen und da wir nicht schon wieder eine ewige Busfahrt bewältigen wollten, hatten wir beschlossen, hier einen Zwischenstopp einzulegen. Als Paul dann mal nachlesen wollte, was man hier so machen kann, stellte sich heraus: Ups, Ye steht gar nicht im Lonely Planet, sondern ist nur in der Karte als Ort zwischen Mawlamyaing und Dawei markiert – aber nun waren wir schon mal hier. Ein Hotel einzuweihen war ja auch wieder eine neue Erfahrung und die tat hier besonders gut, weil wir noch ein bisschen groggy von dem Darminfekt waren, der uns in der Nacht zuvor nur schlecht schlafen ließ. Das Zimmer war blitzblank und es schien, als hätte es noch niemand benutzt. So fielen wir erst einmal ins Bett und ruhten uns ein wenig aus. Am späten Nachmittag spazierten wir noch ein wenig durch das Städtchen, das mit seiner Lage an einem See und an einem Fluss einen sehr entspannten Eindruck machte. Abends schauten wir einen Film, bevor wir wieder in die Federn fielen.

Am nächsten Morgen gingen wir den Tag ebenso gemütlich an, wie jener zuvor aufgehört hatte. Ohne große Zeitnot erkundeten wir den Ort nun etwas gründlicher. Wir gingen in Richtung See, der voll besetzt ist mit Fischen, die wiederum nicht gefischt werden dürfen, weil sich in der Mitte des Sees eine Pagode befindet. Heiligtum eben. So kann man natürlich auch Natur und Umwelt erhalten: Schöner Wald oder schöner Berg, Pagode drauf, zack! Geschützt. Manchmal kann es so einfach sein. Auf dem Weg um den See sprach uns mal wieder ein junger Burmese an, der versuchte, sein Englisch zu trainieren. Es war zwar nicht sehr einfach, aber für die Bundesliga reicht das Vokabular immer. Danach besichtigten wir zwei Pagoden (die eine auf dem See, die andere mitten in der Stadt) und schlenderten über den Markt, der so langsam seine Pforten schloss. Wir hatten am Tag zuvor zwei Möllner getroffen, die zum Sonnenuntergang gerne mit uns zum See gehen wollten. Gesagt, getan, und so verbrachten wir den späten Nachmittag und das Abendessen in ihrer Gesellschaft. Die beiden reisen regelmäßig nach Asien und das auch schon seit zehn Jahren. Er war innerhalb der (Flughafen-)Securitybranche tätig und als Bundespolizist im Kosovo und in Afghanistan. Darüber wollte er erst nicht so richtig sprechen, aber mit der Zeit und nach etlichen Reisegeschichten ist er warm geworden und so konnten wir uns noch spannende Geschichten von Naomi Campbells Geburtstagsfeier in Saint Tropez und internationalen UN-Missionen in Kabul anhören. Von letzterer war er allerdings tief enttäuscht, weil er zunächst sehr motiviert und mit klaren Zielsetzungen nach Afghanistan gegangen war, um dann festzustellen, dass sich der gesamte Aufwand nicht gelohnt hat. Diese Frustration hat er bis heute spürbar nicht ablegen können. Das Reisen in seinem vorgezogenen Ruhestand kompensiert das wohl ein bisschen.

Am nächsten Morgen liehen wir uns wieder einmal ein Motobike, was jetzt doch wieder möglich war, und fuhren in Richtung Strand, der in dieser Gegend Burmas noch sehr unangetastet ist. Leider sind viele Abschnitte sehr vermüllt – ein Problem, das Burma generell in den Griff bekommen muss. Wir fanden dennoch einen Strand, der sich bestimmt 2km die Küste entlang schlängelte und sauber war. Dort trafen wir drei Deutsche, die auf einem Moped von Mandalay aus in den Süden gefahren sind. Das ist wirklich noch eine Rarität in Burma, aber offensichtlich geht auch das. Mit ihnen zusammen sind wir auf die Suche nach einem Wasserfall aufgebrochen, der aber aufgrund der Trockenzeit nicht existierte. So trennten sich unsere Wege wieder und wir fuhren alleine zurück durch das Hinterland, in dem (noch) fast keine Touristen unterwegs sind. Miri hatte sich schon immer gefragt, ob die Eier, die hier massenweise angeboten werden, auch in so etwas wie Legebatterien hergestellt werden. Und siehe da: Auf dem Rückweg nach Ye stand recht verlassen ein riesiger Hühnerstall, den sich Miri etwas genauer anschauen wollte. Weil eine solche Inspektion anderswo nicht immer auf Gegenliebe stößt, war sie sehr vorsichtig, als sich ein Einheimischer näherte. Doch er lud sie ein, in den Stall zu gehen, dort Fotos zu machen und sich alles einmal genau anzusehen. Er war richtig stolz, seine „Farm“, die sich von den Legebatterien in Europa nur durch die Frischluft unterscheidet, zu präsentieren. Damit hätte sich nun auch die Frage nach der Eierproduktion geklärt.

Das nächste Ziel unserer Moto-Tour war der Banana Hill, auf dem – natürlich – eine Pagode stehen sollte. 2km vor dem Erreichen des Ziels hatten wir mal wieder einen Platten. Die Dichte der kaputten Hinterreifen ist für unsere Reise so langsam Rekord. Dummerweise strandeten wir dieses Mal an einer stark befahrenen Straße, an der kein Auto Anstalten machte, uns zu helfen. Ein Ort war weit und breit nicht zu sehen, dafür kilometerlange Kautschukplantagen. Weil wir ohnehin keine andere Wahl hatten, stapfte Paul einfach mal in eine dieser Plantagen rein. Die Familie, die er traf, sagte nur kurz „Hallo“ und ging dann weiter seiner Arbeit nach, als würde hier jeden Tag eine behelmte Langnase auftauchen. Die Gesprächsaufnahme musste daher mehrfach versucht werden. Am Ende kam Paul mit sieben Burmesen im Gleichschritt aus dem Wald zurück (Paul und seine sieben Zwerge). Eine ganze Familie wollte nun live sehen, was er ihnen vorher versuchte mit Handzeichen zu erklären. Aha, ein Platten! Miri wurde dann an die Hand genommen und auf den Roller des Vaters (?) gesetzt und Paul sollte langsam hinterherfahren. Also los. Nach fünf Minuten landeten wir tatsächlich bei einem Mechaniker am Straßenrand. Eine Entlohnung wollte „unser Fahrer“ nicht haben und er düste recht schnell wieder ab. Der Reifen war dann sehr fix repariert und so konnten wir sogar noch den Banana Hill kurz besichtigen, bevor wir zurück nach Ye brausten. Nach dem Abendessen mussten wir noch packen, denn am nächsten Tag wollten wir, obwohl es sehr schön hier war, weiter. Dieses Mal mit dem Zug, der für 160km acht Stunden brauchen sollte – wir waren gespannt.

Mawlamyaing

Mit der Aussicht auf die letzte Nachbusfahrt unserer Reise stiegen wir recht gelassen um 18h in den Bus nach Mawlamyaing. Die lange Distanz in den Süden mussten wir ohnehin bewältigen, sodass wir eher stoisch unsere Plätze einnahmen und den defekten Lautsprecher über unseren Sitzen, aus dem neben lauter Musik fälschlicherweise kalte AC-Luft kam, in aller Ruhe mit Eintrittskarten und Tesafilm zuklebten. Diese Fahrt von zwölf Stunden nehmen eher wenige Touristen in Kauf, zumindest waren wir die einzigen Nicht-Asiaten an Bord. Selbst an der Raststätte konnten wir keinen Westler entdecken, auch wenn dort mit uns mindestens zehn Busse Halt gemacht hatten. Die Fahrt verlief friedlich, wir konnten einigermaßen gut schlafen (obwohl es kein VIP-Bus war, bei so wenig Touristen lohnt es sich nicht) und kamen morgens um 5:30h in Mawlamyaing an. Der Taxifahrer, der uns vom Busbahnhof zum Hotel brachte, hupte in aller Frühe die Angestellten samt Chef aus dem Schlaf und nachdem das Hotel-Gatter geöffnet war, durften wir eintreten. Etwas entschuldigend begrüßten wir die Mannschaft mit „Sorry, we are a little early“, woraufhin der an einen Orang-Utan aus dem Dschungelbuch erinnernde Chef nur „I know“ erwiderte. Er war ein lupenreiner Morgenmuffel und nachdem er sich zehn Minuten mit was auch immer beschäftigte, ließ er uns schließlich doch einchecken. Frühstück wurde übrigens jeden Morgen auf das Zimmer gebracht – allerdings irgendwann zwischen 7:30h und 9:00h. Dazu wurde laut an die Tür geklopft (egal, ob man noch schlief) und es gab immer dasselbe: In Öl getränktes Toast mit einer Eischicht verziert und dazu einen 50g-Haufen Zucker. Eine recht spezielle Praktik, aber mal etwas anderes.

Nach einer Rutsche Schlaf liehen wir uns Räder und erkundeten den an zwei Flüssen liegenden Ort, in dem sowohl George Orwell als auch Rudyard Kipling für ihre literarischen Werke Inspirationen fanden. Beide waren von der Stadt damals sehr angetan. Tatsächlich war es schön zu sehen, wie hier zwischen Kolonialbauten Moscheen, Hindu-Tempel, Kirchen und Pagoden (fast) gleichberechtigt ihren Platz finden (die Pagoden haben natürlich immer noch die Oberhand) und wie friedlich die Religionen nebeneinander ausgelebt werden. Andererseits suchten wir vergeblich den besonderen Charme, der diese Inspiration ermöglichte. Die Erklärung dafür erhielten wir an unserem Abfahrtstag, als wir einen seit 40 Jahren in Australien lebenden Burmesen, der in Mawlamyaing aufgewachsen war, trafen. Er erzählte uns von den pulsierenden Straßen, den unzähligen Waren, die von hier aus in alle Welt verschifft wurden und die Lebensfreude, die hier einmal geherrscht hatte. „Now I just see a dead city“ war sein abschließendes Urteil. Auch die politische und wirtschaftliche Öffnung von Burma seit 2010 habe seiner Ansicht nach nicht zu einer Veränderung geführt. Immer noch säßen die gleichen Generäle in den gleichen Positionen, Korruption grassiere und die Rechtsprechung existiere quasi nicht. Sein Eindruck deckte sich mit unserem von Mawlamyaing und es wird sich zeigen, ob die jüngere Generation noch einmal den Elan und Schwung zur Umgestaltung der Strukturen im Land aufbringen kann oder ob Burma in den kommenden Jahrzehnten in der jetzigen Lethargie mit ihren nicht wirklich gerecht gestalteten Bedingungen steckenbleibt.

Am zweiten Tag unseres Aufenthalts mieteten wir uns ein Moto (einen Benziner zu leihen, war hier im Gegensatz zu Bagan gar kein Problem), um ein bisschen die Umgebung kennenzulernen. Als erstes ging es auf eine kleine Pagode, die auf einem Karstfelsen gelegen war. Auch hier galt wie bei allen Heiligtümern in Burma: Schuhe aus! Also aus den Flipflops geschlüpft und an den Aufstieg gemacht. Es war kurz nach Mittag und die Sonne hatte ihre volle Kraft und so wurde das Kinderspiel „Der Boden ist Lava“ voller Ernst. Dunkle Steine hieß es zu meiden, aber auch helle Flächen waren teilweise zum Verbrennen heiß. So hasteten wir von Schatten zu Schatten. Am Ende musste Miri feststellen, dass der Buddhismus auch nur eine doofe frauenunterdrückende Religion ist. Der höchste Aufstieg blieb dem Weibsvolk mit einem deutlichen „NO“-Schild verwehrt. Bevor es wieder Richtung Hotel ging, besuchten wir noch einen riesigen, begehbaren liegenden Buddha und obwohl dieser noch nicht ganz fertig gestellt war, wurde schon am liegenden Nachbar gewerkelt. Im Inneren waren etliche Szenen aus der Unterwelt sehr anschaulich nachgestellt – etwas schräg das Ganze.

Abends gingen wir dann zu einem auf Tripadvisor empfohlenen Inder und obwohl wir in Burma wirklich an jeder Ecke essen und vieles von der Straße gekauft haben, holten wir uns hier in einem ordentlich ausschauenden Restaurant einen gesalzenen Reisedurchfall.

Mandalay

Erfreulicherweise mussten wir nach Mandalay nicht in einem der eisigen Busse fahren, sondern konnten das Boot auf dem Irriwaddy-Fluss nehmen. Abgeholt wurden wir zwar um 5h morgens, aber das haben wir gern in Kauf genommen. Unser Boot war auch gar nicht so voll, legte pünktlich um 5:30h ab und so steuerten wir zunächst im Dunkeln und in einer morgendlichen Frische der zweitgrößten Stadt Burmas entgegen. Da es keine (beleuchteten) Tonnen gab, navigierte der Kapitän nur mit dem Suchscheinwerfer über den mächtigen Strom. Nach ca. einer Stunde wurde es ganz langsam Tag und die Sonne ging auf. Das war ein ganz wunderbares Naturschauspiel. Wir haben ja nun schon einige Sonnenaufgänge hinter uns, aber dieser war vom Wasser aus ganz besonders schön und extrem friedlich, auch weil sich einige Mitfahrer zum Schlafen unter Deck verkrochen hatten. Die Bootsfahrt generell war sehr entspannt und teilweise auch sehr interessant. An einigen Stellen wurden links und rechts des Bugs zwei Bootsjungen mit langen Stangen aufgestellt, die diese regelmäßig ins Wasser hielten, um die Tiefe zu kontrollieren. So wurde in Schleichfahrt durch die Untiefen gesteuert. Gemächlich und vor allem schön warm näherten wir uns so unserem Ziel. Nach 12 Stunden kamen wir in Mandalay an und bezogen unser Zimmer. Darin standen allerdings zwei Einzelbetten und kein von uns gebuchtes Doppelbett, sodass wir nach einigem Hin und Her ab der zweiten Nacht upgegradet wurden und in ein „Superior“ – mit Doppelbett – umziehen durften.

In Mandalay versuchten wir zunächst, ein paar nette Cafés zu finden, weil es schon eine Weile her war, dass wir in gemütlichen (oder wahlweise hippen) Stuben entspannt Kaffee schlürften und wir dachten, dass es in einer Millionen-Stadt vielleicht ganz gute Chancen gäbe. Tatsächlich fanden wir das ein oder andere Café, aber entweder waren sie extrem teuer (Kaffee tranken wir dort trotzdem) oder sie hatten ihren ganz eigenen „Charme“: hallenartig, AC auf Höchststufe und Fernseher mit englischem Fußball (auch hier versuchten wir uns an Speis und Trank). Auch wenn diese Etablissements sehr interessant waren, freuen wir uns schon auf einen ordentlichen Kaffee in einem unserer Hamburger Stamm-Cafés mit Ambiente.

Richtig spannend wurde es am Tag darauf. Wir mieteten uns Fahrräder, die sogar recht passabel waren, und steuerten als erstes Ziel die 1,6km lange hölzerne Brücke U Sein an, die hier zum Touri-Pflichtprogramm gehört. Die eigentlichen 9km verlängerten wir ein bisschen, da wir die Hauptstraßen mieden und uns durch Nebenstraßen fortbewegten. Hier sieht man dann doch die sehr großen Unterschiede in der Lebensqualität innerhalb der Städte, und dies teilweise direkt nebeneinander. Ein schicker Neubau mit Toyota im Carport steht direkt neben der Wellblechhütte. Trotzdem muss man sagen: Auch hier sieht man Armut, aber selten Elend. Als Bonus stolperten wir auf dem Weg noch über einen Tempel mit Riesenglocke. Als wir endlich an der Brücke angekommen waren, überquerten wir diese mit zahlreichen Burmesen. In der Trockenzeit führt sie allerdings eher über ein tümpelartiges, grünstichiges, muffendes Gewässer als über einen See.

Anschließend standen der Besuch von zwei Tempeln und der Sonnenuntergang vom Mandalay Hill aus auf der anderen Seite der Stadt auf dem Programm. Auch hier fuhren wir wieder kreuz und quer durch eine alte Klosteranlage, die mittlerweile zur Hälfte ein Wohnviertel ist, vorbei am Busbahnhof, an dem wir Tickets für den übernächsten Tag kauften. Bei der Pause in einem typischen Großrestaurant (nach drei Seiten offene Lagerhallenkonstruktion mit Blechtischen und -stühlen) lernten wir zwei Chemiestudenten kennen, deren Englisch leider für ein nachhaltigeres Gespräch zu dürftig war. Die neusten Ergebnisse des Bundesligaspieltags konnten wir dennoch mit ihnen besprechen. Nach dem Snack in dieser netten Begleitung fuhren wir zu einem ganz besonderen Tempel, der komplett aus Holz gebaut und mit unzähligen kleinen geschnitzten Figürchen dekoriert war. Vor Miris Augen sprangen ständig die Kämpfer aus den Martial Arts-Filmen von Stockwerk zu Stockwerk. In der späten Nachmittagssonne hatte der ohnehin schon beeindruckende Tempel ein ganz besonderes Flair. Vor Schließung des riesigen Tempels gegenüber haben wir diesen inklusive seiner mächtigen, imposanten Innenhalle noch schnell besichtigt, bevor wir uns auch schon rasch auf den Weg Richtung Mandalay Hill zum Sonnenuntergang machen mussten. Die Sonne näherte sich so langsam dem Horizont. Wovon wir allerdings nichts wussten, war der extrem steile Aufstieg zu dem Aussichtspunkt auf dem Hügel. In Serpentinen, in denen selbst die Motoren der Taxen laut aufheulten, ging es mit dem Fahrrad Richtung Kuppe. Spätestens nach der dritten Kurve schwitzten wir sehr auf unseren Drahteseln und versuchten, den Hügel im Stehen auf dem Rad weiter zu bewältigen. Irgendwann mussten wir allerdings doch absteigen und schieben. Weil wir ein bisschen knapp dran waren, die Sonne fiel und fiel und fiel, gab es oben auch keine Zeit zum Verschnaufen und ab ging es über drei Rolltreppen (yeah!) auf die Spitze, auf der eine Pagode steht. Dieser Spot ist zum Sonnenuntergang ein beliebtes Ziel der Touristen aller Nationen und es war auch schon recht voll. Doch Paul erspähte eine Terrasse ein Stockwerk tiefer, die noch nicht ganz so bevölkert war, und wie durch ein Wunder ergatterten wir eine der beiden letzten Bänke, die dort in die Arkaden eingebaut war. Für diesen Premiumplatz hat sich der anstrengende Aufstieg auf jeden Fall gelohnt. Diesen Tag rundete nach dem Sonnenuntergang ein Stopp in einer Sportsbar ab, die auf sympathische Weise ein bisschen abgerockt und von Einheimischen frequentiert war. Im TV lief Chelsea gegen Burnley (1:1), aber wir hatten den Pauli-Liveticker an. 2:0 gegen Dresden! Danach konnten wir – selbstredend – wunderbar schlafen.

Am Tag darauf spazierten wir in den Südwesten Mandalays, den wir mit unseren Rädern noch nicht erkundet hatten. Wir schlenderten durch kleine Straßen, die nicht sehr stark von Autos, sondern stärker von Rädern befahren waren, und ließen uns einfach treiben. Es ging vorbei an kleinen privaten Sägewerken, auf einmal zwischen Häusern platzierten reich verzierten Türmchen, unzähligen Tempeln mit ihren umtriebigen Mönchen und über den obligatorischen sehr lebendigen Markt. Danach pilgerten wir zum Fluss, um dort – natürlich – wieder einmal den Sonnenuntergang anzuschauen. Dieser war schön, wie immer, und weil wir doch eine ganz schöne Ecke von unserem Hotel entfernt waren, ging es mit dem Moto-Taxi zu einem Inder in der Nähe unserer Unterkunft. Das Essen war lecker und hat unfassbare 2€ gekostet – manchmal erscheinen uns die Nahrungsmittelpreise hier sehr irreal. Am Nachbartisch saßen zwei Deutsche, mit denen wir ins Gespräch kamen. Das Deutsch der beiden Sachsen war teilweise schwerer zu verstehen als das Englisch der Burmesen. Paul taufte die beiden „die Superossis“, da neben dem Dialekt auch Kleidung und Frisur (direkt aus den frühen 90gern entsprungen) die Klischees erfüllten. Die Superossis hatten schon viel erlebt und waren seit der Wiedervereinigung (in ihren Worten: „Seit wir reisen durften“) jedes Jahr auf eine Entdeckungstour gegangen, sodass sie viele lustige Geschichten aus allen Teilen der Welt erzählen konnten.

Am Abfahrtstag (es stand mal wieder eine Nachtbusfahrt an) hieß es packen, auschecken und 5 Stunden bis zur Abfahrt Zeit vertreiben. Wir schlenderten noch einmal ziellos durch die Gegend und wurden Zeugen eines Hahnenkampf-Trainings auf dem Vorplatz eines Wohnhauses. Wer der bessere war, konnten wir nicht einschätzen, aber gut trainiert schienen uns beide Hähne zu sein. Danach gab es ein Mittag-/Abendessen und schon saßen wir im Bus Richtung Süden.

Bagan

Beim Einstieg in den Nachtbus des Premiumanbieters mussten wir immerhin nicht sofort drei Kleidungsschichten anziehen, die Temperaturen waren tatsächlich erträglich. Auch die sonstige Ausstattung war besser, als wir es gewohnt waren. Breite, bequeme Sitze (wahrscheinlich ausrangierte Business-Class-Flugzeug-Sessel), gute Decken, kein burmesischer Film in lauter Dauerbeschallung für alle Passagiere, sondern ein Entertainmentsystem im Sitz des Vordermanns. Die Nacht startete also unter guten Voraussetzungen und Paul konnte so eine seiner besten Fahrten hier in Asien erleben. Miri hatte allerdings den kälteren Platz am Fenster erwischt, wo die Klimaanlage angebaut war, die im Laufe der Nacht ordentlich pustete. So war ihr Fahrterlebnis zwar sehr bequem, aber dennoch kalt. Wenn wir die Chance haben, werden wir das nächste Mal aber wieder einen Premiumanbieter wählen. Die paar Euro mehr lohnen sich in jedem Fall.

Morgens um 4:00h in Bagan angekommen freuten wir uns (insbesondere Miri sich) über die recht warmen Temperaturen. Wir wurden vorgewarnt, dass es nachts sehr kalt dort ist, aber die 15°C waren kein Vergleich zu den 7°C am Inle Lake. Mit einem schwedischen Pärchen teilten wir uns ein Taxi zum Hotel, wo wir netterweise ein Zimmer für den Morgen beziehen durften, um noch eine Rutsche Schlaf zu bekommen. Um 11:00h zogen wir dann in unser Zimmer um und der Bagan-Besuch konnte beginnen. Der erste Tag war geprägt von einem gemütlichen Frühstück, einer kleinen Erkundung der noch kleineren Stadt und ein paar Drinks in der einzigen Location, die man hier „Bar“ nennen kann. Wie in Yangon und am Inle Lake hat auch diese um 23:00h geschlossen – das Nachtleben in Burma existiert quasi nicht. Aber da wir am nächsten Tag ohnehin die Tempel anschauen wollten, war das in unserem Sinn.

Auf Elektrorollern (das einzige motorisierte, individuell erlaubte Fortbewegungsmittel für Touristen) ging es also am Morgen in Richtung Tempellandschaft von Bagan. Wir freuten uns über die E-Roller, da sie nicht nur ökologisch angebracht, sondern auch so schön leise waren, wunderten uns dennoch über dieses vorbildliche Verhalten der (Militär-)Regierung. Abends fiel uns dann auf, dass der wahre Grund wohl die sehr beschränkte Reichweite ist. Spätestens nach 40km muss man sein Vehikel wieder laden und benötigt dazu die passende Infrastruktur. Längere (oder sogar mehrere Tage andauernde) Ausflüge, wie z.B. in Laos, sind so nicht möglich und die Regierung behält die Kontrolle über den Bewegungsradius der Touris. Dazu passt auch, dass bei jeder Reise (egal ob per Bus oder Boot) der Ausweis vorgezeigt werden muss und Name, Passportnumber etc. schriftlich festgehalten werden.

Wir hatten zunächst absolut keinen Plan von Bagans Tempelanlage und fuhren einfach los. Das hatte den Vorteil, dass wir uns überraschen ließen von dem, was kam, aber abends merkten wir auch, dass wir ziemlich wichtige und imposante Tempel komplett ausgelassen hatten. Diese setzten wir schnell auf unsere – nun geplante – Route für den nächsten Tag, an dem wir das Weltkulturerbe somit etwas strukturierter besuchten. Die Erkundung von Bagan war uns auf diesen beiden verschiedenen Wegen möglich, weil die über 2.000 Tempel, die durch Feuer und Erdbeben zuletzt im August 2016 von 4.000 auf die Hälfte geschrumpft sind, auf einem riesigen Gelände verteilt sind. Landschaftlich erinnert das Ganze an eine afrikanische Savanne und es ist ähnlich staubig und trocken. Dadurch herrscht dort eine ganz spezielle und unwahrscheinlich schöne Stimmung. Es war fantastisch, einfach (geräuschlos) durch die Gegend zu fahren und immer wieder irgendwo auf Tempel zu stoßen, wo man es so gar nicht vermutet hätte. Weil es davon auch so viele gibt, kommt es häufiger vor, dass man ganz alleine zwischen den alten Steinen herumläuft. Sonnenauf- und -untergang auf einem der Tempel mit Blick auf die Steppe und Tempellandschaft sind hier Pflicht und weil wir zu Beginn das Terrain noch nicht kannten, landeten wir an einem vom Lonely Planet ausgewiesenen „Alternativtipp“, der mittlerweile ein echter Hotspot geworden ist. Die Sicht ist dafür natürlich großartig und so bestaunten wir inmitten ziemlich vieler Touris, die uns aber immer noch Mengen-mäßig an das Angkor von vor zehn Jahren erinnerten und damit für eine solche historisch bedeutsame Anlage sehr erträglich waren, das wunderschöne Ab- und Aufsteigen der Sonne. Für den zweiten Sonnenuntergang fanden wir dann sogar noch einen abgelegenen Tempel, auf dem wir das Licht- und Stimmungsspektakel mit nur neun weiteren Besuchern beobachten konnten. Bei Vollmond ging es dann mit den E-Rollern zurück ins Hotel. Von der Atmosphäre in Bagan werden wir noch lange zehren, sie war einfach einmalig.